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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 12.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190311120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19031112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19031112
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-12
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Monat
1903-11
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Jahr
1903
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Bondelzwart« indessen in die Kapkolonie eingefallen, und e» hat ein Kampf mit der dortigen Polizei stattgefunden. — England. London, v. November. Da» Reuterfche Bureau meldet, daß die South Asrican Terrilorie» Company, welche in regelmäßiger Verbindung mit Warmbad steht, Nach richten empfangen hat, nach denen e» nicht für wahrscheinlich gilt, daß der gegenwiirtigc Ausstand sich weit aurbreile. Man nehme an, daß die durchgesickcrten Nachrichten übertrieben sind, und halte e» für wahrscheinlich, daß den deutschen Truppen andere Stämme zu Hilfe kommen werden. — Italien. Da» neue italienische Kabinett tritt unter wenig verheißungsvollen Auspizien in» Leben. Der neuernannte Finanzminisler Rojano hat sich in der Nacht zum Montag er schossen. Die Ursachen de» Selbstmorde» sollen politische Skandale sein. Minister Rosano war in letzter Zeit die Zielscheibe der hestigsten Angriffe seitens der sozialistischen, demokratischen und konservativen Presse. — Der russische Botschaster Nelidow ist nunmehr endgültig au» Rom abberusen worden. Die „Tribuna" macht ihm zum Vorwurf, die Hauptschuld an der Absage de» Zaren besuch» zu tragen. Die russische Regierung habe durch die Ab- berusung Nelidow» Italien volle Genugtuung gegeben, die e» verdiente. Diese sei umso größer, weil Nelidow durch den Fürsten Urussow ersetzt werde, der von Pari», dem wichtigsten Posten der russischen Diplomatie, komme. Die Pariser Blätter bestätigen, daß der russische Botschafter Fürst Urussow zum Nachfolger Neli dow» in Rom au»crsehen sei. — Amerika. Der Gesandte der neuen Republik Panama in Washington, Bunauvarilla, ist dort eingetroffen und hat BeglaubigungSpapicre und Vollmachten al« bevoll mächtigter Minister und außerordentlicher Gesandter der Republik Panama überbracht. De» weitern wird telegraphiert: „Bunau varilla wird den Staatssekretär Hay sofort davon in Kcnntni» setzen, daß er bereit und ermächtigt ist, Verhandlungen über den Bau de» Panamakanal» einzuleiten. Er ist der Ansicht, daß die Bevölkerung der Republik Panama ihrem neuen Präsidenten Vollmachten geben wird, sosort einen Vertrag abzuschließcn. Bunauvarilla erklärte zu der über ihn herrschenden Anschauung, wonach er ein Agent der Panamagesclsichaft sein sollte, daß er Chef- Ingenieur der alten Panamagcsellschaft gewesen sei, niemals aber Angestellter bei der neuen Gesellschaft." Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1l. November. Die Einrichtung von Schließfächern auf unserem Postamt ist hier so beliebt geworden, daß unser Amt neben Annaberg die größte Anzahl von Fächern im ganzen Bezirke besitzt (seither 5o). Da mit dieser Anzahl sämtliche Fächer besetzt waren, hat sich eine Vergrößerung de» BriefschrankeS notwendig gemacht, die nunmehr beendet ist, so daß von jetzt ab neue Gesuche um Anschluß wieder berücksichtigt werden können; zur Verfügung stehen übrigen» zwei verschiedene Größen von Fächern. Die Einrichtung dieser Schließfächer ver einsacht bczw. beschleunigt die Abholung der Postsachen in ganz bedeutendem Maße und ermöglicht sic auch manchmal zu Zeiten, wo die Schalter geschlossen sind. — Schönheide. Montag zwischen ll und >2 Uhr trug sich hier ein schwerer Unglück» fall zu. Bei der Pappensabrik von G. Bretschneidcr wird am Kontor ein neuer Anbau aufgeführt. Der Bau ist einem Auerbacher Baumeister übertragen. Im Innern war über den Wasserrohren der Turbine ein Gerüst aufgesührt. Diese» stürzte plötzlich zusammen, wodurch 5 böhmische Arbeiter resp. Arbeiterinnen in die Tiefe fielen. Man spricht von ca. 8 in. 4 Personen sind verletzt, davon 2 schwer, 2 leicht, während ein Arbeiter glücklicherweise keinen Schaden nahm. Die Arbeiterin Marie DolanSky erhielt einen komplizier ten Knöchelbruch, Martin Kain» au« Nestpitz hat wahrscheinlich innerliche Verletzungen erhalten und eine Quetschung de» linken Fußgelenkes, Wenzel Mateyka wurde am Kopfe und an der Nase verwundet, ein vierter Arbeiter wurde leicht am Ohr verletzt. Polizeilich wurde ein morscher Balken aufgehoben, welcher bei dem Gerüste Verwendung gefunden hatte. Die Verunglückten wurden nach dem hiesigen Krankenhaus transportiert. — Dre-den, 10. November. Auf Einladung und unler dem Vorsitz de» Obeihospredigei» und Vizepräsidenten de» Evang.- luth. Landc»konsistoriumS I>.0r. Ackermann, al» derzeitigen Vor stand« der deutschen evangelischen Kirchenkonserenz, ist der von dieser eingesetzte Deutsche evangelische Kirchenausschuß heute mittag im Sitzungssaal des Evangelisch-lutherischen LandeS- konsistorium« zu seiner ersten Sitzung zusammengetreten. — Leipzig. Der Deutsche Patnotenbund, welcher die Errichtung de« Völkerschlachtdenkmale« zu seiner Aufgabe gemacht hat, sammelte während seine« Ojährigen Bestehen» über 700000 Mk. Dazu trugen die deutschen Städte 50 000 Mk., die Gemeinden 20000 Mk. bei. In den Schulen Sachsen» wurden 3 l 000 Mk., in de» verschiedensten Vereinen 100 000 Mk. gesammelt. Durch Mitglied»- und andere Beiträge kamen 250 000 Mk. ein. Für den Bau, dessen Kosten mit 3 Millionen Mark veranschlagt sind, wurden bisher 545000 Mk. verausgabt. Weitere Beiträge nimmt gern entgegen der Deutsche Patrioten bund, Leipzig, Blücherstraße II. — Zwickau, 7. November. Strafkammer II. Der 28 Jahre alte, au» Rothenkirchen gebürtige GeschästSgehilfe M. H. B., der vom Dezember 1899 bi« August 1901 in Schönheide einen Grünwarcnhandel betrieb, sein Gewerbe aber dann seiner Ehefrau überließ und seitdem nur al» GeschästSgehilfe tätig ge wesen ist, wurde wegen verschiedener Betrügereien zu 7 Monaten Gefängnis verurteil'. — Sodann wurde der 31 Jahre alte ehe malige Briefträger und jetzige Reisende H. B. au« Rothen kirchen, ein gefährlicher Spitzbube und abgefeimter Schwindler, wegen verschiedener Kost- und LogiSgeldschwindeleicn und Dieb stahl« eine» Sparkassenbuchc» mit einer Einlage von 1000 Mark und 80 Mark bare» Geld zu 2 Jahren 7 Monaten Zuchthau», 5 Jahren EhrenrechtSverlust und Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaussicht verurteilt. — Crimmitschau. Bei dem Tcxtilarbeiterau«- stande ist leider noch kein Ende abzuschen, obwohl schon elf Wochen seit Beginn vergangen sind. Wenn auch die Mehrzahl der Fabriken mit 10 Proz. der Arbeiter die Beschäftigung wieder ausgenommen hat, so betonen die Ausständigen in allen Ver sammlungen ihr Au»harren im Kampfe, und in den fast täglich au»getragcnen Flugblättern werden sie daran erinnert, zugleich aber zur Ruhe ermahnt. Den Arbeit-willigen wird nun freilich ihr Beginnen sehr schwer gemacht, und trotz de» behördlichen Schutze« wird ihnen manche Beleidigung in allerlei Form zuge- sügt, da sich aber zu den vorhandenen Arbeitswilligen immer einzelne neue finden, so werden doch wohl die Fabrikanten den Betrieb aufrecht erhalten, da die» weitere Ausständige zur Wieder aufnahme der Arbeit veranlassen wird. — Plauen i. V-, 9. November. Professor E. Weise, der hochgeschätzte Geologe vom hiesigen königlichen Lehrerseminar, chreibt dem „Bcgtl. Anz.": „Bon sehr glaubwürdiger Seite er halte ich die 'Nachricht, daß am Sonntag, den 1. 'November, früh auf der Albertbrllcke hier drei Erdstöße gespürt worden sind, und zwar 5 Minuten vor 8 Uhr. Sie erfolgten in der Richtung von Westen nach Osten. Eine Täuschung erschien au«- geschlossen, da sich in den angegebenen Zeilen kein Wagen über die Brücke bewegte." — In nahen Ortschaften an der böhmischen Grenze sind in vergangener Woche wiederholt Erdstöße verspürt worden, die möglicherweise mit den hier wahrgcnommenen in Zusammenhang stehen. — Oel-nitz i. V„ 10. November. Der hiesige AmtStier- arzt Paul Dehne (früher in Eibenstock) wurde zum König!. Bezirk»tierarzt ernannt und nach Schwarzenberg berufen, um die dort freiwerdende BezirkStierarztstelle zu übernehmen. Bezirk»tierarzt Freytag-Schwarzenberg siedelt nach Plauen über und rückt dort in die durch Ableben de« BezirkSticrarzte» Möbiu» freigewordene Stelle ein. — Ncuftädtel, 9. November. Mehrere rohe Gesellen stiegen in der Nacht in den Arbeit»raum de« Slickmasckinen- besitzer» Zeeh in Zschorlau und zerschnitten je eine saft fertig gestellte Spannung weiß- und schwarzseidene Stickerei gänzlich. Den Hofhund hatten die Patrone durch einen Schlag über den Kopf unschädlich gemacht. — Die Einbringung einer Wahlrechtsnovelle in Sachsen soll, wie die „CH. Allg. Zig." au« parlamentarischen Kreisen erfährt, der eigensten Initiative de» König« zu danken sein, der unmittelbar nach den Reichstagswahlen dem Ministerium seinen ernstlichen Willen, in den politischen Verhältnissen Sachsen« Wandel zu schaffen, deutlich zu erkennen gegeben habe. k. Ziehung 5. Klasse 144. Königk. Sachs. Landes -Lotterie gezogen am 7. November 1903. tb 000 Mar« aus Nr. 13723. 5000 Mar« aus Nr. 77230. 3000 Mark aus Nr. 8591 8833 8902 > 3139 183«» 28178 30006 32805 «0831 48428 48810 53884 79218 79488 79904 88778 90057 94788 97718 »8451. 2000 Mar« aus Nr. 5884 7431 7581 N8I5 13824 15147 22427 22853 27157 27884 31538 40078 40599 42713 «311» 44057 48383 55128 58948 87780 70555 72482 75144 »8590 »8983 »9327. 1000 Mar« aus Nr. 1881 2120 3924 5748 »59» 12718 14104 18778 22987 24777 2598» 28471 31453 37850 38588 38811 41387 42998 4588« 47138 5II82 517!« 53075 54385 55258 55341 85827 88844 88955 89298 70988 7I88I 78228 77848 79243 80150 80751 80931 84254 85888 88431 87539 87573 88558 89954 92473 »3598 98571 97445. 500 Mark aus Nr. 582 2971 5143 8884 7844 8988 12502 1493» I84I8 18845 17883 28024 30389 34584 38292 38883 37714 38558 42304 43404 43829 47358 52081 53103 53592 54304 54324 54913 58449 58970 57043 5744» 81293 8I78I 61885 82303 82384 84408 88088 88462 87005 88538 89457 71715 73483 74469 78857 78488 78598 78840 81057 83778 85447 90I3I 81800 83771 8885« 88071 88881. 7. Ziehung, gezogen am 9. November 1903. 15000 Mar« aus Nr. 81851. 10000 Mark aus Nr. 8800«. 3000 Mar« aus Nr. 2944 I5I15 15578 21073 28087 28879 40182 52203 80538 86985 88524 73287 77789 78100 78788 87788 88288 80307. 2000 Mark aus Nr. 521 8835 14058 18378 3I87I 40577 44988 52222 57053 58887 83055 7183» 72271 78799 82843 84575 84881 88047 »1283 »1710. 1000 Mark aus Nr. 2 1805 2885 8431 II50I 20125 23732 23783 27734 28710 28722 3I8I0 32287 32417 33328 35777 36987 39799 «043» 45384 51902 5481I 58491 62041 84909 68322 66825 7I98I 72386 75417 77683 78412 79814 80967 82607 82939 83555 83999 88154 88268 88868 87990 89501 91077 94415 95322 98648 98885 »9554 89837. 500 Mark aus Nr. 801 1935 2455 I4I55 23527 23588 24075 24934 27808 29222 30176 30831 32648 33809 35350 36532 37292 38004 39332 40257 40780 4II85 44892 50381 57377 58629 85155 68023 68084 70236 72982 73424 77285 79228 79447 80124 87083 89206 91995 95353. Theater in Eibenstock. Bei leider fast vollständig leerem Hause ging am Dienstag da« hübsche Benedx'sche Lustspiel „Der Störenfried" über die Brett, r. Da« gediegene Stück war vortrefflich ein studiert und hätte die vollste Beachtung de« Publikum« verdient. Die Künstler spielten ohne Ausnahme vortresflich. Frau Keßler in der Titelrolle (Geheimrätin Seefeld) gebührt uneingeschränkte« Lob für ihre tadellose Leistung. Dasselbe läßt sich von den Herren Meinicke (StaotsyndikuS Lonau) und Kuhnert (Lcbrecht Müller) sagen. Frl. Tileniu» (Frau Thekla) und Frau Meischner (Alwine Weiß) wetteiferten gleichfalls mit Erfolg mit den Genannten. Herr Reicher als Hubert Maiberg gefiel gleich gut. Sein Spiel war fließend und machte einen sympathischen Eindruck. Die übrigen Rollen waren nebensächlicherer Natur, verdienen aber auch Ancikennung. Wir sind der seftcn Uebkrzeugung, daß Nie mand da» Theater unbefriedigt verließ. Am Donnerstag gelangt, wie bereit« erwähnt, „Ultimo" zur Aufführung, während am Freitag die Direktion mit dem 1. Klassiker-Abend vor da« Auditorium tritt, und zwar gelangt da» Shakespeare'sche Trauerspiel „Othello, der Mohr von Venedig" zur Darstellung. Alle Freunde dramatischer Kunst seien auf diesen Abend besonder« hingcwiesen. Uisere Künstler werden gewiß alle» tun, denselben zu einem würdigen zu gestalten. Was die öunlen Isaggen sagen. (lieber Flaggensignale). An der Lloydhalle zu Bremerhaven liegt der Schnelldampfer de« Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm II." zur Abfahrt nach New-Jork bereit. Zischend und fauchend entströmt der weiße Dampf den Ventilrohren an den mächtigen vier Schornsteinen, knarrend und ächzend bewegen sich die Ladcbäume, an denen der Rest der Ladung, wie da« Passagiergepäck übergenommen wird, Kommandorusc erschallen hier und dort, und in da» alle» mischen sich die lustigen Klänge der Steward-kapellc vom Oberdeck her, die mit einem flotten Marsch den eben einlaufenden Zug mit den KajütSpassagicren begrüßt. Gleich darauf sehen wir dieselben auch schon an Bord kommen, diensteifrig eilen flinke Steward« herbei, nehmen den Ankömmlingen da» Handgepäck ab und führen sie zu ihren Kabinen, während gleichzeitig da» große Gepäck im Raum verstaut wird. Mittlerweile haben Kapitän und Offiziere ihre Plätze auf der Brücke, der Back u. s. w. eingenommen, der BerbindungSsteg zwischen Schiff und Land wird weggeholt, ein langer Pfiff der mächtigen Dampspfeife de» Schiffe», dann heißt c»: „los die Lien"; die Troffen, mit denen da» Schiff noch an den Pollern befestigt war, werden lo»geworfen, der Maschinentelegraph schlägt an, und langsam bewegt sich der Koloß zum Vorhafen hinaus auf die Rhede. Hier stoppt „Kaiser Wilhelm II." einen Augen blick, ein Schlepper bringt den Hafenlolsen an Land, der Schnell dampfer gibt nochmal» ein dreimalige» dröhnende» Pfeifenfignal, dann gleitet er majestätisch abwärt«. Wie klein erscheint neben ihm die aus Rhede liegende Dampf jacht eine» bekannten amerikanischen Milliardär«, die Bremer haven angelausen hat und dort aus Rhede liegt. Jetzt passiert „Kaiser Wilhelm II." die Jacht, und während er zum Gruß die Heckflagge dippt, geht an ihrem Kreuzmast ein langer, senkrecht rot-weiß-rot-weiß-rot geteilter Wimpel hoch, dem gleich daraus an der Flaggleine ein Wimpel und zwei Flaggen folgen. „Do« i» Sie nämlich ä Signal," meint gemütlich ein biederer Sachs», der e« sich nicht hat nehmen lasten, seinem Jungen, der heute hinau»zieht nach „drüben," da» Geleit zu geben. .Scharm«, hab i mt a denkt," erwidert sein behäbiger Nach bar, dessen Wiege nicht weit vom Münchener Hosbräuhau» ge standen haben muß, .aber wa» soll» bedeuten?" Ich nehme da» Ferngla» zur Hand und seh«, daß da» Sig nal 0 11- lautet, e» bedeutet: ich wünsche Ihnen glückliche Reise, wa» ich den beiden erkläre, die sich höflich bedanken, mich aber doch mit einem gewissen Seitenblick ansehen, al» wollten sie sagen: Woher kann der denn da« wissen? Al« .Kaiser Wilhelm" am Horizont verschwunden ist und da» Getümmel sich zu legen beginnt, treffe ich den dicken Bayern in der Lloydhalle wieder. Treuherzig streckt er mir die Hand hin. .3 hab Jhna vor hin nit recht glaubt, da von wegen dem Signal, aber da hab t no an andern g'fragt, so anen in Uniform, der hat mir« selbe g'sagt wie Sie. Aber nu sein» so guat, sagen» mir, wieso Sie da» gesehen haben". Gern findet sein Wunsch Ersüllung. »Bon den bunten Fähnchen, die Sie da sehen, gibt e» im ganzen 26, und zwar bedeutet jede» für sich einen Buchstaben de» Alphabel»". .So, nu versteh I, nach« zieht man halt auf, wa» man braucht". .Halt stopp! So einfach ist die Sache denn doch nicht. Gewiß kann man so verfahren, wie Sic meinen, aber da» wäre zu umständlich und zu zeitraubend. Die Flaggen und Wimpel sind nämlich günstigstcnsall» nur auf etwa 4 Seemeilen (7,« km) sichtbar, sodaß ein Schnelldampfer wie »Kaiser Wilhelm II.," .Kronprinz Wilhelm" und »Kaiser Wilhelm der Große" nur etwa zehn Minuten in Signalweite eine« Punkte« am Lande bleibt, während sich beim Begegnen zweier solcher Windhunde de» Ozean» diese Zeit gar noch auf die Hälfte vermindert. Man hat deshalb den einzelnen Flaggen, Wimpeln usw., sowie den Zusammenstellungen derselben die Bedeutung ganzer Wörter oder Sätze gegeben, und e» dadurch möglich gemacht, daß sich Schiffe aller Nationen durch diese Flaggen miteinander verständigen können, ohne daß sie gegenseitig ihre Landessprache kennen". »Na, erlaub» S' mal", der Bayer ließ vor Erstaunen da« halbgefüllte Gla», da» er gerade an die Lippen setzen wollte, wieder sinken. »Ich will e» Ihnen gleich deutlicher machen. Sehen Sie dort den Dampser auskommen, der an der Spitze de» vordersten Maste« eine weiße Flagge mit blauem Viereck führt? Da» ist die Flagge 8, und sie bedeutet in allen Sprachen: Ich wünsche einen Lotsen. Dagegen sagt die blaue Flagge mit weißem Vier eck, die den Buchstaben ? bezeichnet und den Beinamen .Der blaue Peter" führt, allen Schifsahrt»kundigen: Diese» Schiff geht noch heute in See, wer noch etwa» an Bord zu tun Hai, mag e» schleunigst erledigen. Die gelbe Flagge lj erfreut sich gerade keiner besonderen Beliebheit, denn sie sagt: Die« Schiff ist quarantänepflichtig, sendet den Ouarantänearzt an Bord. Der rote Stander li warnt: Kommt mir nicht zu nahe, ich habe Pulver (oder andere feuergefährliche Ladung) an Bord". .Meiner Seel, fein auStüftelt i» '«". .Alle Signale sind in alphabetischer Reihenfolge zusammen gefaßt in einem internationalen Signalbuch, da« bei allen see fahrenden Nationen in Gebrauch ist und die Bedeutung der ein zelnen Signale je in der Sprache de» betreffenden Lande» wiedcr- gibt und e» auf diese Weise, wie gesagt, ermöglicht, daß sich Schiffe aller Nationen untereinander verständigen können. Hinter dem Signal !>xli findet der Deutsche z. B. in seinem Signal buch die Bedeutung: Besatzung gerettet und dem entsprechend der Engländer crerv suveck, der Franzose üquipaße sauvs usw." »Und wie viel Signale kann man mit den Flaggen machen? Denn man muß doch a ganz große Menge davon brauchen?" ,Jm ganzen 374428". Nun war'» alle, der gute Bayer begann laut zu lachen offenbar meinte er, die starke Hitze habe bei mir Folgen gehabt »Ich werde e« Ihnen gleich beweisen. Die 26 Flaggen geben zunächst allein 26 Signale, dann kann man zu jeder Flagge eine andere hinzusügen, also 26x25, da» sind 6oO, im ganzen also schon 676, weitere 15600 Signale erhalten wir, wenn wir drei Flaggen verwenden (26x25x24), und wenn wir gar vier Flaggen auf einmal ausziehen, so gibt da» noch 26x25x24x23 oder 358800 sernere Signale. Nimmt man dann noch den rot weiß roten Wimpel, der bedeutet, daß nach dem internationalen Signalbuch signalisiert werden soll und gleichzeitig al- Antwort wimpel dient, und setzt man ihn unter oder über einer bezw. zwei Flaggen, so erhält man noch wieder 1352 Signale, und damit ist die von mir angegebene Zahl 374428 erreicht. Eifrig hatte der Dicke aus der Tischplatte nachgerechnet. „Wirklich, e» stimmt, aber dacht hält i'S nit. Werden denn die Signale da alle braucht? „Nein, bei weitem nicht. Namentlich die Signale mit vier Flaggen find möglichst eingeschränkt. Je weniger Flaggen ver wendet werden, um so geringer ist die Möglichkeit, daß Fehler beim Anknoien und Ablesen vorkommen. Al» Signale mit vier Flaggen finden wir demnach nur die geographischen Signale und die Schiff»-Unterscheidung»signale. Jede» Schiff hat nämlich, um Verwechslungen mit Fahrzeugen gleichen Namen» vorzubeugen, für sich allein vier Unterscheidungsbuchstaben, an denen e« ohne weitere» erkennbar ist, sofern man die Nationalität de« Schiffe« kennt. Zeigt z. B. ein Dover passierende» Schiff die deutsche Nationalflagge und die Flaggen (j k VV k, so wird der be treffende Leuchtlurmwächter im Schiffsregister nachschlagen und dann telegraphisch die Meldung weitergeben, daß da» Kadetten schulschiff de» Norddeutschen Lloyd, »Herzogin Sophie Charlotte" passiert ist. International ist hierbei der Grundsatz durchgesührt, daß die Unterscheidung»signale der Kriegsschiffe sämtlich mit 6 beginnen. Im übrigen waltet da» Prinzip ob, daß Signale dringender Art, wie Gesuche um Aufmerksamkeit, Anzeige von Gefahr und Aufforderung zur Hilfe mit einer, höchsten« zwei Flaggen gemacht werden und daß alle eigentlichen Notsignale mit der Flagge X beginnen (X ich bin auf Grund, habe sofortige Hilfe nötig). Durch weitere Zusammenstellungen ist e» möglich, alle Mit teilungen, die der Seemann braucht, wie Angaben der Breite und Länge, Thermometer- und Barometerstand, Kompaßsignale, solche für die verschiedenen Seldforten, Maße und Gewichte, all gemeine Mitteilungen, sowie geographische Namen weiter zu geben." .Und wer Hot denn dö» alle« z'sammcngestellt?" »In der Kriegsmarine hatte «an ein solche» Signalsystem schon lange, für die Handel«schifsahrt hat zuerst Sanitän Mariyat, von dem Sie gewiß schon den einen oder andern Seeroman ge lesen haben, im Jahre l840 ein Signalbuch aulgearbeitet, da« in seinen Grundzügen noch heute gilt. Er verwandle dabei die Flaggen der englischen Kriegsmarine, gab ihnen aber eine ver änderte Bedeutung". ,A braver Mann i« gewesen, und der Seemann kann ihm nur dankbar sein für sei Arbeit, aber Ihnen dank i a recht schön, daß Sie mir so erklärt haben, wa» d' bunten Fetzeln da alle» erzählen können".
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