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Sonnabend, den 24. Marz. Zu dem mit dem 4. April beginnenden neuen Quartale laden wir zu zahl' reichen Bestellungen ergebenst ein und ersuchen insbesondere diejenigen Abonnenten, welche ihre Exemplare durch die Post beziehen, ihre Bestellungen rechtzeitig zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der Versendung eintritt. i Bischofswerda, 22. März 1877. vis LxpsäLtion riss „säoLs. Lrsättlsrs." Eckstein einer neuen und großen deutschen Entwick lung bestimmt war. Zehn Jahre zählte Kaiser Wilhelm, als infolge schwerer Verirrung das alte System und mit ihm die preußische Monarchie zusammenbrachen; er sah die Flammenzungen der weltgeschichtlichen Ereignisse, welche bis an den Thron, ja bis in'S stille Familien gemach seines Vaters und seiner Mutter heranreichtea, mit Augen, die, so jung sie waren, doch nicht zu jung, um nicht bleibende Eindrücke und Begriffe für's Leben davon zu behalten. Er sah aus den Flammen und Stürmen der Zeitgeschichte Preußen als Phönix neu hervorgehen, ein neues Volk, einen neuen Staat. Nach der Schlacht bei Leipzig lebte er im preußi schen Heerlager, und in den Schlachten des Jahres 1814 stand er oft im dichtesten Kugelregen. Am 11. Juni 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Unterm 27. Oct. 1857 übernahm der Prinz die Regierung, am 9. Oct. 1858 die Regentschaft und am 2. Jan. 1861 erfolgte dir Thronbesteigung. Sein Leben war oft bedroht. Bei einem Be suche iw St. Petersburg stürzte er in die Newa und war dem Tode nahe. Bei der Ersteigung des Thurmes in Stargardt fiel das Fallgatter auf ihn nieder und er schwebte in Todesgefahr. Mehr <stS dreißig Mal stürzte er mit dem Pferde. Bei der . Eröffnung des Feldzugs in Baden 1840 traf ein? Kugel, die dem Prinzen galt, ein Pferd und den Postillon, ihn nicht. 1861 bewahrte ihn Gottes ' allmächtige Hand vor zwei Schüssen eine- geistig gestörten Menschen in Baden-Baden. Er war zu Höherem aufgehoben. Zur Lösung der Allfgabe: die Sehnsucht her Edelsten und Besten unsere- Volk» zu «Hüllen upd Der 22. März 1877. Kaiser Wilhelm feierte am obengenannten Tage sein achtzigstes Wiegenfest. Achtzig Jahre! welch' eine lange, lange Zeit. Die Generation, mit welcher der hohe Herr einst in die Welt trat, ist zum weitaus größten Theil schon schlafen gegangen; das jetzt lebende Geschlecht hat nur die Zeit der Erfüllung, der Siege und Erfolge Deutschlands gesehen, nicht aber die Mühe und Arbeit seiner Voreltern, deren Ringen, Schaffen und Sorgen durch Jahrzehnte sie weder kennt noch ahnt. Kaiser Wilhelm dagegen kennt auch jene Zeit; er hat mitgearbeitet, mitgerungen und mit- ' gesorgt und ihm war cs vergönnt, den Lohn dieses rastlosen, unermüdlichen Strebens mit eigenen Augen zu schauen. Sein langes, ereigniß- und arbeitsvolles Leben ist recht eigentlich ein getreues Spiegelbild der Schicksale des deutschen Volks, er selbst aber das beste Vorbild für die im Gluthfeuer wilder, erbitterter Schlachten und mit unvergeßlichen Opfern wieder zu einer Nation geeinigten deutschen Stämme. Kaiser Wilhelm, geboren am 22. März 1797, ist der zweite Sohn der hohen deutschen Frau, der unvergeßlichen Königin Louise von Preußen. Wegen i seiner augenscheinlichen Körperschwäche bangte man in seiner frühesten Jugend für sein Leben. Sein in Geistesgaben und Körperkraft vorleuchtender älterer Bruder, Friedrich Wilhelm IV., ist dahingegangen wie ein Meteor; das Glänzende ist vergangen und das Tüchtige, das selten glänzt, das Gediegne, das hinter dem vor ihm stehenden Glanz im Schatten stand, ist geblieben. Das scheinbar Schwächere hat überdauert, weil es von der höheren Ordnung zum Amekmddrrißt^ster Jahrgang. , Wochenblatt für - Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -er Kgl. Amtohauptmannschaft und der Kgl. Schvlinspection zu KautzeN, sowie -es Königlichen Gerichtsamte- und -es Sta-trathes zu Kischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabends und kostet einschließlich der Eos»« abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark LV Pfg. (IS Rgr.). Inserate werden di« Dienstag« und Freitag« früh » Uhr angenommen und koket die gesp-ltene EorpuSzeile »der deren Raum 10 Pfennige. 24. j Sonnabend, den 24. Marz. 1877.