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SU vriziii»! Zufolge am 31. Dec. in Berlin getroffener Vereinbarung wird der Handelsvertrag zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn vom 16. Dec. 1878 nebst Schlußprotocoll bi« 30. Juni 1880 in Kraft bleiben, jedoch mit Ausschluß der Bestimmungen über Zollfreiheit von Rohleinen, über Refaction bet Eisenbahntarifen, über Beschlagnahme von Eisen- bahufahrbetriebSmitteln, sowie mit Ausschluß der Bestimmungen über Veredelungsverkehr, dessen Fort dauer beiderseits autonom geregelt wird. Zollcartell wird während der vereinbarten Fortdauer de» Ver trages insoweit zur Ausführung gebracht, als be stehende Gesetze nicht entgegenstehen. Sicherem Ver nehmen nach wird der Veredelung-Verkehr bis 15. Febr. in der bisherigen Weise unter Bewilligung zollfreier Wiedereinfuhr belassen. Oesterreich. Um dem in Tetschen sich fühlbar wachenden Nothstande zu steuern, hat der Erzherzog Albrecht angeordnet, daß große Quantitäten Getreide und Lebensmittel angekauft und dieselben zumeist an die in seinen Fabriken beschäftigten Arbeiter zum Kosten preise ausgeliehen werden. Die Naturalien-Ber- theilung erstreckt sich auf 4000 Familien mit 17,000 Köpfen. Frankreich. Im Quartier des Montmartre in Paris herrscht große Noth. Nicht weniger als 30,000 Arbeiter befinden sich dort, die ohne Arbeit und daher ohne Brod sind. Spanien. Madrid, 30. December. Officiell wird gemeldet, daß am Dienstag Abend 5 Uhr, als der König und die Königin von einer Spazierfahrt im offenen Wagen zurückkehrten, am Eingänge des königlichen Palastes rin Attentat auf Beide durch zwei Revolvrrschüsse mupk, unter Leitung de» Herr» Kapellmeister Jarow, gegebene Loncrrt »ar trotz, des »ugützigen Wetters immerhin noch sehr gut besucht. Di« bereits be kannten trefflichen Leistungen des EhorS wurden in jeder Nummer mit allseitiger Begeisterung ausge nommen. Ebenso gewährt« di« Virtuosität drr Herren Jost (Clarinettr> uad Winzer (Posaune) in ihren gelungenen Golovorträgen, sowie das äußerst gut gewählte Programm einen schöne« «ufikalifchrn Genuß. — 2. Januar. Infolge d«S mit Macht herein gebrochenen ThauwettrrS zeigte unsere Wesenitz eine Wasserfülle, wie es nur selten drr Fall ist. Die Wiesen de« Bischoftriche- sind überschwemmt und ging heute Mittag das Wasser sogar über die Brücke des sogen. GaSstegeS. Bon einem ungewöhnlich hohen Wasserstand der Elbe dürsten wir bald zu berichten haben. Dem „Leipziger Tagebl." zufolge hat die königl. Staatsbahnverwaltung genehmigt, daß die mit dem Vermerk im Frachtbriefe „Freiwillige Gaben für die bedrängte Bevölkerung einzelner Kreise Oberschicht«»" bei den Güterexpeditionen zur Aufgabe gelangenden Hilfsgaben, Leben-mittel, Kleidungsstück-, Brenn material rc. frachtfrei befördert werden. Eine gleiche Vergünstigung gewähren auch die königl. preußischen Staatsbahnen und die unter denselben stehenden Privatbahnen. Der Vorschußverein zu Weida ist, nachdem eine eingehende amtliche Revision stattgrfundeo, welche ein Deficit von über 50,000 Mark ergab, am »er gangenen Sonntag vorläufig geschloffen worden. Am 28. Dec. Abend» ist in Königsbrück die Scheune des Häusler» August Soul» Wenzel, sowie am 29. Abends H8 Uhr daselbst die Scheune de» Fleischermeisters Moritz Leißnrr total aledergebrannt. E» wird Brandstiftung vermuthet und ist bereit» ein derselben Verdächtiger eingezogen worden. Lhat die Flucht, wurde aber von eine« Student«» und von mehreren anderen PersoM» verhaftet verletzt wurde durch die Schliffe Niemand; d-p zweite Schuß ging dicht an dem Gesichte der Köut-iu vorbei. Der Attentäter heißt FrauoeS« Oterm Gonzalez, ist au» Galicia gebürtig und »ohnt erst seit Kurzem in Madrid. Nach weitere« Meldungen hat er ausgesagt, er sei Kuchenbäcker und hab« die Absicht gehabt, wegen des Ungünstigen Stande» seines Geschäftes sich selbst zu tödten. Bon einem Freunde wäre ihm jedoch gerathen worden, eia Attentat auf den König zu verüben. Weiter erklärte der Attentäter, daß er Mitschuldige habe. Boa diesen ist Einer bereit» zur Hast gebracht, während ein Anderer noch gesucht wird. Die Mordwaffe war ein kleine« Doppelpistol. Der König und die Königin, welche ihre Fassung während des Anfalle» nicht verloren hatten, nahmen noch im Laufe de» Abend« die Glückwünsche de« diplomatischen Eorp» entgegen; die Beglückwünschung durch die Seuatorea und Drputirten sollte heute Mittwoch erfolgen. — Die Untersuchung wegen de» Attentat« hat begonnen mehrere angebliche Mitschuldige de» Attentäter» wurden nach der Verhaftung wieder freigelassen. 'Hie falle», und eS ist fast unerfindlich, wie zwischen «vei ss «ahe verwandten Religionen ein erbitterter - Kampf lange dauern kann, ohne dyß man in beide» Lagern da« Thörlchte diese« Treiben« einfirht. E« Ist ein Streit zwischen zwei rbenbürtigrn Gegnern, Lei dem nur der Dritte gewinnt — und dieser schlimme Dritte ist niemand ander«, al- der Unglaube »der mindeste»« die virlbeklagte und sich steigernde Indifferenz in religiösen Dingen. Die Menschheit war immer friedlich, nur die Priester regten sich auf und trieben sie in den verhängnißvollen Glaubeo«- ssteit, dessen Bahnen seit Menschengedrnkrn mit Vlüt getränkt wurden. In Deutschland, da« heut« »och unter den Nachwehen de« dreißigjährigen Kriege« leidet, kann man mit Dragonaden »der Glaubens kriegen niemals mehr Glück haben, und e« streift »ahe an den Humor der Weltgeschichte, daß e» im 19. Jahrhundert Märtyrer de« Glaubens erzeugt hat. Wir wollen von Herzen gern dieses Martyrium mit dem neuen Jahre zu Grabe tragen, denn die Eulturmisfion des jungen deutschen Reiche» hat höhere Ziele al» einen unfruchtbaren Religionsstreit. Recht und Gesittung, Ordnung und Freiheit, Arbeit und Wohlstand — das ist augenscheinlich eine Parole für unser Streben als Volk, die höher steht, al« die Frage, ob der Katholicismu» die Menschen seliger macht als der Protestantismus oder da» Judenrhum. Die beiden Fragen, welche im öffentlichen Leben dem abgelaufenen Jahre die Signatur aufgedrückt und in den Spalten der Zeitungen die größte Rolle stielten: in der ersten Hälfte des Jahre- die zoll politische Frage, in der zweiten der Uebergang der Preußischen Privatbahnen an den Staat, welcher ausdrücklich als die Vorstufe zum ReichSrisenbahn- fystem bezeichnet worden ist, lassen sich in ihrer tiefgreifenden Bedeutung noch gar nicht vollständig übersehen und können heute kaum den Gegenstand rückblickender Besprechung bilden. Hier werden die Thatsachen sprechen müssen. Auch in dieser Be ziehung zeigt e« sich, daß da» abgelaufene Jahr ein Jahr der Vorbereitung gewesen ist, da« die Anfänge «iner noch gar nicht absehbaren Epoche bildet. Deutsches Reich. Bischofswerda, 2. Jan. Au» den .Kirch lichen Nachrichten der Parochie Bischofswerda auf das Jahr 1879" ersehen wir, daß die Zahl der Geburten 213 in der Parochie betrug, wovon 178 auf die Stadt, 11 auf Geißmannsdorf, 4 auf Pickau, 15 auf. BelmSdorf und 5 auf Weickersdorf kommen. Gestorben sind 124 in der Stadt, 6 in GeißmannSdorf, 2 in Pickau und 11 in DelmS- dorf, also in Summa 143 Personen (92 männl., 51 weibl ). Getraut wurden 39 Paar in der Stadt, 1 Paar in GeißmannSdorf, 1 in Pickau, 1 io BelmSdorf und I in Weickersdorf, daher 43 Paar. Die Zahl der Communicanten betrug 1416, darunter 39 HauScommunionrn und 101 Eönfirmanden. Das von den Verstorbenen erreichte durchschnittliche Lebensalter beträgt 29,„ Jahr. Gegen da» Jahr 1878 wurden 18 weniger geboren al» 1879. Die Zahl der Verstorbenen betrug im Jahre 1878 119, also 24 weniger. Die Zahl der Trauungen erreichte im Jahre 1878 die Höhe von 52 Paar, also 7 mehr als 1879, da auch aus Goldbach 2 Paar in hiesiger Kirche im letztverflossenen Jahre getraut wurden. Die Zahl der Geburtsfälle In der Kirchfahrt übertrifft, Weickersdorf ausgeschlossen, die drr Todesfälle um 70, im Bereich der Stadt um 54. Die Zahl der Schüler in den hiesigen städtischen Schulanstalten, betrug am Schluffe de» Jahre» 1879 in Summa 934, wovon 56 auf die Srlecta, 391 auf die I. Bürgerschule, 315 auf die kl. Bürgerschule und 172 auf die Fortbildungsschule kommen. — 2. Januar. Da» gestern Abend im Saale de« Schützenhause» von der Bautzner Regiment«- erfolgte. Der 19jährige Thäter ergriff nach der hält Lager -er skvresoeus kreisen. Vermischtes. — Da« Jahr schließt mit EisenbahnunfälleM der traurigsten Art. Wie au» Wien gemeldet wird» ist auf der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn bet der Station Süssrnbrunn im Marchfeld der am 29. Dec- Nachmittags von Wien nach Pest abgegangene Courierzug entgleist und sind die Locomotive, der- Tender und Conducteurwagen über den Damm herabgestürzt, zwei Personenwagen entgleisten ohne weiteren Unfall, der letzte Waggon blieb im Geleise, Im Zuge befanden sich zehn Passagiere. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon, aber sie waren Zeugen einer schrecklichen Scene. Unter der furchtbaren Last drr 100 Centner Kohlen au» dem Tender lagen der Locomotivführer und der Heizer^ unter dem Gepäcke die zwei Conducteure, alle schwer verletzt. Den verunglückten vier Zugsbegleiterm suchte man Hilfe zu bringen, indem man sie zuerst aus dem Wust hervorzog und sie dann schnell herbei geholten Aerzten zur Pflege übergab. Der Heizer war aber bereit» in hoffnungslosem Zustande und gab wenige Stunden nach dem Unglücke seinen Geist auf. Der Locomotivführer ist sehr schwer verwundet und man befürchtet, daß er nicht mit dem Lebe» davon kommen werde. Auch die beiden ZugS- conducteure haben schwere Bruch« und Quetschwunden erlitten. Die Ursache de« Unglück« ist noch nicht sichergestellt. Die Locomotive war eine Reserve maschine, die wahrscheinlich einen Federbruch erlitte dessen Priorität vor den anderen Beschädigungen durch ven Sturz nicht mehr nachweisbar ist. — Der Brennmeister in der Branntweinbrennerei zu Pforta bei Naumburg drehte au» Versehe» einen falschen Hahn auf, worauf ihm eine siedende Flüssigkeit rntgegenspritzte und Gesicht und Brust verbrühte. Hierüber erschreckt, prallte er zurück und fiel in einen mit heißem Wasser gefüllten Kessel. Man eilte hinzu und suchte die Schmerzen desselben dadurch zu lindern, daß man Watte auf dir ver letzten Stellen band. Als dir« geschehen, beging ein Anderer die Unvorsichtigkeit, mit dem Lichte der Watte zu nahe zu kommen. Diese fing Feuer und der Brdauernswerthe lag nun in vollen Flamme» da, so daß der Tod unmittelbar eintrat. Kirchliche Nachrichten. In hiesiger Hauptkirche predigt am Sonntag nach Neujahr: vormittags: Herr I». vr. Wetzel. Röm. 14, 7—8. Nachmittag«: Betstunde. Am Feste der Erscheinung: Vormittag«: Herr p. vr. Wetzel. Röm. 10, 14—18- Nachmittag«: MifHonlstundt^ Brillant-Glanz-Starke, L Paaurt 20 Pf., ganz vorzüglich empfohlen, empfing von L. A. Veck in Leipzig in Eommission Carl Böhmer. Ein größere« und ein kleinere« Logi« sind zu vermiethen uud Ostern beziehbar. E m i l -P re i s ch e. " Eine Stube mit Zubehör, 1. April beziehbar, ist zu vermiethen bet Gustav Paulisch. 2 Stuben mit Zubehör, sofort beziehbar, sind zu vermiethen gr. Töpfergasse 339. Linv Vberstvdv mit Ladekop ist zu vermiethen beim Schornsteinfegermstr. Roch. Gine freundliche Oberstube mit Kammer, Küche re. ist wegzug-halber sofort oder Ostern zu beziehen Kamenzer Straße Nr. 16. Eine Stube mit Kammer und Bodenraum ist zu vermiethen und Ostern zu beziehen große Töpfergaffe Nr. 297. S Stuben sind al« Familienlogi« zusammen oder auch einzeln zu vermiethen und 1. 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