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mntie 1877 Der Tag von Sedan Iirill empfohlen ftweed». ^dreißigster Jahrgang Sonnabend, de» I September lfgabe »ganz Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtohauptmannschaft und der Kgl. Schrriinspection zu Kautzen sowie -es Königlichen Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Dischofswerda. Jahre um Jahre sind im siebenmaligen Kreis lauf seit jenem Tage am ewig schaffenden Webstuhle der Zeit dahingerauschl, wo in den Ebenen von Sedan unter Schlachtendonner und Todesächzen ein weithin leuchtender Meilenstein der Weltgeschichte aufgerichtet wurde — ein Ehrendeukmal für die deutsche Nation auf ewige Zeiten. Vor unser Aller Augen steht heute lebensfrisch jener Septembertag des Jahres 1870, als die erste Kunde von der well erschütternden Catastrophe von Sedan mit Blitzes schnelle die Runde machte in Stadt und Dorf, in Palast und Hütte, wo ein tausendstimmiger Jubel erbrauste aus allen Gauen unseres Vaterlandes, empor zum ewigen Lenker der Weltereignisse, welcher dem Erbfeinde unserer Nation an jenem Tage unter dem dumpfen Donner der Kanonen sein mächtiges „Bis hieher und nicht Weiter" entgegenschleuderte! Ja, es war der höchste Triumph des gesammten Deutschthums, jener Augenblick, als der französische Kaiser — der Beherrscher einer Nation, welche schon seit Jahrhunderten unsere Gauen mit Krieg über zogen und deutsche Länder geraubt, deutsche Sitte durch romanisches Gift zu verderben gestrebt — als deren Kaiser seinen Degen zu den Füßen des deutschen Kriegsherrn niederlegte! Aber dieser Triumph, er ist nur ermöglicht worden durch die Einigung der deutschen Stämme, welche sich vollzog in den heißen Junitagen jenes Jahres, Dank der französischen Kriegserklärung, die wie ein greller Blitzstrahl die seit langen Jahren liebevoll gehegte Kirchthurms politik über den Haufen warf und das Wort des Dichters verwirklichte: An's Vaterland, an's theure schließ dich an! DaS halte fest mit deinem ganzen Herzen; Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft. Nie und nimmer sind im Verlaufe des ganzen Kriege- die Wogen der nationalen Begeisterung so hoch gegangen, wie an jenem unvergeßlichen Tage. Die Kunde von anderen Siegen, die vielleicht um nichts weniger wichtig gewesen sind, selbst nicht die heißersehnte Friedensbotschaft fanden den Enthusias mus, a^s die Nachricht: „die Armee Mac MahonS hat capitulirt, Kaiser Napoleon ist gefangen." — Wir Haden ernste Männer an jenem Tage sich in indev rabge die Arme schließen und Thränen der Freude und des Stolzes vergießen sehen. Und wißt Ihr noch, wie Sonntags darauf alles Volk in da» Gottes haus sich drängte, und aus Millionen Herzen es zum Himmel emporjubelte: „Nun danket Alle Gott!" Dem Andenken dieses Tage« aber pflanzte man fast aller Orten in deutschen Landen Siege»- und Friedenseichen und die Nation weihte ihn auS eigenem Herzen heraus zum Gedenktage, um da» Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit lebenoig zu erhalten, um die nachfolgenden Generationen zu begeistern, dereinst gleick ihren Vätern einzustehen für deutsches Recht, für deutsches Land und deutsche Sitte. Deshalb feiern wir den Tag von Sedan und mit uns feiern diesen Tag alle echt deutschen Männer im weiten Vaterlande, vom Belt bi» zu den schneebedeckten Häuptern der Alpen. Es giebr leider noch Leute in deutschen Landen, welche bei unserem Feste mürrisch und grollend ab seits stehen, wenn nicht gar offenen Haß und glühende Feindschaft ihm entgegentragen. Der Grund dieser Er scheinung fällt zum Theil in denselben Zeitpunkt, als unsere Söhne und Brüder auf heißer Wahlstatl mit Tod und Leben um unsere heiligsten Güter rangen. Da mals tobte im Dom zum St. Peter in Rom auch ein Krieg — ein Krieg gegen die gesunde Vernunft, gegen die Herrschaft des Geistes und gegen den Staat. Die deut schen Kirchenfürsten verließen unter Protest den Wahl - platz und kamen als ehrliche Männer über die Alpen zu rück. Wie es gekommen, daß wälsche Tücke und Gewalt dennoch die Herrschaft erlangen konnte — da» wissen wir Alle, aber widerstrebt uns, an diesem Tage der Feier dies Thema nochmals zu erörtern. Wir wissen ferner, welche feindliche Stellung Socialdemokraten und Particularisten heute noch dem wiebererstaudenen deutschen Reiche gegenüber einnehmen; die einen im Jagen nach utopischen Gebilden, die anderen im Zorne darüber, daß di« Weltgeschichte nicht nach ihrem Kopfe sich gestaltete. Auch hierüber schweigen wir, denn e» treibt uns die Schamröthe in die Wangen, zu sehen, wie Viele sich Deutsche nennen, ohne einen Funken deutscher ManneSwürde und deutschen Patriotismus in sich zu fühlen. Nein, Jeder, der noch deutsch deutt Md deutsch fühlt, der treu hält zu König und Vaterland, zu Kaiser und Reichs er freue sich heute, daß äv? di« Vies« Scilschnft erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und SoanaveiivS und tastet einschließlich der Sann abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich t Mart L0 Pfg. (lb Ngr.). Inserate werden di« Dienstag« und Freitags früh » Uhr angenommen und kostet die gesp-ltene Corpuszeile oder deren Raum lü Pfennige.