Volltext Seite (XML)
mpfiehlt Mittwoch, den 1L. Deeember. Politische Weltjchau r 127 raße Nr. 71, schof-Mkd«. ipreiunddreißigster Jahrgang. Straße zelegeuev :rn beziehbat, A Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtohauptmannschaft und der Kgl. Schulinsprction zu Aauhen sowie -rs Königlichen Verichtoamtes und des Stadtrathes zu Dischosowerda. rhefcn, Dursthoff), Der Einzug des wieder genesenen deutschen Kaiser« in Berlin bildete das Hauptereigniß der vergangenen Woche. Manch glanzvolles «Einzugsfest" hat die deutsche Reichshauptstadt unter Wilhelm l. Regierung gesehen; schöner, andachtsvoller und er greifender aber, als das am Donnerstag gefeierte, niemals eines zuvor! Wie herb hat man doch diese Berliner schon oft getadelt, als wären sie ein Volk baar alles ächten Gefühls, ein Volk, dem unter der ätzenden Lauge der Kritik oder unter dem wüsten Treiben eines frivolen Radikalismus aller Sinn für die einfachsten und heiligsten Empfindungen des Menschcnherzens verloren gegangen sei. Wer möchte nach der Feier des 5. December dies harte Urlheil unterschreiben wollen ? Wie die ursprüngliche Anregung zu diesem Empfange des heimkehrenden Monarchen ausschließlich von bürgerlichen Kreisen ausgegangen war, so ist auch die Ausführung des Gedankens lediglich die Sache des Bürgerthums geblieben. WaS diesem Feste sein durchaus eigenartiges Gepräge verlieh, war der Mangel alles ofsiciellen Apparats, die Abwesenheit aller militärischen Schaustellung. Und doch ist dies Fest an Glanz der Ausstattung von keinem anderen übertroffen, an Würde und Herrlichkeit von keinem anderen erreicht worden. Geduldig harrten die unabsehbaren Tausende die EiuzugSstraße entlang dem ersehnten Augenblicke entgegen, kein roher Mißklang störte die feierliche Ruhe, die über der ungeheuren Menge lag; es war — man darf cs nach den bitteren Erfahrungen des letzten Frühjahrs mit doppelter Befriedigung sagen — die Haltung eines hochgesitteten Volkes. Und dann, als der kaiserliche Wagen herannahte, als der greise Held in ungebrochener Frische, hocherhobenen Hauptes und freudestrahlenden Blicke« sichtbar ward — wer beschreibt den Jubel, der donnergleich brausend sich die endlosen Reihen hindurch fortsetzte l Da war nicht« Gekünsteltes, nichts Gezwungenes — so grüßen die Kinder den aus schwerer Gefahr glücklich heim kehrenden Vater. Und wie ein Vater, mit jener herzgewinnenden Milde, die wir Alle kennen, erwiderte der cküser den vieltausendstimmigen Gruß. E« war inmitten dieser fortgeschrittenen Zeit da« Bild eine« wahrhaft rührenden patriarchalischen Verhältnisses, ein Bild, welches Jedem durch den Adel einfacher Menschlichkeit unauslöschlich in die Seele geprägt bleiben wird. ES war in erster Linie allerdings ein Berliner Fest, welches gefeiert wurde aber das ganze Vaterland nahm Theil daran, das ganze Vaterland, mag cs sonst in noch so vielen Dingen die Führerschaft der Hauptstadt ablehnen, muß anerkennen, daß am Donnerstag das Volk von Berlin der getreueste, der beste Dolmetsch seiner Gefühle gewesen ist. Alle die Wünsche, alle die Gelübde, mit denen das deutsche Volk seinen Kaiser bei der Wiederbesteigung des Thrones begleitet, sie sanden ihren wärmsten Ausdruck in diesem Will kommengruße des Berliner Volkes. Und in diesem Sinne, wir sind davon überzeugt, wird auch der Kaiser die Begrüßung aufgefaßt haben. In seinen Mienen war es zu lesen, daß der auch in den trübsten Augenblicken festgehaltene Glaube an die Liebe und Treue seines Volkes ihm durch diese Huldigung zur unerschütterlichen Gewißheit geworden war. Was die allgemeine politische Lage an langt, so stößt England, wenn auck die neuesten Nachrichten von allerlei Erfolgen reden, in seinem Feldzuge gegen Afghanistan offenbar auf größere Schwierigkeiten, als man Anfangs erwartet hatte, und verliert dadurch an Kraft, in Europa mit dem Nachdruck aufzu treten, dessen es bedürfte, um seinen Willen gegen den anderer Mächte mit Erfolg zur Geltung zu bringen. Der fernere Lauf der Dinge auf der Balkanhalbinsel und die gesammte politische Lage hängt somit in erster Linie von dem Verhalten der Pforte ab. Alle Mächte wiederholen nämlich um die Wette, daß sie nichts lieber wünschten, al« die Bestimmungen des Berliner Friedens pünklich ausgeführt zu sehen. Es fragt sich nur, ob die türkische Regierung im Stande ist oder den guten Willen hat, den von ihr übernommenen Verpflich tungen nachzukommen? Denn daß Rußland und Oesterreich nicht geneigt sein werden, ihre gegen wärtigen Stellungen aufzngeben, bevor die Türkei ihre Pflichten erfüllt Hal, versteht sich von, selbst. Kaiser Alexander hat zudem in einer soeben in Moskau gehaltenen Rede die Räumung Avrianopel« und Thra kien« ausdrücklich von dem Abschluß de« Separatfrieden- abhängig gemacht, der an die Stelle de« Bertragr« von San Stefano zu treten bestimmt ist. U886 t VV itlne Diese Seitschrift erscheint wesentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend« und kostet einschließlich der Sonn adendt erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark bO Pfg. (IS Rgr.). Inserat« werden dir Dienstagr und Freitags früh S Uhr angenommen. end eingerichtet, >ar e Nr. 114. : Fabrikat für ie ächte Süß- re autz Pirna -aben bei ch May. chsen wird ein üt verabfolgt. istollen in be- »weizer Butter, »nigkuchen Wwe. stl RSSe wfttz uester Art sehr reßt, wollene 1 Met. 2 Pf., rrger