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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 27.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190308270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19030827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19030827
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-27
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Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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in diesen Abgrund gestürzt, daß sie aber selbst der höchsten Achtung wert seien Da« innigste Mitleid, ja die wärmste Bewunderung quoll in dem Herzen de« jungen Mädchen« aus für die Menschen, die so schwer unter der Schuld diese« Manne» gelitten hatten und selbst so rein und fleckenlos geblieben waren. Marie hatte nicht nötig gehabt, der Freundin zu bekennen, warum sie der Vater gezwungen habe, sich vor ihr zu verleugnen. Nachdem sie ihr »oll Innigkeit Glück gewünscht, dann etwa« ver legen und stockend diese peinliche Sache berühren wollte, hatte Melanie sie zärtlich umarmt und ihr gesagt, daß sie bereit« alle« wisse und ihr zuletzt offen und rückhatt-lo« erzählt, wie sie selbst jetzt erst erfahren habe, daß ihr Vater noch lebe. Wie furchtbar war da« alle«! Marie hatte ein volle« Verständnis für die ohnehin so feinfühlige Freundin, die davon gewiß auf da« härteste betroffen worden war. Ach und wie sehr mußte sie die Mutter und den Bruder bewundern, die so lange alle« von Melanie fern gehalten und da« Schwerste ganz allein getragen hatten! Verdienten diese Edlen, Trefflichen die Verurteilung der Welt?! Da« boshafte Geschwätz der Trcutlerschen Gäste bewies ihr, daß sie leider allein mit solchen Anschauungen stand. Alwin hatte nicht den leisesten Versuch gemacht, sich der Geliebten zu nähern, war c« ihm doch nicht unbekannt geblieben, daß die Eltern Marien« keinen weiteren Verkehr mit ihm und der Schwester wünschten; er wußte auch, daß der junge Treuster dafür gesorgt hatte, daß die strengen Ansichten der Helmboldschen Eheleute die weiteste Verbreitung fanden. In Gegenwart Marien« hütete der rote Juliu« sich freilich, Bosheiten gegen Danner vorzubringcn; er ließ sogar Worte de« Bedauern« fallen, daß die Acrmsten einen solchen Vater hätten, nahm dann aber gewöhnlich die Gelegenheit wahr, von der Ver- erbunzStheorie zu sprechen, und wußte al« SportSmann Beobacht ungen in« Feld zu führen, wie sich selbst bei den Pferden alle Fehler und Tugenden unausrottbar sorterbtcn. Wenn er solche Ansichten zum besten gab, beobachtete er heimlich, ob diese nicht endlich auf Marie eine Wirkung ausüben würden. Marien» Lippen preßten sich, wenn sic solche oder ähnliche Redensarten vernahm, nur fester zusammen, und ihre Blicke ruhten grollend aus dem Sprechenden. Mit keinem Wort mischte sie sich in solche Unterhaltung, und wenn Trcutler sic in da« Gespräch ziehen und ausdrücklich ihre Meinung hören wollte, gab sie nicht einmal Antwort, sondern hüllte sich in ein hartnäckige» Schweigen, da» geradezu beleidigend war. Der stolze Bankier»sohn würde sich gehütet haben, diesem nicht einmal besonder» schönen Mädchen irgend welche Beachtung zu schenken, geschweige denn ihr so eifrig den Hof zu machen, wenn e« nicht die einzige Tochter eine« Manne« gewesen wäre, von dem er sicher wußte, daß er ein sehr reicher Mann sei. ES war geradezu empörend, wie kühl und zurückhaltend sich die Tochter de« ehemaligen Färbermeistcr« zeigte. Doch er tröstete sich damit, daß e« ihm schließlich gleichgültig sein könne, die Zu- oder Abneigung diese« Gänschen« zu besitzen, wenn die Alten nur ihr »Jawort' gaben. Und daran zweifelte er nicht mehr. Wenige Tage nach dem Feste rückte der rote Juliu«, al« er Herrn und Frau Helmbold bei seinem Besuche allein antraf und der alte Herr in recht guter Laune zu sein schien, mit seinem Antrag hervor. Frau Helmbold konnte ihre außerordentliche Freude über diese hohe Ehre nicht verbergen; ihr Gesicht leuchtete förmlich verklärt und obwohl sie sich schon längst daran hatte gewöhnen müssen, in allen Angelegenheiten dem Manne da« entscheidende Wort zu überlasten, rief sie jetzt Loch lebhaft au«: »Da« ist un« wirklich sehr schmeichelhaft, lieber Herr Trcutler!' Im nächsten Augenblick bereute sie zwar ihre Uebereilung, aber e» war zu spät. Herr Helmbold hielt c« auch diesmal sür angemessen, mit seiner Lebensgefährtin nicht sogleich völlig übereinzustimmen; er entgegnete zwar viel verbindlicher, al» c» sonst seine Art war, aber immerhin ruhig und bestimmt: »E« ist un« wirklich eine Ehre — wenn Marie damit einverstanden ist.' Diese Antwort war nicht ganz nach dem Geschmack de« Bewerber«; er hatte eine unbedingte und freudige Zustimmung erwarter, dennoch unterdrückte er seine Empfindlichkeit, und die Hand auf die Brust legend, sagte er mit seinem freundlichsten Lächeln: »Ich hoffe, daß sich ihre Fräulein Tochter davon über- zeugen wird, wie schwärmerisch ich sic liebe, und daß ich bestrebt sein werte, ihr ein glänzende« und beneiden«wertc« Dasein zu verschaffen. Frau Helmbold nickte ihm voll schwiegermütterlicher Dank barkeit eifrig zu; sie flüsterte überglücklich und vertrauensselig: »Davon bin ich überzeugt.' Der querköpfige Mann aber ant wortete nur: »Ich werde mit Marie sprechen, aber da« sage ich Ihnen schon jetzt: Zur Heirat zwinge ich meine Tochter nicht!' »Selbstverständlich kann davon keine Rede sein,' ließ sich der Sohn de« Kommerzienrate« vernehmen, und während er seine kurze Gestalt möglichst in die Höhe richtete, fügte er nicht ohne Selbstbewußtsein hinzu: »Nur wissen zuweilen die jungen Mäd chen nicht, wo eigentlich ihr wahre« Glück liegt; ein entscheiden de« Wort der erfahrenen Eltern ist oft so notwendig!' »Ich lasse meiner Tochter völlig freien Willen!' erklärte Herr Helmbold. „Auch dann, wenn sie mit »indischer Unvernunft ihr Glück mit Füßen tritt?' rief die Frau, die nicht länger an sich halten konnte, lebhaft au«. Der Hausvater warf seiner Frau einen halb mitleidigen, halb geringschätzigen Blick zu und sagte in einem trockenen Ton, den er so gern gegen die Lebensgefährtin anschlug: »Au« Zwang wird nie wa» Gute»! Hab' ich dich nicht auch au» Liebe ge heiratet, Alte?' Er schaute mit einem Lächeln, da« noch einen Abglanz jener Gefühle verriet, in da« Antlitz der Frau, mit der er ein Leben lang Leid und Freud' geteilt hatte und da« noch Spuren früherer Schönheit aufwie«. »Marie wird Vernunft annehmen, sobald du mit ihr sprichst, sie ist ja deine verständige Tochter,' erwiderte die Frau, die durch die Gegenwart eine« Dritten sich so weit geschützt fühlte, daß sic dem eigenwilligen Manne auch einmal etwa« versetzen konnte. »Fräulein Marie ist in der Tat, trotz ihrer großen Jugend, so klug und verständig, und da« ist e«, wa« mich so bezaubert hat,' warf Juliu« rasch dazwischen; sein volle«, frische« Gesicht erhielt in diesem Moment einen beinahe schwärmerischen Ausdruck. Aus den alten Helmbold schien selbst diese« glänzende Lob seiner Tochter keinerlei Eindruck zu machen, denn er entgegnete in seiner ehrlichen, geraden Weise: »Na, na, da« können Sie doch nicht behaupten; Marie Hal ja in Ihrer Gegenwart fast niemal« den Mund ausgetan.' Frau Helmbold hustete »erlegen; sie war empört über die Ungeschliffenheit ihre« Manne«; dennoch wagte sie nicht, sein grobe« Benehmen zu rügen. Der Sohn de« Kommerzienrate« erwidert» ruhig, ohne sich gekränkt zu zeigen, mit seinem vornehmen, überlegenen Lächeln: »Ich habe freilich nicht oft da» Glück gehabt, mich mit Ihrem Fräulein Tochter zu unterhalten, aber wer sich viel in der großen Welt bewegt, wie ich, der erwirbt sich schon die nötige Menschen kenntnis; so weiß ich auch die außerordentlichen Vorzüge von Fräulein Marie zu schätzen und deshalb allein ist die Wahl meine« Herzen« auf Ihre Tochter gefallen.' Juliu« legte bei diesen mit einer gewissen Feierlichkeit ge sprochenen Worten die Rechte aus seine Brust, während er mit der Linken seinen goldenen Kneifer fester rückte; er hatte in diesem Augenblick da« stolze Bewußtsein, vortrefflich gesprochen zu haben. Die Mutter Marien» richtete den Kopf in die Höhe; sie hätte laut aufjubeln können; da« Glück erschien ihr beinahe zu groß, einen solchen Schwiegersohn zu bekommen. Auch diese so äußerst fchmeichelhasten Worte de« Herrn Treutler brachten den Färbermeistcr nicht au« der Fassung; er entgegnete so trocken und ruhig wie bisher: »Na, ich werde mit Marie sprechen, und dann erhalten Sie Antwort.' Er erhob sich, und damit war die Unterredung beendigt. »Ich hoffe, diese Antwort wird zu meinen Gunsten aus fallen,' erwiderte der junge Mann; ein triumphierende« Lächeln fpielte um seine Lippen; er stand cbensall« aus, ohne auch nur durch da« leiseste Zeichen zu verraten, wie sehr er sich durch da« geradezu unhöfliche Benehmen de« Hausherrn verletzt fühlte. Erst al« er auf der Straße war, machte er dem Aerger, den er hatte hinunterschlucken müssen, in leise vor sich hin gemurmelten Verwünschungen Lust. »Wenn da« Gänschen nur erst mein ist,' murmelte er, während er in sein Kabriolet stieg, »dann will ich e« schon kirr machen; hat der Alte da« nötige Geld heraus- gcrückt, darf er mir nicht mehr yahe kommen, da« ist ja ein un ausstehlicher Grobian!' Bald hielt da» elegante Gefährt vor einem großen alter tümlichen Hause, da« von außen nicht gerade einen glänzenden Eindruck machte. Da« Gebäude hatte schon seit länger al« einem Jahrhundert der Familie Treutler gehört, und der Kommerzien rat war stolz auf diesen Besitz; alle Bemerkungen, daß e» der Würde de« großen Bankhauses nicht mehr entspreche, wie« er stet« mit den Worten zurück: ,E« entspricht dem Gepräge der höchsten Solidität.' Da« Bankhaus genoß in den weitesten und besten Kreisen ein grenzenlose» Vertrauen; wer Gelder gut und sicher anlegen wollte, wandle sich gern an diese« alte, durch seine Solidität be kannte Geschäft; war e« doch bekannt, daß schon der Vater de« Kommerzienrat« ein bedeutende« Vermögen besessen, da« die un gewöhnliche Klugheit und GeschäftSgcwandtheit de« Sohne« gewiß verzehnfacht hatte. Bon dem großen Reichtum der Firma gab schon die ganze Lebensweise seiner jetzigen Inhaber einen über zeugenden Beweis. In wenigen Häusern der Provinzialhauptstadt ging e» glänzender zu, al« in den mit höchstem Luxus au«- gestatteten Räumen de« Trcutlerschen Hause«. Juliu« Treutler warf einen beinahe grollenden Blick aus »die alte Baracke", wie er da« väterliche Hau« heimlich nannte. »Na, ich werde einmal meine Tage hier nicht beschließen!' lachte er, und seine Augen wanderten dabei über da« breite Gebäude hinweg, da« ihm heut wieder einmal ein rechter Dorn im Auge war, dann blieben seine Blicke auf einem der großen vergitterten Fenster de« Erdgeschosse« hasten, und er bemerkte da« glatt rasierte, freundlich lächelnde Antlitz seine« Vater«. »Ja, du denkst wohl, ich komme bereit« al« Bräutigam,' murmelte er leise vor sich hin und sprang so leicht au» dem Wagen, al» e« nur seine Körperfülle zuließ. Eortsttzluig folgt.» Vermischte Nachrichten. — Spandau. Welche« auch die Beweggründe zu einem Selbstmord sein mögen, einem solchen Schritt gehen zumeist Seelenkämpse vorau«, die unser Mitleid und unsere Verzeihung Hervorrufen sollten. Dennoch kommen Fälle vor, wo diese Lebens müden einen gewissen Galgenhumor zeigen. So sand man diescr- tagc im Grünewald einen vollständig entblößten Mann hoch oben tot an einem Pappelast hängend; auf seinen Rücken hatte er vor der Tat einen Zettel folgenden Inhalt» geklebt: »Hundert Mark Strafe hat derjenige zu zahlen, der mich anpumpcn will!" — Wäre die Sache nicht so ernst, man wäre versucht, darüber zu lachen. — DicPost in Ue b er sch w c m m u n g» n ö t e n. An der jüngsten Hochwasserperiodc in Schlesien berichtet die »D. Verk.-Ztg." folgende Episode: In Kosel stieg da« Hochwasser der Oder am 12. Juli derart, daß der Verkehr zwischen dem Postamt und dem 2 Kilometer entfernten Bahnhof nur noch mittel« Nachen« aufrecht erhalten werden konnte. Am folgenden Tage drohte dem Postamte, da« von dem Oderstrom nur durch eine Fahrstraße getrennt ist, die Gefahr, von den Fluten unter Wasser gesetzt zu werden. Um dem vorzubeugen, wurden da« am tiefsten liegende eiserne Tor nach dem Posthose und die benach barte Gartenpsorte geschloffen; zugleich wurde unter Benutzung von Erd- und Rasenstücken sowie unter Verwendung von mit Sand gefüllten Brief- und Paketsäcken ein Damm ausgeführt, wie ihn die Pioniere al« Schutzwehr herzustellen pflegen. Die Maßnahme crwie« sich al» zweckmäßig; e« konnten zunächst für alle Fälle die Keller geräumt werden, wo Telegraphenlinien materialien und andere Gegenstände lagerten. In der Nacht wurde dann noch da« zum Schaltereingang führende Portal ver- dämmt, wa« zur Folge hatte, daß da» Postgrundstück am nächsten Morgen inmitten de« Wasser« geschützt dalag. Der Schalter verkehr konnte nur mit Hilfe einer über den Zaun gestellten Steigeleiter, über welche die Sendungen hinweggereicht wurden, abgewickelt werden. Da« Publikum benutzte, um zu der Steige leiter zu gelangen, einen schmalen Damm, der auf dem Bürger steig durch da» Wasser bi« an da« Posttor hcrangesührt war. Beim Beladen und Entladen der Posten, die nicht in den Post hof hinein konnten und deshalb genötigt waren, auf der Straße im Wasser zu hallen, mußten die Postsachen gleichfalls mit Hilfe der Steigeleiter über den eisernen Zaun hinweggeschafft werden. E» gelang auf diese Weise, Störungen im Postbetriebe beim Postamte sernzuhalten. — Au« der Leipziger Mission unter den Dschagga- negern in Deutsch-Ostafrika am Kilimandscharo, Meru und im Parcgebtrge kamen im letzten Jahre recht erfreuliche Nachrichten. Die Seelenzahl stieg auf da« Doppelte und beträgt jetzt 146. Im Unterricht standen 1038 Sinder in 14 Schulen, wovon 149 in Kostschulen untergebracht sind. Im Durchschnitt besuchten den Gotte-dienst sonntäglich ca. 1200, e« kam nicht selten vor, daß man auf den alten Stationen zweimal Gottesdienst halten mußte, um die Bedürfnisse der Hörer zu befriedigen. Tätig waren >6 europäische Misfiontarbeiter. Da bereit« wieder 74 Tausanmel« düngen dorliegen, so scheint da» Werk weiter gut forlzuschrciten. — Line luftige Niederlage hat kürzlich die eng- lisch» Artillerie im eigenen Lande unweit Sali«burh erlitten. Während einer größeren Felddienstübung bei Ablington in der Nähe de« neuen Standlager» sür da« 3. Armeckorp» unter Sir Evelyn Wood geriet eine Batterie in ein Getreidefeld hinein und blieb, wie e» scheint, mitten in der hohen Halmfrucht stehen. Da« Unglück wollte e«, daß der Besitzer der Frucht gerade »,« Wege« kam und diesen unerfreulichen Anblick genoß. Er geriet in großen Zorn und befahl dem Kriegtvolk in durchaus unparla- mentarischen Ausdrücken, sofort da« Feld zu räumen. Dem Batterie chef versagte fast die Sprache vor Entrüstung, und er gab einigen seiner Mannschaften Befehl, den groben Pächter festzunehmen. Dieser jedoch ergriff in wahrer Bcrserkerwut eine Düngergabel, und kam den Soldaten so entschlossen entgegen, daß diese Anstand nahmen, zur Tat zu schreiten. Sie stockten nur einen Augenblick, aber e« war gerade der psychologische Moment. Im nächsten ging der wild gewordene Pächter zum Angriff über, und die Kanoniere traten eilig den Rückzug an. Durch diesen Erfolg zu kühnerer Tat entflammt, stürzte sich der Pächter nun mit vorge- strecktcr Gabel im Sturmlauf auf den Batteriechef. Auch dieser schwankte einen Augenblick, wandte aber auch, al« die Zinken der Gabel schon in ganz bedrohlicher Nähe waren, schleunigst sein Pferd und floh. Dann nahm der Sieger den Rest der Batterie auf« Korn und jagte Geschütz auf Geschütz von seinem Acker, sodaß er in wenigen Minuten schweißtriefend zwar, aber siegreich da« hart erkämpfte Schlachtfeld behauptete. Wenn man aber glauben sollte, der zornmütige Verteidiger seiner Saat sei dann wegen Beleidigung eine« Hauptmann« und einer königl. Batterie im Dienste gerichtlich belangt worden, so würde man sich sehr irren. Die Sache wurde, wie der »Köln. Ztg.' geschrieben wird, zwar vorschriftsmäßig gemeldet, aber der Kriegsminister hatte Phantasie genug, die Folgen zu übersehen, die unvermeidlich waren, fall« die Tat und die Niederlage der Batterie im Unterhause vor der Oeffentlichkeit zur Sprache gekommen wäre. So ist denn unverzüglich dem grimmigen Farmer Entschädigung geboten und sogar eine amtliche Entschuldigung ausgerichtet worden. Bisher verlautet auch noch nicht« darüber, daß der geschlagene Batterie chef vor ein Kriegsgericht gestellt worden wäre, weil er vor dem Feinde schimpflich da« Feld geräumt hat. — Eine gute Bauernregel. Die Redaktion der »Zeitschrift der schlesischen Landwirtschaftskammer' hatte zu einem Wettbewerb um gute Molkereisprüche aufgefordcrt. Darunter be findet sich der folgende sehr wichtige Lehrspruch: Wer seine gute Milch verkauft Wer Butter-Lieferante ist Und selber Margarine frißt; Wer schlechtes AuslandSsutter gibt Und hinterher zu klagen liebt, Daß er verschleudern muß die Körner; Der ist ein Rindvieh ohne Hörner! — Erklärt. Arzt (beim Barbier): »Seit wann trägt Ihr Gehilfe denn 'ne Brille?" — Barbier: »Ja, wissen'« Herr Doktor, der rasiert immer die Herren vom Kadettenkorps, und da hat er sich die Augen so verdorben!" — Beruhigende Versicherung. Köchin (die eben einen Schinken anschneidet): „Wirst du mir auch treu bleiben, Nazi?" — Soldat: »Bi« auf den Knochen!" M>cr der uiiljemcjsnen, gleich. Der See, der ungemess'nen, gleich, Mich lockt die wilde Größe dein, Unendlich breitet sich das Leben: Was soll daS lange Haubern frommen? Hinaus, mein Schiff, in's Flutenreich, Wie? oder soll's em Wink mir sein, Ich will nicht vor den Wogen beben! Daß meine Heit noch nicht gekommen? Noch zögerst du und säumest, Flut, Hält mich ein mild Geschick zurück. Mich von dem Ufer Wegzutragen! Weil sich die Wogen drohend türmen? Glaubst du, es mangelt mir an Mut, Ist es vielleicht mein gutes Glück, Mich in die hohe See zu wagen ? DaS mich bewahren will vor Stürmen? Wie dem auch sei, ich dränge nicht Und will nicht beben vor Gefahren. Ich lent' getrost zum Sternenlicht Den Blick hinauf, zum ewig-klaren, Und blicke fest in'S Wellengrab, Das tief sich senkt und ungeheuer: Das Ruder führ' ich auf und ab, Ein Größrer aber lenkt da- Steuer. Landwirtschaftliches. — Schlechte Lust im Stall. Welchen Schaven bringt schlechte Luft im Stall? Bei der oft unerträglichen Tage-Hitze, die in den Sommermonaten herrscht, wirkt der be ständige Aufenthalt in den verpesteten Stallräumcn in nachteil iger Art auf die Organe ein und ruft Krankheiten hervor, die Verluste nach sich ziehen. Arbeitspferde, Zugochsen und Kühe, die zu Zugarbeiten Verwendung finden, bedürfen der nächtlichen Ruhe, um neu gestärkt mit voller Kraft zur nächsten Tage«arbei« einzulreten, Tiere aller Art, die indessen in einen derartigen mit schlechten Lüsten gesättigten Stall gelangen, gehen trotz einer guten Fütterung nicht körperlich gestärkt, sondern geschwächt und ermattet hervor. Viehställe, die einen durchlassenden Untergrund besitzen, schlecht ventiliert sind und keinen geregelten Ablauf haben, bilden beständige Brutplätze sür Viehkrankheiten, indem die Keime und Erreger der Krankheiten hier einen geeigneten Nähr- und Brutboden finden. Durch den andauernden Aufenthalt in diesen Pesträumen tritt eine Schwächung der Atmung«- und Verdau- ungSorgane ein, die erschlaffend auf alle Organe einwirkt, dem zufolge die Tiere sür Krankheiten sehr empfindlich werden. Lungenentzündungen, Blähsucht, Kolik, Verweisen und Kalbfieber, sowie die verschiedenen Milchfehier sind meist die Folgen diese« Aufenthalte« in ungesunden Ställen. Die Kühe bleiben außer dem in der Milch zurück und magern ab. — Sofortige« Kühlen der Milch macht die Milch haltbar. Am einfachsten und häufigsten geschieht die« da durch, daß man die Milch durch einen guten Seiher in die Transportkannen schüttet und diese in einen Trog oder noch besser in ein steinerne» Bassin stellt, in dem entweder kalte«, fließende« Wasser ist, oder Wasser, da« durch Eirstückc sehr kalt erhalten wird. Viele Milchhänser sind so angelegt, daß eine kleine Quelle direkt durch dieselben läuft oder da« Wasser von einem höher gelegenen Punkte zugeleitct wird. Ein zweiter besserer Weg wäre der, die Milch über einen Kühler lausen zu lassen. E« gibt verschiedene Formen von Milchkühlern. Da« Prinzip ist bei den meisten folgende«: in einem Röhrensyftcm läuft von oben nach unten kalte» Wasser und außen über da-selbe von oben nach unten Milch. Die Hauptbedingung beim Kühlen ist, daß da-selbe so rasch al« möglich und so tief al« möglich geschieht und dann die Milch bei dieser Temperatur erhalten wird, bi« sie zum Versand kommt. — Die Engländer mästen ihre Gänse auf folgende Weise: Zuerst, etwa 18 Tage lang, gelbe Rüben, Kartoffeln und Malz, damit sie recht fleischig werden; dann wird in 8 weiteren Tagen nur gequollener Hafer gegeben und zwar immer ein Napf voll; dann wird die Mast (3—4 Tage) mit einem Brei au« Gerstenmchl und Milch beschlossen. — Gegen da« Eierfressen der Hühner wird von einem Züchter empfohlen, die verdächtigen Hühner von den übrigen zu isolieren und ihnen Eier vorzulegen, die vorher aul geblasen und mit einer übelriechenden oder übelschmeckenden
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