Volltext Seite (XML)
A Die Frage vegea Aufhebuug der Sahrmärtte ist ' qteuerding« wieder in den Vordergrund getreten und Lat, veranlaßt durch ein Rundschreiben der städtische» ^Verwaltung zu Ehemoitz an die Eommunalbehördea Her größer« und mittleren Städte de« Lande«, in Heu Kreisen unserer gewerblichen Bevölkerung theil- «veise lebhafte Aufregung hervorgerufen. — E« steht mun zwar zu erwarten, daß der weitaus größte Theil Her befragten Communalverwaltungen sich zu der i beantragten Aufhebung der Jahrmärkte ablehnend -verhalten wird ; e« ist aber eben so sicher anzunehmen, Haß durch die einfache Verneinung dieser Frage die «Gegner der Jahrmärkte nicht beruhigt werden. — Die Gewerbekammer unser« Bezirk« wird daher in Len nächsten Tagen durch ihr Bureau an alle be iheiligten Kreise unserer Provinz bestimmte Fragen richten, durch deren wahrheitsgetreue Beantwortung sie vielleicht in den Stand gesetzt wird, in einem Bericht an die Staatsregierung den ziffermäßigen Nachweis zu führen, in wie hohem Grade unsere gewerblichen Lausitzer durch Aufhebung der Jahrmärkte -geschädigt, wie viele Existenzen wohl gar ruinirt würden und in wie weit die Gründe der Gegner der Jahrmärkte Berechtigung haben. Dieses un parteiische Vorgehen unserer Gewerbekammer, durch welche« auch den kleineren Städten und gewerbs reichen Dörfern des Bezirks Gelegenheit gegeben wird, in dieser Sache sich auszusprechen, wird Hoffentlich in den anderen Bezirken des Landes Nachahmung finden nnd dadurch die Möglichkeit geschaffen werden, eine Frage, die Viele beunruhigt, wielleicht auf längere Jahre todt zu machen. — WünschenSwerth ist aber, wenn diese Angelegenheit gründlich erledigt werden soll, daß Alle, denen Fragebogen zugehen werden, dafür sorgen, daß in ihrer Branche auch die richtige Auskunft ertheilt wird. (K. W.) rz Umschau in der Lausitz, 28. Mai. In der ersten Schwurgerichtssitzung der gegenwärtigen Periode zu Bautzen lautete da» erste Urtheil auf Freisprechung. Da» Verfahren war wegen Be schuldigung de» Meineides gegen den WirthschaftS- gehilfen Stange au» Kleindrebnitz gerichtet. — Ja Her Verhandlung am 25. d. wurden 2 wegen Ver such des Verbrechens gegen die Sittlichkeit verurtheilt: Dienstknechl Rentsch au» Holschdubrau zu 1j Jahr Gefängniß und 2 jährigem Ehrenverlust und der Bergarbeiter Dittmann in DittelSdorf zu der näm- lichen Strafe. — Der AlterthumSverein von Dresden, LM der Spitze Professor ür. Steche vom dortigen Polytechnikum, hat am 23. d. unter Führung des Herrn Buchhändler Rösper in Bautzen das Alter- Ihumsmuseum beaugenscheinigt und alle übrigen Alterthümlichkeiten und Sehenswürdigkeiten dieser Stadt mit voller Befriedigung besichtigt. — Herr - Instrumentenmacher Förster zu Löbau, der schon in Sidney Erfolge gehabt, hat ein ausgezeichnete» Pianino für die Melbourner Weltausstellung voll endet. (Die, Lausitz wird dort reich und gut ver treten sein.) — In Neusalza feierte bei Gelegenheit des PfingstschießenS der Bäckermeister Herr Berndt (gegenw. Schützenhauptmann) das bOjähr. Schützen jubiläum. Die Dresdner Orangerie hat nunmehr auf der von einem Dampfer bugsirten Zille „Alfred' Dresden verlassen, um von jetzt ab den Garten de» königl. Lustschlosses Pillnitz zu zieren. Die Bäume wurden vor ca. 150 Jahren durch den Naturforscher -Hebenstreit, welcher im Auftrage August des Starken "Afrika bereiste, von dort mit nach Dresden gebracht «nd bildeten von da ab eine schöne Zierde de» Zwinger'«. Stolpen. Bei dem diesmaligen Schützenaus- -zuge, an welchem eine größere Betheiligung als sonst 4« bemerken war, fungirte der Tischler und Bürger - Herr Friedr. Aug. Schröter hier da» fünfzigste Jahr -al» Tambour der Schützengesellschaft und wurde deshalb von allen Seiten herzlich beglückwünscht und auch reichlich beschenkt. Gewiß auch ein seltene« Jubiläum, fünfzig Jahre, und zwar ununterbrochen, Lei festlichen Aufzügen die Trommel zu rühren. Wie viele Kameraden, die er stet« zum „Appell" -gerufen hat, sind in dieser langen Zeit bereit« durch den Tod abgerufen worden. — Am Sonntag (Trini tatisfest) Vormittag fand in hiesiger Kirche durch Herrn Superintendent vr. Blochmann die feierliche Ordination und Einweisung de« bisherigen Candi- daten der Theologie Herrn Johanne« Klappenbach al« Diaconat-vlcar allhier statt. Au« Frankenberg schreibt man unter« 24 d.: heute beging dir hiesige vogelschützengesell- schäft ihr 350jährige- Jubiläum. Bereit« am 2. Pfingstfeiertag hatte sich eine Deputation zum Grafen Vitzthum von Eckstädt auf Ltchteuwalde be erben, um demselbeu da« Diplom al« Ehrenmitglied «er Gesellschaft zu überreichen. Bor 2 Jahren Graf Vitzthum der Gesellschaft 500 Mark. ist ei« der ältesten Schützengesrll- schäften in Sachs« und haben die Besitzer von Lichtevvald«, Frankenberg, Sachsenburg, Neusorge, wie Urkunden beweisen, derselben al« Mitglieder an gehört. Beim heutigen Auszug war die Fahne mit einem Lorbeerkranz geschmückt, welcher die Jahres zahlen 1530 und 1880 trug. «nnaberg. (D. I.) Am 22. d. M. ist eine ziemlich 40 Köpfe starke Ziegeuuerbaade, unter welcher sich 7 erwachsene Männer befanden, mit 5 Wagen und 6 Pferden von Böhmen über Ober wiesenthal nach Sachsen hereingebrochen. Boa Seiten der Gendarmerie wurde sogleich Alle« auf geboten, um die unliebsamen Gäste wieder dorthin zu transporriren, woher sie gekommen. Nach dem Transport derselben über die LanveSgreuze bemerkte die Gendarmerie jedoch, daß die Zigeuner nicht den Weg nach dem Innern Böhmen«, sondern nach Weipert einschlugen. Sie folgte denselben alsbald nach und sorgte in Bärenstein dafür, daß die Bande nicht abermal« die sächsische Grenze überschritt. Die Zigeuner schlugen darauf auf böhmischer Seite den Weg nach dem „Weißen Hirsch" und Jöhstadt ein, ihnen nach auf sächsischer^Seit«, immer hart auf ihren Fersen, die Gendarmerie. Letztere konnte jedoch nicht verhindern, daß die Zigeuner beim „Weißen Hirsch" abermals da» diesseitige Staats gebiet gewannen, da dieselben im tollen Jagen trotz schlechten Wegs und strömenden Regen» vorwärts eilten. In Jöhstadt selbst hielt sich die Baade nicht auf, wohl aber vor Jöhstadt beim Schützen hause. Dort sind sie hereingebrochen und haben räuberische Erpressungen verübt, ehe die Gendarmen sie hatten einholen können. Ebenso haben die Zi geuner in Königswalde, GeyrrSvorf und Milvenau — stet» sofort sich zerstreuend und auf Fouragirung ausgehend — Räubereien ausgeführt, ingleichea die ihnen begegnenden Fuhrwerke angehaltea und von denselben mitgenommen, wa- ihnen gefallen hat. Ja Königswalde haben sie in Abwesenheit de« Gemeindevorstand» und Steuereinnehmers Siegel dessen Frau und Tochter festgrhalten, da« Pult erbrochen und die darin befindliche, zum Glück nicht viel enthaltende Caffe geraubt rc. rc. Endlich in GeyerSdorf haben die Gendarmen, noch verstärkt durch einen andern zufällig dazu gestoßenen Gen darum, die Bande erreicht und sie dingfest gemacht, so daß die gesammte Gesellschaft, AbenvS 10 Uhr etwa, in Annaberg hinter Schloß und Riegel kommen konnte. Die Zigeuner führen den Namen „Widczik" und wollen aus Ungarn stammen. Auf der neuen Pirna-Berggießhübler Secundärbahn entgleiste am 26. d. in der Nähe von Rottwerndorf eine Locomolive sammt Tender. Ein größere» Malheur wurde dadurch glücklicher weise nicht angerichtet. * Die Gesellschaft für Volksbildung hat im letzten BereinSjahc 783 korporative und 4328 per sönliche Mitglieder und ein Vermögen von 80,037 Mark. In den letzten 5 Jahren hat st- Bücher im Werthe von 90,277 Mk. verbreitet. Weißenberg, 26. Mai. Ein: Stätte der Verwüstung starrt Demjenigen entgegen, der heute in der Richtung von Bautzen her unsere Stadt be tritt; denn in der verflossenen Nacht, kurz nach Mitternacht, vernichtete eine augenscheinlich wieder von Frevlers Hand angelegte Feuersbrunst fast sämmtliche nicht massive Gebäude der äußern Bautzner« straße bi» auf den Grund. — Das Feuer brach in der Kretschmer'schen Scheune aus und verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit über die anstoßenden Scheunen de» Gerbereibesitzer« Zumpe, des Grund stücksbesitzer» Nicke, de» Färbereibesitzers Hoppstock, sowie über die Wohn- und Nebengebäude de« Handelsmann Schurk, de« Webers Ruvolph, de» Schneidermeister» Brussig, des Gutsbesitzer« Nicke, de» Weber- M. Schwarz, de« Registrators Kretsch- mar und der Wittwe Israel. — Trotz der außer ordentlichen Thätigkeit der hiesigen freiwilligen Feuer wehr konnte wegen der rapiden Schnelligkeit de» Brande- nur wenig gerettet werden. Den zahl reich herbeigeeilten Spritzenmannschaften der Um gegend gelang e«, infolge der glücklicherweise herrschen den Windstille größere« Unglück von unserer, seit wenigen Jahren wiederholt von Brandunglück heim gesuchten Stadt abzuwenden. Die zunächst zerstörten Nicke'schea, Brussig'schen und Rudolph'schen Gebäude hatten insofern eine historische Bedeutung für Weißenberg, al« sie al« Ueberreste de» dermaleinstigea Rittergutes daselbst -alten. (B. N.) Am 23. Mai Abend« -egen 10 Uhr ist ia Gottschdorf bei Kamenz Feuer au«gebrocheu und sind dadurch die Wohn« und WirthschaftSgebäude de« Gutsbesitzer« Earl Christoph Füssel, da« Wohu- hau« mit Stallung de« Gut«besitzer« Johann Gott lieb Hormfff, da« Wohnhaus und Scheune des Gutsbesitzer« Johan» Earl Schäfer, sowie die Wohn- «nd WitthschaftSgebäude de« Häusler« Johann Earl Haas» total zersttrt worden. Da« Feuer ist Scheune de« Gutsbesitzer« Füssel zu« «u«br«ch -sch H kommen und vermuthet man Brandstiftung. W Der Kaiser erfreut sich — wie die,,Prov,-Eo«FW mittheilt — rille« ungetrübten Wohlbefinden» «HM widmet sich mit der gewohnten Ausdauer den Rw»W gierungSgeschäften, in der letzten Zeit besoader« d«GG militärischen Besichtigungen. Der Freund und Spielgenofse de» Prinzen Wah- H demar, Graf Botho zu Eulenburg, der Sohn dGf> H Hofmarschall« de« Kronprinzen, ist in der Nacht zu» l- Dienstag am Scharlachfieber gestorben. Der Knabe - hatte erst vor Kurzem da« 14. Lebensjahr vollendet, ß Die „R. A. Z." bringt einen vertraulichen ErlaG Z Bismarcks an den deutschen Botschafter in Wiea-E Der Erlaß weist auf die Rückschläge in den Bee» 4 Handlungen mit Rom hin, da vie Prälaten bch H mangelhafter Kenntniß der preußischen Verhältnisse leicht übertriebene Erwartungen hegen. Die Ro» E gieruag wolle nur abrüsten, nicht aber die Waffe» ß im Gesetzgebung-Wege vernichten. Der Staat«- ministerialbeschluß vom 27. März nehme eine wesend- Ä liche Medistcation der Maigesetze ia Aussicht. Die Befugniß der Regierung erstreckt sich darauf, die Ausführung derselben im Interesse de« Frieden« za unterlaffen, während st« jetzt zu strenger Durch führung verpflichtet ist. Die Befürchtung Jacobini's, was bei einem Regierung-w-chs«! werden solle, sei eine gegenseitige. Die Regierung machte bereit« er hebliche praktische Concessionen, während der Papst nur unbestimmte theoretische, nicht rechtsverbindliche Andeutungen machte. Der Erlaß hebt dann dir fortdauernde oppositionelle Haltung der Centrum«- partei hervor, während ein Wort de» Papste« ovye der Bischöfe dem unnatürlichen Bunde de» katholische» Adels und der Priester mit Socialistea eia Ende machen würde. Die vom Pconuntiu» gegenüber dem Botschafter geführte drohende Sprach: zeige, wie weit man noch von einem klockus viveaäi ent fernt sei; der angeveulete Abbruch der Verhandlung«» mache aber sonst keinen Eindruck auf die V-k- minderung der Geistlichen. Der Verfall der Seel- sorze sei nur von der Kirche und dem Papste zi» verantworten. Die katholisch: Geistlichkeit habe anderswo unter weit härteren Bedingungen die Gläubigen nicht unbefriedigt gelassen. Niemals habe der Reichskanzler eine Silbe geäußert, welche dahik gedeutet werden könnte, daß die Regierung in Revisio» oder Abschaffung der Maigesetze gemäß der klerikale» Forderungen willigen werde. Friedliebende Praxi« und erträglicher Äoäus viveaäi auf der Bast« beiderseitiger Verträglichkeit sei Alles, wa» jemals erreichbar schien. Rußland. Petersburg. Der Prozeß Weimar-Michails» hat seinen Abschluß gefunden. Unter den Zeuge» erregt Helena Solowiew, die Schwester de« Hin gerichteten, Aufmerksamkeit, doch sind ihre Au-sage» nicht sehr von Belang. Sie erklärt, der Mott» Mesenzew» habe nach Aussage ihre- Bruder« 500S Rubel gekostet, das Pferd sei nicht zum ersten Male von den Socialisten gebraucht worden; e» habe schon dem Fürsten Kcapotkin zur Flucht verholst». Michailow entwirft eine Skizze seiner Thätigkeit al« socialistischer Agitator, wie er z. B., um sich da» unteren Schichten de« Volke« zu nähern, in der au« dem Solowiew'schen Prozeß bekannten Schmiede de« Bogdanowitsch da« Schmiedehandwerk erlernte, und wie er später» al« er sich zu schwach zu diesem Be rufe fühlte, Kutscher wurde, in die Dienste eine« ÄesinnungSgenoffen trat und mit diesem nach Peters burg übersiedelte. Der Dienstmrnn Mauwejew wiL mit Sicherheit im Angeklagten den Kutscher der Mörder erkennen. Die im Tattersall Vorgefundene» und zurückgelastenen Kleidungsstücke Michailow«, ' einen alten Kut cherhut und neuen Kutschermantel, ' bezeichnet derselbe Zeuge al« diejenigen, w^che Michailow am Tage de« Morde» getragen. Michail»» meint den «u«sag«n de« Tattersallpersonal« gegen über, er habe sich allerdings mehrmals al« Kutsch« verkleidet, und zwar habe er mit dieser Ma«tier»0W socialistische Zwecke verbunden. Dieselben stände« indessen in gar keinem Zusammenhaag mit dem l» Rede stehenden Verbrechen. Zeugen, Gerichtshof und Publikum begaben sich nun auf den Hof hin«», die Equipage zu besichtigen. Da« Pferd, Bar»« mit Namen, wurde einaespannt und mehrmals ft« Kreise herumgefahren. Lin Gorodowot erklärte «t mit Bestimmtheit für da« Pferd, mit dffstll Hilfe Mesenzews Mörder entkamen. Alldem Zeugen ver mögen keine so bestimmte Aussage zu mache». EG vrrdeu nuu die Zeugen verhört, welche hchuwsG sollen, daß Weimar Ei-mthümer des Mttde« Dw wese». Weimar hatte schon vor dem Kripo« »W de« Pferdehändler Karelin et» Pferd gchamk WG zwar tnr.Biistt» et»e« Myffche» , der vom WW fist de» Angeklagte» Troschtschanskt gchaw» HM