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Mittwoch, den 8. August zu bemächtigen, mußte sich aber infolge Kreuzfeuers alsbald unter den empfindlichsten Verlusten zurück ziehen. Beiderseits sind colossale Verluste. Der Verlust der Russen beträgt 2000 Todte und MX) Verwundete, nach türkischer Lesart sogar 8000 Manu. Zum dritten Mal gingen Mittwoch, den 1. August die Russen abermals zum Angriffe vor. Es gelang ihnen indeß an diesem dritten Schlachttage nur, mit bedeutenden Verlusten gegen 7 Uhr Abends in die Stadt einzudringen. Die Plewna dominirenden An höhen blieben im Besitz der Türken. Wie die Situation sich weiter gestaltet haben mag, darüber fehlen zur Zeit noch nähere Angaben. Wenn der vor ein Kriegsgericht gestellte türkische Pascha Abdul Kerim aus übergroßem Respect vor der feindlichen Kriegsmacht an der Donau und dem Balkan dem Vordringen der Russen sich nicht mit aller Kraft widersetzte, so beging der russische General stab aus Unterschätzung des Türkenheeres den weit verhängnißvolleren Fehler, nirgends seine Streitkräfte zu concenlriren oder so aufzustellcn, daß wenigstens eine Abtheilung der anderen in entsprechender Zeit Hilfe dringen konnte. Die Verzettelung der rus sischen Kriegsmacht in Bulgarien hatte schließlich geradezu abenteuerliche Verhältnisse angenommen: Zwei Armeecorps waren zur Cernirung Rustschuks entboten, ein Armeecorps nach Westen gegen Widdin entsendet, ein Armeecorps stand fern im Osten, ohne allen Zusammenhang mit der Hauptarmee, Silistria gegenüber, und ein Armeecorps operirkr ganz auf eigene Faust südlich jenseits des Balkans. Es war vorauSzusehen, daß dieses ganze jedes inneren Halles entbehrende Gefüge in dem Augen blicke ins Wanken gerathen mußte, wo einen einzel nen Theil desselben ein bedeutenderer Schlag traf. Da« Unvermeidliche hat sich denn auch eingestellt, und zwar gerade da, wo recht eigentlich der ver wundbarste Punkt des Ganzen war. Die unmittel bare Folge des ersten glücklichen Stoßes Osmau Pascha's in die rechte Flanke der Russen war, daß jede Verbindung der Hauptarmee mit dem Corps jenseits des Balkans aufgehört, daß man auf die Unternehmung gegen Widdin verzichten mußte, daß die CeruirungSarmee von Rustschuck aus die Jantra- Linie zurückgehen mußte und da« Aimmermann'sche CörpS bei Silistria völlig in der Luft hängen blirh, Politijche^Weltschau. Die vergangene Woche hat Europa, ja der ganzen bewohnten Erde eine Uebcrraschung bereitet, von der Niemand eine Ahnung hatte. In mehrtägigem Ringen vor und bei Plewna, einer bulgarischen Stadt nördlich des Balkan, sind die Russen wieder holt von den Türken geschlagen worden. Seit dem Kleinkriege war es eine allgemein ver breitete Meinung, daß die Türkei, schon vermöge ihres orientalischen CharacterS, nicht die Kraft habe, gegen ein europäisches Heer durchschlagende Erfolge zu erringen. Die von der christlichen Welt auS- strahlende Superiorität erstreckte sich sogar auf Serbien und Montenegro und beide Staaten hatten auch wirklich den Muth, der Türkei den Krieg zu erklären, wobei Montenegro wenigstens den ersten Feldzug erfolgreich zu beenden wußte und Serbien durch den Tadel des Czaaren dafür gestraft wurde, daß seine ungeübten Milizen nicht den türkischen Truppen erfolgreich Widerstand zu leisten vermochten. Mit welchen Gefühlen mag heute Kaiser Alexander die Nachrichten vom Schlachtfelde cntgegennehmen? Wir stellen hier in Kürze zusammen, was der Telegraph uns über die Kämpfe bei Plewna bis her übermittelte. Am Morgen des 30. Juli mach ten drei russische Abtheilungen einen Angriff auf die dortigen türkischen Stellungen, welchen sie zwei Stunden hindurch durch heftiges Artilleriefeuer unter stützten. Der Kampf dauerte bis 10 Uhr Abends 'und endete mit dem Rückzug der Russen, welche viele Todte und Gefangene in den Händen der Sieger ließen. Am andern Tage, Dienstag, den 31. Juli, begannen die Russen den Kampf von Neuem. Die türkische Armee durch Corps von Nicsic, Sofia und Widdin verstärkt, zählte 80,000 Mann und nahm außerordentlich feste Stellungen an den den Widfluß dominirenden Hügelketten ein. Die russische Armee, bestehend aus dem Corps Krürener, der Division Schachowsky und der Kosakenbrigade Scsbeleff, griff beide Flanken des Feindes an. Die Division Schachowsky vertrieb durch einen vehementen Ba- jonetangriff die Türken aus drei Positionen, konnte sich jedoch wegen des Feuers von den höheren Punk ten nicht behaupten. Im Centrum gelang es einem russischen Bataillon, sich für kurze Zeit Plewna'« ' ßwesunddreißkgst« Jahrgang. für Bischofswerda, Stolpe» und Umgegend. Amtsblatt -er Kgl. Amtshauptmannschaft NN- -rr Kgl. Schulinspection ;u Dauhen sowie -es Königlichen Verichtsarnte« «n- -es Sta-trathes zu Dischofswer-a. Liese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoet»» und Sonnaoeav» und kostet einschließlich der Sonn abend» erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark SO Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden di« Dienstag« und Freitags früh it Uhr angenommen und kostet die gespiltene Lorpuszeile oder deren Raum lü Pfennige. 11877.