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Medaneru sich genöthigt, seine Zü- AWt zu der Waffengewalt zu nehmen. Haben Sie da- Mr bi« Güte, Ihre Regierung zu benachrichtigen, --daß vom heutigen Tage ab Rußland sich als im Kriegszustand« der Pforte gegenüber befindlich be trachtet. Die erste Folge hiervon ist der Abbruch der diplomatischen Verbindung der beiden Länder. Ich ersuche Sie, mir gefälligst anzeigen zu wollen die Anzahl und die Rangsteüuug der Personen, aus welchen die ottomanische Botschaft in Rußland be steht, damit Ihnen die nöthigen Pässe zugefertigt -werden können. Was di« in Rußland befindlichen ottomanischen Unterthanen angeht, so steht es den jenigen, welche das Land verlassen wollen, frei, dies -«»gehindert zu thun. Diejenigen, welche es vor gehen sollten, zu bleiben, dürfen sich des vollen -Schutzes der Gesetze versichert halten. Türkei. Di« Pforte beantwortete das russische Manifest in einem langen Rundschreiben an die Mächte, in welchem sie ausführt, daß die Türkei in keiner Weise Rußland provocirt habe, an die Anstrengungen der Pforte, um das LooS der Christen zu verbessern und die Mächte zufriedenzustellen erinnert und hinzufügt, daß die Pforte, nachdem sie den Angriff Rußlands -licht begreifen könne, deu Pariser Vertrag anrufe Wd an die Vermittelung der Mächte appellire. Die Pforte erhielt aber überall ein« ablehnende Antwort nut dem'Hinweis, daß das Ansuchen nun zu spät 'iftinme Vom Kriegsschauplätze. Der Uebergang der russischen Armee über den Pruth hat begonnen. Am 24. überreichte der russi sche Reichskanzler dem türkischen Botschafter in Pe tersburg die Kriegserklärung und bis zum Mittag desselben Tages hatten bereits 15,000 Mann Russen den Pruth überschritten. Der Uebergang wurde an drei verschiedenen Punkten bewerkstelligt. Schon am Abend des '24. passirten 1200 Kosaken Kitilia bei Bukarest, nach Kalafat gehend. Der Obercommandant der russischen Armee, Großfürst Nicolaus, hat eine Proclamation an die Rumänen erlassen, mit welcher er die Rumänen bittet, die russischen Truppen freund lich auszunehmen und ihnen die Mittel zu verschaffen, Ihre Bedürfnisse zu befriedigen. „Ich habe, heißt eS wörtlich, die nothwendigen Maßregeln getroffen, Hamit die Militärcasse alle Einkäufe der Armee un- »erweilt bezahle. Ihr kennt die Disciplin der kaiser lichen Armee. Ich bin sicher, daß sie in Eurer Mitte ihre Ehre unversehrt bewahren werde. Die russische Armee wird Eure Ruhe nirgends stören, Eure Ge- .fttze und Gewohnheiten und Euer Vermögen achten. Rumänen! Unsere Vorfahren vergossen ihr Blut für Eure Freiheit. Ich glaube, wir haben das Recht, Euren Beistand für die bei Euch zu dem einzigen Zwecke durchziehende Armee zu verlangen und den unglücklichen Christen der Türkei, deren Mißgeschick da» Mitleid Rußland- und de» ganzen Europa er weckt hat, zu helfen." Der Kaiser von Rußland hat sich nach kischeneff zurückbegebeu, wo das Haupt- qMtier noch weilt. Sn Ungheni empfing er den Mtttopvliten de» moÄauffchen Cleru» und eine De ¬ putation von Bürgern äü» Safly. Auf Äe wünsche des Metropoliten erwiderte der Kaffer , er" empfehle sich und die russische Armee den Gebeten des orthodoxen Clerus, er hoffe, in der rumänischen Nation freundschaftliche Gesinnungen zu finden. Der Kaiser schied von den Truppen mit den Worten: „Gott behüte Euch, Ihr werdet die Ehre der russischen Waffen zu vertheidigen wissen." — In Wien traf am 24. die Nachricht aus Bukarest ein, daß die ru mänischen Truppen Kalafat geräumt hätten, doch hat diese Meldung noch von keiner Seite Bestätigung gefunden, auch wurde von der Bukarester Nachricht kein Motiv angegeben. In Constantinopel fanden am 23. und 24. Ministerrathssitzungen unter dem Vorsitze des Sultans statt. Man meldet der „Presse" aus Constantinopel, daß der Sultan sich schon nächster Tage zur Armee begeben werde. Der Krieg werde dadurch officiell als heiliger Glaubenskrieg (Dschihad) erklärt. Alle MoslimS sind nun verpflichtet, die Waffen zu ergreifen, wenn der Khalif als Fürst der Gläubigen und Nachfolger des Propheten sie dazu auffordert. Man erwarte diese Aufforderung bald. Der Sultan soll die Fahne des Propheten mit zur Donau-Armee nehmen. Zum letzten Male war sie 1827 von Mahmud II. gegen die Janitscharen ent faltet worden. — Mit der Entfaltung der Fahne des Propheten hat es nicht so viel auf sich, die Pforte wird damit und daß sie den Krieg als heiligen Krieg erklärt, keine Armee mehr aus der Erde stampfen können; es ist nur ein Aufputz des Krieges. — Aus Kischeneff wird gemeldet, daß auch das fünfte und sechste ArmcecorpS, welche bisher ihre Stäbe in Russisch-Polen, in Warschau und Radom hatten, den Marsch nach Bessarabien angetreten haben,' um zur Südarmee zu stoßen. Dieselbe zählt demnach, die Armee an der Küste des Schwarzen Meeres einge rechnet, 10 Armeccorps, welche die Nummern von 5 bis 14 führen und nach dem Sollstande ein Heer von ungefähr 360,000 Mann, 80,000 Pferden und 1100 Feldgeschützen repräsentiren. — Der Kaiser von Rußland ertheilte dem Großfürsten Nicolaus das Begnadigungsrecht, das Beförderungsrecht bis zum Generallieutenant und das Ordensverleihungs recht. — Neuere Depeschen melden noch Folgendes: Am 24. besetzten 15,000 Russen die strategisch wich tige Bahnbrücke von Barbosch. Es waren am 24. bis Abends bereits 50,000 Russen auf rumänischen Boden eingcrückt. Ein starkes russisches Corps rückt gegen die Dobrndscha vor. Die rumänische Armee hat sich von der Donau in's Innere gezogen und in zwei Corps getheilt, von denen eines bei Bukarest, das andere bei Krajowa concentrirt wird. — Ein Tele gramm des „Dr. I." berichtet ferner: Die tele graphische Verbindung zwischen Rumänien und der Türkei ist unterbrochen. Die Eisenbahn Bukarest- Jassy vis Barbosch befördert noch Passagiere. Der Vormarsch gegen die Dobrudscha dauert fort. Die Russen überschritten die asiatische Grenze bei Alexan- dropol. — Gerüchtweise verlautet, daß an der asiatischen Grenze bei Kars ein Scharmützel stattge funden habe. — Die türkischen Blätter behaupten, Suleiman Pascha habe, nachdem er die Montenegriner zurückgeworfen, den Dugapa» passirt und «affchire auf Riksie.