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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190311246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19031124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19031124
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-24
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Monat
1903-11
-
Jahr
1903
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Kapitän der Bondelzwarl« zu verhaften. Der Kapitän wurde gleichfalls gelötet. — Schweiz. Paleztcux (Kanton Waadt), 21. No vember. Der Expreßzug Bern-Genf ist heute abend 6 Uhr zwischen Freiburg und Lausanne bei der Station Pale- zieux au« noch unbekannter Ursache auf eine auf dem Glei» stehende Lokomotive gestoßen. Zwei Wagen de« Expreß zuge« ivurden zertrümmert. Fünf Personen sind tot, viele »er- wundet. Die Namen der Toten und Verwundeten sind noch unbekannt. Ein HilfSzug mit Acrzten ist nach der Unfallstelle abgegangen. — Spanien. Nach einem Madrider Telegramm hat am Freitag bei Cercedilla ein Zusammenstoß zweier Eisen» bahnzüge stattgesunden, bei dem 7 Personen um« Leben kamen, verwundet wurden 17 Personen, darunter 10 schwer. — Türkei. Der deutsche Botschafter bei der Pforte hat dem Sultan von Neuem den Rat erteilt, sich so schnell wie möglich mit Rußland und Oesterreich-Ungarn zu verständigen und der Verständigung entsprechende Taten folgen zu lassen, fall« er nicht wünsche, daß an Stelle de« Drucke«, de» die Bot schafter der beiten Mächte auf ihn ausüben, noch schärfere Maß regeln treten, die sicherlich die Unterstützung Westeuropa« finden würden. — Afrika. Wie die „Köln. Ztg." au» Fez, 16. d. M., meldet, bereiten der Sultan und seine Minister die Wiederauf nahme de« Feldzuge» für da« Frühjahr eifrig vor, besonder« werde die Ergänzung der Artillerie durch Bezug bei deutschen Wassen- sabrikcn geplant. — Amerika. New-Jork, 21. Novbr. Vergangene Nacht kamen bei rem Brande eine« großen Arbeilerschuppen« der Pennsylvania-Bohn in Lilly fünfunddreißig bei den Glei«- arbeiten beschäftigte italienische Arbeiter um« Leben. Der Schup pen, in welchem 12b Arbeiter Unterkunft hatten, belaß nur einen einzigen Au«gang und war in wenigen Minuten ein Raub der Flammen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 23. November. Am Sonnabend obend zwischen 7 und 8 Uhr während eine« heftigen Sturme« und Schneegestöbers erschreckte ein greller Blitz mit nachfolgendem heftigen Donner die Bewohnerschaft. Auch von anderwärts wird über Gewittererscheinungen zu gleicher Zeit berichtet. — Eibenstock, 23. November. Wie wir hören, ist in unserem Telephonverkehr ein weiterer Fortschritt zu verzeichnen. Mit dem heutigen Tage ist Eibenstock durch direkten Draht mit Annaberg und mit Plauen verbunden, so daß einesteils der mit diesen beiden Orten bestehende lebhafte Verkehr eine größere Be schleunigung erfährt, andernteil« aber auch die zu gewissen Zeiten aufgetretenen Nebengeräusche noch mehr verschwinden werden. — Eibenstock. In der für Sonnabend abend vom Evang. Arbeiter-Verein nach dem Schützenhause cinberufenen Versammlung wurde die Gründung eine« Konsumverein« vorgenommcn. An der Zeichnung beteiligten sich über 40 Per sonen. Derselbe soll nach Erfüllung der nötigen Formalitäten rc. in» Leben treten. — Eibenstock. Im Hinblick auf den am Mittwoch im Feldschlößchen stattfindcnden Vortrag über das vielerwähnle Je suit enge setz dürfte der Wortlaut desselben von allgemeinem Interesse sein und bringen wir es daher nachstehend zum Abdruck: Gesetz, betreffend den Orden der Gesellschaft Jesu. Vom 4. Juli 1872. rc. rc. 8 I. Der Orden der Gesellschaft Jesu und die ihm verwandten Orden und ordensähnlichen Kongregationen sind vom Gebiet des Deutschen Reich« ausgeschlossen. Die Errichtung von Niederla,pingen derselben ist untersagt. Die zur Zeit bestehenden Niederlassungen sind binnen einer vom Bundesrat zu be stimmenden Frist, welche sechs Monate nicht übersteigen dars, auszulösen. 8 2. Die Angehörigen de« Orden« der Gesellschaft Jesu oder der ihm verwandten Orden oder ordensähnlich,n Kongregationen tänuen, wenn sie Ausländer sind, aus dem Bundesgebiet ausgcwitsen werden: wenn sie In länder sind, kann ihnen der Aufenthalt in bestimmten Bezirken oder Orten «ersagt oder angewiesen werden. 8 3. Die zur Ausführung und zur Sicherstellung de« Bollzugs dieses Gesetzes erforderlichen Anordnungen werden vom Bundesrate erlassen. Urkundlich unter Unserer tzöchstcigenhändigc» Unterschrift und bei gedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel Gegeben Bad Ems, den 4. Juli 1872. (D. 8.) WilheI IN. Fürst v. Bismarck. — Eibenstock. Der Kaufmänn. Verein eröffnet nächsten Freilag seinen diesjährigen Vortragszyklus, und zwar mit einem Redner, der wohl allseitig noch in bestem Andenken steht. Auch dar Thema ist bei der jetzigen Weltlage ein aktuelle«; wird doch der Ausdruck „Welipolitil" von gewissen Parteien im Reichstag sogar al« Popanz für engherzige, kurzsichtige Politiker benützt und mit »Abenteurer Politik" auf eine Stufe gestellt. Der Vortrag des Herrn Itt. Sommerlad, welcher durch seine volkswirtschaft lichen und handelSwissenschaftlichen Studien einen tieferen Ein blick in diese Materie gewonnen und Liesen Vortrag bereit« in vielen anderen Vereinen gehalten und noch zu halten hat, ver spricht einen anregenden Abend. — Schönheide. Der hier am Sonnabend herrschende Sturm, welcher da« Gewitter begleitete, verursachte dem Bürsten fabrikarbeiter Fuchs großen Schaden. Die Hälfte der Hinteren Seite de« auf dem Baumannsberge liegenden Hauses wurde weg gerissen, wodurch Stuben und Kammern sichtbar wurden. Das Gebäude diente 4 Parteien als Wohnung. Infolge polizei licher Ancrdnung mußte da« Hau» geräumt werden. Der Be sitzer selbst wohnt nicht in dem Hause. Ein Blitzstrahl traf auch die Telephonleitung eine» hiesigen Betriebes. — Chemnitz, 21. Novbr. Da« »Chcmn. Tagebl." schreibt: Die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen ist zur Zeit wieder da» Objekt zahlreicher Legendenbildungen. Soweit in den nenerding« verbreiteten Nachrichten von einer in Aussicht stehenden Versöhnung der srühercn Prinzessin mit ihrem Gemahl und dem sächsischen Hofe die Rede ist, sind wir in der Lage, diese Meldungen auf« allerbestimmteste als vollkommen erfunden zu er klären. Auch weiß man am sächsischen Hofe nicht, wie die Frau Kronprinzessin dazu kommt, sich jetzt Luise von Baaringen zu nennen. Der Titel und Name einer Gräfin Montignoso ist ihr bekanntlich seinerzeit verliehen, nicht von ihr selbst gewählt worden, und nur auf diesen Namrn hat sie rechtmäßigen Anspruch. -- Wie die in London erscheinende »Deutsche Korresp." unterm 19. d. M. berichtet, ist die ehemalige Kronprinzessin am Dienstag abend in der britischen Hauptstadt ongekommen und hat in dem Gro«»enor-Hotel Wohnung genommen. Die kleine Prinzessin Anna Monika befand sich unter der Obhut zweier Bonnen und außerdem war die Gräfin nur noch von einer Kammerfrau be gleitet. Am Mittwoch Morgen begab sie sich vom Bahnhof Victoria au« nach der Insel Wight, wo sie in dem Kurort Ryde den Winter zuzubringen gedenkt; sie wird dort in einer bekannten Pension Alto House Wohnung nehmen. In Ryde wohnt eine persönliche Freundin der Exkronprinzeisin, Mr«. Hackley B. Bacon. - Chemnitz, 21. November. Heute, Sonnabend, abend kurz nach 10 Uhr, stürzte auf dem Roßmarkt infolge de« zu dieser Zeit herrschenden überall« heftigen Sturme« da» vor einem dortigen Neubau aufgcsührte, 4 Stockwerk hohe Baugerüst zusammen. Leider ist dabei eine zufällig an dem Neubau vorübergehende 43 Jahre alte Steindrucke!« - Ehefrau von hier von den einstürzenden Balken getroffen und unter dieselben zu liegen gekommen. Besinnungslos wurde die bedauernswerte Frau unter dem Gerüst hervorgezogen und in die Behandlung eine» sofort hinzugerusenen Arzte« gegeben. Letzterer konstatierte, daß die Frau einen Bruch de« linken Unterschenkel» und eine schwere Kopfverletzung erlitten hatte. Nach Anlegung von Notverbänden wurde die Verunglückte, welche inzwischen die Besinnung wieder erlangt hatte, nach dem Krankenhau« überführt. — Plauen i. B., 19. November. Flüchtig geworden ist nach Verübung beträchtlicher Unterschlagungen der Lager halter Kisro, der zuletzt den Konsumverein-laden in der Lange straße im Stadtteil Haselbrunn verwaltete. Die Summe, die der ungetreue Angestellte zum Schaden de« Konsumverein« unter schlagen ha», beläuft sich aus rund 4k>00 M. — Klingenthal, 20. November. Bon Geld» män nein gerupft Worten ist vor wenigen Tagen ein Ehe paar au« einem Nachbarstädtchen. Da» Ehepaar traf sich ver- abredctermaßen am Ib. November nachmittag» in der 5. Stunde auf der Straße zwischen Bahnhof und Schützenhau« in Schöneck mit dem »Geschäft«"-Vermittler. Dieser präsentierte den Leuten einen 50-, einen 20- und einen 5-Markschein al« Muster, auch ein neue» 20 Markstück de« falschen Geldes. Die vorgezeigten Geldstücke und Scheine waren aber echt. DaS biedere Ehepaar war natürlich verblüfft über die täuschende Nachahmung de« angeblich falschen Gelde« und kam mit dem Vermittler dahin überein, daß von dem Ehepaar 150 Mark in bar sofort bezahlt und dafür durch den Vermittler von dessen am Walde«rande sichtbaren Kollegen 500 Mark falsche« Geld geholt, und ihm überreicht werden sollte. Nachdem die 150 Mark gezahlt waren, entfernte sich der Vermittler mit dem Bemerken, da« Ehepaar sollte 10 bis 15 Minuten warten, da nicht der sichtbare Kollege, sondern ein dritter die Kasse im WaldeSdickicht verwahre. Zurück gekehrt ist aber weder der Vermittler mit den 150 Mark, noch dessen am WeldeSrande sichtbar gewesener Kollege. Jo, ja — sie werden eben nicht alle. — Schneeberg, 20. November. Wegen Brandstiftung au« Rachsucht, wodurch in der 'Nacht de« 13. Juli d. I. 2 Häuser hier wegbrannten, hat da« Schwurgericht Zwickau den 48 Jahre alten ledigen Barbier Eisenreich hier zu 5 Jahren Zuchthaus und lO Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. — Schneeberg, 20. November. In der Herberge zur Heimat hier hat gestern abend der Fleischergeselle Bochmann au» Schedewitz dem Hausdiener Scheffer, der einen von ersterem verursachten Streit schlichten wollte, da« Messer bi« an den Griff in die linke Seite gestochen, sodaß derselbe nach dem Krankenhause gebracht werden mußte. Der Täter wurde verhaftet. — Lauter, 19. Novrmber. Gestern nachmittag gegen '/.3 Uhr brach in dem Hause de« Bäckermeisters Adolf Rau hier Feuer au», wodurch das Gebäude in kurzer Zeit bi« auf die Umfassungsmauern niederbrannte. Leider ereignete sich beim Einwerfen der Esse noch ein sehr bedauerlicher Unglücksfall dadurch, daß die Esse nach einer entgegengesetzten Seite fiel, wodurch der Branddirektor Barth und noch 4 Feuerwehrleute durch nieder stürzende« Gestein an Köpfen, Händen und Füßen teil» schwere, teil« leichte Verletzungen erlitten haben. Bei dem Schadenfeuer liegt zweifellos böswillige Brandstiftung zu Grunde. Zufolge der von der hiesigen Gendarmerie cingcleiteten Recherchen wurde der mit in dem abgebrannten Hause wohnhaft gewesene, 17 Jahre alte Fabrikarbeiter Hahn fcstgenemmcn und an da« Königliche Amtsgericht zu Schwarzenberg eingelicfert. Hahn hatte schon vor einigen Jahren versucht, in Lauter einen Stall niederzubrennen, war jedoä, labei ertappt worden. — Oberwiesenthal, >9. November. Mit den au« dem Ricsengebirge bezogenen Hörnerschlitten hat man vom Kcil- und Fichtclberge aus in diesem Jahre schon mehrere Talfahrten unternommen. Gestern sah man den Wirt des Fichtelberger mit dem für unsere Gegend neuartigen Fahrzeug den Frcmdensteig hinabglciten. Die Fahrten werden als vollständig gesahrlo« ge schildert. Die behördliche Genehmigung zur Einführung der ge werbsmäßigen Hörnerschlittenfahrten ist nachgesucht und wird hoffentlich bald erteilt. — Der Termin der R e i ch « t a g S e r sa tz w a h l im 22. Wahlkreise (Reichenbach - Kirchberg) ist durch Verordnung de« sächsischen Ministerium« de« Innern vom 14. November auf den 5. Januar 1904 festgesetzt. >5. Ziehung 5. Klaffe 144. Königl. Hächs. Landes-Lotterie gezogen am 19. November 1903. 500 000 Mark aus Nr. SS450. 5000 Mark auf Nr. «721« 94499. 3000 Mark aus Nr. II7I 2198 257« 5240 928« 1718« 2««18 8279« 89950 «78«» 50718 53828 5508» 57879 «0I«8 «8855 72081 8IS89 8805« 882«8 88872 8«9«2 85787 88722 90845. 2000 Mark aus Nr. 291» 3089 392» 5529 «3«« 18583 I733I 212«9 27129 28I«2 2929» 31807 34882 35487 35823 43«5» 44872 45815 48282 54894 57097 «2142 8247» 88573 7177» 72Ü49 78045 81539 9101» 91079 92I0I 94525 9984«. wo» Mark aus Nr. 8828 5001 7012 1035« I1I84 13143 1 3254 22728 25257 25295 2938» 29487 29724 30812 3324» 3489» 35025 38337 37905 88731 39174 40008 43772 48084 48991 48501 49723 49898 50388 5N98I 53003 53885 5817« 57182 58824 «0745 «2578 «9139 70291 72588 73772 74888 7531» 78052 77712 83349 89807 90885 SI218 95483 95530 98800 9883» 97128 97789. 50» Mark auf Nr. 342 492 1087 3973 4081 4115 4181 5531 «705 9957 I0I55 II800 12880 14038 14923 21325 22N3 22712 25853 28513 28505 28900 33013 3483« 3«8«4 40984 45I8I 48483 48101 49938 54277 58153 «2788 «3484 84903 «8785 «8918 71237 72832 73542 73983 74817 75188 75192 78103 78257 80579 8418« 84928 85133 85388 85S54 ««999 89873 89937 95821 97249 97433. 16. Ziehung, gezogen am 20. November 1903. 45000 Mark aus Nr. 80787. IO 000 Mark aus Nr. «5434. 5000 Mark auf Nr. 74882. 3000 Mark aus Nr. 4«4 19219 21«32 23043 24927 25328 4704« 49053 49415 50279 «0854 «32«8 «4335 85701 88297 79275 82804 83414 88175 88390. 2000 Mark aus Nr. 3198 9183 11443 II589 II598 22U8 32757 37391 39474 41738 4««»3 48771 51934 58988 80128 «1744 «4«45 «8788 70182 70899 84080 88899 8721I 87397 97000 97531 99877. 1000 Mark aus Nr. 1424 2708 3778 4555 5257 «02» «150 I0«34 11547 139«! 14520 15321 2112« 21493 24734 L"-2»2 29907 3481I 38451 39124 42833 44575 48339 497II 50394 53004 55523 57859 58004 «0015 «2407 «2747 «7281 89780 70805 72029 74301 7477« 77133 78195 82390 8745« 87775 88981 9188«. kJ 500 Mark auf Nr. 281 3821 5384 8785 «818 7185 8390 9778 9821 9828 1382« 18982 20050 20923 22471 25085 25188 28728 2755« 32833 34375 34751 35192 35427 3894« 37480 39287 39713 41589 43097 4493« «858« 47307 49280 5175« 54208 5«730 «0177 «1892 »5515 «7192 «7903 «9317 «9957 708«« 71550 74338 78088 79359 81902 83049 83850 85495 91090 95832 98218 98«92 9988«. Theater in Eibenßtock. »Der Müller und sein Kind", ein BolkSdrama au« der Feder Ernst Raupach« bildete die Abend-Vorstellung am Toten sonntag. Der ernste Inhalt de» Stücke« war so recht der Stimm ung de« Totenfeste« angemessen. Da ein Teil de« Ensemble« dasselbe Stück in Schönheide aufführte, so mußten einige Mit wirkende mehrere Rollen übernehmen, doch beeinträchtigte die« da« Spiel in keiner Weise. Herr Direktor Meischner spielte den geizigen und abergläubischen Müller Reinhold trefflich, aber auch Frl. Tileniu« al« Marie, seine Tochter und Herrn Meinicke al» Konrad, ein armer Bauernbursche, gebühr» volle« Lob, verstanden doch auch diese e«, durch ihr interessante« Spiel di« Aufmerk samkeit de« Publikum« auf sich zu lenken. Die anderen Darsteller halten kleinere Rollen, welche jedoch auch gefielen und erfreuten sich die guten, zum Teil etwa« gespenstischen Darstellungen dc» lebhaften Interesse« de» sehr zahlreich erschienenen Publikum«, welche« denn auch von dem Gebotenen sehr befriedigt war. Sehr zu wünschen wäre e« jedoch, wenn ein Teil de« Publikum« doch etwa« Rücksicht auf die andern Milbesucher de« Theater« nehmen und die Vorstellungen nicht durch laute« Lachen rc. stören würden, besonder« wo bei einem Trauerspiel doch absolut kein Anlaß dazu vorliegt. Die« ist eher bei einem Lustspiel wie »Hasemann« Töchter" am Platze, welche« de« mangelnden Besuche« wegen am Freitag nicht zur Aufführung gelangen konnte. Inspektor Kervert. Roman von Maximilian Moegelin. (18. Fortsetzung.) Josepha hatte sich erhoben und schritt nun den nämlichen Weg nach dem Gutsschlosse, wie damal« an jenem für sie so be- dculungsvollen Tag; indes ihr rechter Frohsinn, wie sie ihn da mals noch empfand, wo er gottgesegnet noch stet» au« der Quelle ihre« Herzen« kam, der war dahin, vermochte auch da« Meer in all seiner Herrlichkeit ihr vorerst nicht wiederzugeben, genau seit jener Stunde, da die »Mondnacht auf der Alm" verklungen. Da« Gespräch bei der Mittagstafel, die bald darauf folgte, schien anfang« für Josepha von wenigem Interesse. Der Guts herr hatte die Gepflogenheit, mit seiner Gattin, woran auch der Inspektor, aber fast niemals Johanna teilnahm, alltäglich um diese Zeit die jeweiligen Ereignisse am politischen Himmel zu besprechen; man bewunderte allgemein das treffende Urteil und den Scharfblick der Gutsherrin — indessen Josepha wußte auf Gotte« weiter Welt nicht«, wa« ihr gleichzütiger wäre und erst als nian nahe daran war, sich gegenseitig »gesegnete Mahl zeit" zu wünschen, bat der Gutsherr den Inspektor, einmal heute oder in den nächsten Tagen nach dem Stadtwalde zu gehen und die Abfahrt der Langhölzer nach der Schneidemühle, die für den städtischen Schulbau bestimmt waren, ein wenig beobachten zu wollen. Josepha lauschte dem Tischgespräch — sie war ganz bei der Sache und kannte bereit» den Weg nach jener Stelle im Stadt walde recht genau. Nun belebte sie plötzlich die Hoffnung, end lich ganz unauffällig natürlich, dem Inspektor zu begegnen, um sich de» Gruße« von Arkona zu entledigen. Die Gut«herrin bat, al« sich der Inspektor nun erhob, noch einen Augenblick verweilen zu wollen. Sie hätte, so bemerkte sie, heute einen Bries empfangen, der sicherlich auch für ihn von einigem Interesse sein dürste. Sie nahm da» Schreiben, da« schon beim Beginn de» Mahle» an ihrem Platze lag und bat Johanna, es vorlesen zu wollen. Johanna entfaltete den Brief und begann: Meine alte, geliebte Freundin! Du wirst recht sehr überrascht sein, meine Liebe, von mir nach so langer, langer Zeit ein Lebenszeichen zu erhalten; und bemerkenswert genug ist freilich auch der Umstand, der un» wieder ein wenig näher bringt, der mir beim Ausfinden diese» Contakte» gewissermaßen all' die glücklichen, oft kindisch fröhlichen Stunden in unserer Pension recht lebhaft wieder in» Gedächtnis rief. Doch zunächst erfahre. Wir — mein Sohn und ich, kamen von der Gesellschaft de» Ministerin! - Direktor», seine« unmittelbaren Vorgesetzten, und halten einige schöne Stunden hinter un». E» war ein wenig spät geworben und recht überrascht waren wir, im Zimmer meiner neuen »Stütze" noch Licht zu erblicken. Jene» Mädchen, da« mir übrigen« in ihrer anheimelnden Eigenart vom ersten Augenblicke an so recht sympathisch war, da» an sich ein Wesen trug, al» wäre e» direkt abgelernt, al» wäre e» mir in dieser Eigenart bereit» einmal begegnet — mich recht lebhaft, meine Liebste, an dich erinnerte. Ueber ein Buch gebeugt fand ich sie, da» mich nicht wenig interessierte — unseren vielgeschmähten allen Plock, jene sranzösische Grammatik, die derwilde Dossow, dieser Ueber- mut — wo er nur weilen mag - einmal nicht mit besonder» friedlichen Gefühlen, durch« offene Fenster warf, denkst Du noch daran? — O schöne, goldene Jugendzeit! Wa» doch damals alle» erträumt und erhofft wurde von der Zukunft, in jener Zeit des Unverstandes, wo die Welt so klar, so hoffnungSsroh noch vor uns lag, die in Wahrheit ein dichter Nebel hüllte ; ach, und wie so völlig ander» ist eben diese Welt alsdann wohl gar vielen von un« geworden. Ja, wo mögen sie alle, alle weilen, aus jenen goldenen Tagen, die e» nicht vorzogen, bereit« ihre Hütten zu beziehen in den Gefilden der Vollendung! — Indes wa» mein höchste» Interesse wachries, und mir die herzlichste Freude brachte, da« war Dein lieber Name, den ich vorn in jenem Buche fand. Wie ein stiller Gruß, wie eine herrliche Melodie, die durch meine Seele zitterte, so war e» mir und an einen Schlaf war lange nicht zu denken. Und am anderen Tage, ich konnte ihn kaum erwarten — da erfuhr ich dann alles, alle» von meiner lieben, ehemaligen Bredow, wa» mein Sinnen so lebhaft er weckte — Du glücklicher Menschenkind! Von mir aber will ich heute nur wenige» sprechen, indessen aber etwa» mehr von Martha Holm. — Johanna hatte, um fortzufahren, den Brief gewendet, und ihre Augen glitten über den Inspektor, der mit sichtlichem Inter esse zu lauschen schien. — Nun will ich e« kurz machen — la» Johanna weiter, und Dir, meine Liebe, nur Mitteilen, daß Dein Schützling bei mir nicht« entbehren soll, denn auch ich behandle ihn kaum ander» al» eine Tochter, und ich dars c» getrost versichern, daß auch mein Sohn, der den Damen gegenüber immer eine bestimmte Re serve beobachtete, in unserem nunmehrigen Familienleben erfreu lich ein wenig au« sich herauStritt. In Martha, deren Wesen ihm sichtlich zusagt, die ihm auch nicht ohne höhere« Interesse zu sein scheint, die auch mir — ich bekenne e« offen — viel mehr sympathisch ist, al» gar manche unserer »höheren Töchter" in ihren Ansprüchen und Gewohnheiten, gedenke ich nun in aller Stille, ihm eine Au»erwählte zu erziehen, heranzubilden, mit der er al»dann den Weg durch» Leben getrost und ohne Scheu wird antreten dürfen. Ich glaube zu empfinden, liebste Sydow, daß auch Du diesen meinen Plan nicht weniger günstig beurteilst, indessen wäre mir doch Dein Empfinden und Deine Ansicht hierin zu hören besonder» angenehm. — Gestern hattcn wir im kleinsten Kreise eine recht liebe Gesellschaft und morgen gedenken wir, »Die Meistersinger" un« anzuhören. Doch nun sei Schluß für heute. Ich grüße Dich, meine Liebste, in alter freundlicher Erinner ung vielmal« mit der ergebenen Bitte, mich auch Deinem Herrn Gemahl gütigst zu empfehlen al« Deine Erna Altendors geb. v. Hellerstadt verwitwete Frau Geh. Regierung»rat.
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