Volltext Seite (XML)
Bifchostwerda, de« 22. Mai 1878. u t- und Preis. t6f8 InlrsI Butter 67 Pf. > Pf. ^3 Uhr straße. «gSstunde. D.B. 1878. 70 Pf. 8 Mk. sehr theuer gekommen wäre. Er ließ daher 'WW jenigen, welche Karten für den Vergnügungszug gr- löst hatten, einladen, mit dem Personenzug zu fahre«. Das wollten diese nicht, machten ihm Vorwürfe, kam zu einem ungemein tumultuösen Auftritt, Worte wie Schwindler, Betrüger wurden laut und die Polizei zu Hilfe gerufen. Dem Commissar Wohl gelang cs, den Tumult zu beschwichtigen und einige Personen zu bewegen, mit dem Psstzug zu fahre«. Andere machten keinen Gebrauch hiervon und wolle« nun von dem Unternehmer Ersatz fordern. — Im Zoologischen Garten zu Berlin ereignete sich am Tage des Attentates auf den Kaiser eine erregte Scene. Die Capelle spielte eben einen Marsch, als sich Plötzlich wie ein Lauffeuer die Nachricht von dem Attentat unter dem Publikum verbreitete. Ge waltige Erregung entsteht unter der Menge; einige Offiziere stürzen nach dem Musikpavillon und theilen dem Capellmeister die Nachricht mit. Dieser schlägt ab und commandirt die Nationalhymne! Kaum ertönt in mächtigen Accorden das „Heil Dir im Siegerkranz!" so erhebt sich das Publikum, schwenkt die Hüte und bringt ein begeistertes Hoch nach dem andern auf den Kaiser aus. Nur an einem Tische bleiben einige junge Leute sitzen, die sich dem allge meinen Enthusiasmus gegenüber völlig passiv ver halten. Hierüber geräth ein alter würdiger Herr so in Entrüstung, daß er wie ein Wüthender zu schreien anfängt. Der Grimm des Patrioten wendet sich gegen die „Juden", die nicht so viel Achtung vor dem Kaiser besäßen, daß sie es der Mühe werth hielten den Hut abzunehmen. Glücklicher Weise blieben die jungen Leute gleichmüthig sitzen und der alte Herr wurde von wohlmeinenden Leuten fortgesührt und beruhigt. Wie sich später herausstellte, waren die jungen Leute der deutschen Sprache nicht mächtige Ausländer, die vergebens für die Aufregung der Menge und des sie bedrohenden alten Herrn eine Erklärung gesucht hatten. — Bern, 13. Mai. Laut dem „Echo du t878. , braun Gerste mieli iiiren stille brau Iurie ZSNLÜ 8 an olgte utter lUNgs- ie Mit- ur recht Rhone" hat am Sonnabend zu Montheh im Kanton Waavt ein schreckliches Unglück sich ereignet. Ein Arbeiter der Kalkbrennerei, Vionnet, hatte im Kalk ofen noch eine Arbeit zu vollenden, bei welcher er, von dem aus der brennenden Steinkohle aus strömenden Kohlenoxydgas erstickt, plötzlich leblos umfiel. Das gleich- Schicksal traf seinen Herrn, der ihm zur Hilfe eilen wollte, und ebenso dessen Tochter, welche sich in den Ofen gestürzt hatte, um ihren Vater zu retten und endlich noch ein viertes Opfer, einen zweiten Arbeiter, welcher der Tochter Vionnet zum gleichen Zwecke gefolgt war. Letztere hinterläßt leider vier Kinder, welche einer Mutter noch sehr bedürftig sind. — Durch ein furchbares Feuer ist die etwa 5000 Einwohner zählende Kreisstadt M e nselinsk im russischen Gouvernement Ufa vollständig zerstört worden. Die Gebäude der Behörden, das Kranken haus, die Telegraphenstation, die Kirchen — kurz Alles ist niedergebrannt. Die Noth ist fürchterlich. Wieviel Menschen dabei zu Schaden oder ganz um gekommen sind — ist unbekannt. Es ist unmöglich, den Schaden festzustellen. — Die Stadt Gotha feiert am 21. Mai einen bedeutsamen Gedenktag: die einhundertjährige Wieder- Kehr des Tage«, an welchem Ernst Wilhelm Arnoldi -geboren wurde. Wie nur Wenige, verdient es ge wiß dieser Mann, dessen schöpferische Thatkraft so große und jetzt noch blühende Werke in'S Leben rief, der die erste deutsche Handelsschule, die erste deutsche : Lebensversicherungsbank in seiner Vaterstadt begründet und der außerdem für dir wirthschaftliche Einigung Deutschlands die Bahnen hat ebnen helfen, daß sein Gedächlniß in Ehren gehalten und gefeiert werde. Bon den Gründungen Arnoldi'S sind es vor Allem zwei, die Feuerversicherungsbank und die Lebensver sicherungsbank zu Gotha, welche den Namen Arnoldi'S berühmt gemacht haben. Die Feuerversicherungs bank für Deutschland in Gotha, welche am 1. Januar 1821 mit einer Versicherungssumme von 8^ Millionen Mark in Wirksamkeit trat, hatte am Schlüsse des vorigen Jahres einen BersicherungSdcstand von 2684 Millionen Mk. erreicht. An Prämien und Zinsen re. nahm sie im Jahre 1877 mehr als 8s Millionen Mark ein, vergütete im ebengenannten Jahre für Brandschäden 969,210 Mark und behielt 6, l 75,963 Mark Ueberschuß, welchen sie mit 80 Proc. der Prämien ihren Versicherten als Dividende zurück gewährt. Zu einer ebenfalls sehr großen Bedeutung ist auch die zweite der beiden größeren Schöpf ungen Arnoldi'S, die Lebensversicherungsbank sür Deutschland in Gotha, gediehen. Aus dem demnächst zur Veröffentlichung gelangenden Rechenschaftsberichts für das Jahr 1877 ergiebt sich, daß auch die Ergebnisse dieses letzten Jahres wieder sehr günstige gewesen sind. Es wurden in diesem Zahre allein 4110 neue Versicherungen über zu sammen 30,070,000 Mark abgeschlossen und nach Abzug der Sterbefälle und des sonstigen Abganges erhielt dadurch der Versicherungsbestand einen reinen Zuwachs von 20,460,100 Mark, sodaß am Schluffe des Jahres 1877 bei der Bank 50,647 Personen mit 328,011,800 Mark versichert waren. Für 1011 Sterbefälle waren im vorigen Jahre 5,883,900 Mk. zu vergüten, eine Summe, welche um etwa 900,000 Mark hinter der rechnungsmäßigen Erwartung zu rückgeblieben ist. Die Einnahme an Prämien und Zinsen betrug 14,914,615 Mark und der Ueberschuß, der nach Bestreitung der Sterbefallzahlungen und nach Dolirung der rechnungsmäßigen Prämienreserve verblieb, 4,272,667 Mark. Der Bankfonds, der hauptsächlich in ersten Hyptheken auf größere Land güter von mindestens doppeltem Bodenwerthe sicher verzinslich angelelegt ist, erhob sich zu Ende 1877 auf 78,846,895 Mark, worunter 16,775,717 Mark reine Ueberschüsse enthalten sind, welcke in den nächsten 5 Jahren (in diesem Jahre mit 41 K der im Jahre 1873 eingezahlten Prämien) an die Ver sicherten als Dividende zurückgewährt werden. — Der erste Vergnügungszug nach Paris, der von Wien aus am Donnerstag abgehen sollte, ist nicht sonderlich vergnüglich ausgefallen, denn es waren zu der Fahrt so wenig Theilnehmcr erschienen, daß der versprochene Separatzug dem Unternehmer 1