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Bischostwerda, dm 4. September 1878. Vermischtes. — Ein fürchterlicher Wolkenbruch ging in der Nacht des 31. August über die ungarische Stadt M iS kolcz (20 Meilen nordöstlich von Pest gelegen) nieder, derselbe zerstörte den größten Theil des Orte», über 1000 Häuser. Gegen 100 Menschen sind dabei ertrunken. — Jesus Todestag war der 3. April 33 unserer Zeitrechnung ein Freitag. Auf diesen Tag fiel eine Mondfinsterniß, wie die Bibel andeutet. Die Astro nomen Lutterbeck, Bruhns u. A. weisen jetzt wissen schaftlich nach, daß die Bibel bezüglich der Mond finsterniß Recht hat. — Der in Erfurt behufs Vernichtung der dor tigen inficirten Rebculturen weilende vr. I. Moritz hat am 29. August daselbst die geflügelte Reblaus, sowie auch deren Eier gefunden. Durch diese That- sache wird die von verschiedener Seite aufgestellte Behauptung, in Deutschland trete die geflügelte Reb laus infolge der ungünstigen klimatischen Verhältnisse nicht auf, vollständig widerlegt. — Die Landplage der Mäuse muß in der preußischen Provinz Sachsen, besonders in der Halberstädter und Quedlinburger Gegend eine ganz außerordentliche sein. Aus Beckenstedt bei Werni gerode wird gemeldet, daß der Mäusefraß dort so groß ist, daß auf manchen Feldern der Morgen kaum die Einsaat wiedergiebt. Der Mäusefraß war stellenweise so bedeutend, daß das Getreidefeld in wenigen Tagen einem Stoppelfeld glich und die abgenagten Halme die Erde wie einen weißen Teppich bedeckten. Man rechnet den Schaden allein für genanntes Dorf an Minderertrag auf mindestens 20 - 30,000 Mk. Der Vorstand des landwirth- schaftlichen Vereins für das Fürthum Halberstadt rc. erließ eine Aufforderung an alle Landwirthe, energisch den Mäusen zu Leibe zu gehen. Wie unglaublich furchtbar die Vermehrung derselben ist, geht daraus hervor, daß Nester mit 16 bis 20 jungen Mäusen gefunden werden, und wie erschreckend groß die Zahl daraus, daß auf einem Espa'-settestück von 21 Morgen mit 500 Fallen 6000 Mäuse gefangen wurden. Wenn nicht von allen Landwirthen sofort, nachdem ein Stück Acker abgeerntet ist, zu ihrer Vertilgung geschritten wird, so muß ihnen das Winterkorn un fehlbar zum Opfer fallen, '«ls das am leichtesten anwendbare Mittel empfiehlt der Vorstand des Vereins die sogenannten Hohenheimer Mausefallen, die auf Grund eines mit den Herren H. Sc B. Grimme, Breiteweg in Halberstadt, getroffenen Arrangement« von denselben an Mitglieder de» Verein« zum ermäßigten Preise von 7 Mk. pro- 100 Stück abgegeben werden. Die Stellung derselbe» ist außerordentlich einfach und ihr Erfolg ein sehr großer. Von anderer Seite wird der Blasebalg sehr empfohlen, eine Vorrichtung, mittelst welcher der Rauch und Dampf von Schwefelfaden und alten Guanosäcken in die Mauselöcher getrieben wird, wo- durch die Mäuse thrils ersticken, theil« herausgetrieben den Hunden und Stöcken zum Opfer fallen. Der Preis der Vorrichtung ist etwa 15 Mark. — «uS Adels berg, den 27. Aug. wird der „Triester Ztg." geschrieben: Bei einem, vor mehreren Tagen außerhalb der bekannten Grotte beobachtete» Gewitter, spielte sich ein großartiges Naturschauspiel im Indern der Grotte ab. Eine Partie, bestehend aus drei Engländern, die sich hinter dem Tanzsaale (beiläufig 700 Meter vom Eingänge und 500 Meter vom Dome) befand, bemerkte nur ein starkes Knistern, gleich Kapselschüffen, läng» des Schienenstranges der Eisenbahn, aber der Grottenführer, welcher im Dome die Gesellschaft erwartete, findet nicht Worte genug, um die fürchterliche Scene, die er erlebt, nur an nähernd zu beschreiben. An der oberen Stiege sitzend, und seine BcleuchtungSgesährten erwartend, umgab ihn Ruhe, Todesstille in finsterer Nacht. Da erhellte sich auf einmal die weite Höhlung des DömeS (35 Meter hoch und eben so breit und lang) in intensivem weißen Lichte, ein fürchterlicher Knast erfolgt, und nach allen Richtungen durchzucken feurige Strahlen den in seinen Grundfesten erbebenden Raum- Es war alles dies das das Werk eines Augenblickes, aber so fürchterlich großartig und niederschmetternd, daß ihm, wie er sagt und eS auch zu glauben ist, im wahren Sinne des Wortes Hören und Lehen verging und er sich noch lange von seinem Sitze nicht erheben konnte. Man hatte es hier offenbar mit einem Blitzschlag zu thun, welcher in den Hügel oberhalb des Domes einschlagend, durch die Felsdecke in den Dom fuhr (ohne jedoch hierbei Spuren hinter sich gelassen zu haben), hier allseitig an den Felsen wänden desselben bis zum Flusse herunter gleitete, und sich dort unter heftigem Knall wieder vereinigte; jener Theil des entladenen Fluidums, welcher hierbei die Schienenstränge berührte, scheint sich nach dem Innern der Grotte verlaufen und, überspringend von Schiene zu Schiene, jenes kapselähnliche Geräusch verursacht zu haben, eine Wahrnehmung, welche zeit weise schon früher bei äußeren Electricitäts-Ent ladungen in der Grotte gemacht wurde, wie beim Telegraphenapparate oder bei jedem Gewitter gesehen Werden kann. Amtliche Bekanntmachungen. Durch das unterzeichnete Königliche GerichtSamt werden den 28. September 1878, Vormittags 10 Uhr, im Hofe des hiesigen GerichtsamtS-GebäudeS eine Lade, eine Sopha, ein Schränkchen, ein Topfbret und zwei Paar Hosen gegen das Meistgebot und sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert. Königliches Gerichtsamt Bischofswerda, am 16. August 1878. Manttins - B.