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sW77. Sonnabend, den 11. August für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtohauptmannschaft und der Kgl. Schulinfpection zu Kautz,« sowie deo Königlichen Verichtoamtes und des Stadtrathes zu Kischofswerda. ^' SMchrift erscheint wöchentlich zwei Mal, wttttwoct,» und Lonnaoenv« und kostet einfchließlich^der Sonn, adendt.erschemenden „bellemstischen Beilage» vierteljährlich 1 Mark L0 Pfg. (IS Rgr.). Jns.reU. «erden di« Viwttaa« . un^FreitagSfruh^M^angenommen und kostet die gesp-ltene SorpuSzeile oder deren Raum tv Pfennige. ' " Die militärische Bedeutung Constantinopels. Bei den jetzigen Niederlagen der Russen mag es vielleicht Manchem überflüssig erscheinen, jetzt von der militärischen Bedeutung Constantinopels zu reden. Indessen kann das Kriegsglück wechseln und überdies haben die bisherigen Kämpfe bei Plewna u. s. w. immer nur die Avantgarden der russischen Armee betroffen, nicht aber das Gros derselben. Wir sind trotz aller Siege der Türken doch der Meinung, daß der schließliche Ausgang des Orientkrieges gegen den Halbmond entscheiden und die Hauptstadt am gol denen Horn eine hervorragende Rolle in diesem Schlußdrama sprechen wird. Das eigentliche Constantinopel ohne Vorstädte bildet ein beinahe gleichseitiges Dreieck, dessen der Grundlinie — der Landseite — gegenüberliegender Winkel in die Ausmündung des Bosporus, in's Marmara-Meer, fällt. Die Landseite enthält noch alte, aus der Zeit des Kaisers Julian stammende, kolossale Befestigungen, die von Mahmud dein Zweiten wieder hergestellt und bedeutend verstärkt wurden. Diese Befestigungen, — aus einer riesigen, circa 40 Fuß hohen und 5 Fuß breiten, mit Zinnen und Thürmen bedeckten Mauer, einer kleineren Mauer und vorliegendem 15 Fuß tiefen gemauerten Graben bestehend — ließen sich mit Bequemlichkeit zur Ge- schützvertheidigung einrichten. Eine Biertelmcile vor diesem Mauerwerk liegen, durch ein masives Hos pital verbunden, zwei Riesencasernen, die man gleich sam als detachirte Forts betrachten kann. Mit zweckmäßiger Feldverschanzung versehen, würden sie für ein größeres Heer vortreffliche Flügelanlehnung geben und die Ebene zwischen Casernen und Land mauer als Lagerplatz vollkommen sichern. Als großer, besonders für Constantinopel wichtiger Vor zug tst auch zu betrachten, daß ein hier placirteS Heer durch die mächtigen unter den Casernen fort strömenden Wasserleitungen im Ueberfluß mit dem unentbehrlichen Element versehen wird. Die unstreitig beste Annäherung au diese Land seite wäre für den Angreifer das Hügelterrain zwischen dem kleinen Lache Topdschidlar und dem goldenen Horn, eine Ansicht, die auch General von Moltke in seinem vielgenannten Bnche über Aweiunddreißigst« Jahrgang, den russisch-türkischen Feldzug von 1828—29 aus spricht. Auf der Hafen- und Meerseite zieht sich die Grenzmauer weiter; dicht vor ihr erstrecken sich aus gedehnte Chpressenwälder — die Gottesäcker der Moslems, die als schwerwiegendes Hinderniß für die Breschelegung der Mauer zu betrachten find. Auch eine Demolirung durch Wursgeschütze würde hier nur von geringer Wirkung sein, da die Häuser der Stadt erst circa 1500 Schritt hinter der Mauer beginnen und den übrigen Raum weitläufige Gärten einnehmen. Bei weitem weniger als die Stadt selbst sind die offenen Vorstädte, die nördlich des Hafens liegen, geschützt, und in ihnen hat man thörichterweise ge rade die für ein Vertheidigungsheer so wichtigen Etablissements zur Verfertigung und Aufbewahrung des Armee- und Marinematerials angelegt. Das Arsenal, die Schiffswerften, das Artillerie-Zeughaus, die Geschützgießereien, die Gewehrfabrik — alle diese Anstalten liegen in den Vorstädten. Allerdings bietet auch hier das schlucht- und hügelreiche Terrain dem Verlheidiger die günstigsten Positionen, und es dürfte dem Angreifer jedenfalls nicht leicht werden, die schwierigen Defileen, welche die wenigen Aufgänge nach den Höhen bilden und die durch vorgeschobene Posten bequem beobachtet werden könnten, zu passiven. Nach der Seeseitc hin ist Constantiopel durch die Befestigungen der Dardanellen und des Bos porus dem Feinde versperrt. Erstere sind am stärk sten an ihrer schmälsten Seite befestigt, wo eine bedeutende, zweckmäßig angelegte Anzahl von Bat terien da» Passiven der Straße fast ganz unmöglich macht und auch den Angriff vom Lande her erschwert. Gleich stark ist der Bosporus armirt. Seine Haupt- vertheidigung beruht auf dem Zusammenwirken vou vier großen Forts, in denen die Batterien so anA^ legt sind, daß sie ihr Feuer concentriren und sich gegenseitig unterstützen, ein durchsegelndes Schiff also : in seiner ganzen Breite bestreichen könnten. Das" Herankommen von der Landseite erschweren detachirte und kasemattirte Befestigungen. Weiter nach Eon- stantinopel zu verringern sich die Vertheidigung«-. einrichtungen, weil sich die Vorstädte fast drei Meilen längs der Ufer hinziehen. Doch gewährt hier die Spitze des Serail» und zwei an der engsten Stell«