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Am 21. d. M. Abend» wurde der 12j Jahre alte Sohn de» Bäcker» Rentsch in Burkau über fahren , so daß er auf der Stelle todt geblieben ist. (Landständische Bank der sächsischen Oberlausitz.) Wie bekannt, hat sich zwischen den Vertretern des Landkreises und der Ritterschaft resp. dem ständischen Direktorium dieser Bank ein Conflict entspannen. Dir Berliner Görsenzeitung bringt über die Entstehung und den Verlauf des selben folgende kurze, aber übersichtliche Darstellung. Die Landgemeindecurie hat 1876 zum ersten Male von ihrem Rechte Gebrauch gemacht, über die Einnahme aus dem Vermögensantheile der Land gemeinden zu verfügen, und ihre Vertheilung unter die einzelnen Gemeinden beschlossen. Das Directorinm hat die Ausführung dieses Beschlusses verweigert. In einem Circular motivirt das Direktorium dies u. A. damit: die Stände bildeten keine Erwerbs- gesellschajt, dazu gegründet, das eingezahlte Capital auf die bestmöglichste Weise zu nützen und die ge wonnenen Zinsen an ihre Mitglieder nach gewissen Eigenthumsantheilen am Capital zu vcrtheilen. Die Abgeordneten der ländlichen Curie bemerken betr. dieses Einwandes in der Eingabe an das königl. Ministerium des Innern: „Was dieser Vorhalt bedeutet, erscheint uns einigermaßen dunkel. Die Gründung der Bank sammt Filiale zu Pfand-, Lombard-, Contocorrent-, Depositengeschäft, Effecten- und Metall-Handel zeigt unwiderleglich, daß es auf Gelderwerb allerdings abgesehen sei, so daß in Wahrheit unsere Corporation mit der modernen Erwerbsgesellschaft die allerwesentlichsten Züge gemein hat. Die Bank wäre das Gegentheil einer solchen, wenn sie nicht auf bestmöglichsten Ertrag ihr Absehen richtete. Es eignet sich daher kaum, wenn das ständische Direktorium dem Gewinne eine gewisse Ungunst beweist, obwohl man ihn sucht und suchen muß. Die Vertheilung der Bankerträge rach Eigenthumsantheilen an die Gemeinden wäre rationell genug, denn wenn selbe da» Capital zu zwei Dritteln gestiftet haben, und überdies die Bank garanliren müssen, so wäre es nicht unbillig, wenn man ihnen die Nutzungen wenigstens zum Theil überließe." (Dr. A.) Nach einem am 14. August in Stuttgart gele gentlich des deutschen Feuerwehrtagcs durch den Feuerlöschdirector Rietz aus Dresden erstatteten Be richt über den Landesverband des Königreichs Sachsen bestehen in Sachsen zur Zeit 342 Feuerwehren mit etwa 33,000 Mitgliedern. Sehr fördernd für die Entwickelung des Feuerlöschwesens in Sachsen ist die Bestimmung des Brandversicherungsgesetzes vom vorigen Jahre gewesen, wonach jede Gemeinde ein wohlgeordnetes Feuerlöschwesen einzurichten verpflichtet ist. Die Einrichtung eines Landesunterstützungs- fonds für verunglückte Feuerwehrmänner und deren Hinterlassene hat sich als sehr nützlich erwiesen. Im vorigen Jahre wurden aus dem gedachten Fond an verunglückte Feuerwehrmänner 41,000 Mark, an deren Hinterlassene 3000 Mark und an ärmere Gemeinden zur Anschaffung von Feuerlöschgeräthen 49,000 Mark ausgezahlt. — Auf dem deutschen Feuerwehrtag in Stuttgart hat sich gezeigt, daß das Königreich Sachsen in Betreff der Entwickelung des Feuerwehrwesens sich bei Weitem noch nicht mit Süddeutschland messen kann, obschon hier i» 8 letzten Jahren in dieser Bqiehung viel gescheh ist. Es haben in Baiern «nd Würtemberg iNShv» sondere die dortigen Landesregierungen sich die Grün dung und Unterstützung der Feuerwehren in solchem Maße angelegen sein lassen, daß dermalen jeder nur Halbwegs bedeutendere Ort eine organisirte Feuer wehr besitzt. In Baiern ist auf diese Weise die Zahl der Feuerwehren auf über 3000, in Würtem berg auf nahe 600 gestiegen, während sie in Sachsen 342 beträgt. Es ist also in unserem Lande in dieser Hinsicht noch viel zu thun und es wird die Aufgabe des sächsischen Feuerwehrtages in Plauen sein, über die Mittel und Wege zu bcrathen, wie in Sachsen eine kräftigere Entwickelung des Feuerlöschwesens herbeigesührt werden kann. Zu der in Leipzig neugegründeten Stadtrathstelle haben sich zehn Bewerber.gemeldet. Für die Fortbildungsschule hat man in Falken stein besondere Ordnungsregeln und eine Straford nung eingeführt, welche sich sehr gut bewähren. Bei einer Zahl von 120 Fortbildungsschülern waren seit dem 30. October vor. I. bis Ostern im Ganzen 12 Arreststrafen an 9 Schülern, von Ostern bis 19. Juli d. I. dagegen 4 Arreststrafen an 4 Schü lern zu vollziehen. Der Urheber des an einen Zeitzer Böttchermstr. gerichteten Briefes, welcher, wie bereits mitgetheilt, den Ausbruch einer blutigen Revolution in Meerane behauptete, ist vom Rathe mit einer Geldstrafe von 60 Mk. belegt worden. Da sich der Beklagte auch zur Gewährung eines Schadenersatzes — der be treffende Concurrent hatte infolge der Schreckens nachricht den Jahrmarkt nicht besucht — bereit er klärte, so ist dem „Scherze" der beste Abschluß zu Theil geworden. Die Lacher wird freilich der Mee- raner wohl trotzdem auf seiner Seite behalten. Der internationale Getreide- und Saatenmarkt in Wien war von circa 7000 Personen besucht. Aus demselben erstattete auch Herr H. Heller (Firma Gebr. Heller) aus Dresden Bericht über die Ernte im Königreich Sachsen. Aus diesem Be richte geht hervor, daß die Futterernte diesmal so großartig ausgefallen ist, wie seit langen Jahren nicht. Raps ist nur wenig angebaut und liefert ein mäßiges Resultat. Roggen wird wohl eine volle Ernte erreichen, von der aber Mehreres beschädigt ist. Weizen dürfte eine reiche Mittelernte ergeben, indeß in Qualität die letzten Jahre nicht erreichen. Sommerfrüchte liefern bei Weitem nicht das Resul tat des Vorjahres und werden nur eine kleine Mittel ernte ergeben. Von Hafer namentlich ist viel be schädigt. Kartoffeln und Rüben versprechen dagegen ein großes Ergebniß. Der Stand der Pflanzen ist durchgehends gesund und gut. — Nach den Ernte berichten hatten Süd - Rußland und Oesterreich die besten Ernten, Frankreich die schlechteste. Die Ex portfähigkeit Oesterreich-Ungarns wird Heuer auf 14 Millionen Centner Weizen, 5^ Millionen Cent- ner Roggen, 3 Millionen Centner Gerste und 6 Millionen Centner Hafer geschätzt. Am 18. d. M. fiel bei einem von Leipzig nach Zwickau verkehrenden Güterzuge kurz vor Station Werdau der Lokomotivführer, nachdem er wenige