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für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschaft und der Kgl. Schnlinspection zu Knutzen, sowie des Königlichen Verichtsamteo und des Stadtrathes zu Kischosswer-a. Diese Seilschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabend« und tastet einschließlich der Sann- abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mart SO Pfg. (15 Ngr.). Inserate «erden di« Dienitag- und Freitag« früh S Uhr angenommen. . 75. j Sonnabend, den 1L. September. I ^878. Deutsches Reich. Bischofswerda, 12. Sept. Sämmtliche Geist liche der Ephorie Bischofswerda versammelten sich am vergangenen Dienstag, den 10. d. M., im hie sigen Schießhause zur diesjährigen Hauptconferenz Mer Vorsitz des Herrn Sup. Ll. Zschucke. Zu derselben war auch der Herr Ober-Consistorialrath vr. Zapf aus Dresden erschienen, um an den Be- räthungen der Conferenz in anregender Weise leb haften Antheil zu nehmen. Da es die letzte Con ferenz war, welche der hochgeehrte Herr Vorsitzende leitet«, um in wenig Wochen in den Ruhestand zu treten, so übergaben am Schlüsse der Conferenz die , Herren Geistlichen unter herzlicher Ansprache des Herrn Past. öl. Neuhof in Lauterbach, dem hoch- wßrdigen Herrn Superintendent eine kunstvoll aus geführte Votivtafel „bei dessen Scheiden aus dem Ephoralamte zum Zeichen ihrer Liebe und Dankbar keit." Zugleich wird wohl kies die letzte Ephoral- conferenz allhier gewesen sein, da infolge eines Be schlusses des LandeS-Consistoriums die hiesige Ephorie aufgehoben und mit der Radeberger und Pirnaische» vereinigt werden soll. Allgemein wird es bedauert, daß eine so alte und stets unverändert gebliebene Ephorie, welche 320 Jahre bestanden hat, auf ein mal aufgelöst werden soll. — 12. Sept. Der hiesige Oberlehrer an der § electa, Herr 0r. König, ist zum Oberlehrer in , Eibenstock designirt und wird in wenig Wochen unsere / Schulanstalt verlassen. Dieselbe verliert an ihm s einen strebsamen und gewissenhaften Lehrer. 8 Bautzen, 9. Sept. (Schwurgerichts verhandlungen). Am heutigen Tage begann unter dem Vorsitz deö Herrn Bezirk«gerichtSdirectors Stöckel aus Freiberg die dritte diesjährige Sitzungs periode des hiesigen Geschwornengerichts und sind demselben 6 verschiedene Anklagefälle gegen 7 An geklagte. zugewiesen. — Auf der Anklagebank befand sich heute das Dienstmädchen Alwine Ida Hänichen auS Penzig, der KindeStödtung event. der Tödtung eines Menschen aus Fahrlässigkeit angeklagt. Die Angeklagte leugnete in der Hauptverhandlung ebenso, wie in der Voruntersuchung, ihr am 12 Juni d. I. in Zittau außerehelich geborenes Kind gleich nach der Geburt durch Erstickung desselben vorsätz- * Dreiunddreißigster Jahrgang. lich getödtet zu haben, dahingegen gestand sie zu, daß sie den Tod ihres Kindes durch Fahrlässigkeit verursacht habe. Wegen dieses Vergehens wurde die Angeklagte auf Grund des Wahrspruchs der Geschwornen zu Gefängnißstrafe in der Dauer von 1 Jahr 6 Monaten verurtheilt. — Am 10. Sept, wurde der unter der Anklage des Meineides stehende Maschinenbauer Karl August Benade aus Bederwitz klagfrei gesprochen. — In der am 11. und 12. Sept, abgehaltenen Hauptverhandlung befand sich der Buchhalter Friedrich Gustav Adolf Ising aus Berlin, zuletzt in Bischofswerda, unter der Anklage des Mordes, event. TodtschlagS auf der Anklage bank. Am Morgen des 13. Mai d. I. war auf dem von Niederneukirch nach dem Gipfel des Valten- berges führenden Fußwege und zwar auf Putzkauer Gebiete der Leichnam eines Mannes aufgesunden und waren an demselben bei der am darauffolgenden Tage in der Leichenhalle zu Niederputzkau vorge nommenen gerichtl. Obduction und Section außer einer Mehrzahl unbedeutender Verletzungen fünf Schuß wunden vorgefunden worden. Die GcrichtSärzte gaben ihr Gutachten dahin ab, daß der Verstorbene den Tod durch die Verletzungen des Kopses, des Gehirnes und des Rückenmarkes erlitten habe, daß diese Verletzungen durch das Eindringen von Blei kugeln in die Schädelhöhle und den Rückenmark canal entstanden seien und daß die Zahl, Beschaffen heit und der Sitz der Wunden, insbesondere der im Rücken und Hinterhaupte, einen Selbstmord auS- schließen. In der Person des Getödteten war der Formentischler Eduard Hain aus Bischofswerda er kannt und als solcher bestimmt recognoscirt worden.' Gleichzeitig wurde aber auch feftgestellt, daß Hain am Nachmittage des 12. Mai Bischofswerda in Begleitung des Angeklagten verlassen hatte, zunächst Ising und einige Stunden später Hain und zwar letzterer in Begleitung des in der Restauration auf dem Valtenberge in Diensten stehenden Schänk- mädchens Marie Scheier in dem am Füße des BgltenbergeS gelegenen Georgenbade sich eingefunden, dort bis etwa 9 Uhr Abends verweilt, hierauf in Gemeinschaft mit der Scheier den Weg nach dem Baltenberge angetreten, in her auf selbigem befind lichen Restauration noch mehrere Stunden verweilt un^ dann am Morgen des 13. Mai Hain und