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Wahlkrcists! Der bald kommende 19. September ist der Tag, an welchem in unserm sächsischen Vaterlande die ErgänzungSwahlen von Abgeordneten zur II. Kammer vorznnehmen sind. Auch der dritte städtische Wahlkreis, zu welchem die Städte Großenhain, Bischofs werda, Pulsnitz, Radeberg, Radeburg und Stolpe« gehören, hat eine Neuwahl seines Vertreters in der II. Kammer vorzunehmen und damit an den Tag zu legen, in wessen Händen künftig das Vertrauen dieses Kreises sich befinden soll. Eine größere Anzahl Männer der verschiedensten Berufsclaffen und Lebensstellungen in mehreren Städten des dritten städtischen Wahlkreises haben sich schon seit längerer Zeit mit der kommenden Wahl und der zu wählenden Persönlichkeit beschäftigt, und gestatten sich Mnmehr öffentlich vor die gesammte Wählerschaft des ganzen Wahlkreises mit dem Resultate ihrer Vorberathung zu treten. Ist nach diesen Vorberathungen nicht der Vorschlag gereift, den zeitherigen Vertreter zur Wiederwahl zu empfehlen, so will man dadurch keineswegs zu erkennen geben, daß derselbe nicht seinen Verpflichtungen nachgekommen sei, vielmehr sind es die gedrückten Zeitverhältnisse, die Stockungen und der träge Gang, welche auf Handwerk, Industrie und Handel lasten, und die allgemein mißliche Lage des Geschäftes, welche gebieterisch an jeden Mann die Forderung stellest, dahin zu trachten, daß diese unerfreulichen Verhältnisse sich verringern, dazu aber eine zweckdienliche Gesetzgebung beitragen helfe, und deshalb bei diesen Gesetzberathungen Männer zugegen seien, die Gewerbe und Industrie, aber auch das practische Leben aus eigener Erfahrung kennen. Zwar werden dem nächsten Landtage infolge der neuen Reichsjustizgesetzgebung einige Vorlagen zugehen, bei deren Berathung juristische Kenntnisse angebracht sein würden; doch abgesehen davon, daß bei der derzeitigen Zusammen setzung der II. Kammer sich ein derartiger Mangel nicht zeigen dürfte, werden diese Vorlagen nur eine kurze Spanne derjenigen drei Jahre umfassen, für welche der neu zu wählende Abgeordnete sein Mandat von seinen Wählern erhielt, und unzweifelhaft wird sich öftere und mehr Geleg nheit bieten, den Fragen näher zu treten, ob und wie den wirthschaftlichen und gewerblichen Mißständen, die so schwer ans unserm Vaterlande lasten, zu begegnen und eine Besserung der jetzigen Zustände anzustreben sei. Bei diesen Fragen aber mit Erfolg thätig sein zu können, bedarf es eines Mannes, der nicht nur alle diese Schäden, die innerhalb der letzten Jahre auf allen Gebieten des socialen und geschäftlichen Lebens zu Tage getreten sind, sondern auch die speciellen Wünsche und Bedürfnisse des Wahlkreises genau kennt, der selbst in diesen Verhältnissen lebt, der ferner vom öffentlichen Vertrauen getragen wird, und Gemeinstnn und Uneigennützigkeit, sowie Muth besitzt, um mit allen Kräften für dasjenige einzmreten, was unserem Vaterlande, unserer Gewerbthätigkeit, unserer Industrie und unserem Handel noth thut und ihm frommt. Um diese Voraussetzungen erfüllt zu sehen, schlagen wir allen Wählern deS dritten städtischen Wahlkreises vor, künftigen 19. September ihre Stimme dem Herrn Fabrikbesitzer Reinhard Buchwald in Großenhain Zu geben, indem wir der zuversichtlichen Hoffnung sind, dessen reiche Kenntnisse und Erfahrungen im gesammten Gewerbewesen, und dessen zeitherigeö Wirken für Industrie und Volkswohlfahrt geben uns Bürgschaft, daß dadurch in dem dritten städtischen Wahlkreis eine Wahl vollzogen wird, die alle Wähler befriedigt und dem Wahlkreis selbst eine würdige und taktvolle Ver tretung in allen Fällen und unter allen Umständen sichert. Großenhain, den 12. September 1877. v»8 Lomits Kr Älzvwvi»«