Volltext Seite (XML)
1878 Sonnabend, den 30. März ivniunddreißi-ster Jahrgang. Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt -er Kgl. Amtohauptmannschaft UN- -er Kgl. Schulinspection zu Kautz,n sowie -es Königlichen Verichtoamteo un- -es Sta-tratheo zu Kischofswer-a. bekämpfenden Parti kula riSmus ist. Nicht die außerpreußischen Mitglieder der Partei allein repräsentiren diese Richtung, gerade über denjenigen Führer, welcher in gleicher Weise im preußischen Abgeordnetenhaus- wie im Reichstage die ultramon tane Tactic leitet, gehl die allgemeine Meinung dahin, daß ihm die „katholischen Interessen" nur der Deckmantel sind für die Verfolgung welfischer Pläne. Auch der unverwüstlichste Optimist wird sich nicht mit der Hoffnung schmeicheln, daß alle diese Elemente jemals in eine conservative Hartei nach den wahren Bedürfnissen des neuen deutschen Reichs würden verschmolzen werden können. Bei der Grün dung der sogenannten deutschconservativen Partei sind der öffentlichen Meinung in Bezug auf Reichs- conservatismus freilich schon die wunderlichsten Zu- muthungen gemacht worden, davor aber, Herrn Windthorst als eine Stütze unseres nationalen Staatswesens und die „Germania" als die corrccte Vertreterin des Reichsgedankens preisen zu hören, werden wir hoffentlich doch für alle Zukunft be wahrt bleiben. Unter welchem Namen auch der rein negative Partikularismus fernerhin auftrete, er wird niemals auf der Seite der Reichsregierunz stehen. Nun ist freilich richtig, daß die Mehrheit der Mitglieder der Ceutrumspartei im Reichstage aus preußischen Wahlkreisen hervorgegangen ist, in welchen die partikularistische Richtung keinen Boden hat. Aber bei einer etwaigen Auflösung der Cen- trumspartei würde sich doch zunächst der beherrschende Einfluß des welfischen Führers auch über die rein partikularistischen Kreise hinaus noch ferner geltend machen, und sodann ist zu erwägen, daß der preußische Ultramontanismus, namentlich in der Rhein provinz, einen starken Beigeschmack von Sozialis mus hat, die von ihm besetzt gehaltenen Wahlreise also unter der Herrschaft des allgemeinen Wahlrechts eher der Sozialdemokratie als den Conservativew zufallen würden. - Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich iw ei Mal, Mittwochs und Sonnabends und kostet einschließlich der Sonn abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark bv Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden bi« Dienstag« und Freitags früh » Uhr angenommen. , Bestellungen auf das mit dem 3. April d. I... beginnende neue Quartal des „fächKfiehen Erzählers" we>den in der Expedition dieses Blattes, von allen Postäimern, sowie von unfern Zeitungsboten angenommen. Vie keilsetion <kv8 „säedsiseden Li^Adlei»«". Das deutsche Centrum und Rom. Wie schwer sich die ultramontanen Wortführer in Deutschland durch den Wechsel im Slaats- secretariat des Vatikans getroffen fühlten, erhellt aus dem Schrecken, mit welchem ihre Presse der unerwarteten Ernennung Franchi's sich gegenüber stellte. Aber viel zu weit gehen unzweifelhaft die jenigen Combinationen, welche von politischen Rechenkünstlern in Bezug auf eine demnächstige Umgestaltung unserS Parteiwesens bereits an Viesen Vorgang geknüpft werden. So sehnlich auch alle Freunde des Vaterlandes das Aufhören eines Kampfes wünschen mögen, welcher einen beträcht lichen Theil unseres Volkes in einen beständigen Conflict, wenn nicht mit seinen staatsbürgerlichen Pflichten, so wenigstens mit seinen staatsbürgerlichen Gefühlen bringt, so darf man doch bei nüchterner Erwägung der Verhältnisse nicht erwarten, daß der vorhandene feindliche Gegensatz von einem Tage zum andern verschwinden werde. Prinzipielle Unterwerfungen liegen nicht in der Tradition der römischen Kurie. Es wird schon sehr viel sein, wenn sie unter dem neuen Papste ernstlich unv aufrichtig einen moäns vivenäi erstrebt. Zudem sind die unter PiuS IX. geschaffenen In stitutionen zu tiefgreifender Natur, als daß sie nicht auch in der Zukunft noch ihre Wirkungen äußern sollten. Man wird sich auch im Vatikan sehr be sinnen, bevor man einen Apparat einfach auflöst, der zur Beherrschung der Gemülher so große Dienste geleistet hat. Gesetzt aber selbst, die Centruinspartei verschwände auf ein Machtwort aus Rom aus unfern Parlamenten, so ist es doch eine in den thatsächlichen Verhältnissen durchaus nicht begründete Ansicht, daß dies ein bedeutendes Anwachsen des regierungsfreundlichen Conservatismus bedeuten Würde. ES darf nicht überseben werden, daß die Centrumspartei des Reichstages zugleich die Partei de» den nationalen Staat schlechterdings