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lngesvmei Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König und die Königi" von Sachsen sind am Dienstag Abend H 10 Uhr in Berlin eingetroffen. Dieselben wurden von dem Kaiser und der Kaiserin, dem Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Carl und Alexander, dem Prinzen August von Würtemberg, königl. Hoheit, der königl. sächsischen Gesandtschaft und dem Ehrendienste auf dem Bahnhofe empfangen, woselbst eine Compagnie des 2. Garderegiments die Ehrenwache bildete. Der Kaiser und die Kaiserin geleitetm die hohen Gäste nach dem königl. Schlosse, wo bei dem sächsischen Königspaare das Souper stattsand. Se. königl. Hoheit Prinz Georg ist am 21. Nachmittag 2 Uhr 4 Min. nach Berlin abgereist. Zum Ehrendienst während der Abwesenheit der sächsischen Majestäten und des Prinzen Georg von Sachsen in Berlin sind commandirt zu den Ersteren der Commandeur der 9. Division, Generallieutenant von Rauch, Major Graf Fink von Finkenstein, Commandeur des Gardejägerbataillons, und der Schloßhauptmann Freiherr von Zedlitz. Der Com- mandeur der 1. Gardccavalleriebrigade, General major von Schenk, ist zum Prinz Georg von Sachsen rommandirt. Bischofswerda, 23. März. Der Geburtstag Sr. Maj. des Kaisers ward auch hier vielfach ge feiert; die öffentlichen Gebäude, Rathhau« und Ge- richtsamtSgebäude und mehrere Privathäuser hatten Flaggenschmuck angelegt und Abends versammelten sich die Societät, die Schützengesellschaft sowie der Militärverein in ihren Vereinslocalen, um diesen so wichtigen Tag in geselliger Weise festlich zu begehen. Der Marktplatz sowie die Locale der Societät waren billant erleuchtet. — 23. Die großen Castanienbäume am Wall vor der Dresdner Straße sind nun sämmtlich unter der Axt gefallen. Nicht geringes Aufsehen erregte gestern das öftere Schießen, welche« fast Kanoneft- die Wur, im Ha« zu Sch» Zeit da< konnte s Betten i nur der Schwest, letzteren Hause u 8. « der Ver Gerichts unter S glieder s Besteher durch ei Nachden Huldigu bracht , rathes l Bautzen Hörde vi Anwesen Gemein! und dei Toaste wechselt, als wü animirt, ernsten > ab, uni heiteren Bewußt fahruog wirken gerecht über B, Gemein Lau steriuuit nehmigt Radebei angeleg! benannt gehabte, meinde Prietitz . 2t 9. ist Stiebitz hat m Leichna heraus^ dorf (p ver Mi - De des G Hannen R-alsch Bei d« wenn unsere Gräber vielleicht schon längst sind. Mag Kaiser Wilhelm mit seinen Rathen den zum Heile unseres Volks und Vaterland« und zu Kräftigung des jungen Reichs eingeschlagenen Weg nie und nimmer verlassen; spätere Generationen werden dafür sein Andenken segnen und sein Name für alle Zeiten ruhmreich genannt werden auf den goldenen Tafeln der Geschichte. Seine Zeitgenossen aber mögen sich ein Beispiel an ihrem erhabenen Kaiser nehmen. Nur dann wird der Ausbau de« deutschen Reichs, wie die Entwickelung der deutschen Einzelstaaten einen gedeihlichen Fortgang nehmen, wenn das deutsche Volk in seinen einzelnen poli tischen Parteien endlich mit zwecklosem Seufzen und Klagen und gegenseitiger Verketzerung aufhört^ und practische Politik zu treiben beginnt, das heißt: Den Blick fest in die Zukunft gerichtet und die un abweisbaren Lasten zum Wohle dcö Ganzen zu tra gen bereit, gemäß jener von Friedrich dem Großen erwählten und von Kaiser Wilhelm allzeit festge- haltencn Devise der preußischen Politik: . „Nie rückwärts!" (Dr. A.) geschah der, Mbvkste Schritt durch die unterm 23. Sept. 1862 U erfolgte Berufung de« heutigen Fürsten ReichScanzler« ß" an die Seite des König«. Die geniale Politik dieses seltenen Mannes fand in dem vom König Wilhelm als Prinz-Regent unterm 23. Juli 1860 zu rcor- ganisiren begonnenen starken preußischen Heere daS Mittel zur Durchführung seiner gewaltigen Pläne, und am 18. Januar 1871, als aus dem Spiegel saale hes alten französischen Königsschlosses zu Versailles die Kunde von der Proclamirung des deutschen Kaiserreichs in die Welt hinausklang, war die Hauptarbeit de« großen Werkes vollendet. Seitdem sind sechs Jahre verflossen. Stark und mächtig steht das deutsche Reich in der Reihe der Staaten der Erde, stolz weht die deutsche Flagge in allen Häfen, auf allen Meeren und der deutsche Name, ehedem ein wesenloser Schemen, gilt heute im Rathe der Völker so viel wie der jeder andern Nation. Und doch ist es ein großer Theil des deutschen Volkes schon müde, dafür Opfer zu bringen und die gegenwärtig nicht allein über unser Vater land hereingebrochene Krisis in Handel und Industrie ist ein unerschöpflicher Quell von Mißbehagen und Klagen.. Er ist auch die Ursache, daß man den anfgestandenen falschen Propheten und modernen Volksbeglückern, welche ihre Anhänger den directen Weg in's Schlaraffenland zu führen versprechen — Versprechen und halten ist aber zweierlei! — viel fach willig Glauben schenkt und von ihnen den Himmel auf der Welt erhofft. Wie kläglich nimmt sich dieser Kleinmuth des deutschen Volkes gegenüber der Energie und That- kraft seines greisen Kaisers aus. Er setzte sein ganzes langes Leben für Erfüllung der einen Auf gabe ein, die ihm die nothwendigste dünkte für das Heil seines Volks und Vaterlands. Unbekümmert um die ihm früher deshalb zu Theil gewordenen An griffe und Verlästerungen ging er seinen Weg, ein ganzes Menschenalter lang. Erst in hohem Alter, als Apno 1870^71 unter den ehernen Tritten der von ihm geschaffenen, von ihm und seinen Paladinen geführten deutschen Legionen die Welt erbebte und der alte Feind Germanias bezwungen wurde, erntete er die Früchte seines ernsten redlichen Strebens: den heißen Dank aller deutschen Stämme dafür, daß er die heimischen Gaue vor dem aus früheren Zeiten her gefürchteten Feinde bewahrte. Eine so hervorragende Stellung, wie die gegen wärtige Deutschlands, kann natürlich nicht ohne Opfer errungen und behauptet werden. Der ledig lich infolge politischer Unreife der großen Masse unseres Volks gehegte naive Glaube, daß mit der Aufrichtung des deutschen Reichs nun auch da« goldne Zeitalter angebrochen sei, ist eben ein Phan tom, welches durch da« Studium der Karte des von allen Seiten den Angriffen der Nachbarn preis gegebenen deutschen Reichs, oder seiner Geschichte sofort erbleicht. Unser Zeitalter und die darin Lebenden haben eben, wie Generalfeldmarschall Graf v. Moltke seiner Zeit im Reichstag schlagend nach- wieS, die Lasten für kommende Geschlechter zu tragen und die Saat zu streuen, deren Früchte erst dann unfern Kindern und Kindeskindern reifen werden,