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Forschung«« der Leipziger Polizei ist e« gelungen, den Frevler in der Person Le- Student Rehse an» Erfurt zu ermitteln und ist derselbe bereit» bet der Letrrffeudea Behörde zur Anzeige gebracht. In Leipzig wurde am Dienstag eine bettelhast aufgeputzte Zigeunerband« von 17 Köpfen in die Gefangenschaft eingeliefert. Diese Gesellschaft hatte in einigen benachbarten Dörfern in geradezu un gestümer Weise gebettelt. Einen widerwärtigen Ein druck machte e», al» die Frauen selbst den Säug lingen die EchnapSslasche zum Trinken gaben und die größeren Kinder anhielten, die versammelte schaulustige Menge um Taback anzubetteln. Die Einlieferung in die Anstalt machte insofern einige Schwierigkeiten, al» sich dir Zigeuner sträubten, da« Gefängnis zu betreten. Ja der Eentralhalle zu Leipzig präsentirt sich jetzt ritz 31 jähriger Mann au« Westphalen, der, nachdem er al» Artillerist gedient, vor 4 Jahren »wegen hochgradiger Fettleibigkeit" von der Militär pflicht befreit werden mußte und jetzt über da« respektable Gewicht von 211j Kilo, also 423 Pfund verfügt. Sein Körperumfang entspricht merkwürdiger weise genau der Körpergröße: wie jene, beträgt diese 1 M. 75 Em. Zur Bekleidung bedarf er nicht weniger als 21 Ellen Stoff. Welche Körperdimen« fionen der übrigen» ein intelligente» Gesicht zur Schau tragende Mann hat, geht daraus hervor, daß das Seitengewehrkoppel eines Gendarmen nur äußerst knapp ausgereicht hat, den einen oberen Schenkel de» wohlbeleibten Mannes zu umschließen. Am 21. Juli ist, der „Glauchauer Zeitung" zu folge, in Chemnitz von einem anständig gekleideten, unbekannten Manne ein 6 jähriger Knabe aus guter Familie von der Straße weg entführt worden. Das Kind soll später in Riesa gesehen worden sein und war der Vater desselben daselbst, mußte jedoch un verrichteter Sache wieder abreisen, da sich keine Spur von dem Verschwundenen auffinden ließ. Bei dem am 26. Juli in Großschirma statt gefundenen „Sängervogelschießen", welches größten TheilS au» jungen Leuten besteht, ist der Schmiede meister Ernst Zill erschossen worden. Die Kugel ist demselben direkt durch den Mund in den Hals gegangen, worauf der Tod nach Verlauf 4 Stunde eintrat. Ob derselbe nun durch sein eigene« Ver schulden oder durch Jemand ander« erschossen wurde, wird erst die Untersuchung feststellen. Der Ver storbene hinterläßt eine Wittwe mit sechs unmündigen Kindern. Im Cursaalr in Bad-Elster fiel am Sonnabend Abend der Kronleuchter plötzlich von der Decke herab zu Boden und zwar in dem Augenblicke, al» der Hausmeister im Begriff war, denselben anzuzünden. Nur unter bedeutender Anstrengung gelang es, das sich entzündende Petroleum zu löschen und drohende weitere Gefahr abzuwenden. Der Kronleuchter war eine prachtvolle Arbeit aus Bronze mit etwa 50 Flammen, die durch große Milchglasglocken bedeckt waren, und von so beträchtlichem Gewicht, daß die Platte eine« Tisches, welcher von demselben beim Fall betroffen wurde, vollständig durchgeschlagen wurde. Mit dem 1. August wird das PostauftragS verfahren im Verkehr mit Deutschland einer seits und Frankreich-Algerien andererseits eingesührt. Die Einziehung von Geldern im Wege de» Postauftrags kann hiernach bis zum Betrage von 400 M. oder 500 Fr«. erfolgen und kommt hierbei von Seiten Deutschlands da« bisherige Deutsche-Post-AuftragSformular in Anwendung. Die Sendungen unterliegen der Frankirung. Kiel, 28. Juli. Nachmittags 4j Uhr fand die Taufe der Panzercorvette 0 durch den Kronprinzen statt. Derselbe hielt die folgende Rede: „Möge da« . Schiff, welche» wir taufen, seinem Namen stet» Ehre machen. Wir taufen e» nach dem Namen eine« schönen Lande» au den Marken unsere« Vaterlandes, dessen Beherrscher nicht nur mit Mir durch die Bande de« Blute» verwandt ist, sondern da» auch den andern Fürsten und Völkern stet» al- schöne» Vorbild dient: Baden." Die Flasche zerschellte und bald darauf nahm der Coloß seinen Weg unter brausenden Hurrahrufen in'« Wasser. Im Widerspruche mit der von deutschfeindlichen Elementen inElsaß-Lothringen aufgeworfenen Bchauptuvg, daß seit der Einverleibung der Reichs lande tu Deutschland rin allgemeiner Nieder gang de» Wohlstandes stattgefunden hat, kann ziffernmäßig uachgewiesen werden, daß der Wohl staup jm Zunehmen begriffen ist. So haben sich z, B. Pie Schulden der Svneinden vom 31. Du- 1870 bi« zum 1. April 1880 von 14,571,935 Mk. auf 12,987,753 Mk. vermindert; e» sind also 2,184,182 Ml- Schulden getilgt worden. Die» ist Lewißal« ein durchaus günstige» Resultat »u be zeichnen, uqmentltch wenn man erwäat, daß viele Memeludtü während per angrgebeüeu Zett erhebliche außerordentliche Ausgaben für Wasserleitungen, Bauten u. dergl. zu machen gezwungen warm. Ju der ungünstigen Lage vermöge der daselbst herrschenden Verhältnisse befindet sich die Stadt Metz. Trotzdem ist e» derselben möglich gewesen, den im Jahre 1870 vorhanden gewesenen Schuldeabetrag von 3,229,600 Mark bi» zum Jahre 1879 auf 2,465,600 Mk. zu verringern. Die Schulden der Stadt Straßburg haben gerade um die Hälfte in der angegebenen Zelt abgenommen; sie betrugen nämlich 637,606 Mk. im Jahre 1870 und belaufen sich gegenwärtig nur noch auf 317,192 Mk. Die „Magdeb. Ztg." sagt gewiß nicht zuviel, wenn sie behauptet, daß an diesem günstigen finanziellen Ergebniß der beiden Städte die eingesetzten deutschen Verwalter einen gewissen Antheil haben. Die BerathungSgrgenstände auf der neuen Finanz- mintstrr-Conferenz in Coburg bilden außer dem Tabackmonopol, welche« die Offiziösen freilich krampf haft dementiren, die Börsen-, Brau- und, so weh es auch den Agrariern thut, die Branntweinsteuer. Nette Descheerungen! Auf Grund der in dem letzten Kriege gesammel ten Erfahrungen ist auch da« Feldpostwesen neu geordnet worden, so daß auf eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit desselben für etwaige künftige Fälle gerechnet werden kann. Da« Personal für da« Feldpostwesen ist bereit« von der Postverwaltung designirt. Die Deutschen Färber und deren verwandten Gewerbtreibenden, al» Appreteure, Bleicher, Drucker, Wäscher, werden den 1., 2. und 3. August d. I. in Leipzig, Hotel du Nord, Blücherstrasse, einen allgemeinen Verbandstag abhalten. Die Wiener »Presse" meldet al« bestimmt die baldige Wiedereinberufung des ökumenischen ConcilS. Man will in unterrichteten Kreisen sogar wissen, daß unter den für da« Conzil bereit« in Vorbe reitung befindlichen Vorlagen sich auch eine solche befinde, welche zu einer neuerlichen Besprechung de« Dogmas von der Unfehlbarkeit führen dürfte. England. In England herrscht große Bestürzung über die furchtbare Niederlage, welche die englischen Truppen erlitten haben. Die bisher über die Cata« strophe cingetroffenen Meldungen lauten aus Eimla, 28. Juli: »General Burrow erlitt durch Ajub Khan eine ernstliche Niederlage; die Verluste sind be deutend, die englischen Streitkräfte wurden zer streut und mußten die Flucht ergreifen, wobei sie auf eine Entfernung von drei Meilen vom Feinde verfolgt wurden. Jetzt kommen sie in kleinen «b- theilungen in Kandahar an. Zwei Kanonen wurden vom Feinde genommen. Jm Laufe der Mittwochs sitzung de« englischen Unterhauses verlas der Staats sekretär für Indien, Hartington, ein weitere« der Regierung zugegangenes Telegramm, nach welchem die Streitmacht Ajub Khans, von der Burrow an gegriffen wurde, 12,000 Mann und 36 gut bediente Kanonen zählte. 1700 bi« 2000 Mann Verstärk ungen rücken schleunigst in der Richtung auf Kan dahar vor. General Phayre hatte Verbindungen mit dem General Primrose; die telegraphische Ver bindung ist indessen jetzt abgeschnitten. General Phayre und Sandemann schlagen vor, die Linie von Nari aufzugeben und sich am Bolanpaß zu concen- triren." Türket. Wie man au« Constantinopel schreibt, heißt e- in der am 27. d. überreichten Antwort der Pforte auf die Collectivnote der Mächte, die Pforte habe die von der Conferenz vorgeschlagene Grenzlinie vom strategischen, politischen und ethnographischen Stand punkte au« geprüft und gefunden, daß dieselbe keine solide Defensivgreoze für die Türkei herstelle. Sie umfasse Mezzowo, einen wichtigen strategischen Punkt, Janina, die Hauptstadt Unteralbaniens, dessen Ab tretung schwere Verwickelungen nach sich ziehen würde, und Lerissa, eine blühende Stadt, welche durch die Auswanderung der dort in Majorität befindlichen muhamedanischen Bevölkerung zu Grunde gerichtet werden würde. Den Kalifen interessirten die Musel männer nicht weniger, al- da« Schicksal der Christen die betheiligten christlichen Mächte interessire. Indem die Pforte r« für unmöglich erklärt, Janina, Mezzowo und Larissa zu opfern, ist sie zu Con- cessionen an Griechenland bereit und bittet die Mächte sich mit ihr wegen Annahme einer definitiven Grenzlinie und wegen Regelung der Detail» zu verständigen. Vermischtes. — Frankfurt a. M., 29. Juli. Die Preise im deutschen Turnerfest sind vertheilt worden. E» gehen 7 nach Milwaukee (Amerika), 6 nach München, 2 nach Leipzig, je 1 nach Hanau, Mannheim, Bir mingham, Stuttgart, Köln und Wiesbaden, während 3 in Frankfurt bleiben. — Bei dem Feuerwerk, welche» am Mittwoch Abend auf dem Turnfestplatze in Frankfurt abgebrannt wurde, erfolgte eine Explosion durch Zerspringen eine» eisernen Mörser». Durch di» umhergeschleuderten Splitter wurden, so weit bisher ermittelt, 3 Personen getödtet, 17 Personen« wurden sehr schwer verwundet; 4 derselben find bereit« amputlrt worden. Sämmtliche Verwundete wohnen in Frankfurt, ausgenommen 1 au» Hanau und 1 au« Höchst. Sachsen sind nicht betroffen. — Die Höhe der Gerichtskosten ist eim unerschöpfliches Thema für dir Blätter. So be leuchtet die „Vossische Zeitung", welche nach jeder Richtung hin in dieser Angelegenheit gut unterrichtet sein kann, in einem Artikel, nachdem sie einen schwer zu erklärenden exorbitanten Fall von hohen Gerichts kosten au« der National - Zeitung angeführt, einem normalen Fall, bei dem e« sich um ein Object von 500 Mk. handelt. Da» Blatt schreibt: „Dir Entscheidungsgebühr beträgt hier 20 Mk. und die Gebühr für die Verhandlung, wenn der Anspruchs de« Kläger« bestritten wird, wiederum 20 Mk- Hierzu treten die Gebühren für die Anwälte beider Parteien, von denen jeder schon für den bloßem Geschäftsbetrieb einschließlich der Information im diesem Falle «ine Prozeßgebühr von 19 Mk. unt> für die mündliche Verhandlung nochmal« eine Ver- handlung-gebühr von 19 Mk. beanspruchen kann. Dadurch erreichen die Prozeßkosten schon die Höhe von 116 Mk., ohne daß die Zustellung-- und Schreibgebühren mit in Betracht gezogen sind, die mindesten« auch gegen 14 Mk. betragen werden: Bei ganz glattem Verlauf de« Prozesse« belaufen sich die Prozeßkosten hier also auf 130 Mk. Ist. nun aber noch eine Beweisaufnahme nöthig geweserr, d. h. ist z. B. nur ein Eid abgenommen worden, so betragen die GerichtSkosten wiederum 20 Mk., die Anwaltsgebühren 38 Mk., und die Prozeßkosten machen mit den Nebenkosten etwa 180 Mk. aus.. Die Kosten erhöhen sich entsprechend, wenn der Prozeß von den Parteien durch Einreden oder durch Appell an die Berufsinstanz noch in die Länge ge zogen wird, und können sich im Handumvreheir höher, al« das ganze Prozeßobject stellen. Vollend» nachtheilig wirken die gesetzlichen Bestimmungen aber' dann, wenn der Sieger in einem Prozeß zur Zwangs vollstreckung gegen seinen Schuldner schreiten will. Die Kostenberechnungen, die da Platz greifen, sind ganz unglaublich, doch zu complicirt, als daß wir uns hier näher darauf einlassen könnten. In jedem Falle erhellt schon au« den gemachten Angaben, wie empfindlich sich die auf die Prozeßgebühren bezüglichen Bestimmungen fühlbar machen, und muß man hier bei auch unterscheiden zwischen den Gerichts-, Rechts anwalts- und Gerichtsvollzieher-Gebühren, so gehen die Gesammtkosten eine« Prozesses doch ganz un^ zweifelhaft über die Grenzen der Billigkeit hinan«." — Da« unsinnige Schaukeln im Kahn hat am Sonntag in Berlin wiederum drei Opfer gekostet.. Fünf junge Leute kamen schon um 5 Uhr Morgen« in etwa« übermüthigcr Stimmung nach Stralau und ruderten vergnügt in die Spree. Unterweg» begannen sie zu schaukeln und anderen Unfug zu treiben. Endlich, in der Nähe der Stralauer Kirche, setzten sie sich Alle auf den einen Rand des Boote», dasselbe kenterte und da« Wasser schlug sofort über den Köpfen der tollkühnen Burschen zusammen. Zwei von ihnen tauchten wieder empor und vermochten sich am Boot festzuhalten. Die übrigen 3 wurden erst nach längerem Suchen al- Leichen aufgefunden. Merkwürdiger Weise waren 2 von den Ertrunkenem Schwimmer, während die Geretteten ve« Schwimmen unkundig waren. — An Unglücksfällen und gewaltsamen TodeS- arten ist eine Großstadt wie Berlin begreiflicher weise besonders reich. Einen Begriff von der Größe diese« Gebiete« erhält man, wenn man einen Blick, in die Unglücksstatistik eine« einzigen Jahre« wirft, soweit dieselbe sich auf die durch solch' gewaltsame Ereignisse herbeigeführten Todesfälle bezieht. E» erglebt sich daraus, daß in einem Jahre 644 Menschen auf gewaltsame Weise au« dem Leben ge schieden sind und unter denselben 299 Selbstmörder sich befunden haben. Jm Uebrigen führt die Statistik 137 BergiftungSfälle (darunter 38 Alcohol- Vcrgistungen) auf, 31 Todesfälle waren auf Brand wunden, 2 auf Erfrieren, 2 auf Sonnenstich, 1A auf Ueberfahren, 164 auf Sturz, Stoß oder Schlag, 56 auf Erschießen, 128 auf Erhängrn, 65 auf Er trinken, 31 auf Ersticken und 15 auf sonstige Un- glücksfälle zurückzuführen. — Bon einer verhrerrnden Feuer«brunst ist der Ort Niederschönwride bei Köpenick» in der Nähe von Berlin, in der Nacht zum Montag heim gesucht worden. E« ist da« Hauptfabrtk - Gebäude der Blackborn'schea Tuchfabrik, in welches sich- Spinnerei, Walkerei» Appretur, Maschinist Md- Kohlenhau« re. befinde«, ei« Rarch HttkM