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6 Einleitung. Im Adalbert-Grubenfeld zu Pribram ergab sich nach J. Schmid die geo thermische Tiefenstufe im Mittel zu 196,4 p. F. (63,s m) nach 3 Beobachtungs reihen aus 8 1 4,75 , 8 09,4 und 604,3 m Tiefe. Die Temperatur der Luft betrug in 1000 m Tiefe constant 24,6° 1 ). Die verschiedene Wärmeleitung der Gesteine, der Wetterzug, die Lage und Stärke der Wasserläufe erklären die Differenzen in den Beobachtungen. Die Geringfügigkeit der geothermischen Tiefenstufe in den Kohlengruben, gegenüber den Erzgruben, geht aus der fortdauernden Oxydation der Kohle hervor. Weiter ist noch der Einfluss der Reliefform des Landes 2 ) auf die geothermische Tiefen stufe zu berücksichtigen, da unter jedem Berge ein Aufsteigen der Chthon- isothermen, d. h. der Flächen mit derselben Temperatur, erfolgen muss. Kann man für die bis jetzt beobachteten Tiefen die geothermische Tiefenstufe im Mittel zu 100 p. F. setzen, so lässt sich daraus jedoch kein Gesetz über die Wärmezunahme im Innern der Erde ableiten. Man kann weder die Temperatur für eine beliebige Tiefe, noch die im Erdinnern überhaupt erreichte Höhe der Temperatur angeben. Nach den Ermittelungen durch Ablenkung des Bleilothes, durch Pendel schwingungen und durch die Drehwage ergiebt sich die Dichtigkeit der Erde zu 5,56 bis 5,69. Da die mittlere Dichtigkeit der Gesteine, welche die uns bekannte Erdkruste zusammensetzen, höchstens 2,65, die des Meerwassers 1,O268 beträgt, so müssen die mehr centralen Theile der Erde eine weit über 5,e hinausgehende Dichtigkeit besitzen. Das Gesetz der Zunahme der Dichtigkeit bei so grossem Druck, wie er im Erdinnern herrschen muss, ist unbekannt; es lässt sich daher über die Beschaffenheit des Erdinnern und die Dicke der Kruste wenig aus sagen. Als wahrscheinlich kann man nach der Analogie eine Anordnung nach dem specifischen Gewicht voraussetzen. Viele Gründe sprechen dafür, dass nicht eine dünne Kruste über einem feurig-flüssigen Kern liegt, dass vielmehr die Kruste eine beträchtliche Dicke besitzt. Aber ob der Kern fest oder feurig flüssig ist, wie die Grenze zwischen Kern und Hülle beschaffen sein mag, ob etwa eine viskose Schicht zwischen fester Hülle und flüssigem Kern liegt, ob die Kruste überall dieselbe Dicke besitzt — darüber lassen sich Vermuthungen und bei gegebenen Annahmen Rechnungen anstellen, aber vorläufig Beweise nicht beibringen. Nur so viel ist klar, im Innern der Erde muss eine sehr hohe Temperatur 3 ) herrschen, und da fortwährend Wärme aus dem Erdinnern nach aussen abgegeben wird, muss die Erkaltung der Erde fortschreiten, wenn auch ein Theil des Wärme Verlustes durch die bei der fortdauernden Zusammen ziehung entwickelte Wärme compensirt wird. So schwierig es ist, sich die chemischen Vorgänge bei der Verdichtung der Nebelmassen vorzustellen, da wir über chemische Verwandtschaften bei so hohen ’) J. Schmid. Jahrb. Miner. 1888. H. 56. — 2 ) Vergl. die Beobachtungen vonStapff im Gotthard-Tunnel 1877, die von Giordano (Boll. geol. d’Italia. 1880. 434) und die von Giordano im Mont-Cenis-Tunnel. Boll. geol. d’Italia. 1871. 6; J. Wagner. Arlbergtunnel. Jahrb. Miner. 1885. I. 423. — 3 ) Bisweilen mit dem älteren Ausdruck „Centralfeuer“ be zeichnet.