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395 durch 8vdr»mm, Gemeindevorstand. Menichen zu beschaffen, wie vir gesteigerte 'Nachfrage nach Maaren solcher Meister, trugen gleichmäßig dazu bei. Die Zahl der Gesellen, welche ein Meister hielt, nahm mit den Jahren zu; von zwei bis drei stieg man zu fünf Gesellen auf und verschiedene Be leg« au« dem fünfzehnten Jahrhunderte erweisen, daß man damals bezüglich der ArbeitStheilung auf dem besten Wege zum Großbetriebe de« Handwerks war. Diese Bewegung wurde aufgehalten durch die Erscheinungen, denen das wirthschaftliche Leben durch Entdeckung des Seeweges nach Indien und durch die Entdeckung Amerika'» ausgesetzt war; mehr noch durch die entsetzlichen Verheerungen des dreißig jährigen Krieges. Nach all' dem Elend, daß die Kriege de» siebenzehnten Jahrhundert« über unsere Vorfahren brachten, mußte ziemlich wieder von vorn angefangen werden. Aber sobald man die schlimmsten Schläge überwunden hatte, wiederholte sich die frühere Erscheinung: wer durch Fleiß, Glücksfälle oder Erbschaft zu Besitz gelangte, dehnte sein Ge schäft au», führte bei Herstellung seiner Maaren die ArbeitStheilung, also die Anfänge fabrikmäßigen Be triebes ein und strebte darnach, da» Geschäft über seinen ursprünglichen Rahmen hinauSzuheben. Die Capitalansammlung, die seit zwei Jahrhunderten eingetreten ist, wurde nur einmal während der napoleonischen Kriege gestört, aber nicht vollständig aufgehoben. Und so sehen wir denn, daß in weiterer Folge jene» Prozesses die industriellen Anlagen immer größer geworden sind und der Handel den Verkauf der angefertigten Maaren immer selbst ständiger in die Hand genommen hat. Wo soll nun heute das BerbietungSrecht der Innungen anfangen, wo soll e» aufhören? Glaubt man wirklich dem Handwerkerstände damit aufzu helfen, wenn einigen Pfuschern der Gewerbebetrieb untersagt und die Führung ve« Meistertitels ver boten wird? Selbst die alten mit vieler Macht ausgerüsteten Innungen vermochten ja die Pfuscher nicht unmöglich zu machen; in kleinen Städten und auf Dörfern ist diese Spezies überhaupt nicht aus« zurotten. Aber selbst wenn die» geschehen könnte, dem Handwerk wäre damit kein großer Dienst ge leistet. Mehr al« der Pfuscher schadet ihm der Fabrikant, der Großindustrielle, der Kaufmann mit seiner Concurrenz. Wenn der Kaufmann amerika- nische« Fleisch, Brod, Möbel, Schuhwaaren, Garde robe und alle« sonst Erdenkliche vom Fabrikanten bezieht und verkauft, so hat die- für den Fleischer, Bäcker, Tischler, Schuhmacher, Schneider u. s. w. mehr zu bedeuten, al« die Concurrenz de« armen Pfuscher«. Da somit gegen die Richtung der Zeit im All gemeinen nicht angekämpft werden kann, so thut man wohl am besten, die Träume von einer Wieder herstellung der Innungen in ihrer alten Gestalt ganz aufzugeben und sich darauf zu beschränken, nur den Auswüchsen der neuen Richtung entgegen zu treten. Man lege hübsch da Hand au, wo auch wirklich Aussicht auf Erfolg ist; an Arbeit fehlt e« dabet sicher nicht. Vor Allem bietet unser heutige« Lehr- ling-wesrn für Reformbestrebungen ein weite« Feld. Freilich darf man hierbei nie au« den Augen lasten, daß erweiterten Rechten de« Sehrherra auch erweiterte Pflichten gegenüberstehen und daß mit einer ver stärkten Gewalt über die Lehrlinge auch eine größer« Fürsorge für da« Wohl derselben untrennbar ver bunden sein muß. Die im Herbstt d. I. pachtfrei werdenden der Herrmann'schrn Christbescheerung-stiftuag gehörige« Feldparzellen Nr. 9, 10, 11, 12, IS und 1<. zwischen de« Bischoftwerda-WeiSer«dorfer Cemmuuication-wege und der Eisenbahn gelegen, sowie die derselben Stiftung gehörigen Wiesrnparzellea Nr. 1, S, K nnd 4, hinter dem Froschteich gelegrmsollen Mittwoch, dm > 8. August d. I., Vormittags io Uhr, Wieden»« auf sech« hintereinander folgend« Jahre im Wege de« Meistgrbot« verpachtet werden und wollen sich Erstehung-lustige zur gedachten Zeit im hiesige». Rathhaussaale einfinden. Bischofswerda, am 26. Juli 1880. Die Administratoren der Herr man n'schen Stiftungen. Sinz^ Meißner.Huste. Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König und die Königin gedenken von dem Jagdhause Rehefeld au«, wohin Se. Majestät sich am 1. August begicbt, während Ihre Majestät die Königin im Laufe nächster Woche von TaraSP kommend, ebendaselbst eintrifft, anr Sonnabend nächste Woche das Festschießen der: Dresdner privil. Bogenschützengilde mit einem Be suche zu beehren. Am Montag Nachmittag 2 Uhr kam Sc. Königl. Hoheit der Prinz Georg mit Familie in Schandaw an und fuhr mit Geschirr nach dem Kuhstall, woselst ' die hohen Herrschaften gegen H4 Uhr anlangten. Der Wirth, Herr Blaske, hatte in dem von der. Schandauer Ausstellung herrührenden Königspavillon servirt, woselbst da« Diner eingenommen wurde, während die Capelle unter der Felsenhöhle concenirle.. Nach dem Mahle besuchte man die Aussichtspunkte auf dem Felsen, wie nicht minder da» berühmte .Schneiderloch'. Auch die weitere Umgebung de« Kuhstalles wurde theils zu Fuß, theils zu Pferde aufgesucht. Gegen Abend unternahm man, obwohl die Witterung nicht recht günstig war, den Rückweg zu Fuß (nur für den jüngsten Prinz und die jüngste Prinzessin waren 2 Pferde zur Disposition gestellt worden) durch eine der Schrammstein-Partien nach Schandau, woselbst die hohen Herrschaften in der Villa Carola des Herrn Sendig die Nacht verbrachten. Am Dienstag früh 6 Uhr begab sich die prinzliche Familie per Schiff nach Rathen und besuchte dann die Bastei. Die Rückkehr nach Hosterwitz erfolgte in den Abendstunden. Bischofswerda, 30 Juli. Der hies. Zweig verein der Gustav-Adolph-Stiftung hielt gestern Nachmittag 4 Uhr im Schützeohause allhier seine dies jährige Jahresversammlung ab. Zunächst wurde die vorjährige Rechnung vorgetragen und für justificirt erklärt. Nach derselben betrugen die Einnahmen ») Cassenbestand 219 M. 95 Pf., d) eingegangene Jahresbeiträge 579 M. 40 Pf., o) Collectengelder und Zinsen 86 Mk. 15 Pf., ä) ReformalionScollecte 41 M. 95 Pf. also in Summa 927 M. 45 Pf. Dir Ausgaben betrugen: a) UmerstützungSgeldrr an hilfsbedürftige evang. Gemeinden 650 M. 85 Pf.» d) Verläge, Porto« rc. 43 M. 92 Pf., e) auf die Sparcasse gegeben 46 M. 15 Pf. in Summa 740 M. 92 Pf. mithin noch ein Ueberschuß von 186 M. 53 Pf. vorhanden ist. Hierauf wurde beschlossen, von den noch zu hoffenden Jahresbeiträgen, abermals 450 Mark an den Hauptverein Dresden für hilfsbedürftige Gemeinden einzusenden, wovon da« erste Drittel 50 M. für Rumburg, 50 M. für Rrichenberg und 50 M. für Luppa bestimmt wurden. Für da« zweite Drittel wurden dem Hauptveretn Gablonz, Settendorf und Echirgi-walde zu gleichen Theilen empfohlen und da« letzte Drittel dem Central vorstand zur sofortigen Verwendung überwiesen. Für die in Bautzen am 17. und 18. August statt findenden Jahresversammlung de« Dresdner Haupt verein«, wurden noch zu Deputieren erwählt die Herren: k. vr. Wetzel hier, ?. Jmmisch in Göda und Oberlehrer Pache hier. _ , Der sächsische Gesandte am Berliner Hof^ v. Nostiz-Wallwitz, hat sich in der Schwei, von den Folgen seine« Beinbrüche« erholt und wird bmaew Kurzem nach verlia zur Urbernahme seine« Postn»4 zurückkchren. Kubmissivll. Zum Neubau eine- WegetractS von 7 Meter Breite und circa 10V Meter Länge mit Steinpflasterung im Dorfe Schmölln sollen Dienstag, -en 3. Auguft 1880, von Nachmittags 7 Uhr an, im Baier'schen Gasthause in Schmölln die dazu erforderlichen Boden-, Maurer- und Steinsetzerarbeiten, die Anlieferung der dazu erforderlichen 3V Eeniimeier im Durchmesser weiten Chamottröhren zum Schleußen, eisernen Schleußengittern, Mauer-, Vorlagen-, Bord- und Pflastersteinen, sowie Sand, als auch die Weiterbeförderung deS Bodens von den zu bauenden Wegetracte 1) in einzelnen Posten, oder auch 2) nach Belieben der Bewerber, den sämmtlichen Wegeumbau im Ganzen, unter den in diesem Termin bekannt W gebenden Bedingungen und Einsichtnahme deS Kostenanschlags, vergeben werden. Die Auswahl unter den Bewerbern wird Vorbehalten. Schmölln, am 27. Juli 1880. Au- dem gewerblichen Leben. Noch immer begegnet man in gewerblich:» Kreisen der Meinung, daß die Aufhebung des Jvnung-weseo» an de» mißlichen Verhältnissen der Gegenwart die meiste Schuld trage. Wer solche Klagen ertönen läßt, vergißt ganz und gar, daß der Zerfall de« Innung-Wesen« viel weniger durch da« Gesetz, al« bei Weitem mehr durch die wirthschaftlichen Verhältnisse herbeigeführt ist und da» Gesetz die Auflösung der Innungen, die längst vorbereitet war, nicht veranlaßte, sondern nur bestätigte. Die Erfindung der Dampfkraft und die mit ihr geschaffene Großindustrie haben die Stellung der Innungen im wirthschaftlichen Leben verändert. E« vollzieht sich da ein Prozeß, den kein Gesetz zu hindern vermag. E« wäre vergebliches Bemühen, gegen «ine historische Nothwendigkeit ankämpfen zu wollen. .. Alle« Gewordene ist nicht etwa« Zufällige« und Willkürliche-, sondern da« Resultat einer sich natur gemäß vollziehenden Entwicklung ; ein Glied in der langen Kette menschlicher Einrichtungen. Man kann nicht nach Belieben eine ganze Reihe solcher Glieder abtrennen und auf einen Punkt zurückgehen, auf welchem die Geschichte vor Jahrhunderten stand. Da« geht schon deshalb nicht, weil jede» Feld unserer Thätigkeit im engsten Zusammenhänge mit der Gesammtentwickelung de« ganzen Volkes steht. So existirt denn auch zwischen unseren gewerblichen Verhältnissen und dem Lause der Dinge auf allen anderen Gebieten «ine innige Verbindung, die sich nicht durch «in paar Gesetzesparagraphen lösen läßt. Wer möchte wohl empfehlen, die Fabriken zu schließen und die BerkehrSanstaltea aufzuheven, die den Handel - so sehr begünstigen? Die ganze Richtung unserer Zeit, welche Jedem gestattet, seine Kenntnisse zu brauchen, wo und wie e« ihm beliebt, kann unmöglich in ihr Gegentheil verwandelt werden. Und gerade Fabriken und KaufmannSläden finde« im Wesentlichen, welche den alten Innungen ihr Grab gruben. Seitdem der Fabrikant die Maaren billiger, und nebenbei gesagt, auch zum Theil gefälliger liefert, al« der kleine Handwerker die« vermag, nachdem da« Großkapital einen Gewerbszweig nach dem andern an sich gerissen und die kleine Werkstatt ihre Bedeutung an die großen industriellen Anlagen hat abtreten müssen, seit Man Handwerkswaaren in den Läden der Kaufleute kaufen kann — seitdem und nicht erst feit irgend einem Gewerbegesetz ist die Innung der alten Zeit gegenstandslo« geworden. Wer die ganze gewerbliche Entwicklung unsere- Bolke« überblickt, wird finden, daß der Verlauf der Dinge auch gar nicht« Zufällige« und Willkürliche« aufweist, sondern sich jetzt noch in derselben Richtung bewegt, wie vor Jahrhunderten. Er steht im engen Zusammenhänge mit der Eapitalansammlung Einzelner und mit dem gestiegenen Wohlstand überhaupt. In den ersten Anfängen unsere« gewerblichen Leben dacht« kein Handwerker daran, Gesellen zu halten. Jeder arbeitete, sobald er eia Jahr hindurch die oothdürftigsten Handgriffe erlernt hatte, al« Hand werker für sich. Eia Unterschied zwischen Meister und Gesell« bestand nicht. Erst nach Jahrhunderten bildete sich auf einer höheren Stufe de« gewerblichen Leben« die Gewohnheit au-, einen oder zwei Gesellen zur Unterstützung de« Meister« zu halten. Der «höhte Wohlstand einzeln« Meist«, welcher denselben gestattete, Werkzeuge und Arbeit-rämne für mehrere