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cher^e« zu köiwe«, daß im Schvotze deS englischen Cäbinets selbst zwei verschiedene Strömungen bestehen, an deren Spitze einerseits Lord Beaconsfield, andererseits Lord Derby stehen. Es ist bekannt, daß sich die öffentlichen Kundgebungen dieser beiden Staatsmänner stets in sehr wesentlichen Punkten widersprachen. Seit langer Zeit hat allerdings Lord Beaconsfield geschwiegen; aber mit Recht machte jüngst die officiöse Wiener „Montags-Revue" darauf aufmerksam, daß die Anzeichen für das Wieder erwachen des Einflusses Lord Beaconsfield'« unver kennbar seien. Er wollte unter keinen Umständen Rußland im Orient freies Spiel lassen. Einige Politiker wollten in der Vorlage der neuesten russisch englischen Correspondenz die Einleitung zu einer Creditforderung für militärische Vorkehrungen er blicken. Aber gerade das genaue Gegentheil ist richtig. Durch die Vorlage der Correspondenz wurde die Action Lord Beaconsfield's gekreuzt, wie der Erfolg zeigt, in sehr wirksamer Weise. Die allgemeine Aufmerksamkeit richtet sich gegen wärtig auf den Donau-Uebergang der Russen, der bereits an mehreren Punkten geglückt ist. Der Czaar erließ beim Betreten des bulgarischen Bodens eine Proklamation an die dortige Bevölkerung, die wir ihres historischen WertheS wegen hier wörtlich folgen lasten. Sie lautet: Bulgaren! Meine Truppen haben die Donau frei gemacht und betreten heute Euern Boden, auf dem sie bereits mehr als einmal für die Besserung des Schicksals der christlichen Einwohner der Balkan halbinsel gekämpft haben. Treu ihren alten histo rischen Ueberliefcrungen, aus der innigen und viel hundertjährigen Verbindung mit dem ganzen ortho doxen Volke Rußlands stets neue Kraft schöpfend, ist es meinen 'Ahnen gelungen, durch ihren Einfluß und durch ihre Macht nacheinander das Loos der Serben und Rumänen sichcrzustellen, indem sie diese Völker zu neuem politischen Dasein ausriefen. Die Zeit und die Umstände haben die Sympathien Ruß lands für seine Glaubensgenossen im Orient nicht gemindert; es hegt stets dieselbe Liebe und Sorgfalt für alle Mitglieder der großen christlichen Familie auf der Balkanhalbinsel. Ich habe meiner braven Armee, die von meinem vielgeliebten Bruder, dem Großfürsten Nicolaus Nicolajewitsch, befehligt wird, die Aufgabe anverlraut, die Rechte Eurer Nationalität, jene geheiligten Rechte, welche eine unwandelbare Bedingung der friedlichen und regelmäßigen Entwickelung des ganzen bürger lichen Daseins bilden, zu sichern. Diese Rechte habt Ihr nicht erworben durch die Kraft eines bewaffneten Widerstandes, sondern um den Preis Jahrhunderte langer Leiden, um den Preis des Märtyrerblutes, womit Ihr und Eure Vorältern seit Jahrhunderten den vaterländischen Boden getränkt habt. Einwohner des bulgarischen Landes! Die Auf gabe Rußlands ist, zu bauen und nicht zu zerstören. ES ist durch die Beschlüsse der göttlichen Vorsehung berufen, alle Stämme und alle Religionsbekenntnisse in den verschiedenen Theilen Bulgariens, wo Ein wohner des verschiedensten Ursprungs und Glaubens leben, in Frieden zu einen und zu versöhnen. In Zukunft werden die russischen Waffen jeden Christen jede Gewaltthat schützen. Kein« Verletzung seiner Person odü seines Besitzes, sei es von wem immer, wird unge straft bleiben. Jedem Verbrechen wird unerbittlich die Strafe folgen. Das Leben, die Freiheit, die Ehre und das Eigenthum jedes Christen soll gleich mäßig geschützt sein, welchem Ritus er auch immer angehöre. Es soll aber durchaus nicht Rache sein, was unsere Handlungen leiten wird; das Gefühl strenger Gleichheit wird allein maßgebend fein, sowie der feste Wille, nach und nach die Ordnung und das Recht an Stelle der Unordnung und Willkür treten za lassen. Und an Euch, bulgarische Muselmänner, richte ich eine heilsame Mahnung. Es ist mir peinlich, die Erinnerung an die Verbrechen und Gewaltthätig- kciten zurückzurufen, deren Biele unter Euch sich jüngst gegen die wehrlosen Christen schuldig gemacht haben. Diese Schreckensthaten können nicht vergessen sein; aber die russische Behörde will nicht Euch Alle verantwortlich machen für die Verbrechen einiger Eurer Glaubensgenossen. Eine regelmäßige und unparteiliche Justiz wird nur diejenigen Verbrecher treffen, welche unbestraft blieben, wiewohl ihre Namen Eurer Regierung vollkommen bekannt waren. An erkennt heute die Gerechtigkeit des Herrn, welche Euch rettungslos getroffen hat. Beugt Euch in Er gebung vor seinem allmächtigen Willen. Unterwerft Euch völlig den berechtigten Forderungen der Be hörden, welche überall eingesetzt werden, wo meine Truppen erscheinen werden. Führt ihre Befehle ge horsam aus. Werdet friedliche Bürger einer Gesell schaft, welche bereit ist, Euch alle Wohlthatcn einer regelmäßigen Organisation zuzugestehen. Eure Re ligion wird unangetastet bleiben; Eure Existenz und Euer Vermögen, das Leben und die Ehre Eurer Familien werden für uns heilig sein. Bulgarische Christen! Ihr erlebt ewig denkwürdige Tage! Die Stunde Eurer Befreiung von der muselmännischen Willkürherrschaft hat end lich geschlagen. Gebt der Welt ein erhabenes Bei spiel christlicher Liebe. Uebergebt Eure frühem innern Zwistigkeiten der Vergessenheit und, indem Ihr ge wissenhaft die legitimen Rechte jeder Nationalität respectirt, vereinigt Euch als Glaubensbrüder in dem Gefühle der Eintracht und der brüderlichen Liebe, welche allein die solide Basis eines dauerhaften Ge bäudes bildet. Schließt Euch eng an den Schatten der russischen Fahne, deren Siege so oft über die Donau und den Balkan wiederhallten. Tragt zu dem Erfolge der russischen Waffen, sie mit Eifer hütend, mit allen Euern Kräften und allen in Eurer Macht stehenden Mitteln bei. Ihr werdet damit Eurer eignen Sache, der heiligen Sache der Wieder geburt Eures Vaterlandes dienen. In dem Maße, als die russischen Truppen in das Innere des Landes vorrücken werden, wird die türkische Gewalt durch eine regelmäßige Organisation ersetzt werden. Die eingebornen Bewohner werden bald berufe» werden, unter Oberleitung besonderer Behörden daran thätig Theil zu nehmen, und die neuen bulgarischen Legionen werden als Kernpunkt einer localen bewaffneten Macht dienen, welche bestimmt ist, die Ordnung und Sicherheit aufrecht zu erhalten. Der Eifer, welchen Ihr entwickeln werdet, »Nt ehr«