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-reizende Uebersicht über Dorf und Thal. Direkt Bahnhöfe befindet sich eine zweite Anlage de« Herrn Gutsbesitzers Heinzmann; eine dritte hinter der Holzstofffabrik de» Herrn W. Kunze — „Eugen« Ruhe"; eine vierte im angrenzenden Randeck beim Herrn Gastbofsbesitzer Heinzmann. Mit einem Worte, e» ist Alle» gethan, um den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, wozu noch kommt, daß die Preise für Wohnung und Lebensbedürfnisse unter allen Umständen nicht die in anderen Kurorten gebräuchliche Höhe erreichen. Milch« und Molkenkur, kalte uns warme Bäder, ein tüchtiger Arzt und eine gute Apotheke sichern uuch Leidenden die erwünschte Hilfe. Für Wohnungen ist ebenfalls in ausreichender Weise gesorgt; nicht Minder für Concerte und sonstige Vergnügungen. Die Lage unmittelbar an der Eisenbahn Freiberg« Bienenmühle gewährt die Möglichkeit, entfernter liegende Punkte schnell zu erreichen; wie denn über haupt die Gegend auch reich an nahen AuSflugS- stationen ist. Von Bienenmühle — eine halbe Stunde per Bahn — führt eine höchst dankbare Heine Tageswanderung durch die Forsten de« GebirgS« FammeS nach dem berühmten Badeort Teplitz in Böhmen. In Anbetracht aller dieser und noch manch' anderer Umstände läßt sich erwarten, daß -der neue „Sommerkurort Mulda" für nahe und fern recht bald ein beliebter Anziehungspunkt werden wird. Ueber eine recht leichtsinnige Wette berichtet die „Kam. Wchschrft." aus Weißbach bei Pulsnitz ^Folgendes: In einem 2-stöckigen Wohnhause wurde «ine neue Esse aufgeführt, Als dieselbe fertig bi« zum Kopfaufsetzen, äußerte ein dort beschäftigter ver- Heiratheter Zimmermann in Gegenwart de« Bauherrn zu den Maurern: „Wenn ich 50 Pf. bekomme, werde ich in der Esse aufsteigen und oben 'raus* .gucken." Darüber allenthalben einig, trat er ohne Weiteres, um durch sein Geschick und seine Kraft zu imponiren, die Reise an, wie ihm dergleichen Wage stücke schon früher geglückt waren. Aber zum größten Schrecken leistete die noch nicht trockene Ziegelmauer Herr Tritten des unbefugten Essensteiger« keinen Widerstand, borst auseinander und unter fürchter lichem Gekrach lag er, mit Ziegelsteinen bedeckt, Hämmernd am Boden. Infolge Rippenbruch» und Hast am ganzen Körper davongetragenen äußerlichen schweren Verletzungen wird der Unglückliche längere Leit da» Bett hüten müssen. Wäre er nicht so glücklich gefallen, daß der größte Theil der Ziegel masse neben ihm lag, so würde er gewiß al« Leiche aufgehoben worden sein. In Freiberg hatte am 9 d. M. Vormittags auf dem Artillerie-Exerzirplatze der Kanonier LooS au« Neukirchen bei Annaberg von der 8. Batterie de« 2. Feld-Artillerie-Regiment« Nr. 28 das Unglück, wollt Protzkasten herabzufallen und unter die Kanone zu kommen, so daß sein Tod augenblicklich erfolgte. Zwischen Radeberg und Arnsdorf fand am Montag um 5 Uhr Nachmittags bei dem nach Görlitz abgehenden Zuge ein Federbruch an der Maschine statt, wodurch einiger Aufenthalt verursacht Murde. Eine sofort requirirte Hilfsmaschine führte ^sodann den Zug weiter. ! Am 6. d. Nachmittags ist die 19-jähr. Fischer, -M Diensten bei dem Gutsbesitzer Mehnert in Haßlau >ei Freiberg stehend, nachdem sie Tag» vorher von fort fortgegangen, in einem Teiche unmittelbar an .Hem Mühlengrundstück des Herrn Kühne, zur Ossiger Nur gehörig, todt aus dem Wasser gezogen worden. Mehrfache an der Fischer sichtbare Verletzungen und «ine in der Wohnung derselben Vorgefundene Postkarte zün Stelldichein lassen vermuthen, daß das Mädchen dirch fremde Hand um'« Leben gebracht worden ist. Am 7. d. M. Morgens gegen 3 Uhr brannten inNeusalza die dem Herrn Rittergutsbesitzer von . Eregern in Spremberg gehörigen, unmittelbar zu- samnenhängenden Scheunen- und Stallgebäude bi« auf die Umfassungsmauern darnieder. Da« zahl- reiee Vieh konnte gerettet werden, ebenso ist der Köte Theil von der Mägde Habseligkeiten den Flaimen entrissen worden; dagegen sollen gegen 200 Schock Stroh und 450 Centner Heu mit ver brämt sein. E» wird Brandstiftung vermuthet. ' Gro« Gefahr war insbesondere für die Gebäude de« )errn Mühlenbesitzer Wünsche vorhanden, doch konmn dieselben Dank der schnell von allen Seiten herbveeilten Hilfe gerettet werden. Da« Flugfeurr ?fiel » auf die über der Chaussee stehenden mit Stro gedeckten Häuser und waren dieselben somit ^Hehr fährdet. .3 Nr. 22 der vom Regierung«rath vr. B. Böhntt herausgegebenen „Socialcorrespondenz" finden mir ü«. einen beachteoSwerthen Artikel unter der Aebertrist „SonntagSarbeit in Contoreu." Sn düselben wird mitgetheilt, daß auf Anregung «-«nvertretuna Bremen« eia Verein für dieser Stadt sich cvvstituirte, dessen ... Vorstand hauptsächlich au« Sockalpolitlkern und und Führern der inner« Mission sich zusammensetzt, und dem binnen wenigen Wochen mehr al« 5000 Mitglieder beitraten. Zunächst unternahmen 70 der weiblichen Mitglieder, sogenannte Helferinnen, die Mission, indem sie von Hau« zu Hau« gingen, di« Frauen Bremen« dafür zu gewinnen, daß sie Sonntag« keine Einkäufe mehr besorgen möchten, um den Ladenschluß der betreffenden kaufmännischen Geschäfte zu ermöglichen. Ihre Bemühungen wurden denn auch von einem günstigen Erfolge gekrönt. Man entgegnete ihnen freilich auch hier und da, daß in dieser Beziehung die Kaufmannschaft, die in Bremen gesellschaftlich, virthschaftlich und politisch den Ton angiebt, mit gutem Beispiele vorangehen möchte, da in den meisten kaufmännischen Häusern Commi« und Lehrlinge Sonntags Vormittag« im Contor ganz wie in der Woche erscheinen müßten. Der Vereinsvorstand hat daher kurz vor Pfingsten an sämmtliche kaufmännische Firmen Bremen« ei« Circular gerichtet, in welchem er sie ersucht: „Sonntag« nur so viele Angehörige ihres Personal« und für so lange auf ihr Contor zu rufen, wie unaufschiebbare Geschäfte e« erheischen, und zwar womöglich außerhalb der Hauptstunden de» Gottes dienste»". Obgleich da» Wirken de» Verein» bi» jetzt nur auf Ruhe am Sonntage ausgeht nicht aber auf Sonntagsheiligung, so ist doch damit der Weg zu letzterer für die dem Kaufmannsstande Angehörigen hiermit geebnet und somit, wenn auch andere Städte dem schönen Borbilde folgen, eine Erhöhung und Erweiterung de» gesunden religiösen Leben» in unserm Volke zu hoffen. : gegen einander gestoßen wurde». Wagen drängten nun aste nach Eine soeben erlassene Cabinet-ordre de» Kaiser» regelt die Formation der neu zu bildenden deutschen Regimenter, sowie die Einstellung der dazu be- nöthigten Recruten (Linie 48 Mann und Artillerie 36—56 Mann) pro Regiment mehr für diesen Herbst. Die beiden neu formirt werdenden kgl. sächsischen und das neue baierische Infanterie-Regiment kommen nach dem Ober-Elsaß, vier neue preußische Regimenter nach Köln, Coblenz und dem Großherzogthum Baden, vier weitere preußische Regimenter in den Bereich de« 1. Armee-Corp» (Königsberg) und des 5. (Posen). Die Ost- und Westgrenzen Deutschlands sind somit weiter gesichert. Während der letzten Session des Reichstag« haben von dessen 397 Mitgliedern im Ganzen 162 da« Wort ergriffen. Am meisten haben sich an den Debatten betheiligt die Abgg. vr. Lasker, Eugen Richter, Rickert, v. Kardorff, v. Maltzahn-Gültz, 0r. Windthorst. Von den sächsischen Abgeordneten haben gesprochen: Ackermann, Auer, Bebel, vr. Frege, Grützner, Günther, Kayser, Liebknecht, vr. Rentzsch, Richter-Meißen, Schmiedel, vr. Stephani, Vahlteich, Wiemer. Quantitativ haben sich demnach von den sächsischen Abgeordneten die Socialdemokraten am stärksten an den Debatten des Reichstag» betheiligt, trotzdem sie dessen Sitzungen sehr saumselig zu be suchen pflegten. Die Wiedereröffnung der Sitzungen de« preußischen Abgrordnetenhause« wird voraussichtlich nicht vor Mittwoch nächster Woche stattfinden können. Man erwartet dann noch eine etwa achttägige Session. Irgend welche andere Gegenstände außer der Kirchen vorlag« sollen nicht mehr in Angriff genommen werprn. Die Reise de« Fürsten von Rumänien nach Deutschland, welche eine Zeit lang rückgängig gemacht zu sein schien, wird nun doch stattfinden. Der Fürst wird und zwar mit großem Gefolge Anfang Juli Bukarest verlassen und sich zunächst nach Wien und von dort nach Süddeutschland begeben und seinem Vater, dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, einen Besuch abstatten. Laut Privattelegramm der Berliner „Germania" bespricht die päpstliche osficiöse „Aurora" in Rom heute die angeblichen Zugeständnisse der kirchen politischen Vorlage. Die Milderungen der Kampf gesetze seien keine Zugeständnisse, sondern Acte der Gerechtigkeit. Die discretionäre Gewalt schädigt die Kircbe. Die Gesetze blieben bestehen, verlören hier und da ihre Härte. Bischöfe und Geistliche würden einem ungewissen Schicksal ausgesetzt, da die Straf- barkqit der Handlungen willkürlich sei. Ein offener Krieg sei weniger schädlich für Kleru» und Volk. Der Zustand der Halbheit demoralisire. Endlich seien dir Zugeständnisse zumeist illusorisch und unwirksam. Rußland. Peter«burg, 9. Juni. Die Beisetzung der Leiche der Kaiserin Maria Alexan dra wna wurde heute in den Kaisergrüften der Peterpaul«frstung vollzogen. Der Sarg wurde vom Kaiser, den Großfürsten und den fremden Prinzen zur Gruft getragen. Nach der Grablegung donnerten die Kanonen, Rottenfruer nmrde abgegeben and dann dir bisher anfgehißte Trauerflagg« durch eine ge wöhnliche ersetzt. Anwesend waren außer OW deutschen Kronprinzen die Erzherzoge Wilhelm «uE Ferdinand von Oesterreich, Prinz Waldemar dM ;! Dänemark, Fürst Alexander von Bulgarien, Prtntz AlexaNdrr von Hessen, Prinz Battenberg, Priqg Arnulf von Baiern, der Herzog von Edindurg «M § andere Hohr auswärtig« Persönlichkeiten. __ E— H Vermischtes. — Nach den nach Görlitz gelangten militärische» Anordnungen dürfte höchst wahrscheinlich auch vor Kronprinz de« deutschen Reiche« dem bevorstehende» IV. schlesischen Musikfeste in Görlitz beiwohnen; der- - selbe würde im dortigen Ständehause beim Landes- Hauptmann Herrn Grafen von Fürstenstein sei» - Absteige-Quartier nehmen. Ä — Am 7. Juni erfolgte in Carl«ruhe da» Z feierliche Leichenbegängniß de« Malers Lessing, und r zwar nach den besonderen Anordnungen de« Groß» : Herzogs. In dem zur Trauerfeier bestimmten Saale der Bilder-Galerie, in welchem Lessing« Di-pntatio» . Luther« mit Eck sich befindet, war der Sarg auf gebahrt , umgeben von silbernen Candelabern und Topfgewächsen, vollständig bedeckt von Palmen und Kränzen, gewidmet au« allen Gegenden Deutschland«, am Kopfende ein prachtvoller Kranz der Großherzogin, am Fußende vom Großherzoge eine Palme mm Bändern in den badischen Farben. Pünktlich fünf Uhr erschien der Großherzog selbst, mit große» Gefolge. Nach der Einsegnung wurde der Sarg von 16 Schülern der dasigen Kunstschule in de« Tracht des 16. Jahrhunderts durch die Stadt g» tragen, voran da« umflorte Banner, zur Seite Marschälle mit umflorten Stäben und dahinter der Geistliche, die Verwandten, sodann die Deputation« der Künstlerschaften von nah und fern, die Generalität u. s. w. Am Grabe sprachen die Professoren Hof, Kerner und Camphausen. Die königlich« Academie der Künste in Berlin hatte einen Lorbeerkranz über sendet. Lessing gehörte der Berliner Academie al» auswärtige« Mitglied seit 48 Jahren an. Der Großherzog hatte am Nachmittag de« Todestages den Familienzliedern Lessing» einen Besuch «ge stattet, um denselben seine Theilnahme auSzudrückm. Auf kommenden Sonnabend hat der Carlsruhar Verein bildender Künstler zu Ehren de» Verstorben» eine öffentliche Gedächtnißfeter in Aussicht genommen. — Die »Berliner Zeitung" schreibt: Wie un geheuerlich sich da» Berhältniß der Einziehung»koste» einer rückständigen Forderung durch die Gerichts vollzieher zu der Forderung selber stellt, mag folgende un» vorliegende Rechnung darthun: Eine Frau hatte einem Rechtsanwalt 50 Pf. Gebühren zu weuig ein geschickt, die von einem Gerichtsvollzieher ohne Siegelung rc. eingezogen wurden. Die Rechnung stellte sich nun folgendermaßen: 50 Pf. Haupt forderung, 80 Pf. Gebühren, 1 Mk. Rechtsanwalt, 35 Pf. Porto, 30 Pf. Schreibegebühren, 80 Pf. für Zustellung, 2 Mk. Gebühren nach 8 II (für dm Gerichtsvollzieher), in Summa 5 Mk. 75. Pf.; somit 1050 Procent Ausschlag. Unglaublich, aber wahr! — Nächsten Montag tritt da« Wucher gesetz in Kraft! — Au« Teplitz vom 9. d. telegraphirt «a» der „Boh": Im Döllingerschacht sind dieOberbaN- strecken wasserfrei; die Strecken sind unbedeutend verletzt und sind mit eintägiger Arbeit zu räume». Am Montag kann die Förderung beginnen. — Wie man au» Berlin unterm 9. Jank berichtet, sind die Mörder der Wlttwe Sommer verhaftet und geständig. Die Thäter sind zwei! blutjunge Menschen, nämlich der neunzehnjährige Tischlergesell« Rudolf Graßaick, geboren in Kirchhofe», Kreis BeeSkow, und der siebenzehn Jahr« alte Tischlerlehrling Gustav Baumgarten, geboren in Marzahn bei Berlin. Die Beute, welche der Ver brecher gemacht, beziffert sich auf 151 Mark, wovoa Baumgarten, der während der Ausführung de» Thal nur al» Wachtposten fungirt, 18 Mk. erhielt. Beide hatten bereit» Schritte zur Auswanderung vorbereitet. — Ueber da« in vor. Nr. gemeldete Eisenbaha- unglück bei LampertSheim wird au« Mainz noch berichtet: Kaum hatte der Zug mit den 300 ver gnügung-reisenden die Station LampertSheim ver lassen, al« ein fürchterlicher Stoß erfolgte und sämmtliche in dem Zuge befindliche Personen mit ungeheurer Gewa': Die Insassen der , . den Thüren, um zu sehen, wa» geschehen war, «uv alsbald wurde festgrstellt, daß eia »ha kommender Zug mit dem Vergnügung«;»» gestoßen sei. Der Zusammenstoß ist üvi dadurch gemildert worden, daß beide LoeomötldfW tm letzte« Momeat noch die s" merkten and Geiste-gegenwart , sofort zu brrassen ynd Loatrrdampf zu Mb«,. Ul» sich die «afnguag etwa» gelegt uad die Paßagtamh '' 'M