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Mts- M Anzeizehlktt für deu Abonnement viertelj. 1 M. 20 Ps. einschließl. der »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Shirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionsprcis: die kleinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeil- 30 Ps. Donnerstag, den 26. November 14« Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. —. 50. Jahrgang. - Aufgebot. Das Königliche Amtsgericht Eibenstock erläßt von Amtswcgen folgendes Aufgebot zum Zwecke der Ausschließung der unbekannten Berechtigten auf die länger als 30 Jahre gerichtlich hinterlegten 17 500 M. 3"/» K. S. Rentenscheine (Nennwert), angekauft aus einer für die Erben der Katharina Christiane Benade, ehemaligen Hammerwerksbesitzerin in Schönheide, nämlich 1) Frau Johanne Dorothee, des Kurfürstlich Sächsischen Hofrats und Vor- beschieds-Sekretärs Johann Gottfried Matthäi in Dresden Ehegattin, geb. Benade, 2) Frau Christiane Dorothee, des Kurfürstlich Sächsischen Geheimen Kriegs rats Christian Wilhelm Just in Dresden Ehegattin, geb. Benade, 3) Johann Christoph Prentzel, Stadtkämmerer und Kaufmann in Bautzen und 4) dessen Tochter, Christiane Dorothee Prentzel, hinterlegten, unabgehoben gebliebenen Perceptionsrate aus dem Konkurse über das Vermögen Christian Wilhelm Mende's in Schönheiderhammcr. Als Aufgcbotstermin wird der 2t. Januar 1904, vorn». 1V Ahr vor dem Königlichen Amtsgerichte Eibenstock bestimmt. Es ergeht hiermit an die Berechtigten die Aufforderung, spätestens im Aufgcbotstermine ihre Ansprüche und Rechte bei dem Ausgebots gerichte anzumelden, widrigenfalls sie mit ihren Ansprüchen an den Staat wer den ausgeschlossen werden. Eibenstock, am 17. November 1903. Königliches Amtsgericht. Das Gesetz, die Sonn-, Fest- und Butztagsfeicr betr., vom 10. September 1870 schreibt in 8 3 Absatz 5 vor, daß während der Zeit, zu welcher der öffentliche Handel nicht gestaltet ist, die Kans»- «end Gewerbsläven, Magazine, sowie die Schaufenster ge schlossen zu halten find. Da in letzter Zeit diesem Verbote seitens hiesiger Gewerbetreibender zuwidergehandelt worden ist, wird diese Bestimmung hiermit in Erinnerung gebracht mit dem Bemerken, daß Uebertretungen mit Geld bis zu 30 Mark oder Hast bestraft werden. Stadtrnt Eibenstock, am 13. November >903. Hess,. L. Aas deutsch-englische Kandels-Provisorium. Der Reichstag wird laut »ReichSanz." am 3. Dezbr. eröffnet werden. Zu den ersten Aufgaben de» Reichstag» in der neuen Legislaturperiode wird die Verlängerung de» Handels-Provisoriums mit England gehören. Es ist bekannt, daß der alte deutsch-eng lische Handelsvertrag von England gekündigt worden war, um den englischen Kolonien die Gewährung von Vorzugstarifen an da« Mutterland zu erleichtern. Bi« jetzt hat nur Kanada eine Vorzugsbehandlung des Mutterland,« eintreten lassen; indessen hat man sich auch in Australien und in Südafrika angcschickt, den gleichen Weg zu betreten. Während daher die deutsche Regierung genötigt war, für kanadische Waren den Gcneraltaris anzuwenden, ist für den Warenverkehr zwischen Deutschland und England sowie denjenigen englischen Kolonien, die noch keine Vorzugsbehandlung für das Mutterland cingesührt haben, der alte deutsch-englische Handelsvertrag tatsächlich in Kraft geblieben. Zu dem Zwecke erteilte der deutsche Reichstag von Jahr zu Jahr seine Zustimmung dazu, daß England auf dem Fuße der Meist begünstigung behandelt wurde. Die» Provisorium läust mit dem Kalenderjahr und soll in diesem Dezember auf ein weiteres Jahr erneuert werden. Daß die verbündeten Regierungen den provisorischen Zustand verlängert zu sehen wünschen, erklärt sich einfach au« der gesamten handelspolitischen Lage. Auf Grund de« vom vorigen Reichstag beschlossenen neuen Zolltarifs ist die Regierung in Handelsver trags-Verhandlungen mit fremden Staaten, und zwar zunächst mit Rußland und der Schweiz, eingetrelen. Diese Verhandlungen schweben noch, und weitere werden voraussichtlich bald mit Italien und Belgien nachfolgen. Da» Ergebnis läßt sich noch nicht übersehen. Wie mit allen den Staaten, mit denen Ver handlungen begonnen haben oder in Aussicht stehen, die alten Verträge einstweilen weiter gelten, so empfiehlt sich auch der Fortbestand de« Provisorium« mit England. Großbritannien ist gerade da« Land, mit dem wir die geringsten zollpolitischen Differenzen gehabt haben, und nicht» könnte für die Chamber- lainschen Pläne auf schutzzöllncrische Umwälzung de» englischen Finanz- und Zollsystem« nützlicher sein, al« der Beginn eine» Zollkriege« gerade von deutscher Seite. Man wird sich da« im Reichstag gegenwärtig zu halten haben und hoffentlich die Vor lage wegen de« Provisorium« mit England ohne heftige und die schwebenden Handelsvertrag« - Verhandlungen störende Debatten gutheißen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Eine Berliner Korrespondenz will zu der Erklärung ermächtigt sein, »daß alle Mitteilungen über einen bevorstehenden Aufenthalt de« Kaiser« im Süden auf Erfindung beruhen". Durch wen diese Ermächtig ung geschehen ist, wird nicht gesagt, jedenfalls nicht durch eine kompetente Stelle. E» ist zwar richtig, daß von den Aerzten eine solche Reise niemals al« unumgänglich notwendig bezeichnet worden ist. Dagegen ist nicht abzuwcisen die Annahme, daß der hohe Patient selbst an die Reise in ein mildere« Klima zur Er holung und Kräftigung nach der Operation gedacht hat und wohl noch denkt. Dem steht keine»weg« entgegen, daß die Heilung der Wunde sehr bald vollendet sein wird, so daß nach dem vorliegenden Programm schon in den ersten Tagen de« Dezember die Teil nahme de« Kaiser« an Hofjagden zu erwarten ist. — In einer Ansprache, die Professor Moritz Schmidt in der Berliner Larhngologischen Gesellschaft über die Operation de« Kaiser« gehalten hat, drückte er, wie nachträglich bekannt wird, seine Freude darüber au», »daß diesmal keine Mackenzieade -»«geführt worden ist. Ich glaube, Sie werden darin alle mit mir einverstanden sein. Ich habe mir aber auch die größte Mühe gegeben, daß auch nicht ein Wort von der Sache trans piriert ist. E« datiert schon vor zwei Monaten, wo ich den Kaiser zum ersten Male untersucht habe. Damal« habe ich gleich gesagt: nicht ein Wort, ehe die mikroskopische Untersuchung de« anscheinend gutartigen Tumors wirklich vorlicgt. So haben wir» gehalten, und ich glaube, da» war diesmal da« Richtige". — Ueber die deutsch-russischen Hand elsvcrtrag S- verhandlungen werden widersprechende Mitteilungen gemacht. Die „Russische Telegraphenagentur" verbreitet jetzt, daß die russischen Delegierten schon Anfang nächster Woche Berlin ver lassen würden. Dieser optimistischen Auffassung der russischen Seite stehen pessimistische Auslassungen von deutsch-agrarischer Seite entgegen, die Wahrheit liegt, wie immer, auch hier in der Milte. Tatsache ist, daß die Verhandlungen einen günstigen Verlauf nehmen, sodaß erwart« werden darf, raß die Verhand lungen zu einem befriedigenden Ergebnis führen werden. Zu einem vorzeitigen Abbrechcn der Verhandlungen, wie die deutschen Agrarier au« der Mitteilung der „Russischen Telegraphenagentur" entnehmen, liegt kein Anlaß vor; allerdings soll man auch nicht erwarten, daß schon Ende dieser Woche ein Ergebnis erzielt sein wird. — Die Beratung des zu Anfang dieses Jahres dem Bundes rate zugegangenen Gesetz-Entwurfes über die Kauf manns gerichte, der in den Ausschüssen liegen geblieben ist, weil man sich nicht darüber einigen konnte, ob diese neuen Sonder gerichte, die der Entwurf vorschlug, Len Gewcrbegerichtcn oder Amtsgerichten angegliedert werden sollen, ist, wie neuerding» verlautet, in den BundeSrais-AuSschüssen jetzt wieder ausgenommen worden. Sie soll so beschleunigt werden, daß die Vorlage dem Reichstage alsbald noch in der nächsten Session zugehen kann. Da de: Gesetz-Entwurf nicht zurückgezogen, sondern umgcarbcitet worden ist, ist anzunehmen, daß er in seinen Grundzügen, nament lich auch wegen der Angliederung der KaufmannSgerichte an die Gewerbegerichte, au» den Beratungen de» BundeSrate« unver ändert hcrvorgchen wird. — Berlin, 24. November. Der »Reichsanzeiger" ver öffentlicht eine kaiserliche Verordnung, wonach der Reichstag auf den 3. Dezember d. I. einberufen wird. — Oesterreich-Ungarn. Dem Eingreifen des Kaiser« Franz Josef scheint es gelungen zu sein, die persönlichen Diffe renzen zwischen Tisza und Körber wenigstens so weit auszu gleichen, daß der Versuch praktischer Arbeit im Interesse der ge meinsamen Angelegenheiten beider Kronländer gemacht werden soll. Der Kaiser empfing den ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Tisza in längerer Audienz. Die Delegationen werden auf den 15. Dezember einberusen. — Türkei. Konstantinopel, 23. November. Die Pforte teilte heute den Botschaftern Oesterreich-Ungarn« und Rußlands aus Grund eine» ihr vom Mali von Saloniki zu gekommenen Telegramm« mit, daß sich zwei bulgarische Banden in Alandere und Soqhandere an der Grenze befänden, um in da« Wilajet Saloniki cinzudringen. Eine andere Bande habe bereit« die Grenze bei Dikili-Tasch überschritten und bewege sich gegen die Ortschaft O«mane-Neorokop. Da« Komitee fahre fort, die Rückkehr der makedonischen Flüchtlinge unter Androhung de« Tode« zu hindern. Die fürstlichen Behörden dulden diese Umtriebe de« Komitee«. Schließlich lenkt die Pforte die Auf merksamkeit der beiden Botschafter auf diese allgemeine Lage, durch welche die Tätigkeit der ottomanischen Regierung hinsichtlich der Durchführung der Reformen gehemmt werde. — Spanien. Ein Gesetzentwurf zur Unterdrück ung von Streik« ist vom Minister de« Innern dem Senat unterbreitet worden. Danach soll fortan ein Streik al» ungesetz lich gelten, wenn bei seiner Durchführung mit Gewalt vorgegangen wird oder wenn irgend ein Zwang au«geübt wird zu dem Zwecke, da« wirtschaftliche Leben eine« oder mehrerer Orte zu unter binden, ferner auch, wenn der Streik eine Unterbrechung eine« notwendigen öffentlichen Dienste« zur Folge hat, oder wenn da durch eine schwere Erschütterung der Industrie eine« Landetleile» verursacht wird. Selbst dann, wenn bei einem Streik die Ein stellung oder die Entlassung bestimmter Arbeiter gefordert wird, soll er al« ungesetzlich gelten. Endlich werden Streik« al« dem Gesetze zuwiderlausend erNSrt, wenn die freiwillige Unterbrechung der Arbeit Gefahren für da« menschliche Leben oder den Verlust von Ladungen, Ucberschwcmmungcn von Bergwerken oder sonstigen anderen unwiederbringlichen Schaden am Eigentum im Gefolge hat. Diese Bestimmungen sind, so bemerkt die »Soziale Praxi«" hierzu, so dehnbar, daß jede Streikbewegung damit unterbunden werden kann. — Amerika. Buenos-Aires, 23. November. Der Marineministcr hat ein amtliche« Telegramm aus Rio Gallego« empfangen, demzufolge da« Kriegsschiff „Uruguay" mit allen Mitgliedern der Nordensköldschen Südpo!ar-Ex- pedition an Bord dort eingetroffen ist. Die »Uruguay" habe die Offiziere der Expedition in Louis Philippeland auf gefunden und die übrigen Mitglieder der Expedition in Seymour Island ausgenommen. Die HilfScxpedition Charcot habe infolge dessen ihre Weiterfahrt eingestellt. — Asien. Auf den Philippinen wird noch immer gekämpft. Nach einem Telegramm au« Manila, da» nach New-Dork gelangte, hat General Leonard Wood einer Truppe von über 2000 Moro« aus Jolo eine vernichtende Niederlage bei gebracht. 300 Moros sind gefallen. General Wood verfolgt nunmehr die Aufständischen in die Berge. Aus amerikanischer Seite wurden angeblich nur sechs Mann verwundet. — Einem weiteren Telegramm au« Manila zufolge hat General Leonard Wood am 20. November auch die befestigte Stellung der Moro» in den Bergen von Jolo genommen und die Erdbefestigungen zerstört. Der Verlust Wood« beträgt einen Toten und zwei Verwundete. Die Aufständischen hatten 75 Tote. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 25. November. Der Bau von Tal sperren ist in unserem engeren Vaterlande jetzt vielfach auf der Tagesordnung. Auch in unserem Gebirge sind solche pro jektiert. Es dürste daher von Interesse sein, daß der Sohn unsere« Mitbürger«, Herrn Amtsstraßenmeister Jahn, Herr Baumeister Arthur Jahn, in Westfalen seit 29, Jahren die Bau leitung einer solchen hat, gewiß ein erfreuliche« Zeichen seiner Tüchtigkeit. Der »Vogtl. Anz." schreibt über dieselbe: Eine Talsperre in fast denselben Abmessungen, wie eine solche hier im nächsten Frühjahr begonnen werden soll, geht gegenwärtig in Westfalen ihrer Vollendung entgegen. Dieselbe wird von der Stadt Haspe mit einem Aufwande von etwa 2 Millionen Mark errichtet und soll zur Trinkwasserversorgung dieser Stadt, zur Abgabe von Betriebswasser für die talabwärt« gelegenen Trieb werke und zum Ersatz der von vielen an der Ruhr liegenden Wasserwerken fortgepumpten Wassermengen dienen. Die im Radiu« von 225 m errichtete Sperrmauer hat einen Kubikinhalt von 60 000 cbm bei einer Höhe von 34,« n>, einer Sohlcnbreite von 25,« in, einer Kronenbreite von 4,« in und einer Kronen länge von 260,« m. Der Stauinhalt beträgt 2,«« Millionen Kubikmeter. Da« umfangreiche und interessante Bauwerk wurde ausgesührt nach dem Entwürfe de« Geh. Regierung-rate-, Prof, vr. in^. Jntze in Aachen, dem auch die Oberleitung übertragen wurde. Oertlicher Bauleiter ist der Prokurist der Unternehmung, Herr Baumeister Arthur Jahn, ein geborener Plauischer und Schüler der hiesigen Baugewerkenschule; längere Zeit ist er auch in Elsterberg tätig gewesen. — Eibenstock. Wir nehmen Gelegenheit, nochmal« auf die in einer unserer letzten Nummern behandelte »Zeichner-An gelegenheit" zurückzukommen. Der Fabrikanten-Verein derStickerei- und Spitzen-Jndustrie Plauen, mit welchem sich der Kaufmännische Verein und Fabrikantcn-Au-schuß in Eibenstock in« Einvernehmen gesetzt halte, berichtet über seine Vorstandssitzung vom 20. No vember folgende«: »Vor kurzem war im .Briefkasten" de« »Vogtl. Anzeiger»" die Anfrage gestellt worden, ob ein an gestellter Zeichner Entwürfe solcher Artikel, die in dem Geschäft, wo er in Stellung sei, angefertigt würden, in seiner Freizeit machen könne, um diese Entwürfe dann an Konkurrenzgeschäfte oder Zeichenatelier« zu verkaufen. Die auf diese Anfrage in dem .Briefkasten" erteilte Antwort gibt dem Vorstände Veranlassung, leinen Standpunkt zu dieser für die gesamte Industrie hochwichtigen Frage in Uebereinstimmung mit wiederholt in ähnlichen Fällen