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Johanna hatte geendet und gab den Bries der Gutsherrin zurück. »Nun, liebe Johanna,' fragte diese und ihre Augen sprachen unverkennbare Freude, »wa« sagen Sie dazu und wie beurteilen Sie diesen hochherzigen Plan meiner alten Freundin?' »Für Martha, so empfinde ich, gnädige Frau,' entgegnete diese und ihr ergebene», dankerfüllte» Lächeln lag in ihrem Ge sicht, »bedeutet solche edle, hochherzige Gesinnung ohne Zweisel ein selten hohe» Glück, da« ich, soviel an mir liegt, ihr gewiß von Herzen gönne, ein Glück, wie e» in gleicher Lage wohl nur wenige erfreuen dürste, und für Frau Geheimrat sicherlich ein Zeugnt» wahrer Herzen-gütc kund tut.' Die Gutsherrin, die nicht ohne Absicht Johanna mit dem Vorlesen jener Zeilen vertraut gemacht hatte, blickte nun auf den Inspektor, der ernst und schweigsam vor sich hinsah, al» verriet ihm dieser Brief ein ganz besondere» Interesse. „Ich kann mich dem, wa» Fräulein von Guse soeben ge sagt, nur vollkommen anschließen,' bemerkte jener, der den Blick der Herrin aus sich gerichtet suhlte. »Schon allein ihre» ehrbaren Vater» wegen sei ihr ein Glück, da» sie vollbefriedige, zu wünschen.' Und während man sich nun eine gesegnete Mahlzeit sagte, war Johanna, trotz ihrer osfizicllen Glückwünsche sür Martha im Herzensgründe nicht völlig frei von Neid; allein wa» sie geradezu wie eine Erlösung drückte und fast wie ein Alp von ihrem Herzen glitt, da« war nunmehr die überzeugende Gewiß heit, und entschied nun endgültig sür Herbert, dem sie seit Martha« Scheiden in dieser Hinsicht nicht mehr sonderlich traute, für ihn nun völlig abgetan sein, eine Gewißheit, die sie mit neuer Hoffnung belebte, und recht sehnlichst wünschte sic nur, daß auch Josepha« Stunde de« Scheiden« bald erschei nen möge . . . Während Johanna sich noch geraume Zeit in solche Gedanken vertiefte, lag der Inspektor langgestreckt auf dem altmodischen Ledersofa seiner Klause und blickte in tiefstem Sinnen unverwandt dem Spiele der Blätter zu, da« sich kaum merkbar am Wein spalier vor seinem Fenster ein leichter Wind erlaubte. Wie träumend blickte er beständig durch da« halb geöffnete Fenster. Wa» er soeben vernommen, da« ging ihm so völlig gegen den Strich. In grimmer Selbstironie lachte er bitter auf. »Diese« war der zweite Streich!" empfand er und seine breite Brust hob sich zu vollem Atemzuge. Er vermochte im Geiste nicht loSzukommcn von Martha, die nach dem soeben Ver nommenen, für ihn nun völlig verloren war und die in Zukunst nun berufen schien, eine nicht geringe Rolle in der Gesellschaft zu spielen, und er empfand, daß ihr die« bei so bewährter An leitung auch sehr wohl gelingen würde. Gleich Johanna betrach tete auch er diese Perspektive, die sich Martha jetzt austat, in gewissem Sinne für kein geringe« Glück, da« ihr durch ihre Dame da« Geschick da in den Schoß warf, gegen alle« da«, wa« er ihr zu bieten vorerst überhaupt in der Lage wäre, auch nicht entfernt einmal den Vergleich aufnahm. Ihr lange« Schweigen, ihrem Vater gegenüber, den er oftmals fragte, hatte ihn längst befremdet, aber noch vielmehr trübte e« ihn, nicht mehr in der Lage zu sein, ihr einen Gruß zu übermitteln. Möglich auch — so empfand Herbert — daß der Alte in seinem ewigen Gleich mut, um vorerst hier einmal den Dingen freien Lauf zu lassen, sondierte, vielleicht mit einem Auge mehr sah, al« viele Sterb lichen, nicht frei von Mißtrauen war, und nun nicht ohne Ab sicht jeden Gruß verschwieg? — Jedenfalls traute ihm der In spektor solche Klugheit, die sich in weiser Berechnung in stille« Schauen und vorsichtige« Schweigen hüllte, sehr wohl zu. Und er gestand sich selbst, daß Martha« Gestalt, die ihm seit jener Abfertigung Johanna« beständig wie ein Ideal vorgeschwebt, in leichten Nebel hüllte, al« er Josepha« wegen, wenn auch nicht frei von innerem Zwange sich über die Mauer schwang. Ja noch viel mehr, daß diese Nebelgeschichte noch intensiver wurde nach jenem Tanze am Tage der Gesellschaft. Indessen an jenem Tanze zerriß auch plötzlich alle« Nebelgespinnst und zeigte ihm Martha Holm wieder in vollem Lichte, al« Josepha die Saiten sprengte und ihm bedeutete, solche Töne auf Alt-Hammer nie mehr erklingen zu lassen. Der Inspektor hatte viel länger geruht, al« ihm offenbar lieb war — er hörte seine Schwarzwälder-Uhr schlagen und schnellte mit einem kräftigen Ruck in die Höhe, daß sein Sofa, da« in der Mitte schon eine bedenkliche Tiefe zeigte, in allen Fugen krachte. „Aeh', sagte er verdrießlich, »e« hat nicht sollen sein — leider', al« wollte er sich damit Hinwegsetzen über Dinge, die nun einmal nicht mehr zu ändern waren, und während er die Tür in« Schloß warf, fiel ihm unwillkürlich Josepha ein, die ihn seit einigen Tagen beim Mittag«- und Abendtische, zu welchem er sich gewöhnlich im Herrenhause einfand, so seltsam betrachtete, als bewege ihr Herz eine Frage, ein Etwa«, da« vorzubringen ihr der Mut versage — ihr Frohsinn hatte vielmehr einer „mo ralischen Anwandclung" Platz gemacht. ^Fortsetzung folgt.) Htandesamtkiche Nachrichten von Schönheide vom 1k. bis mit 21. November 1903. Geburt-fälle: 320) Dem Handarbeiter Oswald Konrad Wolf hier 1 S. 321) Der ledigen Bürsteneinzieherin Meta Johanne Unger hier 1 T. 322) Dem Bürstenfabrikarbeiter Otto Helm hier 1 T- 323) Dem ans. Fleischer meister Friedrich Wilhelm Jähn hier 1 S. 324) Dem Eisengießer Arno Isidor Teubner in Schönheiderhammer 1 S. 325) Dem ans. Dekorations maler Gustav Hermann Seidel hier 1 S. 326) Dem Bürstenhändler Albert Oelschlägel hier 1 T. 327) Dem Bürstenfabrikarbeiter Immanuel Barthel in Neuheide 1 T. 328) Dem Versandsbeamten Franz Theodor Zentner in Schönheiderhammer 1 T. 32S) Dem Wollwarendrucker Karl Gustav Wein hold hier 1 S. Aufgebote: rr. hiesige: 80) Schlosser Karl August Bruno Mehlhorn mit Packerin Adele Stephan, beide hier. 81) Pinselmacher Ewald Möckel mit Bürstenfabrikarbeiterin Anna Frieda König, beide hier. d. auswärtige: Vakat. (Eheschließungen: Vakat. Sterbefälle: 180) Gertrud Wally. T. de- ans. Bäckermeister- Louis Baumann hier, 3 T. 181) Fritz, S. des Handarbeiter- Oswald Konrad Wolf hier, 2 T. 182) Erhard Albin, S. de- ans. Restaurateurs Hermann Albin Dietrich hier, 14 T. 183) HanS Walter, S. deS MaurerS Friedrich LouiS Franzoi in Schönheiderhammer, 22 T. 184) Der Jnvalidenrentner früherer Bllrstenfabrikarbeiter Hermann Albin Bauer hier, 2b I. 7 M. Neueste Nachrichten. (Wolff'» Telegraphische« Bureau.) — Dresden, 22. November. Se. Maj. der König besuchle heute vormittag mit den anwesenden Mitgliedern der königl. Familie den Gotle-dicnst in der katholischen Hoskirche. Um 5 Uhr fand im Residenzschloß Familientafel statt. — Dresden, 22. November. In der Nacht zum Sonn tag wütete hier ein heftiger Sturm, der an Dächern, Bäumen, Telegraphenstangen, Firmenschildern, Essenköpfen ic. mehrfachen Schaden anrichtete. — Berlin, 22. November. Durch die gestrigen Stürme sind die telegraphischen Verbindungen westlich von Hannover zuoi größten Teil unterbrochen worden. Insbesondere können die Ver bindungen von Berlin nach England, Holland, Belgien, Frankreich, der Schweiz und Italien nur auf Umwegen hergestellt werden. — Köln, 22. November. Bei dem gestrigen Sturme wuroen der „Kölnischen Volkszeitung' zufolge neun Schorn steine der städtischen Gasanstalt Köln-Ehrenfeld umgestür; t. Die Feuer mußten gelöscht werden. Ein Mann wurde verletzt. — Seehauien, 22. November. (Amtliche Meldung.) Von dem Personcnzug Nr. 445 (Wittenberge-Stendal- Magdeburg) find heute zwischen Osterburg und Seehausen Tender achse der zweiten Maschine und 3 Personenwagen entgleist. Sieben Personen sind verletzt, zum Teil schwer; von diesen sind zwri Reisende im Krankenhausc zu Seehausen und einer im Krankenhause zu Osterburg untergebracht. Die Angehörigen sind benachrichtigt. Da« Fahrglei» ist voraussichtlich bi« gegen Abend gesperrt. Der Personen - Verkehr an der Unfallstelle wird durch Umsteigen vermittelt. Die Ursache de« Unfalls ist noch nicht ermittelt. — New-Aork, 22. November. Wie au« Lilly weiter gemeldet wird, erlitten bei dem Brand ve» Arbeiterschuppen» der Pennsylvania-Bahn, bei welchem 35 Arbeiter getötet wurden, 32 italienische Arbeiter mehr oder minder schwere Verletzungen. — New-Jork, 22. November. In der Steinkohlengrubc zu ConnelSville (Pennsylvanien) ist am Sonnabend eine Explosion erfolgt, bei welcher 15 Personen getötet und 4 ver letzt wurden. — Port Arthur, 22. November. Nach Meldungen aus Tientsin traten gegen 300 japanische Soldaten und einige Offiziere die Rückreise nach der Heimat an. — Nach einer Meld ung des japanischen Blattes „Nagasaki Sinpoo" ist ein aus 12 Schiffen bestehende», japanisches Geschwader, dessen Bestimmung unbekannt ist, au« dem Hafen Jaesebo ausgelaufen. Beim Einlauf achte man aus die beriihmte Aiikerinarke. Beim Einkauf der rühmlichst bekannten Richterschcn Anker-Fabrikate ist die allergrößte Vorsicht nötig, da in neuerer Zeit noch mehr wie früher versucht wird, den Käufern minderwertige Nachahmungen aufzuschwShen. Warum? Weit die Verkäufer an den Nachahmungen mehr verdienen! Ganz besondere Vorsicht ist beim Einkauf der altbewährten schmerzstillenden Einreibung Anker - P ain - Exp eller nötig, da dies sehr beliebte Anker-HauSmittel am meisten nachgeahmt wird. Wer nicht geschädigt sein will, der nehme nur Schachteln an, die mit der berühmten Fabrikmarke Anker deutlich versehen sind und weise jede Schachtel ohne Anker schark alA unecht -mrüek. Der echte Anker-Pam-Expeller ist in fast allen Apotheken zum Preise von 50 Pf. und 1 M. die Flasche vorrätig. wa^er 1L -^Mclisien'waffer 15 — Aamillrnwaffer 10 — Salmiakgetst 8 — Gefärbt. F. Ad. Richter L «le., Rudolstadt, Kinder- und Kranken Nährmittel: iiuel btluckvrinelil kiiiorr» uui> VlelkeL»liii, Ilstvrinvkl, linxttvivr I^lli Iielkriltev u. Li« lielkn^ao Itboiieliiniln, -IrilLeiia, H»Ir- Itzllloli-Liivlter 8« IiivkliiSriiill^Ii, vnuileinu. rill-ti von Hebr. Mund, Dresden II. «. n. -mpfi-hlt n i^oLmaiui, Drogenhandlung. Einen jüngeren IL « n 8 INLLnn sucht sofort SInir ^sentrriann. Dank. Für die überaus zahlreichen Beweise der Liebe und Teil nahme bei dem Dahinscheiden meines innigstgeliebten Gatten, des Tanzlehrers ir»iä<»ir sagen wir unseren herzlichsten Dank. Eibenstock, 19. Novbr. 1903. Di« tiestrauernd« Witwe nebst Kinder. Im gtsl- Atbchtiiblf! Wir bringen hiermit wiederholt in Erinnerung, daß Inserate für di« am Abend auszugebende Nummer Westens vom. 10 Uhr abgegeben werden müssen. Größere Inserate und insbesondere Geschäfts empfehlungen bitten wir schon am »ar-erge-ende» Aage einzusenden, denn je zeitiger wir dieselben er halten, umsomehr Sorgfalt kann auf wirkungsvolle Ausstattung derselben verwandt werden. Im Interesse der rechtzeitigen Fertigstellung der Zeitung bitten wir um gefl. Beachtung des Vorstehenden. 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