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iusbefoadere der Baien» und Berliner gaben den Sympalhirn Deutschlands für Oesterreich und sein Deutschthum beredten Ausdruck. Ja Frankreich ist Gambetta noch immer der Mann des Tage-, geschätzt als Stütze der Regierung, beliebt als Redner und populär in der Armee. Die reaktionären und radikalen Blätter suchen zwar sein« Erfolge in Belleville zu verkleinern, aber diese Er« fotze selbst können damit nicht verwischt werden. Jo England ist der Einfluß Gladstone'» im Sinken begriffen, da die Liberalen der alten Schule, die Whig«, jene gewöhnlich den Ausschlag gebende Mittelgruppe zwischen den Tories und den Radikalen, dem Premier die Freundschaft kündigen. Diese alten Grundherren haben ein Haar in der inneren Politik Gladstone'» gefunden; derselbe schneidet ihnen mit der Bill wegen der „irischen Pachtfrage" zu sehr in'» Fleisch und betreibt nebenbei auch eine au»« wärtige Politik, die ihnen für die Zukunft ebenso kostspielig erscheint, wie die BeaconSfield'sche. Letztere- würden sie wohl noch verzeihen, aber da» Anwachsen des radikalen Einflusses in der inneren Politik, sprciell die Bestrebungen Gladstone'S, die Agrarverfassung Englands umzugestalten, erregen hauptsächlich ihr Mißfallen. E» ist daher sehr leicht möglich, daß wir schon bald von einem englischen Ministerwechsel berichten können. — Im britischen Caplande droht ein neuer „Zulukrieg" auszubrechen, da die BasutoS aufständisch geworden sind und den englischen Vertreter bedrohen. Auf der hohen Pforte wird gegenwärtig die Antwort auf die Collectivnote berathrn. Wie hierüber au» Constantinopel nach Wien gemeldet wird, wiegt im türkischen Ministerrathe die Anschauung vor, „daß die von der Berliner Conferenz beschlossene türkisch-griechische Grenzlinie nicht im Einklänge mit dem Geiste des Artikel» 24 des Berliner Vertrage» stehe; außerdem aber stehen die Bedenken wegen der Schwierigkeiten obenan, welchen die Pforte begegnen mußte, wenn sie einwilligen wollte, ein so große« Gebiet an Griechenland abzutreten." Damit ist wohl nur ein momentanes Stadium der Frage ge- ktnnzeichnet; dieselbe wird noch manche Phase durch laufen, eh« die Antwort wirklich erfolgt. — In Athen hat man sich entschlossen, auf jeden offensiven Schritt so lange zu verzichten, als Griechenland nicht von den Mächten zur Besitzergreifung der ihm zugesprochenen Gebiete aufgefordert wird. Die Ein berufung der Kammer ist für Ende September in Aussicht genommen. Sowohl an der deutschen als öfter- reichischen Grenze ertönen Klagen über russische Grenzverletzungen durch die berüchtigten Kosaken. Diese Vorfälle dürften zu diplomatischen Erörterungen führen. Der Wortlaut der zwischen dem Kaiser und dem Vorstände de» österreichischen Bundesschießens gewechselten Depeschen ist nach der „Köln. Ztg." folgender: Kaiser Wilhelm an den Vorstand de» deutschen Schützenbundes: „Indem ich dem deutschen Schützenbunde Meinen freundlichsten Dank für seinen patriotischen Gruß sage, freue Ich Mich dessen reger Theil- nahme an dem ersten Bundesschießen in Oesterreich, wo ihm eine so herzliche Aufnahme zu Theil wird, erhöht durch die Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers und König».' Wilhelm, Imperator et Rex. Präsident Kopp verlas da» Telegramm und brachte ein Hoch auf den deutschen Kaiser au», das lebhaft ausgenommen wurde; dann wurde folgendes Antwort-Telegramm abgelassen: An Er. Majestät Wilhelm, Kaiser von Deutschland, Bad Gastein. ,DaS Centralcomitee de» ersten österreichischen Bundesschießens erlaubt sich im Namen aller österreichischen Schützen, Ew. Majestät für den kaiserlichen Gruß den ehrfurchtsvollsten Dank auszusprechen, und brachten alle anwesenden Schützen und Festgäste dem erhabenen Verbündeten unsere» vielgeliebten Kaiser» ein begeistertes drei malige- Hoch au»." Für das Centralcomitee: vr. Kopp, Präsident. Nach dem Verlesen de» Telegramm» erschallte «in dreimalige» Hoch und die Capelle stimmte die deutsche Volk-Hymne an, welche die Anwesenden entblößten Haupte« und stehend anhörten. Fürst Bismarck ist mit seiner Gemahlin und dem Grafen Wilhelm Bismarck am Montag Vor mittag 49 Uhr nach Kissinger» abgrreist. Ragusa, 25. Juli. Nach hier vorliegenden Nachrichten hätten die Montenegriner die Albanesen neuerdings bei Cermaniza angegriffen, 32 Albanesen getvdtet und Lieh fortgetrieben. Wien, 2b. Juli. Die „Neue Freit Presse" meldet au» Constantinopel, daß di« Antwort der Pforte auf die europäische Collectivnote am 24. ds». Mt». abgefchickt worden sei. Die Pforte bedauert die von der Berliner Conferenz fest« gesetzte griechische Grenze ablehnen zu müssen, erklärte aber, bereit zu sein, in Verhandlungen über eine Grenzberechtigung einzutretrn, bei welcher die Abtretung von Jadix, Metzowo und Larissa ausgeschlossen ist. Sachsen. Bischofswerda. Am 22. d. Mt». unter nahm der hiesige Gewerbeverein eine Exkursion nach Schandau, an welcher sich ca. 150 Personen be- theiligten. Von genanntem Orte au» wurden von den Theilnehmern diverse Punkte besucht, ein großer Theil besuchte die Festung Königstein, andere wieder den großen und kleinen Winterberg rc. Die meisten trafen sich Abend» 8 Uhr am Bahnhof in Schandau, um von da an» Über Dresden nach Hause zu dampfen, woselbst die Reisenden Nacht» ein halb 1 Uhr wohlbehalten ankamen. — Auch der hiesige Turnverein ist auf dem deutschen Turnfest in Frank furt a. M. durch 2 seiner Mitglieder vertreten. — Seil noch nicht zu langer Zeit befindet sich auch am Eingänge de» hiesigen Bahnhöfe» ein Post-Brief kasten, welcher vor jedem ankommenden Postzuge ge leert wird. Bischofswerda. Wir können un» nicht ver« sagen, auf den in allernächster Zeit hier stattfinden den Cursu» für Stenopraphie nach Babelsberger System ganz besonder» aufmerksam zu machen; e» ist überflüssig, auf die so mannichfachen Vortheile, welche die Stenographie gewährt, hinzuweisen, nur wäre zu wünschen, daß unsere jungen Leute zur weiteren Ausbreitung und Pflege derselben möglich viel bei tragen sollten, denn der dadurch bedingte hohe Nutzen für'S praktische Leben rc. wird bei denen, die Inte resse dafür haben, nicht ausbleiben. Am 17. Juli hat sich von Dresden aus eine Deputation des Landgendarmeriecorps nach Bautzen begeben, um dem früheren AmtShauptmann von Dresden, Herrn Geh. RegierungSrath Berndt, eine kunstvoll gearbeitete Votivtafel zu überreichen. Dem Director der königl. Brandversicherungs- Commission, Herrn Geh. RegierungSrath Edelmann, welcher bekanntlich eine lange Reihe von Jahren der königl. Kreishauptmannschaft zu Bautzen als Mit glied angehörte, ist da» „Ehrenbürgerrecht" von Pulsnitz verliehen und das hierüber au-gefertigte Diplom durch Herrn Bürgermeister Schubert, als Vertreter de» Stadtraths und Herrn Kaufmann Kuring, als Vertreter de» Stadtverordneten-Colle giums, am Sonntage überreicht worden. Im Walde bei Falk en stein wurden In den letzten Tagen 30 der gefährlichen Kreuzottern ver nichtet. Ein Lehrer tödtete während eines Spazier ganges 3 große Exemplare. In der Nähmaschinenfabrik von Seidel L Nau mann in Dresden wurde am Montag die 100,000ste Nähmaschine fertig gestellt. Der Dresdner Polizei ist es in den frühesten Morgenstunden de» Sonnabend gelungen, einen dasigen Fischhändler und einen Tischlergesellen beim Ankleben eines Aufrufes revolutionären Inhalts — wie solche in den letzten Wochen wiederholt an Straßenecken und Bäumen gefunden worden — zu verhaften. Aus Dresden wird geschrieben: Vor dem hies. Amtsgerichte ist am 24. d. der Redacteur und Heraus geber der Zeitschrift „Schlips", Ernst Steinbach, und ebenso der damalige verantwortliche Redacteur Rob. Kubig jun. wegen Beleidigung de» kaiserl. Dresdner Oberpostdirectors Heinß verurtheilt worden. In einer Nummer des „Schlips" hatte sich ein Artikel mit der Ueberschrift befunden „Ein Opfer bureaukratischer Strenge", worin dem Kläger zur Last gelegt war, den Tod de» freiwillig au» dem Leben geschiedenen PostdirectorS Höfer Hierselbst durch allzu brüske und zu strenge Behandlung veranlaßt zu haben. Stein bach erhielt einen Monat, Kubig 14 Tage Gefängniß. * Sachsen» Militärvereinsbund zählte 1879 in 599 Vereinen 59,166 Mitglieder und hatte ein Ver mögen von 454,135 Mark. (An Unterstützungen wurden nach 101 Gesuchen 2037 Mark gewährt.) Nach einer im Reichseisenbahnamt gefertigten Uebersicht waren auf deutschen Eisenbahnen, aus schließlich Baiern», am 1. April 1879 bet einer Länge von 32,185,,, Kilometer an Betriebsmitteln vorhanden: 10,756 Lokomotiven, davon 5068 Güter- zugSlocomotiven, 19,490 Personenwagen mit 44,560 Achsen, 4756 Gepäckwagen mit 10,931 Achsen, 68,078 Güterwagen mit 276,418 Achsen und 426,970 Güterwagenachsen aller Gattungen. -s- Deutschland hat gegenwärtig 7636 Feuerwehren mit 558,000. Feuerwehrmännern ; Oesterreich hat 1885 Feuerwehren mit 125,000 Feuerwehrmännern. Der ganze Verband hat demnach 9521 Feuerwehren mit 683,000 Mann. Auf Kainaer Flur unweit Bautzen ist kürz lich «ine sehr große Feime mit getrocknetem Klee in Feuer aufgegangen. Dem verurhmeu näiP hat ein HaudwerkSbursche die betreffende Feimes welche nicht weniger al« 45 Fuhren besten Klrefutter» enthielt, deshalb angesteckt, weil man ihm in dem- Eingang» bezeichneten Dorfe nach seiner Meinung^ nicht ausreichend Almosen verabreicht hat. — Die Roggenernte ist in der Umgebung Bautzen» seid einigen Tagen in vollem Gange und sind am letzten dortigen Wochenmarkte, weil viele Landleute wegge blieben waren, die Butterpreise von 2 Mk. 20 Pf. auf 2 Mk. 50 Pf. pro Kilogramm gestiegen. Auch- Geflügel mußte aus demselben Grunde theurer be zahlt werden ; nur Wildenten waren billiger, und wurden pro Stück mit 14 Mk. abgegeben. Der von seiner Frau getrennt lebende Cigarren macher Carl Dubrau in Schweiler»Hain bei Waldheim wurde wegen Verdacht», den Tod seiner alten 76jährigen Mutter, mit der er die Auszug»- Wohnung in SchweikerShain theilte, durch die ihr schon seit längerer Zeit zugefügten körperlichen Miß handlungen herbeigeführt zu haben, verhaftet und' in das WaldHeimer AmtSgerichtSgefängniß abgeführt. Zittau, 22. Juli. Der Chef der hiesigem Garnison, RegimentS-Commandeur Oberst Freiherr v. Welck, ist heute Vormittags bald nach 9 Uhr eine» plötzlichen Todes verschieden. Wie au» Freiberg berichtet wird, hat am 20. d. M. in mehreren Restaurationen eine behördlich, angeordnete Reinigung der Bierapparate begonnen^ Die innere Fläche der Leitungsröhren, welche zuvor mit einem bräunlichen Ueberzug bedeckt waren, sahem nach erfolgter Reinigung völlig blank und nagelneu au». Das jedenfalls sehr vortheilhaste Verfahren, des ReinigungSprocesseS soll alle 10 Tage wieder holt werden. Vermischtes. — Frankfurt a. M. Am Sonnabend übergab Oberbürgermeister Miquel die von Frankfurter Frauen und Jungfrauen gestiftete Standarte mit einer schwungvollen Anrede dem Ausschuß des deutschen Turnverbandes. An dem Festzuge durch die ge schmückten Hauptstraßen betheiligten sich über 10,000 Turner und 5000 Sänger, Schützen und Feuer wehrmänner mit gegen 500 Fahnen und 15 Musik chören ; auf dem Festplatze fanden sodann Freiübungen unter Betheiligung von gegen 2200 Turnern statt. — An dem am 26. d. anläßlich des deutschen Turn festes stattgehabten ersten offiziellen Festbankette in der Festhalle nahmen etwa 3000 Personen Theil, darunter auch der Regierungspräsident von Wurmb, ver Polizei-Präsident Hergenhahn und die Communal- behörden. Den ersten Toast brachte Georgi (Eß lingen) auf Se. Maj. den Kaiser aus, worauf der Fest-Ausschuß ein Telegramm an Se. Maj. nach Gastein sandte. Schiele (Frankfurt) toastete auf da deutsche Vaterland, Goetz (Lindenau) auf die Stadt Frankfurt, Eiselen (Frankfurt) auf die deutsche Turnerschaft und Fenzi (Italien) auf Deutschland und Italien. Außerdem wurden noch viele andere Toaste ausgebracht; eine große Anzahl von Tele grammen ist eingelaufen. Gegen den Schluß de» Festes begann ein heftiger Gewitter-Regen, welcher in einige Theile der Festhalle eindrang und die Theilnehmer an dem Feste zwang, die Festhalle zu verlassen. Weiterer Schaden ist nicht angerichtet worden. — Aus Te plitz schreibt man unterm 23. d.:: Die Saison scheint ihren Höhepunkt zu erreichen- Täglich trifft eine große Anzahl von Kurgästen hier ein und werden jeden Tag mindesten» zwei Kurlisten ausgegeben. Die Summe der angemeldeten Bade gäste beläuft sich auf 7600, jene der Touristen und Passanten auf 16,000 Personen. — Ein paar deutsche Touristen hatten vor Kurzem da» Riesengebirge besucht und gingen, von einem Führer begleitet, in'» Slbthal hinab. Da be gegnen ihnen österreichische Zollwächter, die sie nach steuerbaren Sachen, namentlich nach Cigarren, fragen. Die Touristen geben ihre Cigarren richtig an und haben sie an dem Zollamte FriedrichSthal, wohin sie sich begeben mußten, mit 4 fl. 53 kr. zu ver zollen. Zugleich aber — und damit beginnt nun da» eigentliche Interessante de» Vorganges — müssen sie 22 fl. 65 kr. Strafe bezahlen, weil sie auf einem Wege gegangen waren, der nicht zu den zollbarrn Straßen gehört. Die Bestraften thrilen ven Fall zur Warnung für Andere mit, daß man sich sonach vor einer Reis« nach Oesterreich erst ganz genau über die zollbaren Straßen zu unterrichten hat, um nicht al» ,Einschwärzung»versucher" bestraft zm werden. — (Kölner Dom bau.) Am 23. Juli Nach- mittg» 6 UA wurde der nördliche der beiden Dom- thürme in Köln durch die Einfügung der Schluß steine in die Kreuzblume vollendet. Mit der Auf stellung der Kreuzblume auf dem südlichen. Thurrae- wird tu kürzester Zett begonnen. '