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Amts- Wil AWWblatl für deu Abonnement »iertelj. 1 M. 20 Ps. einschliehl. de« .Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage »Seisen- blasen* in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die klcinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 1»» so. Jahrgang. ——— Dienslag, den 10. November IVOS Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock ist heute auf Blatt 270 die Firma Llrnnt und als deren Inhaber der Stickereifabrikant Lrnst Ssrn- Lnrck Lsvvlsr in KikeustoL eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Stickereisabrikation. Eibenstock, am 7. November 1903. Königliches Amtsgericht. Dienstag, den 10. dss. Mts., nachmittags 4 Uhr soll im Kotek „Stadt Dresden" hier ein daselbst eingestelltes Pianino an den Meistbieten den gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 7. November 1903. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. ' Kine Hperalion Kaiser Wilhelms. Da» Wolff'sche Telegraphenbureau übermittelte un» gestern nachmittag folgende Depesche, welche wir bereit» heute Montag früh durch Extrablatt bekannt gegeben: Berti«, 8. November. Sie. Mas. der tkaiser «nterrog sich gefter« der Operation eines Stimm- Lippen - Polypen. DaS Befinde« Sr. Majestät ist zufriedenstellend. Der Kaiservegegnung in Wiesbaden ist von der europäischen Presse große Beachtung zugewandt worden. Obgleich au» einer natürlichen Veranlassung nach anderthalb monatigem Aufenthalt de« Zaren auf deutschem Boden hervor gegangen, wurde sie doch von vornherein al» ein wichtige» po litische» Ereigni» beurteilt. Die auf Wunsch de« Zaren erfolgte Zuziehung der leitenden Minister beider Reiche zeigte an, daß der Besuch mehr sein sollte al« nur ein Akt der Höflichkeit unter persönlich befreundeten Monarchen. Die politische Bedeutung konnte auch nicht dadurch gemindert werden, daß der russische Minister de» Au-wärtigen, Graf Lambsdorff, kurz vorher Be sprechungen mit dem Minister Delcass6 in Pari» gehabt hatte. Die Annäherung, die Frankreich in der letzten Zeit an England und Italien vollzogen hat, konnte den Zweibund nicht ernstlich lockern, so wenig wie der Dreibund durch die gebesserten Beziehungen Italien» zu Frankreich erschüttert worden ist. Und wie die Anlehnung de« italienischen Königreich« an die europäischen Zentralmächte die Baff» der italienischen Politik bildet, so würde sich auch jede französische Regierung unmöglich machen, die den Anschluß an Rußland preisgäbe. Anderseits findet e« da» auto kratische Rußland trotz der Herrschaft demokratischer Prinzipien in Frankreich immer noch nützlicher, diese» an feiner Seite al« an der England» zu sehen. Die deutsche Politik aber hat sich gerade wegen de« mäßigenden Einflusses, den der Zar auf da» lebhafte französische Temperament auSübt, nicht über den Zwei bund zu beklagen gehabt und braucht die« umso weniger, je auf richtiger Rußland mit Rücksicht auf etwaige AktionSgelüste de« französischen Bundesgenossen und ferner auf den Gegensatz zu Japan in Ostasien seine freundschaftlichen Beziehungen zu dem deutschen Nachbar pflegt. E« hat sich so in Europa ein System von Gegengewichten herau»gcbildet, da« in sich den Frieden in der Wage hält. Wie wir nun erfahren, sind die Besprechungen in Wiesbaden, Wolf«garten und Darmstadt zur großen Befriedigung aller Be teiligten verlaufen. Der Gedankenaustausch hat von neuem den Mangel politischer Interessengegensätze zwischen Rußland und Deutschland ergeben und somit beiderseits den Wunsch und Willen befestigt, in enger Fühlung für die Erhaltung de« europäischen Frieden» zu wirken. Bindender neuer Abmachungen hat e«, wie wir glauben, nicht bedurft, namentlich auch nicht für da» gegen wärtige Sorgegebiet der europäischen Diplomatie, den nahen Orient. Denn dort hat Deutschland schon bi»her da» Gewicht seiner Stellung zu Gunsten de» Reformprogramm» der beiden andern unmittelbar beteiligten Kaisermächte geltend gemacht und wird darin sortfahren, zumal an dem ernsten Willen de» osfiziellen Rußland», den Status qvv zu erhalten, nicht zu zweifeln ist. Der Sultan wird sich überzeugen müssen, daß eine Ablehnung der Mürzsteger Beschlüsse, mögen sie auch nicht in allen Punkten praktisch durchführbar sein, gegen sein eigene« Interesse wäre, da die Resormwünsche der andern Mächte, namentlich England«, noch viel weiter gehen. Wie man sich aber auch über diesen Punkt und andere Fragen verständigt haben möge, der Hauptwerk der Begegnungen liegt darin, daß sich da« Vertrauen unter den Monarchen befestigt hat und unter den Staatsmännern die Zu versicht in den Erfolg der beiderseitigen ehrlichen Friedens bestrebungen gewachsen ist. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland mit den Töchtern, sowie der Großherzog und Prin zessin Elisabeth sind am Sonnabend nachmittag von Darmstadt nach Rußland abgereist. Graf Lambsdorff verließ abend« Darmstadt. — Nach allem, wa» man hört, dürfte die kommende Reichstagssession keine sehr ereignisreich« werden. Der Reichstag wird in der Tat kaum viel mehr al» den Etat zu erledigen haben. Mit den Handelsverträgen steht e» f», daß im Laufe diese« Jahre« weder die Verhandlungen mit Rußland, noch die mit der Schweiz zum Abschlüsse gelangen werden; an eine Beratung der Verträge im Reichstage vor Ostern 1904 wäre also gar nicht zu denken. Sie könnte als» erst nach Ostern 1904 erfolgen, zu einer Zeit, da Verträge mit weiteren Staaten, Oesterreich - Ungarn, Italien, Rumänien, kaum vorliegen könnten, da aber nach den Erklärungen der „Berl. Pol. Nachr." möglichst viele der neuen Verträge auf einmal zur parlamentarischen Ver handlung zu stellen beabsichtigt ist, muß man annehmen, daß die Regierung die neuen Handelsverträge vor dem Herbste 1904 nicht an den Reichstag bringen will. E» scheint un», als hätte dies in der Finanzminislerkonferenz, die vor kurzem staltgesundcn hat, sich al« Meinung der Mehrheit der Finanzminister ergeben. Die Zurückhaltung der Bundesregierungen erklärt sich nicht allein au» dem Wunsche, möglichst viele Handelsverträge aus einmal erledigt zu sehen; e» sind für dieselbe sicher auch Erwägungen maßgebend gewesen, welche an die parlamentarischen Verhältnisse anknüpfen. Den Ministern wird nicht verborgen geblieben sein, daß eine Menge neuer Leute in den Reichstag eingezogen sind ; diese neuen Herren aber — wie die „Köln. Ztg." da« bereit« sestgestellt hat — wollen vor allen Dingen einmal ihren Wählern zeigen, wa» sie leisten können, was sie für tüchtige Kerle sind, wie sie doch viel besser und pflichteifriger sind wie die früheren Herren; e» wird im neuen Reichstage zunächst unendlich viel geredet werden. Diese Redewut will man anscheinend sich au«- toben lassen, ehe man dein neuen Reichstage große, wichtige Arbeiten vorlegt, und da kaum darauf zu rechnen ist, daß im Mai oder Juni mehr Handelsverträge als der russische und schweizerische vorliegen werden, wird der Reichstag anscheinend im nächsten Jahre frühzeitig geschlossen oder vertagt werden, wird dann aber im nächsten Jahre womöglich schon Anfang Oktober zusammentreten, um dem Reiche die neuen Handelsver träge zu geben. Somit fallen — das ist mit ziemlicher Gewiß heit anzunehmen — Handelsverträge für die nächste Session fort, auch größere Militärvorlagcn sollen, nach der „Köln. Zig.', nicht kommen. Es bleiben sonach fast nicht» weiter übrig al» der Etat, da» Handel-Provisorium mit England und die ange kündigte Börscnreform, gerade genug, um die Zeit bi» zum Mai 1904 auSzusüllen. Aufregenden Zeiten im Parlament gehen wir somit keine«weg» entgegen. Die kommende Reich»Iag»scssion wird mehr sein eine Zeit der Einschulung der neuen Abgeordneten, eine Zeit der Beobachtung für die Regierung, die Zeit de« „gegenseitigen Beriechen»". Nachdem man sich kennen gelernt hat, werden dann im nächsten Herbst die großen Schlachten an heben, welche un» die Handelsverträge bringen sollen, die ReichS- finanzresorm, die Verstärkung unserer Wehrkraft. — Wie „Wolff» Bureau" meldet, hat der Gouverneur von Deutsch. Südwestafrika au« Windhuk telegraphiert: „Größter Teil der Schutztruppen, einschließlich Gebirg»battcrie, in Marsch gesetzt. Desgleichen Witboi« und Bastard«. Rund 300 Kopf. Vom Kriegsschauplatz keine weitern Nachrichten." — Zu den Vorgängen in Deutsch-Südwest- Afrika erfährt der Berliner Vertreter de» „Chemn. Tagebl." durch da» Kolonialamt in Berlin, daß die neuesten englischen Meldungen von großen Kämpfen stark übertrieben sind. In dem südlichen Teile von Südwestafrika, in welchem der Aufstand sich abspielt, stehen nur kleine Reiterposten, die wohl durch die Schwarzen aufgehoben sein könnten; dagegen müssen alle Meld ungen von größeren Gefechten al» falsch bezeichnet werden. Wie schon festgestellt wurde, ist der aufrührerische Stamm nur bOO Köpfe stark; von den nächstwohnenden Häuptlingen, die alle loyal sind, wird sich keiner dem Ausstande angeschlossen haben, den 000 Aufständischen ober wäre die Garnison von KeetmannS- hop, um die allein e» sich handeln könnte, wenn größere Ge fechte staltgefunden hätten, durchaus gewachsen. Auch könnte von KeetmannShop, wenn ein größere« Gefecht staltgefunden hätte, Nachricht «orliegen, da KeetmannShop mit Windhuk durch Helio graphen verbunden Ist. E« wird sich bei den englischen Meldungen um Eingeborenengerüchte handeln, die über die Grenze in« Kap- land gedrungen sind. Erwähnt sei schließlich noch, daß die Stärke de« aufrührerischen Stamme« sestgestellt ist durch Befrag, ung von Männern, welche da» in Rede stehende Gebiet genau kennen. — Rußland. Ein russische« Blatt, die Petersburger „Nowvsti", beleuchtet In einer Besprechung der Wiesbadener Saiserbegegnung die unbedingt friedliche Politik Deutschland« in den letzten Jahren und betont die Notwendigkeit sehr naher, auf Vertrauen basierender Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland. Wenn infolge gegenseitiger Zugeständnisse der Abschluß eine» für beide Teile günstigen Handelsverträge« gelingt, so wird da» auch auf die politischen Beziehungen zurückwirken. Die Zugehörigkeit beider Mächte zu verschiedenen Allianzen behält zwar ihre Be deutung, jedoch hat die Zeit den Antagoni«muS zwischen ihnen aus geglichen. Beide Bündnisse sichern da« politische Gleichgewicht Europa«, ohne einen schädlichen Einfluß auf die Beziehungen der Mächte auSzuüben. Die Wiesbadener Begegnung müsse einen großen Einfluß auf die Festigung de« europäischen Frieden« und die Schaffung günstiger Bedingungen für die Handelsver trags-Verhandlungen auSüben. — Serbien. Wie verlautet, ist c« nunmehr König Peter gelungen, dei einer österreichischen Bank gegen Sicher stellung auf die Zivilliste eine Anleihe von 1 Million Frc». zu machen. — Spanien. Barcelona, 7. November. Die Polizei hat hier ein anarchistisches Komplott endeckt. Bei Haus suchungen wurden Dynamitvorräte und andere Materialien zur Anfertigung von Patronen beschlagnahmt. Mehrere bekannte Anarchisten sind au« Barcelona verschwunden. — Amerika. Der neue Panamastaat ist fertig. Die Regierung in Washinton hat den neuen Staat bereits offiziell anerkannt. Von Seiten der kolumbischcn Regierung ist jeder Widerstand als nutzlos anerkannt worden. Nach einem Wölfischen Telegramm hat sich der kolumdische General Tovar mit der ge samten in Eolon befindlichen, 468 Mann starken kolumbischcn Streitmacht zu Schiff nach Cartagena begeben und den Jsthmu« in den Händen der UnabhängigkeitSpartei gelassen. — Asien. Englische Blätter bringen au» Ostasien wieder kriegerische Meldungen, welchen aber wohl nicht zuviel Gewicht beizulegcn ist. Der Londoner „Daily Telegraph" will von an geblich zuständiger Seite au» Schanghai erfahren haben, daß der Große Rat in Peking sämtliche Vizekönige und Gouverneure tele graphisch aufgefordert habe, Geld aufzubringen und Truppen an zuwerben, da ein Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Rußland bevorstche. Die chinesischen Beamten seien sehr erfreut über diesen Beweis de» Erwachen« der Tatkraft in Peking. „Daily Mail" glaubt diese Meldung durch ein ihr au» Tientsin zu gegangene« Telegramm bestätigen zu können. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Auch in diesem Winter veranstaltet der Kaufmännische Verein, wie au« dem in der heutigen Nummer d. Bl. enthaltenen Programm ersichtlich, einige wissen schaftliche Vorträge, welche da» allgemeinste Interesse er regen dürften. Die gewählten Themata, z. B. die vielumstrittene Bagdadbahn, die fortlaufenden Entdeckungen und Erfindungen aus elektrischem Gebiet rc. beweisen, daß der Kaufmännische Verein bemüht ist, den Besuchern der Vortragsabende möglichste An regung durch die Behandlung aktueller Tagesfragen zu bieten; die Namen der Redner sprechen für sich selbst. — Dresden, ö. November. Ein beklagenswerter Unglücks fall bildete den Gegenstand einer Verhandlung gegen den Haus besitzer und Maurermeister Hermann Ernst Schumann in Lommatzsch. Am 7. Mai d. I. vergnügte sich der dreijährige Sohn de« Genannten in Gesellschaft mehrerer anderer Kinder mit Versteckenspielen hinter dem Wohnhause Schumann«. Al« gegen Abend der Kleine sich nicht wieder einstellte, wurden die Eltern ängstlich und begaben sich aus die Suche. Die Mutter kam in den Garten und bemerkte zu ihrem Entsetzen, daß der Deckel der Senkgrube ein Loch auswie«. Nicht« gute« ahnend, rief sie ihren Mann herbei und nun sanden die unglücklichen Eltern ihren Liebling tot in der Grube. Die bedauernswerten Eltern waren über den Verlust untröstlich, aber noch unglücklicher war der Vater, da er sich jetzt wegen fahrlässiger Tötung vor der 5. Straf kammer de» Königlichen Landgericht« zu Dresden verantworten mußte. Der Senkgrubcndeckel war morsch gewesen und hierfür wurde der Vater al» Hausbesitzer verantwortlich gemacht. Er wurde in Rücksicht auf das ihn durch den Tod seine» Kinde» schwer getroffene Unglück zu der Mindeststrafe von 2 Tagen Gefängnis verurteilt. — Dresden, 6. November. Der an den kronprinz- lichen Hof berufene Assistent de» Augsburger Gymnasium« Herr Ruppert Schreiner soll nur die häuslichen Arbeiten der jungen Prinzen überwachen und gelegentlichen Unterricht erteilen. Er ist dem eigentlichen Erzieher Freiherrn O'Byrn in allen Punkten unterstellt und hat lediglich unter dessen Leitung und Oberaufsicht sich mit den Prinzen-Sühnen zu beschäftigen. Dem Militärgouverneur Hauptmann Freiherr O'Byrn ist bekanntlich in der Person de« Leutnant« vom Gardereiter - Regiment Frei herrn von Humbrecht ein Assistent bcigegeben. Beide Herren wohnen auch im Palai« Sr. Königlichen Hoheit de» Kronprinzen und leiten Vie Erziehung der jungen Prinzen. Für den Unter richt sind, wie seinerzeit mitgeteilt, eine Reihe einheimischer Lehrkräfte, teil» vom Kadettenhau«, teil» vom Neustädter König lichen Gymnasium angeftellt, welche unter der wissenschaftlichen Direktion de« Professor« vom Neustädter Gymnasium Hosrat l)r. Jakob tätig sind. Außerdem ist nur der Hofkaplan (Prälat Klein) mit dem Religionsunterricht betraut. — Leipzig, 7. November. Der Pianofortesabrikant Kommerzienrat Julius Blüthner ist anläßlich de« heutigen fünfzigjährigen GeschäftS-Jubiläum» der Firma zum Königlich