Volltext Seite (XML)
Minuten vorher ju dem neben ihm auf der Maschine stehenden Feuermann geäußert, er fühle sich unwohl, plötzlich um und war nach wenigen Minuten eine Leiche. Der sofort herbeigeholte Arzt constatirte den durch Schlag herbeigeführten Tod. In Schnaudertrebnitz bei Groitzsch brannten am 21. Abends die beiden dem Gutsbesitzer Albrecht gehörigen Güter, aus 7 Gebäuden bestehend, mit sämmtlichen Erntevorräthen nieder. Am 19. August hat die officielle Verlobung zwischen der Prinzessin Elisabeth und dem Erb- großhcrzog von Oldenburg, durch die bei dem Familien diner auf Schloß Babelsberg von dem Kaiser er- theilte Erlaubniß, staltgefunden. Das „Reichsgesetzblatt" enthält in seiner Nr. 34 eine Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 17 o. betreffend die Ausgabe von unverzinslichen Schatz anweisungen im Betrage von 30 Millionen Mark behufs Beschaffung von Betriebsfonds zur Durch führung der Münzresorm. Die nationalliberalen Blätter äußern sich sehr befriedigt über die beschlossene Einführung des Mauser gewehres (M. 71) in der bairischen Armee, welche in einer königlichen Verfügung des Verordnungs blattes , wonach vorerst die Infanterie- und Jäger bataillone des ersten Armeccorps mit dem Mauser gewehr zu bewaffnen sind, ausgedrückt ist. Da die Cavaüerieregiinenter schon seit einem Jahre mit dem Carabiner M. 71 ausgerüstet sind, wir nun bald die ganze bairische Armee und somit das gesammte deutsche Heer die gleiche Hand-Feuerwaffe führen. Der amerikanische Gesandte in Paris, General Washburne, traf dieser Tage in Berlin ein und wurde dort alsbald vom Fürsten Bismarck empfangen. Am 21. war dec Gesandte zur kaiserlichen Tafel nach Babelsberg geladen. Das Kaiserpaar empfing ihn mit besonderer Auszeichnung und sprach ihm wiederholt Dank für seine Bemühungen zum Schutze der deutschen Reichsangehörigen in Paris während der Belagerung und der Communezeit aus. Vom Kriegsschauplätze. ES wurde gemeldet, daß der General Alchasoff den Abchasen im Falle ihrer Unterwerfung die Gnade des Kaisers verheißen habe. Die Nachricht war richtig, wie aus dem vorliegenden Wortlaut der Proklamation Alchasofs's hervorgeht, die Gnade be zieht sich jedoch nicht auf die Rädelsführer und Anführer. Es heißt u. A. in der Proklamation: Unterwerft Euck, liefert die Waffen und die Geiseln ans und bewerbt Euch um die Gnade und Ver zeihung des hochherzigen Czaars. Eine abschlägige Antwort von Eurer Seite wird Eure vollständige Vernichtung zur Folge haben, indem ich meinen Truppen den Befehl ertheilen werde, Euch und Euer Vermögen dem Feuer und Schwerte zu überliefern. Man sagt auch, die Regierung werde die räuberi schen und politisch unverläßlichen Auls des Kaukasus dcpopularisiren, die Einwohner unter den sieben Millionen zählenden Gebieten der Don'schen Kosaken vertheilen und die hinterlassenen Auls den ausge dienten Soldaten der kaukasischen Armee schenken. Petersburg, 22. August. Offizielles Telegramm aus Goruii Stuben vom 21. d. MtS. Heute früh griffen 40 Bataillone unter Sulaiman Pascha den Schipkapaß an,, wurden aber wiederholt zurückge schlagen. Der Kampf dauert trotz der eingebrochenen Dunkelheit noch fort. Um die nämliche Zeit rückte der Feind von Lowlscha gegen Selvi vor. Um Mittag begann bei unserer Avantgarde in der Stellung von Selvi das Gewehrfeuer, über den Ausgang des Gefechtes liegt noch keine Meldung vor. Depeschen aus Constantinopel melden als großen Erfolg die Besetzung des Dorfes Schipka und als ob den Türken deshalb auch schon der Schipkapaß in die Hände gefallen wäre. Suleiman Pascha meldet selbst, daß sich der türkische Angriff gegen 3 Schwadronen Kosaken richtete, die sich über das Dorf Schipka hinaus nach den Verschanzungen zu rückzogen, worauf die Türken Schipka wieder be setzten. Hätten die Russen das Dorf Schipka. halten wollen, wozu wohl keine Veranlassung vorlag, da es ihnen jetzt nur darauf ankommt, den Paß zu halten, so würden sie das Dorf besser besetzt haben. Nach den letzten Berichten aus ter Herzegowina steht der Fall der Festung Niksic, nachdem die Stadt und die umliegenden Befestigungen in den Händen der Montenegriner sind, jeden Tag zu erwarten. In Bulgarien, sowie im Balkan haben am 2l. August würhcnde Kämpfe begonnen, die wohl jetzt entschieden sein mögen, über deren Ausgang aber noch keine Nachricht vorliegt. Nachdem die Türken vergeblich den Hainkioe-Paß zu nehme» versucht hatten, haben sie am 21. die russischen Verschanz ungen im Schipka-Paß angegriffen. Mit 40 Ba taillonen ging angeblich Suleiman Pascha, den tür kische Nachrichten bisher schon völlig nördlich des Balkans stehen ließen, gegen den Schipka-Paß vor und wurde am 21. August von 10 Uhr Morgens an bis in die Nacht Sturm auf Sturm unternommen, von den Russen aber abgeschlagen. Am frühen Morgen des 22. August begannen die Türken die Angriffe aufs Neue, aber bis zum Abgang des Telegramms, Nachmittags 3 Uhr, mit nicht besse rem Erfolg. Entgegen steht ihnen eine Schützen Brigade in 25 Feldschanzen. Bukarest, 23. August. Nach hier vorliegenden Nachrichten sollen die Russen gestern zehn Sturm angriffe der Türken auf den Schipkapaß zurückge schlagen haben, ebenso soll eine unter dem persön lichen Commando Osman Paschas bei Selvi vor genommene starke Reeognoscirung vom Fürsten MirSki zurückgewicsen worden sein. Auf beiden Schlachtfeldern sollen die Türken große Verluste er litten haben. Wien, 24. August. Die „Polit. Corresp." meldet aus Bukarest von heute: Suleiman Pascha erneuerte gestern den Angriff auf den Schipkapaß, während Osman Pascha, von Selvi debouchitend, mit einem Angriff gegen die Russen vorging. Eine heule Morgen eingelangte Depesche bestätigt, daß der gestrige Kampf auf allen Seiten siegreich für die Russen endigte. Nach einem Telegramm aus Agram von heute findet seit 3 Tagen bei Krnipotok zwischen den Türken und den Insurgenten unter Golub und Babic ein mörderischer Kampf statt.