Volltext Seite (XML)
ÜenVertäus der Weiteten Verhandlungen, eine Unuahme, die allerdings eine Aenoerung des unga rischen Standpunktes in der Quowrstrage voraussetzt. Die Unterhandlungen zwischen dem päpstlichen Stuhle und der Schweiz scheiterten an dem Wider strebet! des Gundesrathes, den Bischof Echal zurück zuberufen. Nach diesen ersten mißlungenen Ver suchen verzichtet man doch nicht darauf, die Wieder zulassung des ebenfalls ausgewiesenen Herrn Mer- millod anzustreben. In den liberalen Kreisen Italiens ist es aus gefallen, daß die Königin Victoria von England dem Papst fünf Kisten mit kostbaren Geschenken zu seinem Jubiläumsfeste hat übersenden lassen, denn diese Aufmerksamkeit wird von den Jesuiten gewiß so gedeutet werden, daß die Königin es überaus gern sieht, wenn noch mehr Engländer in den Schooß der allein selig machenden Kirche zurückkehren. Die liberalen Politiker glauben, jene Geschenke seien auf den Rath des britischen Ministeriums gemacht worden, welches sich den Papst und die ihm getreuen Sou veräne und Cabinete dadurch befreunden wolle. Ein klares Bild zu erhalten über die Stimmung Frankreichs dem Marschall-Präsidenten und dem neuen Cabinet Broglie gegenüber, ist nicht ganz leicht. Die Pariser Presse veröffentlicht Berichte _anf Be richte, um.je nach dem Standpunkte des einzelnen Blattes die Sache^tzsrzüstellen. Eine unbefangene BetraAWg dieser Berichte ergiebt, daß bei der PSß'e'n Masse der Marschall weder besonders beliebt noch besonders gehaßt, daß Jules Simon aber auch keineswegs der Mann nach dem Herzen des Land volkes war, daß Gambetia von den Radicalen mit verbissenem Grimme, von den Gemäßigten noch mit stillem Mißtrauen beobachtet wird, daß aber der Haß sich auf Fourtou, als den eigentlichen Träger der ultramentan-bonapartistischen Strebungen, häuft und neben ihm Broglie und Decazes als verhaitnißmäßig harmlose Gesellen erscheinen. Immerhin dürfte es begründet sein, daß in den Städten beinahe Ein stimmigkeit im Tadel und Verwundern über Mac- Mahon'S Compagniegeschäfr mit Fourtou und den Bonapartisten herrscht. Das Volk und besonders da» Landvolk will Ruhe bei der Arbeit haben, und Wer ihm diese am sichersten verbürgt, wird bei den Wahlen seine Stimme, bei etwaigen Kämpfen seine Fäuste für sich haben. Man liest deshalb auch Er mahnungen an die Republikaner, Alles zu verhüten und zu verhindern, was den Verdächtigungen der OrdnvngSapostel und der Ultramontanen einen Schein von Wahrheit bieten und den Landmann kopfscheu machen könnte. In Belgien verfolgt man unter Anwandlungen von keineswegs ungerechtfertigter Bangigkeit die Ent wickelung der orientalischen Krisis, seit die rumänische Neutralität von dem bekannten Schicksal ereilt worden ist, denn man befürchtet dort, es könne über kurz oder lang auch der belgischen Neutralität in ähnlicher Weise schlimm mitgespielt werden. Dieselbe ist freilich durch europäische Verträge sichergestellt; aber in Bel gien fragt man sich, was eine solche vertragsmäßige Bürgschaft nützt, wenn etwa, wie bei der rumänischen Neutralität, auf der einen Seite über sie mit Gering schätzung hinweggegangen, auf der anderen Seite aber nicht- gethan wird, um die belgische Veutralitiit gegen gewaltsame Verletzungen in Schutze» nehme«. Frankreich hat schon lange sein begehrliches Auge auf Belgi-n gerichtet und wenn sein Gelüste bisher unbefriedigt geblieben ist, so ist es darum sicherlich nicht schwächer geworden. Frankreich sind jetzt die gewöhnliche» Einfallsthore nach Deutschland fest verschlossen, und wenn es einmal gegen Letztere- losschlägt, so wird es auf dem kürzesten Wege nach — Berlin gelangen wollen, und der führt durch Belgien und Luxemburg. Es wird also nichts unver sucht lassen, um sich durch Conventionen mit Bel gien und Niederland nach Art der russisch-rumänischen freien Durchmarsch zu sichern; es wird aber auch nicht anstehen, sich denselben zu erzwingen, wenn es sich dadurch den Kriegserfolg sichern zu können meint. Und diese Eventualität ist es, welche die Beklemm ungen in Brüssel erregt. Der König selbst — der nicht an freiwillige Selbstauslieferung an Frankreich denkt — hat sich in dieser Hinsicht vor einigen Tagen gegenüber dem Sladtrath von Lüttich über die schwierige Lage des Landes ausgesprochen und hierbei besonders betont, daß Belgien eine wirksame Garantie für seine Unabhängigkeit und Neutralität nur in der eigenen Kraft zu erblicken habe und darnach handeln müsse. So ist es, und wenn Bel gien je seine Neutralität aufgeben und sich zum Gelegenheitsmacher eines Krieges Frankreichs gegen Deutschland hergcben wollte, so würde e« auch seine Unabhängigkeit cinbüßen. Die Suezcanal-Fraze bildet jetzt in England den Gegenstand der lebhaftesten Diskussionen. Als die englische Regierung 'M November 1875 vom Khedive 177,600 Stück «uezcanal- Aktien üm den Preis von 4 Millionen Pfund Sterling.übernahm, geschah dies in erster Linie aus politischen Beweg gründen. Die Regierung sprach dies aus, als sie im Parlamente, um die Opposition zum Schweigen zu bringen, erklärte, das Geschäft dürfe nicht als finanzielle Operation, sondern müsse als politische Maßregel betrachtet werden, welche die Befestigung der englischen Macht zum Zweck habe, da es eine weitere Sicherheit der Verbindung mit Indien gewähre. Die politische Natur des Geschäftes tritt denn auch jetzt in eclatanter Weise hervor, nachdem die Ver wickelungen eingetreten sino, in deren Voraussicht es abgeschlossen wurde. England will nicht zulassen, daß russische Kriegsschiffe den Suezcanal passiren, und scheint enischlossen zu sein, aus dieser Frage unter Umständen einen vasus belli zu machen. Damit ist der Standpunkt der englischen Regierung vollkommen klar dargelegt, und zum Ueberfluß hat der UnterstaatSsecretair Bourke dieser Tage noch im Unterhaus die Erklärung abgegeben, die bezüglichen Andeutungen würden Rußland nicht gemacht worden sein, wenn England nicht bereit wäre, denselben eventuell auch eine thatsächliche Unterstützung zu geben. Jetzt weiß also Rußtand, daß England die Suezcanal-Frage als eine Machtfrage ansieht, und daß eS nicht ohne Weiteres gegen Eghpten vorgehen kann, weil diese- der Pforte HeereSfotge leistet, und in St. Petersburg wird man ohne Zweifel da» Kerbholz der englischen Sünder um einen neuen gewaltigen Streich bereichern. Wenn