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für - > Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -er Kgl. Amtshauptmannschaft NN- -er Kgl. Schulinspection Zu Knutzen, sowie -es Königlichen Vrrichtoamteo un- -es Sta-trathes;u Vischofower-a. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabend« und kästet einschließlich der Sonn abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark LV Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden di« Dienstag« und Freitage trud 0 Udr angenommen. 1878. Mittwoch, den LL. August Politische Weltjchau. Das Befinden des Kaisers Wilhelm in Teplitz ist während der vergangenen Woche ein recht befriedigendes gewesen. Der hohe Patient erhielt Besuch vom Kaiser Franz Josef, von unserem sächsischen Königspaare und anderen Fürstlichkeiten. Die Stich wahlen haben bereits begonnen. Leider sind die bis jetzt bekannt gewordenen Resultate wenig erfreulich. Am bedauerlichsten ist, daß die Socialdemokraten in Elberfeld - Barmen und DreShen gesiegt und damit diese beiden wichtigen Wahlkreise zurückerobert haben. Hoffentlich ist dieser Fall eine Mahnung zu allseitiger Betheiligung bei den Stichwahlen.— Der päpstliche Nuntius Masella hat Kis singen verlassen. Ob es gelungen ist, eine Verständigung mit der römischen Curie anzubahncn? Nach unserer unwandelbaren Ansicht ist ein dauernder Friede zwischen dem protestantischen Staate und der katholi schen Kirche unmöglich. Die einmal bestehenden Gegensätze werden zeitweilig stärker, zeitweilig in kaum fühlbarer Weise hervortreten, aber der Gegen satz wird so lange bestehen, als beide Theile etwas auf sich halten. Eine Uebereinstimmung zwischen beiden Gewalten ist so wenig denkbar, wie eine Ver mischung von Feuer und Wasser. Fürst Bismarck ist ein zu großer Staatsmann, um diese Thatsachen zu verkennen. Es wird sich vermuthlich nur um die Beseitigung schreiender Uebelstände, namentlich um die Regelung der Personenfragen handeln. Der Bundesrath ist zum 14. d. M. zusammen berufen. Eigenthiimlich ist es, daß man für diese Körperschaft die Form der Einberufung beibehält, obgleich seit Jahren ein förmlicher Schluß der Sessionen des BundeSrathes nicht mehr stattgesunden Hal. Ein practisches Interesse hat diese Form nur noch wegen der Erneuerung der Ausschüsse. Zunächst wird sich wohl der Bundesrath mit dem Gesetzentwurf gegen die Socialdemokratie zu befassen haben. Das Interesse der volitischen Welt wird z. Z. in hervorragender Weise in Anspruch genommen durch die Occupation Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich. Angesichts des Widerstandes der Bosniaken gegen die Occupation hat man sich in Wien entschlossen, die Armee des Feldzeugmeister« Wlippovich um zwei Divisionen zu verstärken. Drrianddreißigster Jahrgang. Dieser Maßnahme kann vom militärischen Stand punkte nur zugestimmt werden, weil ein rascher Er folg nur durch erdrückende Uebermacht zu erzielen ist. Interessant ist das Unheil der englischen Presse über die Unternehmung Oesterreichs. - Der „Standard" schreibt: Es wäre ungerecht, die österreichische oder türkische Regierung dafür verantwortlich zu machen, wenn es bei der Besetzung der beiden Provinzen zum Blutvergießen kommt. So sehr England auch die Entscheidung des CongresseS bezüglich der beiden Provinzen billigt, so läßt sich doch kaum leugnen, daß die Bevollmächtigten den Sultan in summarischer und beinahe beleidigender Weise behandelten. Daß die Türkei durch die österreichische Besetzung mehr gewinnt als Oesterreich, unterliegt keinem Zweifel, allein Nationen wie Individuen sind nur schwer dazu zu bringen, Bortheile entgegenzunehmen, welche mit Ernievrigungen verbunden sind. Oesterreich hat aus dem Verluste seiner italienischen Provinzen und seiner Ausstoßung au« Deutschland entschiedene Vor theile erlangt, was heute jeder österreichische Politiker anerkennt, für den Augenblick aber machten diese Ver änderungen viel böses Blut. Ganz so steht es mit der Türkei. An einen ernstlichen Widerstand der Türkei ist gar nicht zu denken. Ebenso ungläubig sind wir, bezüglich der Möglichkeit und de« dauernden Wunsches der Bosniaken und Herzegowiner, da« ihnen angebotene sanfte Joch der Oesterreicher ab zuweisen und sich nach gestrengeren Herren umznsehen. Die Thalsache aber dürfen vir nicht außer Augen lassen, daß die von Oesterreich übernommene Mission, hauptsächlich gegen Rußland und die ehrgeizigen, slavischen Bestrebungen gerichtet ist. Der Ausfall der ungarischen Wahlen und die Niederlage des Ministerpräsidenten Tisza in Debreczin fesselt augenblicklich das ganze Interesse der Wiener Publizistik. „Die ungarische Regierung", so sagt die „Presse", „hat einen bösen Tag gehabt. Liegt doch das Schwergewicht der Niederlage, welche Tisza und seine politischen Gesinnungsgenossen in Debreczin erlitten, nicht in dem Verlust von ein paar Sitzen, sondern in der principiellen Bedeutung, welche dem Verbiet der Debrecziner innewohnt, und in der Ein wirkung, welche dasselbe auk den ferneren Verlauf der Wahlen und in seiner weiteren Folge auf die Politik der Regierung und die Haltung der künftigen