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^3S Mittwoch, den S Mai. Politische Weltschau Die abgelaufene Woche hat endlich den längst erwarteten orientalischen Krieg zum Ausbruch gelangen lassen. Zum siebenten Male seit Peter dem Großen steheit Russen und Türken sich kampf gerüstet gegenüber, zum siebenten Male schicken sich die Völker des Czaaren an, den alten Kampf aus zukämpfen, der zwischen altgläubigem Christeathum und den Kindern Mohameds unauslöschlich entbrannt ist. Immer wieder von Neuem wurde der Versuch gewagt, die Widersacher Urfcde schwören zu lassen — aber noch immer legte der jeweilige Friedens schluß nur den Keim zu neuen.Kriegen. Schön gleich nach dem letzten Frieden zwischen der Pforte und dem Czaarenreiche, gleich nach dem Pariser Vertrag von 1856 konnte ein weitvorausschauender Politiker über denselben sagen: Dieser Friede muß neuen Frieden erzeugen, denn er muthet Rußland zu viel und zu wenig zu. Zu viel, um nicht den brennenden Wunsch im Herzen jedes russischen Patrioten zu immer neuer Gluth anzufachen, jene Bestimmungen auszulöschen, mit denen dieser Vertrag Rußland so schmachvoll in seiner Handlungsfreiheit beschränkt; zu wenig, denn die Fänge des russischen Aars muß ten nur zu bald wieder die alte Kraft erlangen und sich'abermals dem Ziele der alten Bestrebungen zu kehren. Wenn daher jetzt die Russen in der Nacht vom 23. zum 24. April den Pruth überschritten, um Einmarsch iu rumänisches Gebiet gleichzeitig mit der Kriegserklärung den Krieg durch einen Offensipstoß nach dem „ottomanischen" Staatsgebiet zu tragen» so fällt der Diplomatie des Jahres 1856 steht sich von selbst, daß derartige Scharmützel ohne Bedeutung für den AuSgang des Krieges sind. Auch^ der deutsch-französische Krieg begann ja bei Saar«, brücken mit einem Erfolge der Franzosen über 2/ Compagnien preußischer Infanterie. ES gewinnt immer mehr den Anschein, als wenn der Schluß der Reichstagssession doch am 5. Mai herbeizuführen seio wird. Man will nämlich das in der Commission mit großer Gründlichkeit durch* berochene Patentgesetz nicht mehr i« Plenum gur mit allerlei Hintergedanken, verbergen sich hinter Heu vielfachen Versicherungen seiner Uneigennützigkeit vielleicht doch gewisse Eroberungsgelüste? Warum zögerte der Czaar so lange mit seiner Kriegserklä rung? Dergleichen Fragen, die sich Jeder in feiner Weise beantwortet, werden ihre authentische Er ledigung erst in der Zukunft finden, aber das ab solute Regiment des russischen KaiserthumS wird wohl niemals die diplomatischen Acteustücke in einem moskowitischen Blau- oder Grünbuche der Welt vor legen I Einstweilen bietet sich den Conjecturen ein weiter Spielraum dar und die Löwen des Tages, Czaar und Sultan, lassen inzwischen ihre Kriegs- schaaren allmälig aneinanderrücken, um in einigen Wochen den Kampf ernstlich zu beginnen, da derselbe denn doch einmal nicht zu vermeiden ist. Es hatte nämlich lange Zeit ganz den Anschein, als wenn weder-Rußland noch die Türkei große Eile Hätte mit dem Beginn der kriegerischen Action, und ge wiß entsprang die Zögerung nicht aus Humanitäts rücksichten, sondern vielmehr aus der Erkenntniß der Gefahren, welche aus einem Racen- und Religions kriege allen dabei Betheiligten drohen. Wie wir schon am Schlüsse unseres letzten Ar tikels andeuteten, rückt Rußland der Türkei vön zwei Seiten zu Leibe: von Asten und von Europa aus. Die sogenannte Südarmee ist über Rumänien nach der Bulgarei aufgebrochen und es dürften sich in dem nordöstlichen Theile derselben — in der Do- brudscha — die ersten Kämpfe entipinnen. Auf dein asiatischen Kriegsschauplatz«, wo die Kaukasus-Armee eingedrungen, hat unweit Datum an der Ostseite des Schwarzen Meeres ein Gefecht stattgefunden, ohne Zweifel die intellektuelle Urheberschaft dieser wobei nach türkischen Angaben die Rusten 800 Mann neuen Aera des Blutvergießen« zu. Kaiser Alexander verlor?» und zurück geschlagen sein sollen. ES ver wandte sich, um diesen Schritt zu erklären, gleich zeitig mit einem Rundschreiben an die Mächte und mit einem Manifest an seine Armee und seine Völ ker. Die Circulardepesche des Fürsten Gortschakow erklärt einfach, daß nunmehr durch die Anwendung von Waffengewalt das zu erreichen angestrebt wird, was Emopa vergeben« auf friedlichem Wege zu er reichen versuchte. Rußland glaube damit dem euro päischen Interests zu entsprechen. Liegt Rußland wirklich nur das Schicksal d-r unter dem THckqjoch Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Amtsblatt -er Kgl. Amtshauptmannschaft un- -er Kgl. Schutinspection zu Kavtzea, ! sowie -es Königlichen Gerichtsamte» un- -es Sta-trathes zu Aischofswtr-a. K Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabend» und kostet einschließlich der Sonn» - abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljShrlich 1 Mark b0 Pfg. (IS Rgr.). Inserate werden dis DlenstNM und Freitag« früh S Uhr angenommen und kostet di« gespaltene Eorpuszeile »der deren Raum 1Ü Pfennige.