Volltext Seite (XML)
188 11877 Sonnabend, den 2S. August schied lichen eine 1877. I. t»77. !. 91 P Bischofswerda, Stolpen und Umgegend ^lmtstintt der Kgl. Ämtotzanptmannschaft und der Kgl. Schutinfpection zu Kautz,n sowie des Königlichen tz?erichtsamteo und des A'ladtraltzes zu Kischofowerda. »ogcn :aden k., braun Gerste ltu« — Diese Geringschätzung, die seitdem durch die rus sischen Niederlagen eine so bedeutsame Illustration erfahren hat, wurde indeß nicht von allen Blättern getheill; die Petersburger „Neue Zeil" z. B. pro- testirte sehr ernstlich: „England in Egypten und England in Constantinopel — das ist eine Erobe rung des ganzen Orients sür den englischen Handel, das ist ein Schlag gegen die Stellung Italiens im Mittelmeer, ein Schlag gegen die Industrie Oester reichs und Deutschlands, das ist eine Erniedrigung Deutschlands." Auch der „Golos" versicherte da mals mit Pathos, Rußland werde nicht ohne Weiteres eines der ersten und wirksamsten Mittel, die Pforte zum schnellen Frieden zu zwingen, näm lich die Besetzung Constantiuopels, aus der Hand geben, und werde nicht darnach fragen, ob dies England genehm sei oder nicht. Inzwischen ist aber die Besetzung der türkischen Hauptstadt durch die Russen eine in weite Ferne gerückte Even tualität geworden und die Prahlereien mit der rus sischen Unwiderstehlichkeit können um so weniger die Sorge verbergen, welche England der russischen Po litik einflößt und die Furcht, daß gerade von eng lischer Seite die russischen Zirkel gestört werden könnten. Das verstärkt die Erbitterung der Russen von Tag zu Taz und läßt ernste Conflicte befürch ten, wenn das KriegSglück sich wieder entschieden zu deren Gunsten wenden sollte. tden tend nen- wie eren Zank Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Soanaveiios und kostet einschließlich der Sonn abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich I Mark LV Pfg. (lö Ngr.). Inserate werden bis Dienstag« und Freitags früh A Uhr angenommen und kostet die gesp ütene Corpuszeile oder deren Raum 1l) Pfennige. 67 Deutsches Reich. Se. Majestät der König begab sich am 22. d. Abend« 6 Uhr mitttelst Sxirazug von Niedersedlitz nach Oschatz, woselbst Allerhöchstderselbe AbendS 7 Uhr 32 Min. eintraf, um von da nach Wermsdorf weiter/zu fahren und dort einige Tage Aufenthalt zu nehmen. merklich änderten. Die Engländer würden ohn Zweifel von unseren Truppen verjagt werden, wenn es ihnen wirklich einfiele, die Rolle von Vertheidigcrn StambulS zu übernehmen. Unsere Armee kämpft ohnehin Schritt für Schritt mit den Briten, mit ihren Waffen, ihren Mitteln, ihren Kenntnissen, ihrem Gelbe. So möge England doch offen vor treten, wenn es kann und will. Darin liegt eben unsere Kraft, daß cS einen Kampf mit uns nicht risciren kann . . . ." Russische Stimmung gegen England. Di» Abneigung der Russen gegen England, die schon vor dem Ausbruch des russisch-türkischen Krieges eine ziemlich tiefgehende war, hat in der jüngsten Zeit noch erheblich zugenommen. Sie ist in allen Kreisen der Bevölkerung de« weiten Czaarenreiches vorhanden, und wenn sie auch nicht überall in gleichem Maße und mit gleicher Offenheit zum Aus druck gelangt, so hat dies seinen Grund lediglich in gewissen Rücksichten und Umständen, welche einige Zurückhaltung gebieten; doch giebt es auch in dieser Beziehung Fälle, welche einen Blick gestatten hinter den Schleier, mit welchem man in einzelnen Kreisen Rußland« den Haß gegen England zu verbergen ge zwungen ist. Ein sehr lehrreiches Beispiel dieser Art war der bekannte Zwischenfall der Aufnahme des englischen Militär-Bevollmächtigten WelleSley im Hauptquar tier des Großfürsten Nicolaus zu Plojesti. Wenn man aber nun auch in officiellen russischen Kreisen im Allgemeinen möglichst freundliche Miene gegen über England zu machen sucht, so ist das doch nur ein Schein, der Niemand zu täuschen vermag. Die wahre Stimmung macht sich in den russischen Blät tern um so ungenirter Luft, als diesen Auslassungen von Seite der Regierung nicht das geringste Hinder niß in den Weg gelegt wird, und daher geben diese Eröffnungen den besten Gradmesser für die Gereizt heit ab, welche in Rußland gegen England vorherrscht. Einige Beispiele werden genügen, dies zu zeigen. Vor kaum vierzehn Tagen kleidete die „Russische Welt" ihre Entrüstung in das Gewand einer affec- tirlen Gleichgiltigkeit, mit welcher sie von England sprach: „Die Zeit ist vorüber — sagte sie — wo wir noch ernstlich darüber in Aufregung gerathen, was England thut oder sagt. Die heuchlerische Türkenfreundschaft der Briten rief eine Entrüstung in uns hervor, die jetzt aber nicht mehr am Platze ist. Die Entrüstung hat einer Gleichmüthigkeit Platz gemacht/ welche sich auf eine genaue Abschätzung der politischen und militärischen Kräfte gründet, über welche England im Orient diSponiren kann. Selbst der direkte Anschluß eines englischen Corps an die türkischen Truppen würde die Türkei schwerlich so weit stärken, daß sich die Chancen des Kampfes Amimw-reißigstrr Jahrgang.