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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 06.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190308068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19030806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19030806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-06
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Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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.Den Fuhrmann, der seine Pferde schlägt, den Bauern, der seine störrischen Ochsen prügelt, nennt man einen rohen Menschen, dem Jäger ater, der Reh«, Hafen u. s. w. zu Krüppeln schießt, al« welche sie elend zu Grunde gehen, ruft man zu Weid- mann-heill!" Diese originelle Gegenüberstellung war kürzlich in einem Blatte unserer Tage-presse zu lesen, sie soll hier Platz finden. Wenn wir de« unerhörten Frevel« gedenken, der Tag für Tag beim Jagdbetricbe durch frivole« Schießen verübt wird, so daß Hunderte und tausende Stücke Wild erst nach tage- und wochenlangen Qualen verenden, dann empfindet der fühlende Mensch ein Grauen, einen wahren Ekel vor dem modernen .Jagd vergnügen'. E« gibt ja Jäger, die da« Jahr über höchst selten ein Stück Wild fehlen oder gar auf Nimmerwiedersehen anplänkeln. Sie schießen eben trotz ihrer Fertigkeit nicht weiter al« auf ange messene Entfernung und dann nicht unter den ungünstigsten Um ständen, eben weil sie sich bewußt sind, wie viele Qualen für da« Wild von dem einzigen Drucke ihre« Zeigefinger« abhängen. Und selbst der besonnenste Schütze, der erfahrenste Weidmann ist seine« Schüße« nicht immer sicher, e« kann ihm trotz aller Vor sicht dazwischen ein Schuß mißglücken. Gehören aber hier die schlimmen Folgen eine« Schüsse« zu den Seltenheiten, wie viel tausendmal zahlreicher sind sie dann bei Anfängern, Stümpern, leichtsinnigen und gewissenlosen Schützen! «Fortsetzung folgt.! Don Amerika zurück. Novell« von Ludwig Habicht. (2. Fortsetzung.) E« herrschte bereit« Dämmerung in dem Gemach. Die Weinende hatte noch Zeit ihre Tränen zu trocknen und die Spuren de« tiefen Herzeleid« zu verbergen, da« soeben ihr Innere« durchwühlt hatte. .Ich bin mit meinem Roman zu Ende, und nun wollte ich doch sehen, wo ihr bleibt. Du kommst ja gar nicht mehr wieder, lieb' Mütterchen,' sagte sie mit einer Stimme, die einen eigentümlichen süßen Klang hatte; sie bückte sich dabei herab und schlang schmeichelnd ihre Arme um den Nacken der schwärmerisch geliebten Frau. „Haben die Liebenden sich bekommen?" fragte die Mutter; sie versuchte zu lächeln. .Ja; aber c« hielt sehr schwer und erst ganz zuletzt," ent gegnete die Tochter und plauderte in ihrer kindlichen, herzge winnenden Weise weiter: „Ach die Geschichte war so schön und so rührend. Ich habe darüber geweint. Ja, lach' du nur immer," wandte sie sich zu ihrem Bruder; „du glaubst freilich nicht, daß solche Dinge geschehen können." Alwin nickte nur sinnend mit dem Kopse ; sein liebe« Schwesterchen wußte ja nicht, wie traurig die Geschichte war, die ihre Mutter erlebt hatte, und in die sic selbst noch, zu ihrem tiefsten Herzeleid, verwickelt werden konnte. 2. Der Fabrikbesitzer Fritz Hclmbold hatte sich nach einem arbeitsreichen Leben zur Ruhe gesetzt und führte nun ein sehr be schauliche«, angenehmer Dasein; ohne jedoch jenen übertriebenen Luxu« zu entfalten, den „seit macke men" nur zu ost und gern an den Tag legen. Herr Helmbold war der schlichte, einfache Mann geblieben, al« den er sich im Beginn seiner Laufbahn gezeigt halte. Genaue Kenntnis seine« Gewerbes, Kcnntni« und Fleiß, die geschickte Benutzung günstiger Umstände hatten all dem Färbermcister, der mit kleinen Mitteln angefangen, einen Fabrikbesitzer gemacht, der seinem Geschäft bald einen großen Aufschwung gegeben hatte, so daß er sich jetzt mit sechzig Jahren al« sehr wohlhabender Mann zurückziehen konnte. Sein Ver mögen wurde auf viele Hunderltausende geschätzt, manche hielten ihn sogar für einen Millionär. Frau Helmbold war mit dem einfachen Zuschnitt ihre« Daseins wenig einverstanden; sie hätte jetzt so gern ein große« Hau« geführt und den Leuten gezeigt, daß sie e« dazu hatten; aber ihr eigensinniger, querköpfiger Manu wollte davon gar nicht« wissen. Vor vielen Jahren hatte Herr Helmbold auf Andrängen seiner Frau eine kleine, in der Vorstadt belegcne Villa erworben ; aber die paßte gar nicht mehr für ihre jetzigen Ver hältnisse. Trotzdem blieb er Larin wohnen und erklärte auf alle Vorstellungen seiner Gattin, daß er sich in diesen bescheidenen Räu men wohl fühle und sie um keinen Prci« mit andern vertauschen möchte. Selbst zur Anschaffung neuer Möbel ließ er sich nicht bewegen. Hier prallte die Ueberredung«kunst der Gattin an dem Widerstand de« eigensinnigen Manne« ab. Frau Helmbold mußte sich, obgleich schweren Herzen», in ihr Schicksal fügen, und e« verging wohl kaum ein Tag, an dem sie nicht mißmutige Blicke über die Zimmereinrichtungen schweifen ließ und irgend eine Bemerkung einflocht, daß diese oder jene Gegenstände eine Erneuerung erforderten. Leider teilte auch die einzige Tochter Marie die veralteten Anschauungen ihre« Vater«; sie hatte ganz seine Neigungen, sie liebte weder Prunk noch Luxu«. Schon al» Kind waren ihr die einfachsten Kleider die liebsten gewesen, und wenn e« wirklich einmal Frau Helmbold gelungen war, ihren Mann zu überreden, daß Manschen doch ein hübsche» Sonntagskleid haben müsse, so zog die Kleine e« nur mit Widerstand an. Al« junge Dame war Marie ebenso geblieben. Anspruchslos und bescheiden ging sie still ihre« Wege«, unbekümmert darum, wie man ihr Tun und Treiben beurteilen werde. Der Mutter bereitete die« großen Verdruß; wa« ihr aber förmlichen Kummer bereitete, war die Herzen-neigung, die Marie gefaßt hatte. Dagegen mußte sie sich mit allen Kräften stemmen; sie durfte unter keinen Umständen zulassen, daß ihre einzige Tochter sich ohne weitere« an einen unbemittelten Menschen wegwarf, während sie einen Mann heiraten konnte, um den sie die ganze Stadt beneiden würde. In dieser wichtigen Angelegenheit durfte sie sich nicht schwach zeigen; sie mußte auch den Gatten zu ihren Anschauungen bekehren! Schon der innige FreundschaftSbund, den ihre Tochter mit der Schwester jene« jungen Manne« geschlossen, war der auf ihren Reichtum stolzen Frau ein Dorn im Auge gewesen. Marie hatte in einem Kränzchen die Bekanntschaft eine jungen Mädchen« gemacht, da« erst vor kurzem mit ihrer Mutter hierhcrgekommen war. Die beiden jungen Damen hatten bald einen solchen Gefallen aneinander gesunden, daß sie jetzt ein Herz und eine Seele waren. Frau Helmbold konnte c« nicht begreifen, daß ihre Tochter, ihr einzige« Kind, gar so sehr für diese Freundin schwärmte. Wa« war sie denn? Ein Geschöpf, da« mit ihrer Mutter von kein Bruder erhalten wurde. Und wa« war dieser? Der technische Leiter der Fabrik de« Herrn Hartmann. Und nun wollte e« da« Mißgeschick, daß nicht nur diese arme Freundin fast täglich in ihrem Hause erschien, auch der Bruder hatte sich eingefunden und da« dumme, unerfahrene Kind, ihre Tochter, legte ganz offen und rückhall-lo« an den Tag, wie sehr ihr der hübsche junge Mann gefiel, und wie gern sic mit ihm plauderte. Leider war ihr guter Mann töricht genug, da« Ein- und Au«gehen de« armen Schlucker« nicht nur zu gestatten, er behandelte den jungen Mann sogar mit einer Freundlichkeit, welche in dem Menschen nur falsche Hoffnungen wecken konnte. Frau Helmbold hielt e« für die höchste Zeit, mit ihrem Gatten ein ernste« Wort zu reden und ihn auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die au» einem längeren ungestörten Verkehr der jungen Leute entstehen konnte; war doch da« ihr verhaßte Mäd chen soeben wieder eingctroffen und hatte sich in den oberen Stock begeben, um dort mit Marie vierhändig Klavier zu spielen. Bald sollte sich Frau Helmbold Gelegenheit bieten, ihr Vor haben auizuführen. Die Ehegatten waren allein, sie saßen plaudernd am Kaffectische. .Du warst ja heute gegen Fräulein Danner so kurz angebunden, wa« hast du denn eigentlich gegen da« nette Mädchen einzuwenden?" .Gar viel," entgegnete die Gattin; .sic ist kein passender Verkehr für unsere Tochter!" .Ich wüßte keinen besseren," entgegnete der ehemalige Färber meister in seiner ruhigen und doch bestimmten Weise; .sie ist so frisch und lebenslustig, dabei klug und gebildet; ich hör' sic gern sprechen." „Sie brauchte nicht so viel von sich zu machen, denn sie ist bettelarm." .Wa« tut da«?! Sie kann sich überall sehen lassen; ich freue mich, daß unser Manschen einen solch' angenehmen Verkehr hat und die beiden Mädchen so hübsch Zusammenhalten." .Ich freue mich gar nicht darüber!" entgegnete die Frau mit scharfer Betonung; „im Gegenteil, ich wünschte sehr, daß dieser unpassende Verkehr bald ein Ende nimmt, denn darau« kann nicht« Gute« entstehen!" „Ja warum? Wie kommst du zu solchem Unsinn?" „Da fragst du noch? Hast du denn keine Augen im Kopfe? Merkst du nicht, daß der junge Danner um unsere Marie herum scharwenzelt und daß die Gan« dumm genug wäre, einen solchen Habenichts zu heiraten, — wenn wir da« zuließen!" „Wäre da« ein solche« Unglück?" entgegnete der Gatte. „Du bist wohl nicht bei Trost, Fritz!" rief Frau Helmbold ganz empört au«; „wir werden doch nicht unser einzige« Kind einem solch' hergelaufenen Menschen an den Hal« werfen!" „Das gerade nicht; aber ich hab' e« schon gemerkt, daß ihm unsere Marie sehr gefällt; ich glaube auch, sie hat an dem hübschen, stattlichen Menschen ein bißchen einen Narren gefressen." ,4ta ja, da» kann jeder sehen, denn die Marie ist uner fahren genug, da« zu sehr merken zu lassen; deshalb müssen wir der Geschichte rasch ein Ende machen, eh' e« zu spät ist!" Frau Helmbold knüpfte sich die Bänder ihrer Haube fester, als wollte sie sich kampfbereit machen; wußte sie doch, wie schwer e« halten würde, den eigensinnigen Mann zu ihrer Ansicht zu bekehren. Der frühere Färbermcister kannte diese Bewegung seiner wackeren Ehehälfte; sobald sie an den Bändern ihrer Haube zog, dann war mit ihr nicht gut Kirschen essen. Aber wenn er auch den Frieden lieble, so leicht war er doch nicht zu werfen, und im geeigneten Augenblick wußte er schon seinen Mann zu stellen. Den leidenschaftlichen Angriffen seiner Frau setzte er stet« einen unerschütterlichen passiven Widerstand entgegen, und so hatte er fast stet« schließlich den Sieg davon getragen, wenn er auch in Kleinigkeiten de« lieben Frieden« halber, einmal nachgab. „Ich wüßte wirklich nicht, warum wir die beiden Mädchen voneinander trennen sollten," entgegnete er deshalb gleichmütig. „Du weißt nicht, warum?" wiederholte die Frau mit einem höhnischen Auflachen. „Ein Angestellter, der morgen kein Brot hat, wenn er sortgeschickt wird, ist doch keine passende Partie für unsere Tochter." „Der junge Danner ist ein tüchtiger Mensch, er gefällt mir sehr, und ich kann e« unserer Mariechen nicht verargen, wenn sie ihm recht gut ist, und —" „Bist du denn ganz närrisch?" ries Frau Helmbold in großer Empörung au« und schob entrüstet ihre Kaffeetasse so heftig vor sich hin, daß sie beinahe vom Tisch gefallen wäre. Meister Helmbold ließ sich auch jetzt noch nicht außer Fassung bringen, er sagte so ruhig wie bisher: „Ich war auch einmal arm; — ich habe mich raufgearbeitet und der junge Danner hat ganz da« Zeug dazu, um in die Höhe zu kommen!" .Ach Unsinn, da« geschieht heutzutage nicht mehr." .Wer sagt denn da»? — Wer tüchtig ist, der kann e« auch heut' noch zu etwa« bringen. Wie ich höre, hält Herr Hart mann große Stücke auf seinen Direktor; er schenkt ihm da« vollste Vertrauen." .Man weiß, warum," entgegnete die Frau — und stieß ein spöttische« Lachen au«. „Die ganze Stadt spricht schon davon, daß der Fabrikhcrr eine Liebelei mit der Schwester seine« Di rektor» hat." .Da« könnte ich ihm nicht verargen! Alle Wetter, ist da« ein Mädchen! Man sieht sie gern an, und dabei ist sie so lieb und klug." „Wa« nützt die schöne Larve?" Sie darf sich doch nicht einbildcn, daß Herr Hartmann sic heiraten wird, zumal er jetzt noch eine große Erbschaft gemacht hat, wie man hört." „Da kann er ja erst recht daran denken!" meinte Herr Helmbold. .Bist du noch immer von gestern? So dumm sind heute die reichen jungen Herren nicht mehr; sie amüsieren sich mit solchen Mädchen und lassen sie sitzen." „So wie ich Herrn Hartmann taxiere, ist er nicht von der Sorte. Die Frau zuckte die Achseln. .Gib acht, so endet die Ge schichte," sagte sie mit einer Zuversicht, die keinen Widerspruch zu gestatten schien; .und dann wird natürlich auch der Herr Direktor sortgcjagt!" .Ein solch' tüchtiger Mensch findet sofort wieder eine gute Stelle." „Meinetwegen, aber e« kann un« doch nicht einsallen, unser einzige» Kind einem so armen Schlucker zu geben?!" „Warum nicht? wenn sic ihn einmal liebt, und ehrlich gesagt —" „Lieben, — lieben — wa« versteht da« Kind davon?" unter brach die Erregte ihren Gatten; „mit achtzehn Jahren vergafft man sich in den ersten besten!" „Hast du da« auch getan?" fragte ihr Mann mit gut mütigem Spott. .Ach, schwatz doch nicht solche Dummheiten, wo e« sich um eine ganz ernste Sache handelt," entgegnete die Frau, die immer gereizter wurde. „Frag' dich doch einmal selber," fuhr sie mit großem Eifer fort: „Wa« ist denn an dem jungen Danner? Alle Welt würde e« un« verdenken, wenn der unser Schwieger sohn würde." .Wa« geht un« „alle Welt" an, wenn c« sich um da« Le- ben«glück unsere« einzigen Kinde« handelt!" entgegnete jetzt der alte Herr sehr ernst. .Mit meinem Willen wird Marie nicmal« die Frau diese» Menschen!" fuhr nun auch die Frau mit hochgerötetem Gesicht auf. „Der kann keinen Vergleich mit anderen au«halten, die fich um unser Kind bewerben." .Meinst du etwa den jungen Treuster?" fragte Helmbold und strich gleichmütig mit dem Streichhölzchen an dem Feuerzeug, da« er von einem Scitcntischchen herbeigeholt hatte. .Da« hast du getroffen," antwortete die Frau. .Ich dächte, einen solchen Schwiegersohn könnten wir un« schon gefallen lasten." „Hm," machte der alte Herr nach einer Pause und blie» die erste Rauchwolke vor sich hin. „Wa« hast du an ihm au«zusetzen? .Sein Vater ist der reichste, angesehenste Bankier unserer Stadt — und Kommerzien rat; sein Sohn ist ein netter, angesehener Mensch, der sich au» dem besten Hause eine Frau holen kann; ich betrachte e« al« eine Ehre für un«, daß er unsere Tochter haben will!" »Na, nach meinem Gusto ist er nicht, da« muß ich ehrlich sagen," antwortete der alte Herr sehr ruhig, „und ich habe auch garnicht gesehen, daß unser Mariechen an ihm große« Gefallen fände." „Da» wird noch kommen!" „Glaub'« nicht," entgegnete Helmbold, „da müßte sie nicht den anderen schon so gern haben." „Ach, da» ist ja Kinderei! Wenn du ihr nur einmal den Kopf ordentlich zurecht setzen wolltest, dann würde sie einsehen, daß e« mit dem jungen Danner nicht« ist und daß sie mit Herrn Treutlcr so glücklich werden wird, als wir« nur wünschen können! Wa« hat denn da« arme Kind hier bei un«?! Wir leben ja so ruhig und still, al« ob wir'« noch nötig hätten, un« einzuschränken. Kommerzienrat« dagegen führen ein große» Hau»; sie halten Pferd und Wagen. Mariechen kann dann täglich au«- fahren, glänzende Gesellschaften geben; sie wird von aller Welt beneidet werden!" (Fortsetzung folgt.) Vermischte Vachrichten. — Kühnen Wagemut bewies kürzlich ein Matrose de« I. Geschwaders in Wilhelmshaven. Al» da« Flaggschiff „Kaiser Friedrich III." früh morgen« die Molen verließ, um mit dem Geschwader seewärts zu dampfen, bemerkte man ziemlich weit von Land ab einen schwimmenden Menschen, der aus dem Kopfe eine Matrosenmütze, auf dem Rücken ein Bündel mit Uniformslücken trug. Das Schiff stoppte sofort und ließ durch ein Boot den Schwimmer aufnehmen. E» war ein Matrose de« auf der Reede liegenden Linienschiff« „Kaiser Karl der Große", der seinen Urlaub überschritten hatte und schwimmend sein Schiff erreichen wollte, bevor c« die Anker lichtete. Da« tapfere, aber unausführbare Wagestück hätte ihm wohl da» Leben gekostet, wenn er nicht eben zufällig von dem vorüberfahrenden Flaggschiff bemerkt werden wäre. Dem Mann wurde die Strafe, die er für die Urlaubs überschreitung zu gewärtigen hatte, erlassen. — lieber ein schreckliche« Eisenbahnunglück wird der „Schics. VolkSztg." au« Dzieditz (Oesterr.-Schlesien) gemeldet: Das Fahrperfonal brachte au« Saybusch die Nachricht, baß auf Strecke Sucha—Kalvaria (Ostbahn Galizien) bei der Station Strome von einem Lastzüge sich zwölf mit Steinen beladene Wagen losrissen und in wenigen Minuten 30 Kilometer rück wärts sausten. Sie stießen auf einen in Sucha abgcgangencn Personenzug, den sie förmlich zermalten. 30 Personen wurden getötet und 52 schwer verwundet. — Der Tod de« Papstes in Telegrammen. Au- Rom wird geschrieben: Die folgenden Zahlen geben eine Idee von der fieberhaften Erwartung jeder Krankheit-Phase de« Papste« und von der ungeheuren Verbreitung der Todesnachricht in der ganzen Welt. Am Todestage des Papstes nahm das Telegraphen bureau in Rom 24 380 Lire ein. Von etwa 250000 abgesandtea Worten wurden 45 000 allein nach Frankreich befördert. In den Tagen der Krankheit des Papste« wurden 8- bi« l5 000 Lire täglich eingenommen. E» ist bemerkenswert, daß das römische Tclegraphcnbureau bei keinem Anlaß die tägliche Einnahme den 13 000 Lire überschritten hatte. Beim Tode Humbert« wurden wenig mehr als I I000 Lire eingenommen, da da» Ereignis unerwartet eintrat. Am Tage der Bestattung Humbert» I. liefen 13 000 Lire ein. — Die Himmelfahrt der Seele Papst Leos XIII. Au« Lissabon wird unter dem 24. Juli geschrieben: Wer heute gegen 4 Uhr nachmittag« durch die Straßen Lissabon« wanderte, der konnte auf dem „Largo de Ealhariz" da« wunderbarste aller Schauspiele sehen und anbeten, nichts weniger al» die „Himmel fahrt der Seele Papst Leo« XIII.". Warum sie den Umweg über Portugal gewählt hatte, wußte allerding« niemand zu er klären, aber darum kümmerten sich die dummen Leute gar nicht, die dort knieten und beteten, und unverwandt zum Himmel hinauf starrten. Und wirklich, dort am westlichen Horizont in der Nähe der Sonne konnte man trotz des Tageslichte« einen blinkenden Stern wahrnchmen. Eine alte Frau behauptete, daß e« die Seele de» toten Papste« sei, und da« beschränkte Volk glaubte ihr aus« Wort und sank auf die Kniee. Vergeblich erklärten die Zeitungen, daß jener Stern keineSweg« der Papst, sondern der Abendstern Venu« gewesen sei. — Wertvolle Stiesmütterchcnsortcn zu ver mehren. E« ist eine Eigenheit mancher Pflanzen, von denen man gerne Samen ernten möchte, daß gerade diese un« damit im Stiche lassen, sodaß man ans deren Vermehrung durch Teilung, Abtrennen von Ausläufern und Stecklingen angewiesen ist; bei Stiefmütterchen und anderen vielfach gefärbten Blumen liegt zudem noch die Möglichkeit vor, daß man au« dem Samen noch nicht einmal die gewünschen, sondern ganz ander« gefärbte Sorten erhält. Sehr gut gelingt bei diesen die Vermehrung au« Steck lingen. „Der Lehrmeister im Garten und Kleinticrhof", eine in Leipzig erscheinende reich illustrierte Zeitschrift gibt hierzu folgende Anleitung. Zu diesem Zwecke trennt man gut auSgereifte Triebe von der Pflanze und steckt sie in flache Schalen oder Kästen in Sand, wo sie sich alsbald bewurzeln und nach erfolgtem Anwachsen auf ein gut vorbereitete« Beet gepflanzt werden, wo sie noch vor Eintritt de« Winter« anwachsen können. Kann man sich hierzu im August eines abgeernteten, flachen Miftbectkasten« bedienen, den man im Winter leicht mit Brettern und Reißig bedeckt, so ist diese» vorteilhaft. -Nach glücklicher Ileberwinterung pflanzt man die gut erstarkten Pflanzen mit Ballen auf da« für sic be stimmte Beet, woselbst sie leicht weiter wachsen. — Einen hervorragenden Kunstgenuß bietet die Ankündigung eine« kleinen reisenden Theater«, da« allsommerlich einen thüringischen Marktflecken unsicher macht. Der Komiker der Gesellschaft sucht zu seiner Benefizvnrstellung da- Publikum durch einen sicher ganz eigenartigen Genuß anzulocken. Der Theaterzettel nennt da« Stück .Der gute Fridolin oder der böse Robert" oder .Der Ganz zum Eisenhammer" und teilt noch mit: .Au« Gefälligkeit für den Benefizianten wird der Herr Ort«- Gendarm in den Zwischenakten einige Vorträge aus der Zieh- Harmonika in Uniform zum Besten geben!" Wer könnte solcher Lockung widerstehen!
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