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19.1 1877 Mittwoch, den 7. März. n n s em une- leine )ank Ser- ;en- ;en- die ster Lrisis noch ganz andere Begehren ihren Eingang halten würden, al» die bisher laut gewordenen. Am vorsichtigsten ist man in dieser Hinsicht in Berlin. Hier hat die Thronrede bei Eröffnung de» Reichs« tageS allerdings eine schüchterne Anerkennung de» PrincipS der Staatshilfe ausgesprochen; allein die Durchführung stellt sie den Einzelstaaten anheim. Diese aber dürften eine Pflicht dieser Art nicht an erkennen und auf die Communen recurriren, die ihrerseits stets geneigt sind, größeren Nolhständen gegenüber sich für mittellos zu erklären. Bringt das Frühjahr keine Minderung des Elend», dann dürfte doch ein ernstes Einschreiten auf die eine oder andere Art unumgänglich sein. Von der Thätigkeit des ReichStag es ist wenig zu berichten, da er im Laufe der vorigen Woche dem preußischen Landtage Zeit und Muse gönnte, seine Vorlagen aufzuarbeiten. In zwei Sitzungen (Mon tags und Freitags) wurden Gegenstände unterge ordneter Bedeutung erledigt. Wir wollen hier gleich eiofügen, daß das preußische Abgeordnetenhaus mit geringer Majorität die Vorlage wegen der „Berlin- DreSdner Eisenbahn" angenommen hat, wäh rend der Bundesrath Leipzig zum Sitz de« Reichs gerichts bestimmte. Neuerdings ist dem Reichs tage der Entwurf über die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Reiches vorgelcgt worden. Die Motive sprechen sich in ihrem allgemeinen Theile wie folgt auS: Ueber den in den Sessionen von 1872, 1874 und 1875 dem Reichstage vorgelegten Gesetzentwurf, betr. die Einrichtung und die Befug nisse des Rechnungshofes, ist eine Verständigung nicht erzielt worden. Die Ausgleichung der im Jahre 1872 hervorgetretenen Meinungsverschiedenheiten wurde namentlich dadurch erschwert, daß e» au eiuem Gesetz über die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben de« Reichs, welches die Grundlage für die gesämmte Thätigkeit des Rechnungshöfe» zu bilden geeignet wäre, noch fehlte und die bezüglichen str die preußische OberrechnungSkammer bei ihrer Colltröle des Staatshaushalts geltenden Vorschriften, durch welche jene Grundlage vorläufig ersep. werden sollte, über die Abgrenzung desjenigen Materials , welche» den Gegenstand der dem Bt"^^ lrch mst in ils. mg ,en ac- en, >er es >ie k- td m n, l- ie Politijche Weltschau. Noch immer keine Aussicht, daß der namentlich von den mittleren und unteren Classen der Bevölke rung empfundene Nothstand endlich besseren Zeiten weichen werde I Auch die vergangene Woche hat keine derartige Perspective eröffnet. Aber frivol klingt es fast, wenn gewisse Parteiorgane die Ursache dieses Nothstandes fortwährend in der liberalen Ge setzgebung finden wollen, um letztere keim deutschen Volke zu mißcreditiren. Jedes Kind weiß, daß bei uns in Deutschland wie in Oesterreich die Haupt schuld an der herrschenden Calamität jenem schauer lichen Börsenschwindel zufällt, der eine maßlose Menge fictiver Werthe geschaffen und dadurch jene kolossale industrielle Ueberproduction mit ihrer un natürlichen Steigerung der Arbeitslöhne veranlaßt Hat, welcher der finanzielle und wirthschaflliche Krach, die Bloßstellung aller Scheinwerthe, die rapide Ab nahme der künstlich gesteigerten Consumtion und der auf diese basirten Production, die Lohnreductionen, das Aufhören der Arbeit an vielen Orten, die Noth und das Elend zur nothwendigen Folge haben mußten. Sehnliche Ursachen waren auch anderswo, wenngleich in geringerem Grade, wirksam, und die Folge ist jetzt überall eingetreten, wo der Schwindel seine Werkstätte aufgeschlagen hatte, in den Vereinigten Staaten Nordamerikas so gut, wie in den Industrie staaten Europas. Am fühlbarsten macht sich die allgemeine Notb selbstverständlich in den großen Städten, und wie ihr abzuhelfen sei, das wird jetzt gleichzeitig in den politischen Cenlren Berlin, Wien und Paris erörtert. Der österreichische Reichsrath sowohl als die französischen Kammern haben dem Appell der Nothleidenden an die Staatshilfe bereits Folge geleistet, indem der erstere für die darbenden Vororte Wiens, die letzteren zu Gunsten der hun gernden Seidenweber Lyons freilich sehr mäßig be messene NothsiandS-Eredite bewilligten, um hier die Fabriken zu beschäftigen und dort die Ausführung von Hemeiudehauten zu ermöglichen. Daß durch solche Localbegünstigungen dem allgemeinen Elend nicht abgeholfen wird und werden kann, ist klar, und andererseits fürchten Regierungen und Parlamente, durch dre Verallgemeinerung der Staat-Hilfe ein Thor zu öffnen, durch welche» bei fortdauernder Avchmddrrißigster Jahrgang. Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und UmgegeM ^imtsllalt -er Kgl. Amtohauplmannschaft und -er Kgl. Schnlinspection ;« KauheN, sowie -es Königlichen Verichtsamtes vn- -es Sta-tralhes z« Kischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend« und kostet einschließlich der Sonn abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich l Mark L0 Pfg. (IS Rgr.). Inserate «erden di« Dienstag« und Freitags früh 0 Ubr angenommen und tostet die gesp-lten- Corpuszeile »der deren Raum 10 Pfennige.