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Vermischtes. — Laut Bekanntmachung des Herrn Geoeral-Post- meister Stephan vom 8 d. treten in dem Verfahren mit Postvorschüffen vom 1. Oktober ab einige Aen- derungen ein, deren wesentliche folgende sind: I) Eine Auszahlung von Postvorschüssen gleich bei der Ein lieferung der zugehörigen Sendungen findet nicht statt; für .Postvorschuß" wird die Bezeichnung „Nachnahme" «ingeführt. 8) Nachnahmesendungen müssen in der Aufschrift mit dem Vermerke: Nachnahme von . .. . Mark .... Pf. (Marksumme in Zahlen und Buchstaben, Pfennigsumme nur in Zahlen) ver sehen sein (und wie bisher mit der deutlichen und -ausführlichen Adresse). Bei Pacheten müssen diese Vermerke „sowohl auf der Sendung selbst, als auf der zugehörigen Packetadresse" angebracht sein. 3) Dem Auflieferer einer Nachnahmesendung wird über den Betrag eine Bescheinigung ertheilt. 4) Eingelöste "Nachnahmebeträge werden den Absendern von der BestimmungS-Postanstalt mittelst Postanweisung ohne Abzug und portofrei übermittelt und wird für deren Abtragung das gewöhnliche Bestellgeld erhoben. * Der Gustav-Adolf-Verein hat nach der letzten 'Berechnung bis Ende 1876 13,474,899 Mark ein genommen. Er half 2558 Gemeinden bei Erbauung von 1125 Bethäuscrn, 586 Schulen, 327 Pfarr häusern, bei 263 Rcparaturbauten, bei 118 Grund stückserwerbungen, bei 664 Schuldtilgungen, bei L01 Pfarrdotationen, 169 Schuldotationen, bei Er richtung von 76 Kirchenfonds, bei 345 Pfarrgehalten, bei 1017 Lehrergehalten, bei 35 Seminarien und Gymnasien, bei Ausstattung von 599 Kirchen und Schulen, Errichtung von 16 Eonfirmandenanstalten, bei Bestellung von 16 Rcisepredigern, Errichtung Don 11 Wiitwencassen und Anlegung von 37 Fried höfen. — Es seufzen noch immer 310 Gemeinden über eine Schuldenlast von 2,630,809 Mark. — Nack einem Telegramm der „Reichend. Ztg." ist Herr Franz Ritter von Liebig ssn. in Vöslau rm 80. Lebensjahre an Altersschwäche gestorben. In der Geschichte der österreichischen Industrie steht der Name Liebig unter den ersten und glänzendsten verzeichnet. — In Königs Hütte starb am 7. d. M. die Wittwe Veronika Rydzek geb. Pochwolany, im Alter von 102 Jahren. — Nach amtlicher Zusammenstellung wurden in der ersten Hälfte dieses Jahres in den größeren Städten des Deutschen Reiches 33 Menschen er mordet. Hiervon treffen auf Hamburg 3, Berlin, Dresden, Stuttgart, Fürth, Bochum, Straßburg je zwei, München, Danzig, Weimar, Brandenburg, Düsseldorf, Elberfeld, Carlsruhe, Tilsit, Braunschweig und Cöln je einer. — In der Nacht zum 7. September kam in dem HarrachSthahl bei WeiterSfelden in Oesterreich ob der Ems Feuer zum Ausbruche, welche-, wie die „Linzer Zeitung" berichtet, das gräflich Kineky'sche Schloß, die Mühle des Adolph Ostri, das Bäcker- Haus des Alois Fels, die Gendarmerie-Caserne und das BräuhauS in Asche legte. — Au» London schreibt man: Der Untergang des Dampfers „Princeß Alice" ruft Erinnerungen an ähnliche Fälle wach. Nach einer von der Wochen schrift „The World" gebrachten Zusammenstellung verunglückten in den letzten hundert Jahren folgende englische Schiffe: am 29- August 1782 „Royal George" mit 600 Menschen; am 6. Februar 1805 „Abergavcnny" mit 300; am 24. Dccember 1811 St. George", „Defence" und „Hero" mit 2000; am 30. März 1850 „Adelaide" mit 400; am 26. Februar 1852 „Birkenhead" mit 454 ; am 20. Ja nuar 1854 das AuSwandercrschiff „Taylor" mit 380; am 25. Oktober 1859 der Schraubendampfer „Royal Charter" mit 446; am 7. September 1870 da» Panzcrthurmschiff „Capitän" mit 472; am 22. Ja nuar 1873 „Northfleet" mit 300. Auf englischem Gewässer ist somit seit dem Untergange des „Royal George" (im Jahre 1782) kein so großes Unheil erlebt worden wie in voriger Woche bei Woolwich, denn obige Zahl von 2000 Menschen strandete bei Jütland. — In Pforzheim sind dieser Tage auf dem Bahnhofe 77 in 2 Waggons verladene Erdölfässer verbrannt. Ebenso auch die beiden Wagen bis auf die Eisentheile. Die hierbei entwickelte Hitze war so intensiv, daß in der Nähe rangirenoe Bahnzüge entfernt werden mußten, damit diese nicht ebenfalls in Brand geriethen. Man vermuthet Brandstiftung. Die heranrückendrn politischen Entscheidungen der nächsten Monate haben das öffentliche Leben stark in Fluß gebracht. Das Bersammlungswesen und die Presse haben beide erhöhte Bedeutung erlangt. Auf die letztere namentlich richten sich die Blicke jetzt aufmerksamer als je mit strenger Unterscheidung und fachkundiger Kritik. In einer Versammlung liberaler Männer äußerte in dieser Hinsicht ein hc-vorragender Abge ordneter: „Während die „Tribüne' allen Ansprüchen voll genügt, welche ein Politiker an eine grüße,c Zeitung stellen kann, wahrend Eleganz des Styl» und schwungvolle Sprache den verwöhntesten Geschmack befriedigen, ist durch die über sichtliche und klare DarstellungSwere auch jedem Nichtpoliliker die Lectüre der „Tribüne" zu einer äußerst anregenden und instruirendcn gemacht. Dabei darf die Auswahl der Tages neuigkeiten , sowie des rein unterhaltenden TheilS als muster gültig, genug die „Tribüne" als ein Familienbiart im besten Sinne des Wortes bezeichnet werden, dessen Verbreitung, so groß letztere auch ist, al« unzureichend betrachtet werden muß, so lange die „Tribüne" noch nicht, wie sie es verdient, in jeder deutschen Familie als gern gesehener Gast heimisch ist!" In den nächsten Tagen beginnt im Feuilleton der „Tribüne" ein neuer höchst spannender Roman von Hans Wachenhusen unter dem Titel: „Die Selige». Es ist dies ein neuer Be weis, wie sehr die Redaktion dcr„Trioüne" es sich angelegen sein läßt, nur erste, hervorragende Schriftsteller zu ihren Mitarbeitern heranzuziehen. Amtliche Vekanntmachungen. Donnerstag, -en IS. M., von Vormittag 8 Uhr an, sollen in hiesiger Communwaldung 76 Raummeter Scheite und Rollen, 14 Raummeter Stöcke und 42 Hundert Wellen Reißig versteigert werden. Versammlung bei der ehemaligen Scharfrichterei. Stadtrath Bischofswerda, am 9. September 1878. Sinz.