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für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -er Kgl. Amtehauptmannfchaft and der Kgl. -Kchulinspection zu Pauhen sowie -es Königlichen Verichtoamte» und des Stadtrathes zu Kischofswerda. Diese Aeitschnst erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Soauavenv» und kdstet einschließlich der Sonn abend» erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark bO Pfg. (IS Rgr.). Inserate werden bi» Dienstag« und Freitag« früh » Uhr angenommen und kostet die gespaltene Corpuszeile oder deren Raum lO Pfennige. I Mittwoch, den 18 Juli. I 1877. Politijche Weltschau. Die vergangene Woche hat uns neue Ereignisse von entscheidender Bedeutung nicht gebracht und die allgemeine Lage hat während dieses Zeitraums keine sonderliche Aenderung erfahren. Ueberraschend schnell ist das angekündigte Verbot der PferdeauSfnhr zur Thatsache geworden. Die anfänglich in den Vorder grund gestellten landwirthschaftlichen Interessen, welche die Maßregel in Abwesenheit des landwirthschaft lichen Ministers nothweodig gemacht haben sollten, sind bereits wieder in den Hintergrund getreten und es wird offen ausgesprochen, daß Deutschland seinen Pferdebestand sich erhalten müßte, um verkommenden Fall» an diesem nothwendigen Kriegsmaterial keinen Mangel zu haben. Man begnügt sich dabeß zu'ver sichern, daß diese Maßregel durchaus nicht gegen irgend einen unserer Nachbarn gerichtet sei, sondern daß lediglich die allgemeine Weltlage sie nothwendig mache. Wenn man aber in Deutschland von der allgemeinen Weltlage spricht, so sieht man dabei immer nach Westen und wenn die allgemeine Welt lage in Deutschland zu militärischen Vorsichtsmaß regeln führt, so helfen uns die officiösen Versicherungen nur wenig, daß unsere Beziehungen zu Frankreich ungetrübt seien. Es trägt auch nur dazu bei, den bereits vorhandenen Verwickelungen einen ernsteren Anstrich zu geben, daß Oesterreich in Bälde activ in die orientalischen Wirren eingreifcn wird , sei es durch Einmarsch in Serbien, sei es in Bosnien und daß man zur Stunde noch nicht weiß, ob diese» Ein greifen sich gegen Rußland richtet oder eine mehr freundschaftliche Parallel-Action bezweckt. Der Ver lauf des Krieges selbst endlich läßt kaum noch einen Zweifel, dqß, wenn Rußland ohne eine Verkleinerung der Türkei das Schwert nicht in die Scheide zu stecken gewillt ist, in diesem Jahre an eine Erreichung diese? Ziele» wohl kaum zu denken ist, selbst wenn hie Türkei nach wie vor auf ihre eigenen Kräfte angewiesen bleibt und die Unfähigkeit ihrer Heerführer auch immerhin schwer für Rußland in die Waagschale fM. Daß diese unerträgliche Unsicherheit unsere noch immer im Rückgang befindliche ErwerbSthätigkeit auch fernerhin auf der abschüssigen Sahn weiter drängen muß, ist eiue traurige Gewißheit, ob man Awcknnddrrißlgster Jahrgang. gleich es sich vorstellen kann, wie cS noch schlechter werden soll. Auf dem KriegStheater haben, sich die Ereignisse in der letzten Woche auf den in hem Vorhergehenden angedeuteten Bahnen weiter bewegt: Fortschritte der Türken in Asien, der Russen in Europa. An der Donau wird der russische Uebergang fortgesetzt. Nach einem kurzen, aber heftigen Ge fechte haben die Russen Tirnowa, die alte Haupt stadt Bulgariens besetzt, ihre Vorhut soll bereits in die Gabrowa am Balk^- angekommen sein. Im Uebrigen scheint sich die russische Armee in ihrer Hauptmacht gegen das Festungsviereck za wenden. Die Balkanpässe sollen von den Türken stark besetzt sein. Die Armee aus Montenegro ist zum Thcil ^xingeschifft und auf dem Wege nach Cvnstantinopel; wiederholt tauchen Gerüchte auf, daß über einen Waffenstillstand mit Montenegro unterhandelt werde, gewiß ein Zeichen, daß die Montenegriner der RuhL und Erholung bedürfen. Wie würden sie sonst auf einen Waffenstillstand eingehen, in dem Augenblicke, wo die Türken von den Grenzen ihres Landes ihre Armeen zurückgezogen haben? , In Oesterreich-Ungarn sind die beiderseitigen Par lamente kaum vertagt, so beginnt auch schon die politische Action in Fluß zu kommen. Die Gefahr aber, daß dies im Sinne eine« besonderen Wohl wollens für Rußland geschehe, ist derzeit wenigsten» nicht wahrscheinlich. Den Ausschlag gaben an höch ster Stelle zunächst die czechischen Vclleitätcn. Der Brief Riegers an einen Freund in Paris, worin er die Geneigtheit kundgab, bei einer eventuellen slavischen Bewegung in Oesterreich sich an die Spitze zu stellen, Und die geplanten Demonstrationen zur Hußfeier wirkten äußerst verstimmend, und die Ent deckung, daß bei den polnisch-ruthenischen Umtrieben, denen man jüngst auf die Spur gekommen, der erste Anstoß durch russische Emissäre geschehe«, trug eben falls nur dazu bei, das Mißtrauen gegen den öst lichen Rachbar zu wecken. In dies« so vorbereitete Atmosphäre fiel dann die Proklamation an die BUk- garen wie eine zündende Bombe. Graf Aüdrassh war natürlich sofort und von Herzen berHt, dieser geänderten Stimmung ausgiebig RLchuUnäM tMen . Momentan äst der .magharisch -> knMche Mlfillß am Hofe der maßgebende, Ächt runM rusfische, stm- Le.