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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtvhauptmannschaft und der Kgl. Schutinspection zu KaNhen, sowie des Königlichen Verichloamteo und des Stadtratheo zu Dischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und LonoaveuVS und kostet einschließlich der Sonn> admdt erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich i Mark bO Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden bi« Dienstag» und Freitag« früh N Uhr angenommen und kostet die gcspiltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Pfennige. 11. Mittwoch, den 7. Februar. j 1877. Poljtifche Weltschau. Wir können unsere heutige Wochenübersicht ziem lich kurz fassen, da in den europäischen Staaten immer noch der „unveränderte status czno ante" — wie ein beliebtes Schlagwort sagt — herrschend ist. — Ueber den Stand der FricdenSunterhandlungen zwischen Serbien und der Pforte wird aus Belgrad geschrieben: .Es ist vollkommen augenscheinlich, daß der Zweck der Pforte ist, Serbien von dem russischen Einflüsse abzusondern und von dem Fürsten und seiner Regierung Bedingungen zu erlangen, die irgend eine Erneuerung einer russij^serbischen Allianz ver hindern sollen. Der russische Einfluß scheint gegen wärtig hier völlig zu schlummern, aber die schlaue Diplomatie diese« Reiches ist fähig, wirkungsvollen Einfluß auSzuüben, ohne daß irgend welche Anzeichen davon auf der Oberfläche der laufenden Ereignisse erscheinen. Es ist ganz möglich, daß Rußland einem Friedensschlüsse zwischen Serbien und der Pforte keine Opposition bereiten dürfte, mit der vorbehaltenen Absicht, im Falle eines Krieges mit den Türken serbischen Boden als wirklich türkische« Territorium zu erklären und Serbien via die Timok- und Mo- rowathätcr en ronte nach Sofia und dem Herzen de« türkischen Reiches zu occupiren. In solchem Falle könnten alle Serben, die zu kämpfen wünschen, sich den russischen Heeren anschließen und derjenige Theil der eingeborenen Bevölkerung, der irgend einen Werth in einem Kriege besitzt, könnte gegen die Türken verwendet werden, ohne daß sich die serbische Re gierung zu Gunsten irgend eine« der Kriegführenden erklärt. Der Pariser Vertrag ist während der letzten 12 Monate so arg verletzt worden, daß e« äußerst zweifelhaft ist, e« würde gegen eine solche Occupatio» de» serbischen Territorium« durch russische Truppen irgend ein ernstlicher Protest erhoben werden. Fürst Milan befürwortet noch immer die Einberufung der uationalm Skupschtina zur endgültigen Entscheidung über die türkischen. Vorschläge. Da« Ministerium ist dagegen, indem e« erklärt, daß, da eS Krieg ohne den Beschluß der Skupschtina führte, e« auch Frie den ohne deren Beistand schließen könne. Der Fürst wird wahrscheinlich nachgeben, da sonst, wie üblich, da» Ministerium wieder seine Demission geben würde. - Ueber die Entscheidungen, die von St. Peter»« Jahrgang. bürg au« erwartet werden dürfen, verlautet noch immer nichts. Wir haben kein Interesse daran, daß sich da« befreundete Reich in einen langwierigen Krieg stürzt, aber wir haben ein Interesse, daß die Entscheidung zum Krieg oder Frieden unverzüglich getroffen wird, weil unser Handel durch die seit langer Zeit herrschende Ungewißheit enorm geschädigt wird. AuS England ist nur von Naturereignissen zu - melden. Im hauptstädtischen Bezirk Lombeth wurden etwa 30 Personen unter den Trümmern eines Bau gerüstes, welches der Wind umgerissen hatte , be graben. Eine Frau wurde als Leiche aufgehoben, während 18 mehr oder minder schwere Verletzungen davongetragen. An der Küste wie auf offener Tee verursachte der Sturm zahlreiche Schiffbrüche. Auf der Höhe der Kapelandinseln unweit Belfast scheiterte der Schraubendampfer „Alexandra", wobei acht Mit glieder seiner Mannschaft ertranken. Die Zahl der in voriger Woche an den Küsten GroßbritanienS und Irlands startgcfundenen Schiffbrüche beträgt 49, so daß nunmehr seit Beginn des Jahres 1877 die Zahl der Schiffbrüche von der englischen Küste auf 246 gestiegen ist. In der italienischen Deputirtenkammer wurde am 29. Januar ein etwa« heikles Thema: Die Eventualität eines Krieges mit Oesterreich-Ungarn erörtert. Der Abg. Marselli forderte den Kriegs minister auf, sich mit seinem College» für die öffent lichen Lauten in Verbindung zu setzen, um die strate gischen Eisenbahnlinien unverzüglich in Angriff zu nehmen. Der Kriegsminister gab in dieser Beziehung eine zustimmende Erklärung ab. Infolge der vor Kurzem beendeten Berathung des Gesetzes betr. die Mißbräuche des Clerus scheint sich in klerikalen Kreisen ein sehr heftiger Adressensturm erheben zu wollen. Einige Blätter haben gemeldet, daß Piu» IX. einen förmlichen Prorest an die Mächte betreff» des genannten Gesetze» gerichtet habe oder richten wolle. Diese Meldung ist unbegründet. Der sou veräne Pontifax wird seinen Protest mittelst einer Enchcltca erlassen, die in der Vorbereitung be griffen ist und wahrscheinlich in dem während der ersten 14 Tage im März stattfindenden Confistorium veröffentlicht werden wird. Der Budgetau-schuß he» österreichischen Ah-