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Amts- Nil AiUMbktt für den «bonntmeut öiertelj. 1 M. 20 Ps. einschlietzl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hanncbohn in Eibenstock. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspallige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. A4 ------ so. Jahrgang. Dienstag, den 11. August LAOS Nachstehende Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 9. Juli 1903, Nr. 180 III. V., wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Schwarzenberg, den 31. Juli 1903. Königliche Amtshauptmannschllst. 930 I). Dtrnmering. R. Verordnung, die Enteignung von Grundeigentum zur Erbauung einer nomalspurigcn Nebenbahn vom Bahnhof« Eibenstock nach der oberen Stadt betreffend, vom S. JuN 1S03. Mit Allerhöchster Genehmigung und auf Grund der in der ständischen Schrift vom 6. Juli 1902 erteilten Ermächtigung wird hiermit behufs Erbauung einer normalspurigen Nebenbahn vom Bahnhofe Eibenstock nach der oberen Stadt und zur Ausführung der dabei erforderlichen Anschlußgleise das Enteignungsversahren angeordnet. Auf dieses Verfahren finden die Vorschriften des Enteignungsgesetzes vom 24. Juni 1902 Anwendung. Dresden, am 9. Juli 1903. Ministerium des Innern. Nr. 180 III. V. von Wehsch. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Hammergutsbesitzers «.'drlntla» d'rlockriok L.e«»al>»rckt in Wildenthal wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Eibenstock, den 5. August 1903. Königliches Amtsgericht. Ein Attentat auf den französischen Minister- Präsidenten Combes ist am Sonntag abend in Marseille verübt worden, ohne daß jedoch der Attentäter seinen Zweck erreichte. Der Telegraph meldet uns darüber: Marseille, 10. August. Als der Minifter- vrSstdeut Combes gestern Abend von einem Ban ket des Lehrer - Kongreffes «ach der Präfektur zurückkehrte, wurde« «ach seinem Wagen 2 Revol- vtrschüsse abgefeuert. Der MinisterprSstdent ist nicht verletzt, der Täter ist verhaftet. Er heitzt Pieolo. Die deutsch russischen Vertrags Verhandlungen. Vor einigen Tagen sind die Vorbesprechungen für den deutsch russischen Handelsvertrag in Petersburg eröffnet worden. Die Reichsregierung hat eine Reihe von sachkundigen Männern nach der russischen Hauptstadt geschickt, um hier die deutschen Interessen bei dem schwierigen Werke zu vertreten. Daß unser Volk ohne eine feste, auf lange Jahre durch Verträge gesicherte Grundlage seine Güter-Erzeugung nicht mehr zweckmäßig gestalten und noch weniger einen erfolgreichen Wettbewerb auf dem Weltmärkte auf nehmen kann, wird allseitig anerkannt. Die Zeiten sind vorüber, wo die Nationen ihre wirtschaftlichen Beziehungen allein nach den Zahlen ihre« autonomen Tarif« regelten; jeder Versuch hierzu in unscrn Tagen würde mit einem Zollkriege enden. Der deutsche Gewerbeflciß bedarf fester und zugleich möglichst vorteilhafter Handelsverträge, und auf diese« Ziel steuert die Reichsregierung planmäßig und zielbewußt los. Gegenüber der wirtschaftspolitischen Verfassung, in der wir uns vor einem Jahrzehnt bei dem Abschlüsse der Handelsverträge befanden, treten wir dieses Mal in einer wesentlich verstärkten Rüstung auf den Plan. Der Zolltarif de« Grasen Bülow mit seinen erheblich erhöhten Sätzen übt auf die fremden Staaten einen heilsamen Druck zur Nachgiebigkeit au«, indem er den Mächten, die sich zu keinem Opfer herbeilassen wollen, droht, daß al«dann seine hohen Zollsätze im Verkehr mit solchen halsstarrigen Ländern unnachsichtig zur Anwendung kommen. Außerdem ist durch die Einfügung einer Reihe von Mindestsätzen auf gewisse landwirtschaftliche Erzeugnisse, unter die nicht hinabgegangen werden darf, dafür gesorgt, daß nicht wieder die Kosten der deutscherseits zu gewährenden Erleichterungen von der heimischen Landwirtschaft getragen werden müssen. Um nun aber gleichfalls die deutsche Industrie nicht auf dem Wege der Kompensationen ungebührlich zu beeinträchtigen, sind die industriellen Zollsätze vielfach so hinaufgesetzt worden, daß auch im Falle einer vertrags weisen Herabminderung einzelner Sätze noch ein hinlänglicher Zollschutz übrig bleibt. Hiernach sind wir also in der Lage, unser nationalwirtschaft liches Interesse bei dem Abschlüsse neuer Handelsverträge zu wahren; und daß die« geschehen wird, daran ist nach den wieder holten Erklärungen de» Grafen Bülow und nach andern viel sagenden Zeichen nicht zu zweifeln. Deutschland befindet sich in der angenehmen Lage, ein guter und finanzkräftiger Käufer zu sein. Alle Welt ist daran interessiert, ihm ihre Waren anzubieten, c« selbst kann mithin die fremden Unterhändler mit einem Gefühle der Sicherheit an sich herantreten lassen. E« ist kaum anzu nehmen, daß e« einer von ihnen aus einen Bruch ankommen lassen wird. Die« gilt auch von unfern russischen Freunden. Man hat in Deutschland vielfach die Befürchtung zur Schau getragen, daß Rußland eine Revanche für unscrn Zolltarif nehmen werde. Tatsache ist ja auch, daß dessen neue» Tarifgesetz, besonder« nach seinen Bestimmungen über eine eventuelle Begünstigung der See-Einsuhr, seine Spitze wesentlich gegen Deutschland richtet. Aber wir haben durchaus keine Ursache, un» dadurch imponieren zu lassen. Rußland braucht un« notwendig al« Käufer seine« Roggen«, sonst artet der weitverzweigte landwirtschaftliche Not stand innerhalb seiner Grenzen in eine wirtschaftliche Kata strophe au«. Bei dem Zollkriege, welcher dem ersten deutsch russischen Handelsverträge voranging, war e» durchaus nicht Deutschland, da» am schwersten darunter litt. Seitdem hat sich die wirtschaftliche Lage in Rußland noch ungünstiger gestaltet. Deshalb glauben wir, daß unsere Unterhändler nicht mit minderwertigen Gaben oder gar mit leeren Händen au« den Verhandlungen hervorgehcn werden, und daß der hier gemachte Anfang auch nach anderer Seite hin von guter Vorbedeutung sein wird. Tagesgeschichte. — Deutschland. Uebcr die hohe Verehrung, die dem Kaiser in Norwegen entgegengebracht wird, war in der Norwegischen Zeitung .Kristiania DagSaviS" kürzlich folgendes zu lesen: Kaiser Wilhelm« Auftreten aus seinen alljährlichen Reisen in unserm Lande hat ihn durch sein einfaches Wesen zu einer in hohem Grade populären Persönlichkeit unter der Be völkerung gemacht, und e« ist beinahe ein Märchenglan; über seine Fahrten hierzulande gekommen. Aus allen Orten und Gegenden, die er besucht hat, weiß man einen oder den andern charakteristischen Zug von dem Fürsten zu schildern, die alle von seiner HcrzenSgüte und Einfachheit zeugen. Es scheint, als ob er den Kaiscrmantel von sich wirst, sobald die Schrauben der „Hohenzollern" die ersten Umdrehungen machen und da« Schiff der norwegischen Küste zusteuert. Er weiß ja auch, daß er zu einem schlichten, in Frie« gekleideten Volke mit großen, blauen, verwunderten Augen kommt, da« erst in neuer Zeit ahnen lernte, daß seine« Lande« hohe, stumme Felsen und melancholische Fjorde eine seltsame Anziehungskraft selbst auf die Fürsten der Erde au«- üben konnten. Der Eindruck, den de« Kaiser« Wesen auf die Leute macht, mit denen er in Berührung kommt, ist erstaunlich. Der Kaiser verblüfft sie geradezu. Er zeigt sich nicht herablassend, sondern versteht mit überlegener Psychologie einen Ton anzu schlagen, wobei er den Betreffenden seine Achtung bezeigt in Worten, die so offen und herzlich sind, al« kämen sie von einem ihresgleichen. — In Reichenhall ist am Sonnabend Buren-Oberst Schiel gestorben. Er ist nur 48 Jahre alt geworden. — Frankreich. Am Sonnabend begann in Pari« der Humbert-Prozeß. Vor den Geschworenen erscheint Therese Humbert mit ihrem Gatten Fredöric und ihren Brüdern Romain und Emil Daurignac. Seit Dezember in Untersuchungshaft, haben sich die Angeklagten wegen Fälschung, Benutzung von Fälschungen und Betrug« zu verantworten. Mit diesen ver brecherischen Mitteln haben sic von 1882—1902, um ihre An gaben über eine ihnen zukommende Zwanzigmillionen-Erbschast zu stützen, den fiktiven Prozeß mit den garnicht existierenden Brüdern Erawford geführt. Sie hatten verstanden, durch den Hinwei« auf die Erbschaft zahlreiche Millionen zu erschwindeln, wozu ihnen, wohl selbst betrogen, Theresen» verstorbener Schwieger vater, der einstige Justizminister Humbert, Beihilfe leisten mußte. Ihr Haupt-Trick beruhte auf einem Dokument, in welchem sich die Humbert« verpflichteten, die Wertpapiere, welche die Millionen erbschaft bildeten, versiegelt und verschlossen aufzubewahren und unter keiner Bedingung anzurührcu. Sollte da« Ehepaar dieser Verpflichtung zuwiderhandeln, so fiele die Erbschaft an die Brüder Erawford, und Therese bekäme nur noch eine LebenSrentc. Aus diesen Schwindel fielen die Geldgeber herein. Am 6. Mai 1902 aber wurde der Geldschrank, der die Millionen bergen sollte, vom Gericht eröffnet, und man sand einen alten Knopf, eine Denk münze und ähnliche». Humbert« und Daurignac« flohen nach Madrid, wo sie im Dezember entdeckt wurden. Dem Unter suchungsrichter hat Therese Humbert seitdem da« Leben sehr schwer gemacht. Sic werde erst in der Hauptverhandlung sprechen, da« war da« A und O ihrer Aussagen. Inzwischen verstand sie aber, zumal in einem Prozeß, den sic gegen den Wucherer Eattaui angestrengt hatte, da« Publikum für sich einzunehmen. Der Pariser verachtet diese Schwindlerin längst nicht mehr. Er findet sie interessant und pikant. Er ist ihr dankbar für die Sensation, die er sich von ihrem Prozeß verspricht. Aber leider, leider hat der Gerichtspräsident nur wenig Zuschanerkarten zur Verfügung gestellt. Man wird sich daher auf die Zeitungen stürzen, die den Boden dieser Affäre für ihre Zwecke seit Monaten hergerichtct haben. — Rußland. Wie der „Times" au« Kiew, 6. d. M., gemeldet wird, ist e« in Nikolajew am 5. und 6. August zu blutigen Zusammenstößen zwischen Ausständigen und Militär gekommen. Die Truppen schossen aus die Menge und töteten 12 Ausständige, verwundet wurden 200 Mann. Auch der Gouverneur von Nikolajew wurde während der Zusammen stöße mit den Ausständigen angegriffen und erheblich verletzt. Weitere Truppen sind in aller Eile nach Nikolajew und anderen von Unruhen bedrohten Plätzen entsandt worden. Die Zahl der während de« letzten Monat« in verschiedenen Teilen Ruß land« gelöteten Streikenden schätzt man aus 200, die der Schwer verwundeten aus 2000. Ein erheblicher Teil de« Industrie- Gebiet« Rußland« soll sich sogar im Zustande fast allgemeiner Anarchie befinden. — Vom Balkan. Die Balkansrage erhält neuerdings ein besondere« Ansehen durch den Umstand, daß die Beziehungen Rußland« zu Serbien wie auch zu Bulgarien andere geworden sind. Wa« Serbien anbetrifft, so wurde zwar König Alexander am russischen Kaiscrhofe nicht sonderlich geachtet, von Königin Draga ganz zu schweigen, aber man lebte doch in guten Bezieh ungen zu dem kleinen Slaatc, der gern auf Rußland« Wünsche hörte. Seit dem Tode de« Königspaare» ist da» ander« geworden. Rußland ist voller Abscheu gegen die Mordtat und hält an der Forderung der Bestrafung der Mörder fest, die König Peter nicht erfüllen kann; deshalb sind die Beziehungen recht gespannte. Wie wenig gut sie sind, zeigt der Umstand, daß serbische Offiziere, welche sich an der Mordtat beteiligt hatten, russische« Gebiet jüngst nicht betreten durften. Auch mit dem Fürsten von Bulgarien ist Rußland gar nicht zufrieden, weil er es nicht vermocht hat oder nicht gewollt hat, die bulgarischen Banden, welche Makedonien unsicher machen, in ihrem Treiben zu beschränken. Rußland erzwang zwar vom Fürsten die Verabschiedung eine« recht kriegerisch gesinnten Kabinetts, aber e« konnte nicht verhindern, daß der Fürst sich einen Kriegsminister nahm, der ihm zwar, aber Ruß land sehr wenig paßte; der Fürst wird deswegen mit großem Mißtrauen angesehen. Da« Eigentümliche an dieser Lage ist, daß Oesterreich-Ungarn, dem sie sehr gelegen kommen mußte für die Verstärkung seine« Einflüsse« auf dem Balkan, sie nicht ausnutzen kann, da die fortwährenden Zwistigkeiten im Inneren eine energische Betätigung nach außen sehr erschweren. So bleibt e« denn in Hinterhand gegen Rußland auch trotz der für Rußland gegenwärtig wenig günstigen Lage. Gegenwärtig scheint sich in Rußland eine für Bulgarien etwa« günstigere Stimmung vorzuberciten, weil die türkischen Truppen sich in Makedonien haben Grausamkeiten zu schulden kommen lassen, worüber die russische öffentliche Meinung sich recht erregt zeigt. E« muß abgewartet werden, wie Bulgarien da« für seine Zwecke ausnutzen wird. — Zehntausend in vier Korps eingetcilte Insur genten stehen im Vilajet Monastir unter Waffen, zweitausend Kämpfer in Kastoria gegen türkische Truppen. Truppenketten schützen Monastir. Die Läden in dieser Stadt sind geschlossen. Die Eijenbahnarbeiter weigern sich, weil von den Insurgenten mit dem Tode bedroht, die Eisenbahngleise auSzubcssern. An gesicht« der dem Verkehr drohenden Gefahr wird von verschiede nen Seiten verlangt, daß der Personenverkehr auf den Eisenbahnen in Makedonien vorsicht«halber eingestellt werde. Die Lage wird für ernst gehalten. — Saloniki, 8. August. Hier eingegangenen Meld ungen zufolge ist der russische Konsul in Monastir, Rost - kowskh, auf der Rückkehr vom Lande nach der Stadt nach einem Wortwechsel mit einem Türken, der sich darüber entspann, daß der letztere den Konsul nicht gegrüßt hatte, von dem Türken erschossen worden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 10. August. Der Geburtstag Sr. Maj. de« König» wurde in unserer Stadt durch Zapfen streich am Vorabend und Weckruf am FcsttagSmorgcn eingeleitct. Nachmittag« sand im Hotel Rathaus ein Festmahl statt. Die öffentlichen und auch Privatgcbäude hatten zur Feier de« Tage« Flaggenschmuck angelegt. Der Kgl. Sächs. Militärverein beging den Geburtstag seine« allerhöchsten Protektor« durch Konzert und Ball >c. am Sonntag abend im Saale de« Feldschlößchen». — Eibenstock. Am Sonntag vormittag fanden Pilzsucher aus Eibenstocker Forstrevier im sogenannten Riedert den Leichnam de« seit Anfang Mai d«. I«. vermißten Maurer« Friedrich Au gust Stemmler von hier. Der im Jahre 1836 Geborene hatte seinem Leben durch Erhängen selbst ein Ziel gesetzt. Die Auf hebung der Leiche erfolgte von Beamten genannten Revier«.