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klärte ferner, die gegenwärtige Kammer werde, wie ihre Vorgängerin, es sich angelegen sein lassen, für die Befestigung der Republik thätig zu sein und sie gegen jeden Angriff, woher derselbe auch komme, verthcidigen. Er schloß seine Rede mit den Worten: „ES lebe die Republik! es lebe der Friede! ' (Leb hafter Beifall). Die Kammer schritt darauf zur Wahl der provisorischen Burcaux. Zum provisorischen Präsidenten wurde Grevh mit 290 Stimmen ge wählt. 170 Stimmzettel waren unbeschrieben. Grevh nahm die auf ihn gefallene Wahl an. Türkei. In Constantinopel ist wieder eine Verschwörung entdeckt worden und sind auf Befehl des Großveziers viele hervorragende Würdenträger verhaftet worden. Diese Verschwörung, wenn sie existirt, kommt Dhamut Pascha und dem Großvezier sehr zu statten, ihr mehr und mehr erblassender Einfluß auf den Sultan wird sich neu kräftigen und die Gegner können nun auf eine bequeme Weise bei Seite ge räumt werden. Seitdem sich das Kriegsglück wieder von den Türken abgewendet hat, ist es ihnen räthlich erschienen, die in letzter Zeit ziemlich wegwerfend behandelte Freundschaft Englands wieder mehr zu cultiviren. Dem englischen Botschafter wurde eine Sympathie adresse überreicht, welche mit dem Ausdruck der „tiefgefühlten Erkenntlichkeit" für die „große englische Nation" schließt. — Die englische Regierung hat sich bisher weder durch Sympathien noch Antipathien leiten lassen, sie unterstützt die Türkei, weil dies einfach den englischen Interessen entspricht. Vom Kriegsschauplätze. Eine Depesche der „N. fr. Pr." aus London meldet, daß Erzerum gefallen sei. Wenn auch die Möglichkeit dieses Ereignisses nicht ausgeschlossen ist, da die Armee Mukhlar Paschas in vollständiger Dcroute vom Schlachtfeld von Dewe Bojun ge flohen war, so ist doch diese Quelle nicht vertrauens würdig genug, um diese Nachricht unbedingt zu glauben. Eine türkische Depesche behauptet, Mukhtar Pascha orgarnisire einfach die Verthcidigung von Erzerum, welches von seiner bereits verstärkten Armee besetzt und gut verproviantirt sei. Dagegen melden die Berichterstatter, daß die Bewohner von Erzerum gegen eine etwaige Belagerung opponirten und daß Mukhtar Pascha sich von Erzerum nach Balanpurt (Baiburt, an der Straße nach Trapezunt) zurückgezogen habe. Endlich kommt nun auch das russische Hauptquartier nach einer Meldung über die Ereignisse bei Dewe Bojun nachgehinkt. Dieselbe lautet: Die vereinigten Colonnen der Generäle Heymann und Tcrgukassow schlugen am 4. nach einem neunstündigen Kampfe auf der befestigten Position Dewe Bojun die Truppen Mukhtar Paschas und Ismail Hakki Paschas. Die Türken flüchteten in voller Unordnung und ließen ihr Lager, Waffen >«nd Borräthe zurück. Auch das russische Hauptquartier vor Plewna meldet von uruen Actionen, von denen eine gegen die türkischen Befestigungen bei Brestowitza auSge- führte nicht ganz nach den Wünsche» der Russen ausgefallen zu sein scheint, wenigstens läßt die R< richt an Undeutlichkeit nicht» zu wünschen übÜjpH Ferner meldet das Hauptquartier über mehreres weit nach Westen zu glücklich ausgeführte RecognoS- - cirungen und Fouragirunzs-Unternehmungen. Die ' Wiener „Presse" meldet aus Sistow: UebcrläufeL aus Reouf Paschas Corps schildern die Lage der ' türkischen Truppen im Schipkapaß und im Tundscha« thal als sehr schlecht; alles Material zur lieber- Winterung fehlt; die Soldaten gehen barfuß qod ohne Mäntel. Eben so siud keine Proviantmagazine da und die Truppen leiden Hunger. Die RedifS marodiren massenweise zwischen Kazanlyk und Philippopel. Großes Elend herrscht auch unter der bulgarischen Bevölkerung. Andere Berichte lauteten allerdings ganz anders, besonders was die Bekleidung der türkischen Soldaten betrifft. — Der Czaar ließ sich den gefangenen Hisfi Pascha und Großfürst Nikolaus 17 andere türkische Offiziere vorstellen. Die türkischen Gefangenen sind fast nur Irreguläre, darunter viele Afrikaner. Osman Pascha wollte die Bewohner Plewnas aus der Stadt hinaustreiben, zur Erleichterung der Truppenernährung, aber die Russen trieben die Bewohner nach Plewna zurück. Vermischtes. — Seit Montag ist das erste Telephon in Berlin in Dienst gestellt, und zwar von dem Arbeitszimmer des General-Postmeisters in der Leipzigerstraße zu dem Arbeitszimmer des DirectorS des General- Telegraphenamts in der Französischenstraße. Die mündliche Verständigung auf der 2 Kilometer langen Drahtleitung ist vollkommen. Der General-Post meister spricht in das aus seinem Arbeitstische be findliche Instrument, erläßt mündlich Verfügungen und Anfragen, ertheilt mündlich Aufträge und erhält die Berichte und Antworten von dem Director de« General-TelegraphenamtS, auf kessen Arbeitstisch sich das andere Instrument befindet, ebenfalls auf münd lichem Wege, und zwar unmittelbar als ob beide Herren sich in ein und demselben Zimmer befänden und mit vollkommener Deutlichkeit, so daß das Ideal der Abkürzung des Geschäftsganges und der Ver minderung des Schreibwerks erreicht ist. - In Pleß in Schlesien ist der Rabbiner Heß, 108 Jahre alt, gestorben. Seit seinem 60. Jahre hat er keinen Bissen Fleisch gegessen. Kirchliche Nachrich leu. In hiesiger Stadtkirche predigen am 24. Sonntag nach Trinitatis: Bormittags: Herr Sup. U. Zfchucke. Matth. 25, 31—46. Nachmittags: Betstunde. (Oie Beichtrede früh Uhr hält Herr Archid. Rehbock.) Geboren: Den 29. October dem hiesigen Schneiderin^». Ebischbach eine L.; den 3. Nov. dem hies.Schuhm. Bogel eine T.; den 4. Nov. dem hiesigen Stellmacher Wagner ein S.; den 4. dem hiesigen Tagarbeiter Pötzschke eine L ; den 5. dem hiesigen Oeconom Ulbrich ein S.; den 5 dem hiesigen Baumeister Mittag ein S; den 5. dem hiesigen Musik-r Schöne ein S.; den 6. dem hiesigen Saadbrirf- trLger Klemmer eine T. Gestorben: Den 3. Nov. der hiesig« Armmermsir. PE 74 I. 11 L. alt; den 3. der hiesige vandelsmann Mch- " mer, 61 1.7«. I9L. alt; den 4. v. X. Päßler,2. Locht« de« GutSbesiher« PLßler in Belmsdm-k, 21 2,-1,T. alt; den 7. Frau verehel. Privat!« Schramm hi«, » I. 8 M. 20L.alt.