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11878. ^FisTs Crirpi neben Castelar, neben die edlen Freiheit«- kämpfer aller Böller schiebt. Crispi» GlaubenSbekenntniß bietet nicht nur eine interessante Geschichte der italienischen Linken, nicht nur «ine geistvolle Critil der politischen Mißgriffe der italienischen Verwaltung im letzten Jahrzehnt, es -nthiilt auch die Gedanken der kontinentalen Politik Italien«, und, was am meisten Deutschland interessirt, eine politisch« Parallele der Ausorder- ungen der „Einheit" neben denen der „Freiheit". Diese Worte geben gerade dem Deutschen in der gegenwärtigen Phase ihrer nationalen Entwicklung ebensoviel zu denken, wie den Italienern, wenn sich auch bei UN» die Conflicte zwischen den nationalen LinheitSpolitikern und den energischen Freiheits strebern auffälliger äußern, vielleicht auch dadurch, daß die Verschiedenheit der deutschen Volkistämme, die so lange völlig getrennt waren und sich zum Theil noch vor einem Decennium feindlich gegen überstanden, durch die eine große politische Umwälzung noch nicht ausgeglichen werden konnte. Italien, so hebt Crispi hervor, hat große Opfer gebracht, um seine politische Einheit zu begründen und sich in seiner Hauptstadt fest zu setzen. Aber die politische Einheit bedeutet noch keineswegs den Abschluß de» staatlichen Gebäude». Die Einheit ist eine Garantie der Macht nach Außen, aber sic ge nügt noch nicht, damit da« Bolk sich unabhängig und seiner Zukunft sicher fühlen könne. Sine Vor aussetzung der Unabhängigkeit ist die Freiheit, und damit die Freiheit gedeihen könne, ist e« nothwendig, daß der staatliche Organismus normal functionire, weil die geringste Erschütterung die Gefahr der Anarchie oder de« Despotismus mit sich bringt. „Ein König, der nicht die Lieb« seine« Volke« ge nießt, ist nur ein halber König. Sin Bolk, da« nicht von der Würde seiner Rechte durchdrungen ist, ist ein schwache« und kann jeden Augenblick seine Freiheit «inbüßen, sei e« infolge einer Zerrüttung, sei e« infolge einer fremdländischen Intervention. Er öffnen wir dem Bolle di« Pforte de« Parlament«, in dessen Namen di« Gesetz« gemacht und die staat lichen Angelegenheiten verwaltet werden. Impfe» wir ihm die Achtung vor de» nationalen Institutionen eia und mahnen wir e« durch unser Beispiel und dnrch Beharrlichkeit daran, daß Gewalt wieder Se ¬ tz Italienische Zustände. ! Seit geraumer Zeit haben die Vorkommnisse in Hkom die Aufmerksamkeit so allein in Anspruch ge- Wommen, daß man darüber der Zustände im König- Leich Italien zu vergessen schien. Und doch stehen Miese an Wichtigkeit weder der Wahl des neuen Hopste«, noch der Einsetzung desselben, welche be kanntlich am letzten Sonntage erfolgte, irgendwie »ach- Al« vor Jahresfrist die parlamentarische Link« in Italien an Bedeutung gewann, erinnerte man wieder an da» Programm, welche» Crispi lange zuvor öffentlich entwickelt hatte. Diese Ideen bilden i in dem heutigen Italien die Hauptpunkte für jene ^Reformen in der Politik und in der Verwaltung, Rohne welch- die italienische Staatreinrichtung aus Wie Dauer nicht bestehen kann. In den letzten acht Mahren sind auf Betrieb der Opposition einige Ge- Wtze geschaffen worden, welche in der Organisation Wlalien« einen wesentlichen Fortschritt bedeuten. Weber diese Aenderungen sprach Crispi in zwölf Wuen, von der italienischen Presse, wie vom Volke Wachteten Briesen, welche im Verein mit den Briefen >Wn 1868 da« gesammte politische Glaubensbekennt. Wß diese« Staatsmannes umfassen. Di« alten und We neuen Briese, welche in einer vorzüglichen Deutschen Uebersetzung soeben im Berlage de« lite- Marischen Centraldureaus in Berlin mit einem Bor- Mort von Christoph Wild über die geistigen Be- Wlehungen Deutschland« zu Italien und einer Leben«- Wizze Eri«pi'« erschienen sind, erwocken in Deutsch- ungemeine« Interesse. E« ist nicht allein die welche Deutschland allen freisinnigen Mlilischen Ergüsse« schenkt, welch« sich in hoch. Sprach« ihm au« dem Süden Europa'« e« ist nicht da« ernste Streben der Deut zen, die italienischen Zustände in Deutschland mehr und besser würdigen zu lernen, e« ist vor Wvem auch die geistige Verwandtschaft de« politischen MorwärtSftreben« beider Böller selbst, welch« eine Dich« Publikation eine« der größten Staat«mä»ner De« Süden« naturgemäß in den Vordergrund de. Wffentllchea Interesse« drängt, — ««ist die Inter- Nationale Macht de« Freiheit«gedanken«, welch« un« M »reimiddreifiastrr Bischofswerda, Stolpen un- Umgegend. Flmkodlatt der Kgl. Ämtslzauptmannschaft und der Kgl. Schulinspertion zu Dnuhen sowie deo Königlichen Verichlsamte, und des Skadtraklze« zu Dischosrwerda. jfDiese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends und kostet einschließlich der Sonn« abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark SO Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden di« Dkrattag« und Freitag« früh v Uhr angenommen. Mittwoch, den 8. März