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Jugend konnte man den dummen Streich verzeihen! das bedächtige Alter fordert ein strengeres Urtheil heraus. ES unterliegt keinem Zweifel mehr, daß England den Krieg beabsichtigt und längst beabsich tigt hat. Die einzige, schwache Hoffnung auf Er haltung des Friedens könnte nur darin noch ge funden werden, daß England keine Allianzen zu Stande bringt. Frankreich wird sich hüten , die englischen Castanien aus dem Feuer zu holen; Oesterreich scheint einem langwierigen und sehr ge fährlichen Kriege die Betheiligung an der russischen Beute vorzuziehen. Sonst ist keine Macht vorhanden, welche Lust hat, an der englischen Frivolität sich zu betheiligen. Ganz Europa sehnt sich nach Ruhe; es hat der Aufregung im letzten Jahrzehnt gerade genug gehabt. Der Berliner Congreß, welcher diese Ruhe endlich bringen sollte, wird von England unter den nichligsten und albernsten Vorwänden ver worfen. Möge es denn sein Schicksal erreichen! Der russisch-türkische Krieg hieß der orientalische; der englisch-russische wird den Namen des asiatischen Krieges führen. Denn daran ist nicht zu zweifeln, daß Rußland den Gegner an der Hauptwurzel seiner ganzen Macht angreift, in Ostindien. In Europa hat Rußland den Krieg gegen die Muselmänner ge führt; in Asien wird es kein Bedenken tragen, sich mit den Muselmännern zu verbinden und die Fackel des Aufruhrs nach Ostindien zu werfen, zumal wenn, wie ganz wahrscheinlich, eine türkisch-russische Allianz hervorgeht. Die Länder liegen heute nicht mehr so weit auseinander, wie vor Jahrhunderten. Auch hat Rußland gelernt, den Krieg mit großen Mitteln zu führen. Wir knüpfen an diese kurze Betrachtung ver augenblicklichen Situation noch folgende Zeitungs stimmen: Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Mit Derby scheide derjenige Minister aus dem Amt, der während der letzten Jahre am meisten seine Dhjec- tivität bewahrt und, ohne persönlichem Antriebe zu folgen, ein würdiger Repräsentant der besseren Tradition der britischen Politik gewesen sei. D^h'^ Bestellungen auf das mit dem 3. April d. I. beginnende neue Quartal des „sächsischen Erzählers" werden in der Expedition dieses Blattes, von allen Postämiern, sowie von unfern Zeitungsboten angenommen. Vie Ke6»elivu 6«8 „sLelwkedeoLrrMvi's". Politische Weltjchau. Kein Congreß, kein Frieden! Das ist eS, was die Ereignisse der vergangenen Woche leider Gottes zur höchsten Wahrscheinlichkeit gemacht haben. Die Vorbereitungen Englands gestatten darüber kaum einen Zweifel. Man könnte eine Preisauf gabe für Denjenigen ausschreiben, welcher der Welt die Gründe klar auseinanderzusetzen verstände, weshalb John Lull immer noch Umstände macht, seinen Beitritt zum Friedenscongresse zu erklären. Es sind sicher dieselben Gründe, welche England verhinderten, dem Berliner Memorandum beizu treten : nämlich der englische Spleen, etwas Apartes haben zu müssen; denn ein vernünftiger Grund war weder damals noch ist er jetzt denkbar. England verlangt die Discussion über die einzelnen Friedens artikel auf dem Congresse. Gut — Rußland schickt den Wortlaut des FriedcnsvcrtrageS nicht nur jeder einzelnen Macht zu, damit sie Zeit zur gehörigen Erwägung hat, sondern veröffentlicht ihn auch vor aller Welt, damit die öffentliche Meinung ganz Europas über das Ganze des Vertrages sowie über die einzelnen Artikel ihr,. Stimme abgeben könne. WaS Rußland also jedem Zeitungsschreiber gestattet, wird es wohl auch den Großmächten Europas nicht versagen; ja es erklärt sich noch obendrein ausdrück lich dazu bereit. En, land ist nicht befriedigt. Warum? Wir wissen es nicht! Die Ablehnung des Berliner Memorandums seitens Englands veran laßte den russisch-türkischen Krieg; der Nichtbeitritt Englands zum Congresse ruft den Krieg Englands gegen Rußland hervor. Wir haben uns lange gegen die Möglichkeit dieser Eventualität gesträubt, einfach aus dem Grunde, weil dieser Krieg im gegenwärtigen Augenblicke zu dumm wäre. Dieselbe Frivolität, mit welcher Frankreich den Krieg gegen Deutsch land begann, treibt England zum Krieg gegen Ruß land; die Lorbeeren des jungen Ollivier lassen den alten DiSraeli nicht schlafen; der übersprudelnden Drrinnddrnßigster Jahrgang. Wer sächsisch« Wochenblatt Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschaft und der Kgl. Schnlinspection zu. Kauhen, sowie des Königlichen Verichtsamtes und des Stadtrathes zu Kischofswerda. Vies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend« und kostet einschließlich der Sonn abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich t Mark LS Pfg. (IS Ngr.). Inserat« werden di« Diealtag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. 27. 1 Mittwoch, den 3. April