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Mittwoch, den 1L. April. Bischofswerda, Ltolpe« und UmgegerM» Amtsblatt -er Kgl. Amtohaaplmannschaft VN- -er Kgl. Mchvlrnspection sowie -es Königlichen Gerichts am tes un- -es Sta-tratheo z» Kischosswerdchs Vies» Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends und kostet einschließlich der SdÄliZ abend« »scheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark LS Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden di« Dienttag»^ und Freitag- früh » Uhr angenommen und kostet di« pespiltene CorpuZMe oder deren Raum IS, Pfennig«,; --. 29. Mittwoch, den LL. April. j 1877. Politische Weltschau. Unser Blick, der heute im Fluge jedes nennenS- werthe Ereigniß der vergangene» Woche streifen sollte, bleibt immer wieder haften auf der Kunde, welche der Telegraph in alle von Menschen bewohnten Theile des Erdballs getragen hat: der Rücktritt des FürstenBismarck. Der Reichskanzler hat einen langen Urlaub erhalten, der schließlich in den defini tiven Rücktritt übergehen wird. Das Gefühl, daß Fürst Bismarck nicht wieder in seine hohen «emter zurücktreten, daß der erste Platz am Ministertische des Reichstags für längere Zeit verwaist bleiben wird, ist ein allgemeines. Es ist eine bedenkliche Krisis, die mit dem Entschlüsse des Fürsten begonnen hat. Wohl dürfen wir die feste Ueberzeugung hegen, daß es dem Nachfolger desselben unmöglich sein wird, der äußeren Reichspolitik eine andere Richtung zu geben Welche Veränderungen wird aber der Rück tritt des Fürsten in den inneren Angelegenheiten des Reichs herbeiführen? Noch die gegenwärtige Session des Reichstags dürfte hierüber zu interessanten Er örterungen führen. Berliner Blätter sagen aller dings: Ob es sich wirklich um einen Urlaub für lange Zeit handelt, ob der Fürst sich in der That Vorbehalten hat, die Leitung der Geschäfte später wieder in seine eigenen Hände zu nehmen, oder ob er entschlossen ist, dem Urlaubsgesuch den Antrag auf volle Pensionirung folgen zu lassen, kann heute noch nicht entschieden werden, vielleicht auch inter- venirt die Weltgeschichte in ihrer eigenen Art und wir erleben, daß man den Mann von Varzin noch vor Ablauf seines Urlaubs zürückrüft, wie einst die Römer den CincinnatuS vom Pfluge wezriesen, um ihm die Diktatur zu übertragen, denn aus dem Rück tritt BiSmarck's den Schluß zu ziehen, daß wir in der Politik nunmehr für lange Zeit Windstille haben werden, wie das hie und da geschieht, scheint uns denn doch gar zu absurd, schon aus dem Grunde, weil Jedermann zu dem Patriotismus des Reichs kanzlers das Vertrauen hat, daß er alle persönlichen Bedenken kurz entschlossen über Bord werfen und im Augenblick zur Stelle sein würde, wenn das Vaterland ^n Gefahr käme, Im klebrigen hat Dis« marck seihst es ansgesprpcheo, ' daß die Interessen - Deutschlands an der EntwicklnnL Hnd dem AiM-g .' stwchmttreißigft« Jahrgang. der orientalischen Frage nur untergeordneter Axt,- seien, und man darf hieran vielleicht erinnern der Version gegenüber, daß zwischen dem Kaiser und HM ; Reichskanzler sich eine principielle MeinuiM^: Verschiedenheit bezüglich der Unterstützung Rußlands durch die deutsche Politik «^gebildet habe, —:We,- Presse von ganz Europa bespricht den Rücktritt Bis marcks. Ein österreichisches Blatt sagt, ÄS« marck hat einst im preußischen Abgeordnetenhaus« erklärt, daß er „einest anderen Weg gehe als dM welchen seine Parteigenossen vorzeichnen," - . . „Esn großer Staat regiert sich nicht nach Partei-Ansichten; man maß die Gesammtbeit der Parteien, die - Hy Lande vorhanden sind, in Abwägung bringen und? aus dem Resultate derselben eine Durchschnitts-! linie ziehen , der die Regierung als solche folgen , kann, Diese Worte erklären deutlicher als vieles^ Andere den Rücktritt Bismarck'S. Daß wir es,MH einem solchen und nicht mit einem vorübergehenden. Urlaube zu thun haben, unterliegt heute keinem Zweifel mehr. Seine Gegner im Palaste wie hu Reichstags«-: Saal mögen frohlocken; der Mann ist vorläufig aus dem Wege geräumt, welcher wie kein Anderer ihre Wege kreuzte, ihre , Minen sprengte. Der Mayo, welcher dem Bundestage ein deutsches Voll-Parla ment und allgemeines Stimmrecht gegeoüberstellte, hat trotz allen Conflicts-RegimentS dem Parlament tarismus freien Raum geschaffen. Bon allen Landern und allgewaltigen Ministern der Geschichte von. Schm bis auf Metternich hält ihm keiner die Stange; selbst Oxenstjerna, der ihm an Charakterstärke zunächst , steht, an Milde des Gemüthes überlegen war, kann, doch den Vergleich nicht aushalten, weih sein Wirken/; und seine Erfolge auf einen beschränkteren Scham, platz gebannt waren. Wir Menschen können nun einmal nicht umhin, einen Wan» mehr nach feine«; Leistung als nach seiner Leistungsfähigkeit zu schätzen:;. Mögen sie draußen im Reich zusehen, wir sie. ohne ihn fertig werden. . >q Li:,, „Den Papst, an den ihr nicht mehr glaubt;,;,-; Ersetzt ein infalliÜer Kaiser." Zor Es bleibt abzuwarten, ob man nach Juvmal'schem^ Muster das Broncebild in den Schm^osea -wirft und Hausgerälhe daraus gießt, sder^Ä Deutschland auf seinem BorwärtSmarsch dm zur Ssitt-getretwM^ Officier fixiren, seine Critik unh ftjneHehrrvi'hmnrp'^