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> für -i,S Bifckotswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblap Kgl. Amtshauptmannschaft und de: Agl. Schulinsp ction zu Kautzen,! somit des Königlichen Gerrchtsamtes und -es Stadtrathes zu Dischofswer-a. A Dich Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends and kostet einschließlich der Sonn abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark SO Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden bi« Dienstag« und Freitags früh » Uhr angenommen. 58.1 Mittwoch, den 17. Juli. j 1878. Politische Weltjcha«. Der Congreß hat sein Werk beendet; der Frie- densvertrag ist am Sonnabend in Berlin unterzeichnet worden. Die Frage, ob die Völker befriedigt, ob ' Recht und Billigkeit gewahrt, ob dauernde Verhältnisse geschaffen sind, wollen wir heute völlig bei Seite lassen. Jedenfalls sehen wir endlich den leitenden Gedanken der Orientpolitik aller um das Loos der Christen so rührend besorgten Mächte hervortretcn. Er besteht darin, daß jede derselben, gleichgiltig ob mit oder ohne Verbindung mit dem Frieden von St. Stefano, auf denjenigen Theil des türkischen '^Reiches ihre Hand legt, den sie für den Fall der Auflösung desselben entweder als ihr natürliches Erbe ansieht, oder dessen Nichtgelangen in die Hände einer anderen Macht sie als ein Lebensinteresse an sieht. Aber neben diesen Schenkungen und Annexionen für den Todesfall bleibt doch ein Rest von europäischer Türkei und von secundären Staatsgebilden übrig, an deren Bestand wenigstens für die Dauer einiger Jahre dem gcsammten friedensbedürftigen Europa gelegen , sein muß, während dem Nichtdiplomaten die Lebens« s fähigkeit derselben nicht sofort einleuchtet. Wir wollen daher die Grundgedanken darlegen, von denen der Congreß bei seinen Anordnungen für die Zukunft der Balkanhalbinsel ausgegangen ist. — Bei der Feststellung der Grenzen war der Gesichtspunkt leitend, der Türkei ein lebensfähiges Territorium übrig zu lassen und die neuen Staatenbildungen H womöglich nach geographischen, historischen und ethno- ! graphischen Momenten zu begrenzen. Darum wählte man für Bulgarien das bisherige Donau-Bilajet mit dem Strombecken des Jsker im Sandjak Sofia. Hier ist die alte wichtige Bertheidigungslinie des , TrajanS-ThoreS bei Jchtiman. Diese beiden Punkte sind der Türkei zugestanden worden nnd diese Linie setzt sie in den Stand, die nach dem Maritza-Thal , führende Straße zu halten. Ferner ist der Türkei das Thal , der Mesta und her Struma (der alte Strhmen) gelassen, wo ausschließlich Türken und > Pomaken wohnen und die für die einträglichsten i Cufturen der Türkei, z. B. für den Tabackbau von axoßter Bedeutung find. Das Rhodos»-» und das I DeSpotogebirge behalten dadurch für die Türken ihren ' völl«i strategischen Werth. Von Sandjak Sofia i - Mckunbdnißisster Jahrgan- wurde an Bulgarien annectirt das Strombecken des Jsker, dann erhielt es einige Rektifikationen im Stromgebiet der Struma um das Rilo-Gebirge herum, wo fast nur christliche Bulgaren wohnen und auch 1876 der Schauplatz der Bulgarengräuel war. — Rumelien ist in seiner Organisation ganz unter der Oberhoheit der Pforte geblieben, welche in der militärischen und öconomischen Verwaltung den bisherigen Einfluß bewahrt, so daß sie in der Steuereiuhebung, dem Verkehrswesen und der Militär hoheit nach wie vor zu entscheiden hat. Die Auto nomie hat nur den Zweck, die Verwaltung zu ver bessern. — Bei der Abgrenzung von Montenegro wurden, um künftige Unruhen zu vermeiden, mit größter Sorgfalt alle albanesischen oder anatolischen Elemente ausgeschieden und über Antivari Oesterreich weitgehende Hoheits- und Aussichtsrechte eingeräumt. — Serbien erhielt bedeutenden Zuwachs, aber eS wurde so abgegrenzt, daß es weitere Aspirationen nicht mehr haben kann, weil man ihm die dem, serbischen feindlichen Elemente der Albanesen und Bulgaren zu Grenznachbarn gab. — In Bezug auf die Donaufrage sind, obschon der betreffende öster reichische Antrag schon am 2. Juli prinzipiell an genommen wurde, die Detailarbeiten erst jetzt zu Ende geführt. Die leitenden Gesichtspunkte dabei waren: vollkommen freie Schifffahrt auf der Donau unterhalb des eisernen Thores, wo sich also weder Kriegsschiffe noch Befestigungen an den Ufern be finden dürfen ; Herstellung einer wirksamen inter nationalen Strompolizei durch die europäische Donau- Commission, die fortan selbst ihre Beamten ernennt und bezahlt, während dies bisher durch die Ufer staaten geschah, und die höchste Instanz in der Auf sicht über Beobachtung des internationalen Strom polizei-Reglements ist. Sie wurde für permanent erklärt und auch räumlich ihre Competenz bis Galatz ausgedehnt. Die Regelung der Arbeiten am eisernen Thor ist Oesterreich allein überkaffen, da- zur Deckung der Kosten einen Stromzoll erheben darf. — Dies sind also die leitenden Gesichtspunkte bet' der Gestaltung der Balkanhalbinsel für die nächste Zukunft und man wird jedenfalls gestehen dürfe», daß sie durch dieselben doch etwa» verständlicher wird al» sie bisher war. Während die Welt über die Wiederherstellung de-