Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.02.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190402113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040211
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-02
- Tag 1904-02-11
-
Monat
1904-02
-
Jahr
1904
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
größte sei. Speziell die Station Buchholz anlangend, so seien die dortigen Einrichtungen zur Zeit de« Unsalle« völlig aus reichend gewesen, der Beamte sei nicht überbürdet, die Besetzung der Station völlig ausreichend. Der sächsische Sachverständige gab seiner solgenve Erklärung ab: Die bei der Gencraldirektion bestehende Absicht de« Sparen« beschränke sich einzig und allein aus den inneren Dienst, aus alle« überflü sige Schreibwerk und Vereinfachung der Verwaltung. Niemals erstreike sich da« Spar- shstem auf den äußeren Dienst und aus Einrichtungen, die mit der Betriebssicherheit im Zusammenhang stehen. Diese würden immer mehr vervollkommnet und hieran würde nicht« gespart. Der Gerichtshof erkannte auf 2000 Mark Geldstrafe oder 200 Tage Gefängnis und Veröffentlichung de» Urteil« in der „Ar- beiterztg.". In der Urleilsbegründung wurde auSgejührt, daß die Verhandlung absoluteste Klarheit über alle Betrieb-Verhältnisse auf den sächsischen StaatSbahnen geschaffen habe, und daß auch nicht der kleinste Vorwurf irgend welcher Schuld die Verwaltung treffe. Da» Buchholzer Unglück sei lediglich auf eine grobe Nach lässigkeit de« Stationsbeamten zurückzusühren. — Meerane, 7. Februar. Am Freitag abend wurde der in der Bergstraße 47 hier wohnhafte taubstumme Malergehilfc Ernst Curt Schmidt und gestern auch dessen ebenfalls taubstumme Ehefrau verhaftet und dem Königl. Amtsgericht übergeben, weil ersterer unter dem Verdacht stehl, sein 4 Monate alte« Kind, ein Mädchen, derart schwer mißhandelt zu haben, daß e« jetzt an den erhaltenen Verletzungen verschieden ist. Seine Ehefrau soll darum gewußt haben, weshalb sie ebenfalls inhaftiert wurde. Nach den polizeilichen Ermittelungen und den Angaben der Haus bewohner, die da« bedauernswerte Kind wiederholt kläglich haben schreien hören, hat Schmidt am 30. Januar sein Kind dermaßen mit Schlägen traktiert, daß der Kopf und da« Gesicht de» Kinde« blutunterlaufene und mit blauen Flecken versehene Stellen gezeigt haben. Weiter hat der Rabenvater da» arme Kind in einen mit heißem Wasser gefüllten Holzeimer hineingedrückt, so daß da» kleine Mädchen durch da« viel zu heiße Wasser bi« zur Brust herauf arg verbrüht worden ist. Zur Entschuldigung gibt er an, er habe da« Kind baden wollen, da« Wasser aber nicht auf seine Temperatur geprüft. Auf Veranlassung der Nachbarn hin, die das Geschrei de« Kinde« vernommen hatten, ist schließ lich ein Arzt und auch die Polizei benachrichtigt worden, die so fort für Unterbringung de« Kinde« im Krankenhaus gesorgt haben. Im Krankenhaus ist da« Kind jetzt gestorben. Daraus wurde der Missetäter und später auch seine Frau in Haft genommen. Die Beerdigung de» Kinde« ist vorläufig beanstandet worden, bi« die Sektion stattgesunden hat. — Plauen i. V. Ein eigenartiges Fest, durch da« kundgetan werden sollte, war Plauen auf dem Gebiete der Spitze nindu st rie zu leisten vermag, veranstaltete die Gesell schaft „Union", der zumeist Fabrikanten angehören, in den reich geschmückten Räumen der „Neuen Erholung". Die Damen waren in duftige Spitzenklcider gehüllt, imitierte Brüsseler Point», moderne Alem,ompitzen re., natürlich sämtlich in Plauen herge stellt, wurden besonders bewundert. Origineller waren die Kostüme der Herren gehalten; auch hier dominierten allenthalben die Spitzenverzierungen, am eigenartigsten wirkten jedoch die modernen Kostüme, in da« Spitzentechnischc übersetzt. Fracks mit blanken Knöpfen, Spitzen statt der steifen Manschetten, breite Umlege kragen niit Jabot«, dazu EScarpin« mit Spitzen besetzt, desgleichen Halbschuhc ic. Der „Spitzenball" sollte dazu beitragen, der Allein herrschaft de« schwarzen Frack« ein Ende zu machen und auch der Damenwelt Veranlassung zu geben, bei der Ausschmückung ihrer GesellschaflStoiletten mehr Bedacht zu nehmen aus Plauensche Spitzen. — Lengenfeld i. V., 8. Februar. Falschmünzer scheinen in der hiesigen Gegend ihr lichtscheue» Gewerbe mit Erfolg zu betreiben. E« sind in der letzten Zeit hier schon mehrfach falsche Einmarkstücke ausgetaucht; am Freitag wurden auch drei falsche, gut nachgemachte Taler angehaltcn, ohne daß festgcstellt werden konnte, woher sic stammen. — Bad Elster, 8. Februar. Ein Schildbürgerstücklcin wird von hier berichtet: Letzten Herbst ist hier ein stattliche« Wohnhau« neu errichtet und nach der Fertigstellung dem Bau herrn übergeben worden. Bei der nunmehrigen Ingebrauchnahme de« Hause« stellte e« sich heraus, daß die Anlage von Kellern vergessen worden war! Die nachträgliche Unterkellerung de« Neubaues dürfte keine leichte Aufgabe sein. — Johanngeorgenstadt, 8. Februar. Opferfreudigkeit für seine Vaterstadt hat abermals der frühere Fabrikbesitzer Herr Anton Unger dadurch bewiesen, daß er anläßlich der LstOjähr. Gründungsfeier 5000 M. 3prozentigc Rente zugunsten de» zu errichtenden Bürgerheims auSsetzte. 1. Ziehung 2. Klaffe 145. Königl. Sachs. Landes-Lotterie gezogen am 8. Februar 1904. 40000 Mart aus Nr. 88888. 30000 Mart aus Nr. «WM. 20000 Mart aus Nr. >3554. 10000 Mart auf Nr. 88« 14. 5000 Mark aus Nr. 2888«. Z000 Mark aus Nr. «8188 72701 87818. 2000 Mart aus Nr. 17288 88084 88888 48887 48010 88888 71888 80058 92558. 1000 Mar« aus Nr. 7840 28018 42818 45122 47828 54058 77058. LOO «art aus Nr. 8828 »SOI 7788 10818 10880 11488 I841I 20870 2U02 22018 27025 28018 28508 81080 35528 48401 44418 48525 48828 47852 58082 53487 58824 88848 «8588 87522 73471 77881 78851 78781 81085 84875 88884 88715 88888 82187 88828. 2L0 Mar« aus Nr. 1024 2518 2805 7804 7325 7858 8481 8011 8747 I2I37 18484 18540 14578 15123 15472 15488 18847 17078 18458 I885I 18530 18555 20150 20885 21082 21874 22184 22838 28424 24205 24388 28888 21870 27805 28157 28244 28558 80805 31402 8I4I3 32182 32584 33804 84382 38128 38538 42870 43088 44255 45I5I 48185 48225 47374 47410 47880 50248 50822 51747 52887 58287 58485 58158 80850 81251 81485 84040 85021 85087 87375 87840 89005 70873 71381 72288 72703 73158 74029 74878 75888 784II 77258 77884 77841 78888 81780 83288 83777 85249 85348 85482 87082 87747 88847 88881 80807 80478 80784 8I54I 88523 84250 84878 88481 87818 98084 88077 88873. Amtliche Mitteilungen aus »er 2. öffentliche« Sitzung des Htadlverordnetenkolleginms vom 29. Januar 1904. Anwesend 18 Stadtverordnete. Entschuldigt fehlen 3 Stadtverordnete. Den Vorsitz führte Herr Stadtverordnetenvorsteher Diersch. 1) Der vorgelegte Enteignung-plan über da- Grundstück Nr. 198 de- Flur buchs an der Forststraße wird genehmigt, nachdem die Herren Stadtver ordneten in den Plan Einsicht genommen haben. L) Die Ausführung der auf Vorschlag de- Bauausschusses vom Rate be schlossenen Herstellungen gepflasterter Straßenübergänge wird auch vom Stadtverordnetenkollegium genehmigt. Man bewilligt die erforderlichen Kosten von ca. 2500 Mark vorläufig auS Anleihemitteln vorbchältlich späterer Deckung durch die Hau-Halt- planmäßigen Einstellungen für betreffenden Zweck. 5) Ferner tritt man dein RatSbeschlusse über die Ausführung der Wasser leitung nach dem Grundstücke de- Gemeinnützigen BauvereinS an der Karlsbaderstraße einstimmig bei. 4) Kenntnis nimmt man — zu a mit Dank - n. von der Bewilligung einer StaatSbeihilfe von 3K0 Mark für den Handfertigkeit-Unterricht ; d. von verschiedenen Dankschreiben; i. von den vorliegenden Akten, die Neubesetzung der Stadtmusik direktorstelle betreffend. b) AlS Bezirksvorsteher wählt man die bisher amtierenden Herren ein« stimmig auf die nächsten 3 Jahre wieder. 6) Herr Stadtverordneter Porst erklärt, daß daS Gaslicht jetzt flackere und fragt nach dem Grunde. Dabei bemerkt er, daß der Konsum sich ganz erheblich gesteigert habe. Zu derselben Sache sprechen die Herren Ludwig, Hirschberg, Bach und Maennel. Der Herr Vorsteher schlägt vor, in den nächsten Tagen eine Besichtig ung der Ga-anstalt vorzunehmen und sich hierbei über die Ursachen der schlechteren Beleuchtung zu erkundigen bez Abhilfemaßregeln zu beraten. Der Vorschlag deS Herrn Vorsteher- findet allseitige Zustimmung. 7) Herr Stadtverordneter Kunz bringt die Frage, Reinigung der Granit fußwege im Sommer betreffend, zur Sprache. AuS der Mitte deS Kollegium- wird Auskunft erteilt, daß diese Frage beim Rate bereit- zur näheren Erörterung stehe. Z)ie Mandschurei. Von Kurt von Walfeld. Die Mandschurei ist ein Nebenland de« -roßen chinesischen Reiche«, welche« 17 108 Quadrattneilen groß ist und über 8 Millionen Einwohner zählt. Jetzt gehört ein Teil den Russen, vielleicht in Kürze die ganze Mandschurei. Man nennt da« Land auch da« Gebiet de« Amurstrome«. Der auf der linken Seite de« gewaltigen Strome«, also der der Halbinsel Korea ab gewandte Teil, gehört seit 1860 zu Rußland. E« ist beinahe die Hälfte der ehemaligen chinesischen Mandschurei. E« liegt auf der Hand, da Rußland die Halbinsel Korea gern besitzen möchte, daß e« auch den an Korea anstoßenden Teil der Mandschurei beherrschen muß. Die Mandschurei hat ihren Namen von den Mandschu«, einem Zweig der Tungusen, deren Heimat da« öst liche Sibirien ist. Die Mandschu« oder Mandschuren sind ein schöner Menschenschlag, kräftig und schlank gebaut, kühn, tapfer und bieder. Im Jahre 1643 fielen die Mandschu« in China ein und machten große Eroberungen. Al« sie bi« nach Peking kamen, erhängte sich au« Verzweiflung der chinesische Kaiser Whcytsong. Mit diesem Herrscher erlosch die Dynastie Ming, die letzte eingeborene Regentensamilie von China. Die tapferen Mandschuren wählten ihren Anführer Taitsu zum Kaiser von China. Dieser gründete so die heute noch herrschende Tstng- Dynastie. Heute noch besteht der Hofstaat überwiegend au« Mandschu«. Seitdem die Russen die Mandschurei besetzt haben, find die Mandschu« bi» aus einen kleinen Rest aurgewandert und haben sich über ganz China verteilt. So weicht ihre Mandschu- Sprachc immer mehr dem Chinesischen. Auch in dem nicht zu Rußland gehörigen Teil der Mandschurei, also auf dem rechten User de« Amur, findet man keine Mandschu« mehr. Hier wiegen die Chinesen über. Dieser chinesische Teil ter Mandschurei zer fällt in drei Provinzen mit rund 4 Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt ist Mukvcn, eine Stadt von */, Million Einwohnern. Sie hat einen kaiserlichen Palast, in dem ein Vizekönig al« Ver treter de« chinesischen Reiche« residiert. Aber die in der ganzen Mandschurei wohnenden Chinesen fragen wenig nach ihrem Kaiser und seinem Stellvertreter. Sic sind freisinnig in jeder Beziehung geworden, in der Politik wie in der Religion. Die Geistlichkeit spielt in der Mandschurei lange nicht die große Rolle mehr wie in China und Japan. Auch in der Lebensweise sind die Chinesen der Mandschurei bereit« sehr von der früheren Sitte und Ge wohnheit abgewichen. Vor allen Dingen fpielen Thee und Rei« nicht mehr al« Nahrungsmittel die große Rolle wie in Japan und China. Während in den letzteren Ländern der Thee in jeder Form genossen wird, flüssig und fest, al« Getränk und feste Speise, kalt und warm, kennt die Mandschurei ihn nur noch al« Getränk und lange nicht mehr in dem Maße wie früher. Den Rei« ge nießen die Bewohner nur noch al« Rei»wein und ReiSschnap«. Beide« sind angenehme und gutschmeckende Getränke, die auch bei den Russen immer mehr Anklang finden. Die Osfiziere trinken den Wein, die Soldaten den Schnaps. Die Chinesen der Mandschurei bieten dem Fremden vielfach ein sonderbar.« Bild. Ihre Kleidung ist chinesisch oder koreanisch, der Kops dagegen sieht ganz russisch au«. Die Chinesen haben sich Kopf- und Barthaar wachsen und nach russischer Art schneiden und frisieren lassen. Die Kleidung der unteren Chinesen ist in der Mandschurei genau so wie bei ihren nächsten Nachbarn, den Koreanern. Sie bevorzugen au« alter Gewohnheit in ihrer Tracht die weiße Farbe ; weiß find Hofen, Jacken, Strümpfe und Schuhe, sowie da« lange Olergewand, welche« bi« an die Knöchel reicht. Die Reichen und Vornehmen tragen seidene Oberröcke, meist hell blaue. Die Frauen lieben bauschige Faltenröcke und flechten viel fach da« Haar nach russischer Art. Die Stellung der Frauen ist in der Mandschurei weit besser und freier al» in China. Selbstverständlich spielt Rußland heute in der ganzen Mand schurei eine große Rolle. Im ganzen Amurstaat spricht man vom russischen Soldaten und wägt die Chancen ab, die er gegen einen so gewandten Gegner, wie e» der Japaner ist, hat. So verschieden die Japaner und Russen al« Rasse sind, so viel Aehnlichkeit haben sie al« Soldat. Der Russe war bekanntlich immer ein guter Soldat, weniger durch sein Feuer al« vielmehr durch seine Hart näckigkeit und Ausdauer. Niederlagen wie solche von Roßback, Jena und Sedan kennt die russische Armee nicht. Wenn der russische Soldat durch seine Führer begeistert ist, dann geht er in den Kamps, ohne die Gefahr zu fürchten, ja ohne sie nur zu sehen. Kann er nicht siegen, so stirbt er. Wa« dem russischen Soldaten an Intelligenz und Lebhaftigkeit im Vergleich zu anderen Armeen abgehl, da» ersetzt er durch seine Kaltblütigkeit und Aus dauer. Auch die Japaner haben von Natur au» diesen passiven Widerstand. Sie haben den echt orientalischen Stoici»mu«, der sie auch in der größten Gefahr kaltblütig ausharren läßt. Im Feuer, im Elan find sie sogar den Russen weil überlegen. Man kann sich also den harten Kamps denken, der entbrennen muß, wenn zwei Völker auseinander stoßen, die von Natur au» zu todesmutigem AuSharren prädisponiert sind. Da« Klima in der Mandschurei ist sehr verschieden. Im Norden rauh, im Süden dagegen milde, saft tropisch. Hier wachsen neben unseren Getreide- und Obstarten auch der Theestrauch, der Zimmlbaum und der wichtige Rhabarberstrauch. In den Wäldern de« Süden« und Westen« gedeihen neben unserer Eiche, Buche und Esche auch der Lorbeer- und Maulbeerbaum sowie gewaltige Cedern. Die Tierwelt ähnelt derjenigen China«. Neben unseren Haustieren kommen sehr häufig vor: Affen, Zibethkatzen, Moschus tiere, Antilopen, Paradiesvögel und herrliche Schmetterlinge. In den Seen, Flüssen und Meeren kommen alle Arten von Fischen vor, sodaß an der Seelüste ein bedeutender Fischhandel herrscht. Durch die Ruffen sind Industrie, Handel, Gewerbe und Baulust bedeutend gestiegen. Die Tochter des Kerkermeisters. Roman von Karl v. L«istner. (11. Fortsttzung.) Die so stürmisch Aufgeforderte, welche gleichfalls nach diesen Vorgängen ganz verstört au«Iah, bedurfte Zeit, um sich darüber klar zu werden, wa» sie entgegnen sollte, denn sie selbst konnte die Ansicht der anderen keineswegs völlig teilen. Charlotte aber, durch die Zögerung auf« höchste befremdet, fuhr alsbald fort: „Um Golte-willen, Fräulein Reich, Sic werden doch seinen Worten keine tiefere Bedeutung beimeffen?! Könnten Sie denn im Ernst glauben, daß Olaf mehr von dem Tode meine« armen Vater« wüßte, al« Sie und ich und wir alle? Gestehen Sie e« mir! Halten Sie Ferdinand Kron für schuldig oder nicht?" „Nein," versetzte die Gouvernante. „Sie selbst können sich ja der Zweifel an der Schuld de« Verurteilten nicht entschlagen, wie au« dem hervorging, wa« sic neulich gegen Ihre Frau Mutter äußerten." „Also auch Sie," hauchte Charlotte tonlo«, indem sie ihr Antlitz abwendete. Al« ihre Nachbarin in peinlichster Verlegenheit schwieg, setzte Charlotte noch hinzu: „O, sagen Sie mir, ob Sie an meiner Seite ander« gehandelt hätten! Würden Sie nicht gleichfall« von der Last der ver nichtenden Beweise und von der Ueberzeugung aller anderen be wogen worden sein, ihn zu verdammen?" „Niemals!" Gertrud sprach diese« Wort so laut und ent- schieden au«, al« e« die Umstände erlaubten. „Dem Manne, welchen ich meiner Liebe für wert hielte, würde ich ein felsen feste« Vertrauen auch dann bewahren, wenn die ganze Welt gegen ihn ausstünbe." — Fräulein von Ahlburg verhüllte ihr Gesicht mit den Händen und erwiderte erst nach geraumer Weile: „Gott gebe, daß Sie im Irrtum sind! E« wäre geradezu unsinnig, au« jenen Wahnvorstellungen eine» Fieberkranken nur mit einem einzigen Gedanken aus eine eigene Schuld desselben zu schließen. Davon kann selbstverständlich keine Rede sein. E« ließe sich einzig erwägen, ob Olas nur unter den Folgen der Erschütterung, welche er bei Auffindung der Leiche meine» Vater« auSstand, auch jetzt noch dermaßen leidet, oder ob er etwa gar ein Geheimnis in seiner Brust verschließt, da« einige« Licht in die dunkle Sache bringen könnte und dessen er sich nicht zu ent äußern getraut." „Ueberlassen Sie da« weitere denen, die berufen sind, die Umstände der Freveltat von neuem zu prüfen!" bat Gertrud, um diese« ihr höchst unerquickliche Gespräch zu Ende zu bringen. Die Gouvernante wurde im nämlichen Moment au« ihrer fatalen Lage durch Meta« Wiedererscheinen erlöst. Da der Patient nun ruhig schlummerte und sein Zustand sich sichtlich gebessert hatte, begaben sich die beiden jungen Damen für einige Stunden zur Ruhe. Al« sich der Arzt bei dem Kranken zum zweiten Mal ein fand, war er mit dessen Befinden sehr zufrieden. Da« Fieber hatte abgenommen, und schon am dritten Tage nach dem Unglücks fall unterlag da« klare Bewußtsein keinen Störungen mehr, und nach zwei Wochen konnte Olaf al« vollständig genesen gelten. Rat Jäger« Besuche wiederholten sich, so oft e« ihm der Dienst nur irgend gestattete, einen Ausflug nach dem Ahlburgschen Besitztum zu unternehmen. Außer der Anziehungskraft, welche seine Braut auf ihn ausübte, veranlaßte ihn hierzu noch ein anderer Grund, denn e« lag ihm viel daran, womöglich weitere Anhaltspunkte für die Wiederaufnahme der Unter suchung zu gewinnen, die sich nach den Kundgebungen de« Baron» Urspring nicht mehr lange hinausschieben ließ. — Al« er eine« Tage« wieder bei Emmy vorsprach, überraschte er Gertrud im eifrige» Gespräch mit derselben. Sie hatte vor der Freundin gerade ihrem Herzen Luft gemacht, denn diese war ja die einzige Person, gegen welche sie sich über den geschilderten Widerstreit ihrer Gefühle aussprechen durste. Beim Eintritt de« Bräutigam« schwieg sie betroffen still und wollte sich nach den ersten Begrüßungen zurückziehen, aber der Angekommene bat sie dringend, zu bleiben. „Sie stören uns keineswegs, Fräulein Reich!" sagte er. „ES ist mir im Gegenteil sehr angenehm, daß sich mir die Ge legenheit zu einer Unterredung mit Ihnen an diesem Orte dar bietet. Verzeihen Sie, wenn ich in unschuldvoller Absicht ein paar Worte erlauschte, wa« Sie mit meinem lieben Bräutchen soeben verhandelten. Da ich im Zimmer sprechen hörte, blieb ich einen Augenblick stehen, um mich zu überzeugen, wer zugegen sei, und dabei vernahm ich, daß Sie Olas Lindström« Namen nannten. Lassen Sie mich ohne Umschweife auf mein Ziel lo«stcuern, bestes Fräulein! — Vermißten Sie nickt seit etwa drei Wochen einen Gegenstand, dessen Abhandenkommen Ihnen wahrscheinlich sehr fatal war und nach dem Sie gewiß recht eifrig suchten?" Die junge Erzieherin wurde zuerst pupurrot und erblaßte dann rasch wieder. Eine Ahnung stieg in ihr auf, die sie ganz außer Fassung brachte. Aber da«, woran sic dachte, konnte Emmy nicht verraten haben, denn sic selbst hatte sich niemals darüber geäußert. Sic wußte wirklich gar nicht, wa« sie antworten sollte, und so entstand eine Pause. Während derselben griff Rat Jäger in seine Brusttasche und zog ein Portefeuille hervor, da« er öffnete. „Fassen Sie Vertrauen zu mir, Fräulein Gertrud Kron," sagte er, aus ihren wahren Familiennamen besonderen Nachdruck legend, „und sehen Sie cS als einen Beweis meiner freund lichen Gesinnung an, daß ich diese« verräterische Papier vor un berufenen Augen beschirmte, um e« der Eigentümerin zurückzu geben." Mit diesen Worten überreichte er Gertrud da« Kouvert, welche« Ferdinand« Adresse trug und welche« ihr damals ent fallen war, al« Dora den Besuch Reinhard von Urspring« an meldete. Sie hatte in der Tat mit Beängstigung in allen Fächern ihre« Schreibtische« vergeben« danach gespäht, bi« sie sich zuletzt einzureden versuchte, sie müsse nur den äußeren Umschlag sür den Vermittler de» Briefwechsel«, aber noch nicht die innere Um hüllung überschrieben haben, obwohl sie sich auch dessen anfänglich ganz bestimmt zu entsinnen glaubte. Mit zitternder Hand nahm sie da« Dargebotene entgegen und war in der ersten Bestürzung der Sprache förmlich beraubt. Nun war nicht nur Ferdinand« derzeitiger Aufenthaltsort dem früheren Untersuchung-lichter bekannt, sondern zu ihrem Entsetzen wußte derselbe auch, wer sie sei. „Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen die weiteren Aufklärungen gebe! — Wa« zuerst diesen Briefumschlag anbelangt, so fand ich ihn in den Händen der kleinen Dora vor. Sie entnahm dem selben ihrem Kleidcrtäschchen, al» sie eine« Nachmittag« in meiner Gegenwart hier aus dem Fußboden sitzend spielte, und wollte sich Papierpüppchen darau« schneiden, wie Sie in diesem Einschnitte an der Ecke ersehen werden. Al« jedoch meine Braut cintrat, warf die Kleine da« Kouvert beiseite und beachtete e« nicht weiter; ich aber hob e« auf und erstaunte höchlich, nachdem ich die Aufschrift gelesen hatte. Ich hoffe, e« wird Ihnen lieb sein, daß ich e« zu mir nahm, denn Sie spielen ein gewagtes Spiel, mein Fräulein, und die Entdeckung, welche Ihnen vielleicht nahe bevorstand, hätte Sie ohne Zweifel in die peinlichste Lage versetzt." — „Und jetzt, Herr Rat, da e« nur von Ihrem Ermessen ab hängt, ob Sie mich vor der Ahlburgschen Familie und vor dem Gericht zur Verantwortung ziehen wollen, werden Sie jedenfall» mit gleich verzweiseli gewaltsam au» ihren nicht zurü Tone fort will ich st Unvorsicht zu hart, s leid unv I edlen Ma: von neuen „Bei amte teil: beantrage: erbrachten sofortige« „Abe Verwandt: Aendcrun, ferner dar geweiht zi Bezug ha: oder durch haben Si Stellung Verurteilt gesunden Reinhard geneigt, s „Aus kommen," einzvgehev schlimmen auf Gnadi c« mir s Kenntnis halte dies Maßregel: „Da: meinte de Die Freundin teiligten a Auf Folgezeit : legte sogar nicht vielt: In d ein, mit d Fünfhund: storl-enen deine« Va Beid: Packet. E: schein entl E« li worden st Wertpapic fanden. ! von der R die Briefe klärte. — Drai Glock ents ncn Darl: „Wa fragte er, leicht bin da« sich Jetzt aber Jäger. Er e: ausnahme genügende nächst geg Rat selbst jetzt und man desselben rätselhafte- Emm stehen so Bald nachdem s Wege begle „Laß um eine der Nähe.' Die! dem halbd Kisten, Fi Jalousien Dort und wa« hatte die der unaut und rief könne, von Der keineswegs an die Ez Freit ich mit er (Hochtrage bern), so Ochse« ei
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)