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Amts- M Axzeikeblutt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung L4« Slb»n««me»t oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. der »Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erschein« wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionsprcis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - - SO. Jahrgang. Donnerstag, den 10. Dezember Bei der Wahl für das Ttadtverordnetenkollegium am 7. Dezember 1903 sind folgende Herren als Stadtverordnete wieder- bez. neugewählt worden: Ludwig Emil Bahlig, Kaufmann, ansässig, Gustav Diersch, „ Karl Emil Herklotz, Lehrer, unansässig, Alfred Moritz Hirschberg, Kaufmann, ansässig, Friedrich Hermann Pfefferkorn, Schneidermeister, unansässig, Gustav Emil Schlegel, Kaufmann, ansässig, Paul Ernst Zeuner, Maschinensticker, unansässig. Die Gewählten haben die Wahl angenommen. Einwendungen gegen das Wahlversahrcn sind bei Verlust derselben binnen 3 Wochen nach der Stimmenauszählung hier anzubringen. Stadtrat Eibenstock, den 9. Dezember 1903. Hesse. Müller. Keeres-Ergänzung. Unmittelbar nach seinem Zusammentritte ist dem Reichstage die Uebersicht über die Ergebnisse de» Hecres-Ergänzungsgeschäft» für das Jahr 1902 zugegangen. E» sind danach im Jahre 1902 in Heer iznd Marine 277 710 Mann eingestellt worden gegen 280 S21 im Vorjahre. Die Zahl der AuSgehobcncn hat sich um etwa 8000 vermindert, dagegen die Zahl der vor oder nach Be ginn der militärpflichtigen Alter« freiwillig Eingetretenen um etwa bOOO erhöht. Der Heeresdienst behauptet also doch nach wie vor noch seine Anziehungskraft auf die deutsche Jugend, wenn auch die sozialdemokratische Agitation alle» tut, um ihn durch lügnerische Darstellungen weitesten Volkskreisen in übelstem Lichte erscheinen zu lassen. Von der Gesamtzahl der Eingestellten ent fallen auf die Marine 10 399 gegen I I 35b im Jahre 1901; die Zahl der darunter au« der Landbevölkerung Ausgehobenen ist ein wenig zurückgegangen. Besondcrn Wert gewinnt die diesjährige Uebersicht durch Beigabe statistischer Ermittelungen über die Herkunft und die Beschäftigung der Militärpflichtigen. Es knüpft sich hieran eine längere Vorgeschichte. Seil Alter» her war unv ist im öffent lichen Bewußtsein die Ansicht verbreitet, daß da« platte Land die meisten Mililärtauglichen liefere, und daß Landleben und ländliche Beschäftigung von höchstem Werte für die Erhaltung der nationalen Wehrkraft seien. Einem Gelehrten, der sich vielfach durch kuriose Meinungen während der letzten Jahre hervorgetan hat, Professor Lujo Brentano in München, blieb es Vorbehalten, die traditionelle Ansicht mittel» eines allerdings gänzlich unzulänglichen Versuche» zu bekämpfen. Seiten» namhafter Forscher, wie Binder und Ballod, ward diesem Versuche alsbald eine gründliche Widerlegung zu teil. Die im Banne de» einseitigsten Industrialismus be fangene Presse aber ließ e« sich natürlich nicht nehmen, die dem platten Lande abgünstigen Resultate Brentano« al» angeblich un umstößliche Tatsachen in die Welt hinauszupofaunen. So zog denn die Frage immer weitere Wcüenkrcise und ward schließlich auch im Reichstage gestreift. Da e» für eine entscheidende Lösung derselben an den erforderlichen statistischen Grundlagen bisher mangelte, so ward von dem Reichstage zu dem Etat der Heeres verwaltung für 1901 eine Resolution gefaßt, welche die Regierung um Beschaffung de« nötigen Material« anging. Die der Ueber sicht über da« Heeres-Ergänzung»-Geschäft von 1902 beigegebencn Ermittelungen stellten sich sonach al« eine Erfüllung de« Gesuches der Volksvertretung dar. In klarer und übersichtlicher Tabellcnform werden uns die Resultate der angestellten Ermittelungen vorgeführt. Die erste Spalte enthält eine Zusammenrechnung der sämtlichen Militär pflichtigen, die eine endgültige Entscheidung erhalten haben, während dieser Gesamtsumme in Spalte 2 die Zahl der tatsäch lich in da« Heer eingetretenen und der bei der Aushebung al» tauglich bezeichneten, aber überzählig gebliebenen Mannschaften, kurz also der Mililärtauglichen gegcnübergestellt wird. Spalte 3 endlich enthält da« prozentuale Verhältnis zwischen Spalte 1 und 2. Welche« sind nun die Ergebnisse? Es waren von sämt lichen Militärpflichtigen de» Jahre« 1902, über die endgültige Entscheidung gefällt wurde, 3l7 946 aus dem Lande und nur 20001b in der Stadt geboren. Von den auf dem Lande Ge borenen erwiesen sich 18b 99b oder 58,«» v. H., von den in der Stadt Geborenen >07 960 oder 56,»r v. H. al» militärtauglich. Was aber die Beschäftigung anbelangt, so stellt sich da« Verhätt- ni« der Mililärtauglichen zu den Militärpflichtigen bei den in der Landwirtschaft Tätigen aus S8^s v. H., bei den Angehörigen der übrigen Berufsstände dagegen nur auf bb,,° ». H. Am aller- ungünstigsten liegt da« Verhältnis bei den jn der Stadt Geborenen und nicht landwirtschaftlich Tätigen, hier sinkt die prozentuale Ziffer auf 53^> herab. Diese Zahlen lehren aufs deutlichste die Richtigkeit der tra ditionellen Ansicht. Da» platte Land ist danach auch heute noch die am reichlichsten fließende Quelle unserer nationalen Wehr kraft und landwirtschaftliche Beschäftigung die zur Erhaltung der Wehrkraft am besten geeignete Berussart. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Freikonservaliven haben im Reichstage einen Antrag auf Einführung einer Wehr st euer eingebracht. Er lautet: Der Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die zum Militärdienst nicht herangezogenen Wehrpflichtigen für die Zeitdauer, während welcher sie ihrer Dienstpflicht im stehenden Heere und in der Reserve hätten genügen müssen, zu einer nach ihrem Einkommen ab gestuften Wehrsteuer heranzuziehen mit der Maßgabe, daß die Erträge dieser Steuer ausschließlich für die Versorgung der In validen und Veteranen bezw. für deren Hinterbliebene und zur Verstärkung de« Reichsinvalidenfond« zu verwenden sind. — Zu den deutsch-russischen Handelsvertrags- Verhandlungen schreibt der »Russisch-Deutsche Bote': Wir haben stet« an der Erwartung festgehalten, daß diese Verhand lungen zum guten Ende führen werden. Zu unserer Genugtuung bestätigt jetzt eine hochoffiziösc deutsche Stimme, daß „unüber brückbare Meinungsverschiedenheiten sich nicht herausgestellt haben und nicht erwartet werden'. Diese hochosfiziöje Kundgebung findet in russischen Kreisen volle Bestätigung. Es wird von deutscher Seite nicht etwa gesagt, daß die Schwierigkeiten, denen die Unterhändler vielfach begegneten, bereit« überbrückt seien. Es wird nur der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß sie sich überbrücken lassen. In der Tat werden von russischer Seue z. B. gegen die Erhöhung der deutschen Getreidezöllc im neuen Vertragstarif noch lebhafte Einwendungen erhoben, ebenso wie deutscherseits gegen die unterschiedliche Behandlung der Einfuhr aus dem Land- und Seewege, die große Reihe von allzu hohen industriellen Schutzzöllen de« russischen Entwurfes u. s. w. Aber eS wird von den Regierungen beider Reiche an der sreundnachbarlichen Bereitwilligkeit festgehalten, über diese Streitpunkte, die von den Unterhändlern nicht bi« auf den letzten Rest ausgeglichen werden konnten, sich nächstens zu verständigen. — Oesterreich-Ungarn. Als Lösung der un garischen Krise wird säst allgemein der Austausch von Erklärungen angesehen, der im Abgcordnetenhause am Sonnabend zwischen Kossuth uns rem Ministerpräsidenten Tisza erfolgt ist. Man hält zwar für möglich, daß die überlebenden Obstruktionisten von klerikaler Farbe etwa noch bi» Weihnachten die Arbeit auf halten können, rechnet dann aber aus Einschlafen auch dieser Ver suche. Dann wäre die schwerste und hartnäckigste Krise, welche Ungarn seit 1867 zu bestehen hatte, abgeschlossen. Der Stillstand der Gesetzgebung hatte schon gegen Ende de» vorigen Jahre« be gonnen, seit sieben Monaten wird Ungarn ohne verfassungsmäßig votierte« Budget regiert, dreimal wurde da« Ministerium zum Rücktritt gezwungen, und während der letzten dieser Minister krisen von der zweiten Demission de» Kabinett« Khuen bi« zu Anfang November hat es Tage gegeben, an denen alle Wege zuni ver fassungsmäßigen Zustande versperrt, u. nur noch die Wahl frei schien zwischen einer demütigenden Kapitulation vor der obstruierenden Minorität oder dem Staatsstreich. Noch heute erscheint e« fast wie ein Wunder, daß Gras Stephan Tisza doch noch ein Krompromiß zu stände gebracht hat, welche« die Aussicht aus die baldige Wieder kehr de« verfassungsmäßigen Zustande» eröffnet. Die weiter obstruierende Szcdcrkcnyi - Fraktion und die Frondeure der Volks partei zählen kaum 20 Abgeordnete, so daß die Fortsetzung der Obstruktion technisch unmöglich und die Annahme de» Rekruten- Gesetze» und der Indemnitäts-Vorlage nach wenigen Sitzungen erfolgen wird. — Türkei. Daß sich die Psorte ausnehmend beeile, die vor zwei Wochen »im Prinzip' angenommenen Reform- Forderungen der Mächte ihrer Durchführung näher zu bringen, läßt sich mit dem besten Willen nicht behaupten. Trotzdem auch der englische und der deutsche Botschafter beim Großwesir wiederholt gedrängt haben, hört man von greifbaren Resultaten jener Kommission, die zur Bearbeitung de» gesamten Materials ernannt worden ist, so gut wie gar nicht«. Wenn andererseits von türkischer Seite wiederholt versichert wird, es solle da« Erforderliche geschehen, so schließt man daraus nicht auf eine Sinnesänderung de« Sultan», dem jeder Schritt, den er zu gunsten seiner christlichen Untertanen aus Befehl der Mächte tun muß, ein Greuel bleibt. Aber da Türken und Mächte ziem lich gleichmäßig der Ueberzeugung sind, daß im Frühjahr der Ausbruch einer neuen Bewegung unausbleiblich ist, will man sich in Konstantinopel salvieren, indem wenigsten» äußerlich die Forderungen der Mächte angenommen werden. — Spanien. Die Wahlpflicht will der neue Ministerpräsident einführen. Unter den Regierungs-Vorlagen befinden sich nach dem »Wölfischen Bureau' eine Gesetz-Reform de« Wahlrecht», nach welchem die Stimmabgabe cbligatorisch sein soll. — Afrika. lieber eine neue, nicht gerade ermutigende Episode au« England« Kampf gegen den Mullah wird telegraphiert: Aden, 8. Dezember. Da« britische Kriegsschiff .Mohawk' war nach Durbo (Somaliland) gefahren, um eine Untersuchung über den Tod de« italienischen Leutnants Grabau anzustellen. Der Kommandant de« Schiffe«, Grant, und 60 Mann gingen an Land. Der Sultan trat ihnen mit 400 Somali» ent gegen. Nach längeren Verhandlungen erklärte der Sultan, er wolle die Waffen entscheiden lassen. Kommandant Grant und der Sultan begaben sich zu ihren Truppen, woraus da« Feuer eröffnet wurde. Grant wurde am Oberschenkel verwundet und ein Marincsolbat getötet. Die Engländer kehrten dann wieder an Bord der „Mohawk" zurück und sind in Aden ange'ommen. Der verwundete Kommandant befindet sich wohl. — Amerika. Die neue Panama-Republik hat schon nach einmonatlichem Bestehen die erste Verschwörung aufzuweisen. Ein Oberst, zwei Majore und der Adjutant de» General» Huertas, des Oberbefehlshaber« der Truppen von Panama, wurden in Panama verhaftet und nach Colon geschickt, um nach Puerto Limon geschasst zu werden. Sie werden beschuldigt, eine Ver schwörung gegen da« Leben de« Generals Huerta« geplant und die Garnison von Panama zu einem Aufstande aufgefordcrt zu haben. Sie erklären diese Beschuldigung für falsch. — China. Peking, 7. Dezember. Hervorragende Beamte erklären, China sei dabei, ein Abkommen mit Ruß land über die Regierung der Mandschurei abzuschtießen. Ma» erwartet, das Abkommen werde die Bewilligung der meisten nachträglichen Bedingungen enthalten, die Rußland srüher sür die Räumung der Mandschurei gestellt hatte, und nominell die Souveränität China» anerkennen, während e» Rußland eine beratende Stimme bei der Regierung gibt. — Im Laufe der vor kurzem stattgehabtcn Besprechung im Palaste wurden 3 Entwürse beraten. Der erste wandte sich gegen Rußland, der zweite wollte den Beistand der befreundeten Nationen erbitten, der dritte ging auf eine Einigung mit Rußland unter den besten Bedingungen, die zu erhalten wären, ein. Der erste Entwurf wurde abgelehnt, da er einem Selbstmord gleichgekommen wäre, der zweite scheiterte daran, daß China außer stände war, irgendwelche praktischen Schritte vorzuschlagcn, und daß Amerika und Japan, an die China sich wandte, keinen ausführbaren Rat geben konnten. Daher wurde der dritte Plan der Verständigung mit Rußland angenommen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. Dezember. Wir wollen nicht unter lassen, Eltern darauf hinzuweisen, ihren Kindern auf« strengste da« Nuscheln innerhalb der Stadt zu verbieten. Anlaß dazu gibt uns folgender Fall, welcher sich vor einigen Tagen ereignete, infolge der Gutartigkeit de« betr. Pferde» aber ohne ernste Folgen blieb. Ein mit 2 Kindern besetzter Ruschelschlitten, vom Weg nach dem Adlerfelscn kommend, fuhr auf der Theaterstraße in ein Geschirr, direkt unter das Pferd, hinein. Da« Tier bäumte hoch auf und drückte nach der entgegengesetzten Seite in einen Gartcnzaun hinein, sodaß die Kinder unverletzt geborgen werden konnten. — Dresden, 6. Dezember. Der Mörder der am Abend de« ^0. Novomber in ihrer Wohnung in Dresden-Plauen tot ausgesundenen Kaufmannswitwc Danneberg, Fabrikarbeiter Emil Ewald Lehmann, ist am 21. Juni 1886 in Bernstadt geboren und ein durchaus verkommener und verstockter Bursche. Er ist bereit« polizeilich vorbestraft und erst kürzlich wegen mehrfacher Bodeneinbrüche zur Anzeige gekommen. Lehmann leugnete zuerst hartnäckig, den Mord begangen zu haben, unter der Fülle de« von der Kriminalpolizei aufgebrachten erdrückenden Ucbcrsührungs- matcrials hat er jedoch gestern morgen ein umfassendes Geständ nis abgelegt. Lehmann will die Tat au« Rache gegen Frau Danneberg, die ihn öfter» schlecht gemacht habe, verübt und die Schmuckgegenstände nur nebenbei sich angeeignet, sich letzterer auch sofort nach der Tat durch Abwersen in den Abort wieder entledigt haben. Komplizen oder Mitwisser hat Lehmann nach seinem Geständnisse nicht gehabt. Da der jugendliche Mörder das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, kann eine Verur teilung zum Tode nicht erfolgen. Er kann nach den Strafbe stimmungen de» Reichsstrafgesetzbuche« zu höchsten« 1b Jahren Gefängni« verurteilt werten. — Chemnitz. Da« Kriegsgericht der 4. Division ver urteilte am Sonnabend den in Plauen i. V. praktizierenden Stabsarzt der Reserve Or. Schwabe und den Marineoberassistenz arzt Or. Flach« wegen eine» Pistolcnduell«, da« sie am 1b. August bei Plauen miteinander auSgesochten hatten und da» unblutig verlaufen war, zu je drei Monaten Festung und ferner den Adjutanten tc» 7. Infanterieregiment» Leutnant Böhme wegen Kartelltragen« zu zwei Tagen Festung. Da» Duell war die Folge eine« Streite« zwischen Schwabe und Flach» gewesen, bei dem ersterer tätlich geworden war. — Plauen i. V., 7. Dezember. Noch nicht ermittelt worden ist von der Gendarmerie der Unhold, der am Donnerstag abend den Gutsbesitzer Schreck in Wallcngrün bei Pausa beraubt und durch Schläge mit einem Stock schwer verletz«, schließlich aber in die Weida geworfen hat. Nach den Ermittelungen der Gen darmerie ist der Täter der Schmiedegeselle Franz Felix Kropp au« Oberndorf in Niederösterreich. Er ist wahrscheinlich über die Grenze entkommen. Dem noch schwer krank darniederliegenden Manne hat ter Räuber beinahe ein Ohr abgeschlagen, da« Nasen-