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und sprach die Zuversicht au», daß r» allezeit ge lingen werde, die Aufgaben, welche de» GerichtShoseF harren, mit dm ihm zugewiesenen Kräften in einer Weise zu lösen, die dem Lande zur Ehre und der: Rechtspflege zum Segen gereichen werde. Leipzig, 1b. Jan. In verflossener Nacht ist: der Ordinariu» der juristischen Facultät, wirkt. Geh. Rath 0r. Earl Georg v. Wächter, 83 Jahre alt,, gestorben. Mir ihm ist eiue der glänzendsten Zierde» nicht" nur der Universität Leipzig, sondern de» Ge-- lrhrtenstandr» von ganz Deutschland heimgrgangrn. (Dr. I.) Dem .Meßbericht' de» .Dr. I ', datirt Leipzig, 12., entnehmen wir Folgende»: Der Tuch markt war, obwohl die Neujahrtmesscn nie von Bedeutung: sind, ziemlich stark befahren, und da die Preise sehw gedrückt wann, wurde auch viel gekauft. Da mar» schon vor der Messe annahm, daß die Fabrikat» billig sein würden, so halten sich auch einige Grossisten ringefunden, di« nicht wenig kauften. So mancher der Fabrikanten hat billig verkaufen müssen, um nur zu Hause fortarbeiten lassen zu können, denn vom Verdienst war keine Rede. Auch in wollene« Strumpfwaaren, sowohl schweren Socken al» auch Phantasieartikrln, wurde ziemlich viel umgesetzt, dm ter strenge Winter diesen Artikeln recht günstig war, und e« wäre noch viel mehr verkauft worden, wen« nicht die mildere Witterung eingetreten wäre. Au» Herrnhut schreibt man, daß da» nunmehr in Kraft getretene Verbot der freien Rohleinen-Einfuhr schon rechte gute Erfolge aufzuweisen beginne. Neuer Muth scheint dir Fabrikanten zu beleben, e» wird flotter gearbeitet, auch solche Arbeiter, die seit längerer Zeit keine Arbeit erhalten konnten, haben Beschäftigung erlangt. Im Jahre 1880 werden wieder umfassende Landwehrübungen stattfinden, namentlich wird die Einberufung solcher Lanrwehrosfiziere erfolgen, welche neuerdings au« der Reserve in die Landwehr über getreten sind und weiterer Ausbildung, namentlich in Bezug auf selbstständige Eommando'S, entgegen geführt werden. Die diesjährigen Wollmärkte in Sachsen falle» in Bautzen aus den 14. Juni, in Dresden auf dem 15. Juni, in Leipzig auf den 16. und 17. Juni. Am Nachmittage de« 11. Januar ist auf einerm Feldwege zwischen Gödlau und Säuritz der circa 52 Jahr alte Zeugarbeiter Johann Gottl. August: Röthing au» Nieder-Neukirch todt aufgefundem worden. Sein Tod ist, wie die ärztliche Unter suchung ergeben, durch Gehirnschlag erfolgt. In Oschatz wurden am 12. drei Oeconomem. von der Strafkammer wegen gewerbsmäßigen Hazard- spiels verurtheilt, zwei wurden zu je 1 Jahr Ge- fängniß und 4000 Mark Geldstrafe, der dritte z» 6 Monaten Gefangniß und 2000 Mark Geldstrafe vcrurtheilt. Am 13. Januar Abends ist in GerSdorf bei Kamenz die Garten'sche Mühle (sogenannte Ober mühle) mit sämmtlichen Nebengebäuden ein Ranb der Flammen geworden. Das Feuer soll in dem Schweinestall herausgekommrn sein, was auf Brand stiftung schließen läßt. Herzog Friedrich (Christian August) zu Schles wig-Holstein-konderburz-Augustrnburg ist am 14- früh in Wiesbaden am Herzschlag verschieden- Die Leiche desselben wird auf der Eisenbahn nach Schloß Primkenau in Schlesien übergeführt und irr der dortigen Familiengruft beigesetzt werden. Oesterreich. In Pest ist wegen eine« Duell», in dem der: radikale Journalist Verhovah von dem Baron Mahtenhi schwer verletzt worden ist, vor dem s. g. Adelscasino, dem auch Letzterer angrhört, am 12. d. zu einem so argen Straßenkrawall gekommen, dast. das Militär requirirt werden mußte. Hoitsh, eia Mitarbeiter der „Unabhängigkeit", protestirte grgew- die Gewalt und forderte den Ober-Stadthauptmau», auf, die Soldaten zurückzuschicken. In gleichem Sinn« sprachen auch die Abgeordneten Hermann und Szalah worauf da» Militär abrückte und auch da« Publikum sich zerstreute. Vom National-Casino wird demnächst eine Erklärung erscheinen, daß dasselbe mit dem Duelle nicht» zu lhuu habe, diese» vielmehr eine Privat angelegenheit sei. E» dürften übrigen« noch mehrere Herau»forderung«n erfolgen. Baron Mahtenhi uuv> alle Sekundanten befinden sich noch in Pest, da fie^ gegen ei» gerichtliche« Einschreiten die Unverletzbar keit al» Mitglieder dr» ungarischen Reich»tagr« schützt.- Der Grund de» obigen Zweikampfe» waren compro- wittlrende Briefe de» Grafen Paul Frstetic«, welch« Verhovah in genanntem Blatte veröffentlichte, infolge dessen Baron Mahthenhi Ersteren derart beleidigte^ daß ein« Forderung «ach de« Ansicht«« der Freund»: Vrevlnzcn auszustreckcv, ist ihm die Erbfeivdschaft Rußland«, da» ja allein da« Monopol zur Lösung der orientalischen Türkeuversveisung-frage zu besitzen glaubt, sicher geworden. Brr der bekannten Zähig keit unsrrc« Nachbar Russen ist anzunehmen, daß selbst eine durchschlagend« Niederlage desselben an feinem guten Willen, dcr österreichischen Mission «ach dem Osten russische Jvtrignen und, wenn noch Möglich, russisch« Soldaten eutgrgenzustellen, nicht» Uttern wird. So lange Oesterreich Bosnien und die Herzegowina besitzt, wird Rußland r» in Ath.rn halten upd es nölens volens zur Bündnißtrrue gegen Deutschland verpflichten. An eia Aufgeben von Bosnien und der Herzegowina ist aber dann erst recht nicht zu denken, wenn da« letztere an ter Seite Deutschland« gegen Rußland einmal gesiegt hat. Deutschland war vor dem Berliner Evngreffe in einer verhängnißvell isolirten Lage. Im Westen prickle und drängte die durch die Annexion von Elsaß-Loihringen neu geschürte französische Erb- frindschast; im Süden und Osten paßte Oesterreich auf den geeigneten Augenblick und den geeigneten Bundesgenossen, Revanche sür Königgrätz zu nehmen ; jenseits ter Weichsel thronte der czaarische.Erbsreund', der seine frühere Hegemonie über die preußische Politik nicht vergessen konnte und — um Deutschland von ihm in der gewohnten Abhängigkeit zu erhalten — bald mit Frankreich, bald mit Oesterreich zu conspiriren und Deutschland in Schach zu setzen pflegte. Man konnte und wollte in Petersburg eben nicht begreifen, daß Preußen mit Deutschland sich identificirt jhabe und seine unabhängige Stellung auch Rußland gegenüber wahren müsse. Der Zwang, den der Berliner Vertrag rrsp. die Occupalion von Bokniep und der Herzegowina auf Oesterreich übte, sich an Deutschland zu lehnen, hat diese Situation mit, einem Male geändert. Heute sind die beiden Kaiserreiche auf einander angewiesen und Deutschland hat einen Bundesgenossen gewonnen, der, weil durch seine eigene Gefahr gezwungen, um so sicherer zu ihm steht. Es läßt sich nicht leugnen, daß unsere Lage immerhin eine nicht ungefährliche sein würde, da an dem guten Willen der französischen Diplomaten mit Rußland gegen Deutschland zu pactiren nicht zu zweifeln ist, und da, auch Italien, gedrängt von feiner nationalen Annexionspartti, der Ilslia irreckents, nicht abgeneigt ist, neben Rußland und Frankreich -den Dritten im Tunte zu spielen und al» der Treue Lrhn dir national-italienisch gesinnten südlichen Landcktheilc Oesterreich« zu empfangen. Allein die Gefahr, die aus diesem möglichen Treibündnisse entspringt, wird durch die Hast paralisirt, mit der Rußland nach Befriedigung seiner Rache an Deutsch land und Oesterreich drängt. Frankreich wird zu nächst schwerlich in der Loge sein, der Schnelligkeit, mit der Rußland zum Angriff Vorgehen zu wollen scheint, zu entsprechen. Co lange nicht durch die Vollendung ter inneren Organisation die Republik bei unseren westlichen Nachbarin fist gegründet ist, dürste selbst eine chauvinistische republikanische Regierung nicht daran denken, sich auf äußere Abenteuer eivzulosfin und Alle« auf'S Spiel zu fitzen. Auch io Italien möchte man wohl so vor sichtig sein, nicht ohne die Sicherheit de» Erfolge», die ohne ein gleichzeitige» Vorgehen Frankreichs nicht erblickt werten kann, die letzte Karte au» der Hand zu gcb>n. Außerdem türfttn auch die gegen wärtigen inneren Wirren Rußland» wefintlich bei tragen, den Stoß gegen un» zu mildern, wenngleich nicht zu leugnen ist, daß gegen Deutschland und da» Teutschthum — Dank der systematischen Hetzerei der russischen Prisse — ein Krieg gegen un« den nationalen Fanatiemu» hinter sich haben möchte. Möglich auch, daß Rußland e» verstanden hat, die Pforte für sich zu gewinnen, von der indeß in kürzerer Zeit schwerlich mehr al» eine wohlwollende Neu tralität zu fürchten ist und der gegenüber vöthigen- fall« die Moldau wallachischen Kleinstaaten vielleicht al« Gegengewicht rintrrtrn könnten. Endlich ist auf Englands ständige» Engagement in die Verwicklungen Rußland« zu rechnen. Somit dürfte um so weniger von einem Angriff Rußland« gegen Oesterreich und damit, da wir diese» nicht im Stiche lassen lönnen, gegen un« etwa« zu fürchten sein, je schneller und überhasteter derselbe erfolgt. In Rücksicht darauf möchte man fast wünschen, selbst wenn man ein inniger Freund einer friedlichen Politik ist, daß, wenn denn nun eirmal der Zusammenstoß nicht vermieden werden kann, derselbe sobald wir möglich herrinbrechen möge. Jede Verzögerung könnte unser« Lage verschlimmern «nd verlängert dir verderbliche Spannung im deutschen Volke, dir jede gewerbliche Unternehmungslust, jede Sicherheit der geschäftliche« VvrauSberechnnng stört uud dauüt die vlrthschaftliche Krisi» über die Noth- wr»digkeit auSdehnt. Wer in vorstehender Betrachtung etwa Schwarz seherei erblicken wollte, dr« verweisen wir auf die vssitiösen und ospkielltn Organe von Wir« «nd Berlin, in welchen der bevor stehende Krieg gegen Rußland zur stehenden Rubrik geworden und die eingrheudste Erörterung findet. Deutsche- Reich. Bischofswerda, 16. Jan. Nächsten Sonntag begeht der hies. Frauenverein iw Saale de« Schützen- Hause» sein fünfunvzwauzigjährtgr» Stif tungsfest. Dieser noch jetzt mit Segen wirkende Verein wurde am 18. Januar 1855 unter Leitung dr» noch gegenwärtig in de« Verein thätigen Herrn Oberlehrer» Pachr in hiesiger Stadt in'» Leben gerufen. Wie viel der Verein in dem verflossenen Dierteljahrhuvtert Segensreiche« geleistet hat, glauben wir in einer der nächsten Nummern berichten zu können. Möchte sich da« Stiftungsfest eine« recht zahlreichen Besuches erfreuen, da ter Ertrag doch einem sehr edlen Zwecke dient. 8 Bautzen. In der Zeit vom 1. Oktober 1879 — dem Inkrafttreten der neuen ReichS- Jvstizgcsetze — bis 31. December 1879 sind bei der hiesigen Staatsanwaltschaft überhaupt 398 An zeigen über verübte, die landgerichtliche Competenz begründende Verbrechen und Vergehen, darunter 351 Anzeigen gegen 462 bestimmte »ngeschuldigte ringe gangen, 31 Anträge auf Einleitung der Vorunter suchung, 189 Anträge auf Eröffnung de» Hauplver- fahrenS und 9 Anträge auf Außerverfolg-Sctzung ter Angeschuldigten gestellt worden; 14 Anzeigen wurden an die zuständigen Amtsgerichte und 12 Anzeigen an andere Behörden zur strafrechtlichen Verfolgung abgegeben, während in 95 Fällen nach Ermittelung de» Sachverhalte» da» Verfahren ein gestellt worden ist. Da» hiesige königliche Land gericht hat in 86 Fällen die Eröffnung des Haupt verfahren» vor dem Schwurgerichte, beziehentlich der Strafkammer, in 65 Fällen die Uebcrweisung an die zuständigen Schöffengerichte nach 8 75 de» Ge« richtSverfossungSgesktze« beschlossen und in 9 Fällen die Eröffnung des Haupt verfahrens abgclehnt. — Hauptverhandlungen wurden 76 und zwar 9 vor tun Schwurgerichte und 67 vor der Strafkammer gegen 100 Angeschuldigte abgehalten, von denen 20 zu Zuchthaus (Gesammistrase 26 Jahre 7 Monate), 52 zu Gefängniß (Gesammistrase 24 Jahre 9 Monate 35 Wochen 4 Tage), 8 zu Geldstrafe und 1 zu eincm Verweise verurtheilt, dahingegen 19 freigesprcchen worden sind. Den Vorsitz führte in sämmtlichen Hauptverhandlungen Herr Kammer- direclor Ur. Wiksand; die Staatsanwaltschaft war in 60 Verhandlungen durch Herrn Oberstaatsanwalt Petri und in 16 Verhandlungen durch Herrn Staats anwalt vr. Fiedler vertreten. Von den Angeklagten wurden 26 vertheidigt und zwar durch die Herren Rechtsanwälte vr. Höckner in Bautzen und Mosig von Aehrenfeld au» Löbau je 8, Böhm und Seifert in Bautzen je 3, Naumann in Bautzen, Grille aus Löbau, Thiemer jun. au» Zittau und Müller von Berneck aus Dresden je 1. Außerdem wurden noch 3 Berufungs-Verhandlungen, sowie 55 Ein- spruchsverhandlungen nach dem alten Verfahren unter Mitwirkung der Staatsanwaltschaft abgehalten. p E chmiedefeld, 16. Jan. Für das hiesige Pfarramt wurde Herr ?. Kauferstein in Friedrichs walde bei Pirna vom Kirchenvo»stände allhier erwählt. Mit dem 15. Januar tritt aus der Eisenbahn strecke Großbothen-Wurzen, die seit 15. October vor. Jahr sekundär betrieben wird, ein neuer Fahrplan in Kraft und gleichzeitig werden auf den Linien Großbothen - Glauchau, HerlaSgrün - Falkrnstein, Bautzen-Schandau und BischosSwerda-Reichrnberg dir Fahrpläne einiger Züge eine Aenderung erleiden. — Auf den Linien Bautzen-Schandau u. Bischofs werda-Reichenberg wird eine neue Verbindung da durch hergestell«, daß der 4 Uhr 50 von Bautzen abführende Zug in Zukunft bereit« 4 Uhr 42 ab fährt und derart beschleunigt wird, daß er 5 Uhr 14 statt 5.31 in Wilthen eintriff«, wo er nunmehr Anschluß an den 5 Uhr II, in Zukunft 5 Uhr 17 nach Zittau-Reichenberg verkehrenden Zug erhält, während bisher dir Weitersahrt nach dieser Richtung und auch nur bi« Zittau erst 10 Uhr 16 Abend» erfolgen kennte. Am 14. d. eröffnete Herr Oberlondesgericht«- Präsident v. Weber in Gegenwart Sr. Excellenz dr« Jvstizministrr» v. Abeken, dr» Herrn Oberstaat«- anwalt« Ur. v. Schwarze und mehrerer HH. RSihe die öffentlichen Sitzungen beim Obrrlandesgrricht zu Dresden. Der Herr Präsident erläuterte in einer Ansprache die Geschäftsordnung und da» Wese« dr« höchste» Gerichtshöfe» Sachse«« im Allgemeine« MD: