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ZeremBMI. Bei dem Empfimge de« diplomatischen Dorps, da» vollzählig und in größer Uniform erschien, hielt der Runtiu« eine kurze Ansprache, welche er jedoch abla». Grevy im Frack mit dem großen Band der Ehrenlegion, antwortete frei, indem er den Diplomaten str ihr« Glückwünsche dankte und diese für sie und die von ihnen vertretenen Negierungen wiederholte, wobei er hrrvorhob, wie glücklich er sich schätze, die Men «rdialen Beziehungen Frankreich» zu allen Mächten constatiren zu können. Grevy, mit der ihm eigenen und ihm so wohlanstehenden Würde und Lakt, wechselte darauf mit jedem der Botschafter »och einige Worte. Weder der Erzbischof von Pari«, »och einer der Marschälle befand sich übrigens in der Umgebung de« Präsidenten, wie e« da» Zere moniell eigentlich vorschreibt. Nach dem Präsidenten begrüßten auch Frehcinet und die anderen Minister La« diplomatische Corps. Dir Wahlbewegung in Bulgarien hat große Dimensionen angenommen. Die Majorität der auf gelösten Skupschtina agitirt in lebhafter und energischer Weise für ihre Wiederwahl. Pamphlete gegen da« Ministerium und den Fürsten werden im Lande ver breitet. Alexander der l. wird darin unverblümt der „Vergewaltigung de« bulgarischen Volke»" an geklagt. Obschon e« die Regierung nicht an Gegen- onstrengunge» fehlen läßt, so stimmen doch alle Nachrichten darin überein, daß die Masse der Wähler mit der Partei Karaweloff sympathisirt und daß diese auch in der neuen Kammer weitaus über die Majorität der Stimmen verfügen wird. Die Besorgniß, daß e« dann zu einer Verfassung«-, wenn Nicht StaatSkrisi« kommen kann, ist keineswegs grundlos. Sachsen. Bischofswerda, den 5. Jan. Im vergangenen Jahre haben beim hiesigen Stadtrath 51 Bau anmeldungen (darunter 19 Anmeldungen zu Bauten au» roher Wurzel), 56 Gewerböanmeldungen, 25 Gewerbsabmeldungen, 500 WohnungSanmelduugen, 198 Wohnungsabmeldungen, 394 Anmeldungen von gewerblichem Hilfspersonal, 320 Abmeldungen von dergleichen stattgefunden; ferner sind 19 Reisepässe, 253 Arbeitsbücher, 54 Arbeitskarten, 46 Gesinde- zeugnißbücher, 19 Jagdkarten ausgestellt und 123 Hundesteuer-Marken abgegeben worden, 103 Personen find inhaftirt worden und 149 Tage in Haft ver blieben; 9858 arme Durchreisende haben 985 Mark 80 Pf. Reiseunterstützung erhalten; im städtischen Krankenhause haben 173 Kranke Aufnahme gefunden und sind darin 1538 Tage verpflegt worden, 15 davon sind verstorben, die übrigen genesen. Die Gesammtsumme der Einlagen bei hiesiger Sparcasse betrug 385,973 Mark 68 Pfg., die Gesammtsumme der Rückzahlungen 412,346 Mark 92 Pfg. Raths sessionen haben 46, Stadtverordnetensitzungen 9, combinirte Sitzungen beider Collegien 1 statt gesunden. A Umschau in der Lausitz, 4. Januar. Den 2. Jan. ertrank der Arbeiter Lemberg in Bautzen beim Aufrisen in der Spree. — Den 1. Jan. ist zu Oberseifersdorf der 20jährige Recrut Hermann Roscher, Sohn des Hausbesitzer« Roscher, in einem Wasserbehälter todt aufgesunden worden. — In Königsbrück sind an 2 nacheinander folgenden Tagen die Scheunen des Drechsler Menzel und de« Fleischers Louis Leißner abgebrannt. — Desgleichen wurden durch Feuersbrünste vernichtet da» Wohnhaus de« Gutsbesitzers Posselt zu Schweidnitz bei Löbau und Las Jack'fche Wohnhaus zu Berthelsdorf. — Der Bezirksausschuß zu Zittau hat 1879 in 7 öffentlichen Sitzungen 189 Gegenstände berathen, wovon 151 zur Entscheidung kamen. — Der Rentier Hoffmann zu Dresden (vorm. Mühlenbesitzer zu FriederSdorf) bat seinen früher» Wohnort OberlriederSdorf mit Legaten in Höhe von 10,500 Mark bedacht. Die Zinsen von 3000 Mark sollen jährlich zu einer Christbescheerung für ärmere Kinder, die von 3000 Mark für die OrtSarmen und die von 4500 Mark zu verschiedenen kirchlichen Zwecken verwendet werden. — Der Gutsbesitzer Prost hat in seinem Testamente der Schule zu Dürrhennersdorf 600 Mark zur Ehristbescheerung und 300 Mark für die Schulcasse, desgleichen 1200 Mark der Armencasse vermacht. — Herr Gutsbesitzer Werner zu Oberoderwitz hat der dortigen Kirche noch einen schönen Kronleuchter zu den 2 andern geschenkt. — Der verstorbene Thier arzt Müller zu Oberoderwitz hat der Gemeinde 600 Mark zur Beschaffung eine» Leichenwagen» und LOO Mark dem dortigen Kirchenchor legirt. — Die Frau Amtsgericht-Wachtmeister Heidrich zu Ostritz hat der dortigen evangelischen Kirche eine Altar- und Kanzelbekleidung; Herr Rentier Bodemer zu Dresden aber eine prächtige Altarbibel geschenkt. — In der Parochie Weig«dorf haben 1879 6 Paare da«Lvjähr. und 1 Pa« da« SOjätzr. Ehejubiläum gefeiert. Da« eine Paar wurde au« dem König Johann Stiftung«fond mit 90 Mark bedacht. Bautzen. Unter den evangelisch - lutherischen Geistlichen der sächsischen Oberlaufitz sind in der zweiten Hälfte de« Jahre« 1879 folgende Verände rungen vorgekommeu: Gestorben istHerr Pfarrer Röseberg in Kleinbautzen; emeritirt wurde Herr Pfarrer Schlinzigk in Waltersdorf; ver setzt wurden Herr Pfarrer Rödel in Bernstadt al« Pfarrer in Markneukirchen; Herr Pfarrer Zschucke in Hirschfelde al« Pfarrer m Zehren und Herr Pfarrer Walther in SpitzcunnerSdorf al« Diaconu» in Zwickau, wogegen Herr Diacovu« Lio. Steude in Großschönau sein Amt freiwillig nieder gelegt hat. Augestellt wurden: Herr DiaconatS- vicar Virnich in Klix al« Pfarrer daselbst; Herr Diaconu« von Mosch in Bernstadt al» Pfarrer daselbst; Herr Diaconu« Jäckel in Hirschfelde al» Pfarrer daselbst und Herr PredigtamtScandidat Kneschke als Pfarrer in Waltersdorf. Endlich wurde noch der Kandidat der Theologie, Herr Erwin Werner au« Rammenau, al« Hilfsprediger daselbst ernannt. Mit den Hundert-Mark-Noten der Weimarischen Bank sind auch die Thaler-Noten der Kommerzbank in Lübeck seit dem 31. Dec. v. I. werthlos geworden. Am 3. d. Mittag« 12Uhr wurde in Dresden eine der ersten Autoritäten im Baufach und Förderer unsere« vaterländischen monumentalen Bauwesens, Herr Oberlandbaumeister Carl Moritz Haenel, nach längerem Krankenlager im Alter von 72 Jahren aus dem Leben abgerufen. Die Stürme der vergangenen Tage haben wiederum an den oberirdischen Telegraphenlinien vielfache Störungen verursacht. Namentlich hören wir von Unterbrechungen österreichischer und süd deutscher Linien, während die in Sachsen gelegenen Telegraphenlinien vollständig unversehrt geblieben sind. Das Ei» der Elbe ist infolge der warmen günstigen Witterung nunmehr vollständig aufgegangen und wird eine gefährliche Hochfluth aller Wahr scheinlichkeit nach nicht eintreten, da sich die aller dings großen Wassermassen normal verlaufen können. Der Gewerbeverein zu Dresden hielt gestern seine lOOOste Hauptversammlung ab, mit der aus Anlaß dieses Jubiläums eine Festlichkeit verknüpft war. Am 3l. December ist auf Niederburkauer Ritter gutsflur die Leiche des seit 5 Wochen vermißten Zimmermann Carl August Hoche aus Burkau im Schnee aufgefunden worden. Der Genannte, welcher bereit« 58 Jahre alt und kränklich war, ist jedenfalls beim Sammeln von Brennholz von einem Schnee wetter überrascht worden, schließlich ermattet zu- sammengebrochen und erfroren. Die hohe Schncelage hatte sein Ausfinden bisher verhindert. In der Nacht vom 2. znm 3. Jan. ist in die städtische Steuer-Expedition im schlessischen Bahnhöfe in Dresden ein gebrochen und ein Betrag von 4000 Mark, welcher an die Hanptcasse abgeliefert werden sollte, gestohlen worden. Aus Glauchau wird gemeldet: Bei Schlunzi'g hat die hochangeschwollene Mulde den Damm durch brochen. Die Kirche, die Schule und viele Bauern güter stehen unter Wasser. Die Gefahr wächst, da da« Eis in Länge von 300 Meter sich staut. Auch in Jerisau, Remse, Kertzsch und in der Mittelstadt von Waldenburg ist die Mulde ausgetreten und hat mehrfach Schaden angerichtet. Vermischtes. — Die Hochwassergefahr ist nach den un« heute aus mehreren Orten Deutschlands vorliegenden telegraphischen Berichten im allgemeinen al« beseitigt zu betrachten: Aus Worms wird unter dem 4. Januar gemeldet: DaS Wasser ist jetzt hier im Fallen. In der Riedgegend hat die ausgedehnte Ueberschwemmung große Verheerungen angerichtet, der Eisenbahndamm ist theilweise weggeschwemmt, der Bahnverkehr daselbst eingestellt. Ganze Dörfer stehen unter Wasser und ihre Bewohner sind ge flüchtet. Ferner telegraphirt man au» Koblenz vom 4. Januar Vormittags: Da» Eis im Rheingau ist in dieser Nacht aufgebrochen, bei Bingen und Koblenz findet starker Eisgang statt. Bei Mainz, Bingen und Koblenz ist da- Wasser im Steigen begriffen. Die Höhe de» RheinwasserstandeS bei Koblenz beträgt, wie die „Koblenzer Ztg." meldet, 7,50 Meter. — Prag, 5. Jan. Das Ei» aller böhmischen Flüsse ist schadenlos abgegangen. Bei Melnik ist da» ausgetretene Wasser zurückgetreten. — Wien, 5. Jan. Die Donau ist von Passau bi» KaiserSeberStorf eisfrei. Auf österreichischem Gebiete stehen noch zwei, im Ganzen 15 Kilometer lange Eisdecken, von Kaiser«eber«dorf bi» Fischamend und bei Petronell. Da« Wasser fällt forWhrpnd^ — Durch da« Feststrhen de» Eisstoße« bet Fischamend und die dadurch erfolgte Stauung HP unterhalb Wien von Srdbergermai« a» bi» unter halb KaisereberSdorf und Albern am rechten und bi« Orth am linken Donauufer eine größere Ueber- schwemmung eingetreten. In KaisereberSdorf, in Albern und auf der Simmrringerhaide hat die Ueberschwemmung einen sehr großen Umfang erreicht, so daß die Bewohner ihre Wohnungen verlassen mußten. E« sind bereit« zwei Todesfälle infolge Ertrinken« gemeldet. Die Höhe de« Wasserstande» im Hauptstrom und im Donaucanale hatte im Laufe de« Sonntag Nachmittag« noch zugenommen; gegen Mitternacht ist indeß ein mäßiges Fallen eingetreten. — Dem Berner „Bund" telegraphirt man au» St. Gallen unterm 31. Dec.: Große« Eisen bahn-Unglück de« Züricher 10-Uhr-Zuge». Zwei Locomotiven wurden über Bord geworfen, zwei Ge päckwagen ganz, ein Personenwagen halb zertrümmert. Der Zugführer ist tpdt, der Lokomotivführer unter der Lokomotive lebendig begraben. Gegen fünf Per sonen vom Zugspersonale und acht Passagiere sind theil« lebensgefährlich, theils leicht verwundet. — Im Hafen von Hakodadi (China) brach am 6. Nov. ein Feuer aus, durch welches 20 Straßen und 2300 Häuser zerstört wurden. — Die Taucheroperationen an der eingestürzten Brücke über die Tah bei Dundee, welche fort gesetzt statifanden, erwiesen sich am 1. Januar ziem lich erfolglos. Es wurde nur fcstgestellt, daß die- Wagen im Hinteren Theile des Zuge» in zer schmettertem Zustande auf dem Grunde angekommen sind. Nachmittags müßten dieselben infolge de» stürmischen Wetters gänzlich eingestellt werden. Man nimmt an, daß die Leichen in'S Meer getrieben wurden. ES ist beschlossen worden, die Sandbänke und Buchten des Tay zu durchsuchen. — Sechs Mörder befinden sich im Tilsiter Ge- fängniß in Untersuchungshaft, nämlich ein ländlicher Einwohner, welcher infolge eines Streites seine Gattin erstach, eine Frau aus Tilsit, die ihr zwei Jahre altes Kind ermordete und in der Nähe der belebten Jacobsruhe am Hellen Tage verscharrte, und endlich vier dieser Tage eingelieferte jugendliche Per sonen, welche in der Nähe von Tilsit ihren Onkel ermordet haben sollen. — New-Aork, 4. Januar. Gestern ist dir Bark „Giacomino" in Baltimore mit 5 Passagieren und 6 Mannschaften der „Borussia' eingetroffen, welche in kleinem Boote 250 Meilen von den Azoren gefunden wurden und furchtbar gelitten hatten. — München, 2. Januar. Gestern früh 8 Uhr wurden der Königin-Mutter in der Metro politankirche von einer Frauensperson mehrere Schläge versetzt; glücklicherweise hatte die hohe Frau hierdurch keinerlei Verletzung, ja nicht einmal ein Schmerzgefühl zu erleiden, da sie durch den Pelz mantel geschützt war. Die Frau heißt Anna Rahm, ist 50 Jahr alt, verheirathet, in Lohhof gebürtig, und nach amtsärztlichem Gutachten geisteskrank; sie wurde in die Irrenanstalt verbracht. — Am letzten Tage des Jahres ist Stuttgart durch einen entsetzlichen Massenmord, eine wahre Schlächterei, schrcckensvoll bewegt worden. Ein 43jähriger Mühlenmacher hat seinen 40 jährigen Bruder, den Zimmermann Waibel, dessen Ehefrau und drei Kinder im Alter von drei Monaten bi» sechs Jahren in deren Wohnung während der letzten Nacht mit einem Hammer erschlagen. Ein Mädchen von 13 Jahren lebt noch, ist aber schwer verwundet. Der Mörder hat den »ermöglichen Bruder beraubt, ist dann au« der Wohnung entflohen, aber am Mittag in einer Bierwirthschaft verhaftet worden. — Nach der Zeitung „Sibir" sind in dem letzten Jahre bi« zum 23. August an Verschickten (inck. Frauen und Kinder) 12,298 Seelen in Sibirien eingetroffen. Hauptverhandlungen beim König!. Schöffengerichte zu Bischofswerda. Freitag den 9. Januar 1880. 1) Vormittag« 9 Uhr wider den Häusler und Schuhmacher Karl August Marx au« Ober putztau, wegen Ehrverletzung auf Antrag de» Grundstücksbesitzers und Gerichtsschöppen Wilhelm Moritz Schade daselbst; 2) Vormittag« 10 Uhr wider den Weber Johann Gottlieb Berger in Oberneukirch und Genossen wegen groben Unfugs nach 8 360,11 deS R.-Str. Ges.-BcbS. (Siepertoir der ätonigl. Hosryeater in Dreoden.^ Altstadt: Mittwoch! Emilia Balotti. — Donnerstag r Szaar und Zimmermann. — Freitag: Dedorah. Sonn abend: Der fliegende Holländer. Neustadt. Mittwoch: Dir Wunderglocke. —Donnerstag r Die Schule de« Leden«. — Sonnabend: Da« Mädchen au«, der Fremde.