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'M Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -er Kgl. Ämtohauptmannschaft und -er Kgl. Schulinfpection zu Kaühen, sowie -es Königlichen Verichtoamtes un- -es Sla-tralhes zu Kischosswer-a. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und SounaveudS und kostet einschließlich der Sonn» abend« erscheinenden „belletristischen Beilag '' vierteljährlich 1 Mark bt> Pfg. (IS Ngr.). Inserate werdm bi« Dienitag« und Freitags früh » Uhr angenom i und kostet die gesp.ltene Lorpuszeile oder deren Raum IS Pfennige. 7. ! Mittwoch, den 24. Januar. ! 1877. Politische Weltschau. Die vorige Woche hat dem kaiserlichen Hause in Berlin einen schweren Trauerfall gebracht. Die Frau Prinzessin Carl, Schwester der Kaiserin und zugleich Gemahlin des Bruders unseres Kaisers ist am 18. d. ihren schmerzlichen Leiden erlegen. Die hohe Frau hatte ein Alter von 69 Jahren und das 50. Hochzeitsfest nicht voll erreicht. Die „Prov.-Corr." bringt einen Artikel zu den Wahlen, der insofern von hohem Interesse ist, als er so zu sagen die Gedanken der Regierung über die künftige dominirende Majorität des Reichstages manifestirt. Indem das mini sterielle Organ die Stärkung der rechten Seite des Hauses untz die stärkere Scheidung der National liberalen von der demokratischen Fortschrittspartei betont, schreibt es: „die große Bedeutung der social demokratischen Wahlen liegt in der thatsächlichen Be währung der Macht, welche der Socialismus in weiten Volksmassen bereits gewonnen hat, und in der hierin zu erkennenden Bedrohung der bürgerlichen Gesellschaft . . . Ueber die Gefahr, welche diese Wahrnehmung in Bezug auf die gesellschaftliche Ord nung und Sicherheit, sowie in Bezug auf die höch sten moralischen Güter des Volkes in sich birgt, kann für keinen verständigen Politiker, welcher Par tei er sonst angehöre, ein Zweifel obwalten. Zu welchen Zielen die socialistische Bewegung führt, das ist seit den Gräueln des Bürgerkrieges in Frank reich und Spanien dem Gedächtniß der Mitwelt von Neuem eingeprägt. Vernichtungskrieg gegen die bestehende Ordnung in Staat und Gesellschaft, gegen Religion und Kirche, gegen Familie und Cigenthum, das war da» Programm der französischen und spanischen Communisten, und die Socialdemokraten bei un» haben sich rückhaltslos zur Gemeinschaft mit jenen ausländischen Genoffen in Grundsätzen und Zielen bekannt. Gegen solche Widersacher wer den Angesichts der Macht, die sie bereits errungen, alle guten Kräfte der Nation zu vereinigten An- strengnngcn zusammenzufaffen sein, um den steigen den Fluthen der drohenden Bewegung feste Dämme entgegenzusetzen." DK Türkei hat die Forderungen der euro- Zwetundbreißlgster päischen Conferenz rundum abgelehnt und somit die Conferenz selbst-überflüssig gemacht. Die Delegirten verließen bereit« Constantinopel unverrichteter Sache und nunmehr wird wohl der Notenwechsel zwischen Rußland und dem Divan beginnen. Ist auch dieser beendet, dann wird man zum Schwert greifen, was im März geschehen soll. Den kommenden Ereig nissen gegenüber ist es gut, sich die Forderungen der Mächte nochmals zu vergegenwärtigen. Sie lauten: Montenegro. Rectification der Grenzen Mon» tenegro's unter Annexion der Bezirke Banjanie, Piva mit Niksic, Drobinak, eines TheileS der Scharanzi, des Distriktes Kalaschin, der Kucci-Drekalovici und der Kucci-Kraini, der Wasojevici, von der Zievna bis zum Lim, des Gebiete« Mali- und Beli-Bodi mit Spuz und Zabljak. Internationale Grenz berichtigungs-Commission aä stoe. Freiheit der Schiff fahrt auf der Bohana. Neutralisation der Fort« im Scutari-See. Serbien. Ltutus quo ante dollum für Ser bien unter Regelung der Grenzschwierigkeiten nach der bosnischen Seite durch eine Schieds-Commission conform dem Haiti-Scheriff von 1833. Für beide Fürstenthümer. Räumung der beiden Fürstenthümer durch die ottomanischen Truppen und des türkischen Gebietes außerhalb der neu fierten Grenzen durch die fürstlichen Truppen — Aus tausch der Kriegsgefangenen und Amnestie für die Staatsangehörigen, welche dem Feinde Dienste leisteten. Bosnien, Herzegowina und, Bulgarien. Die General-Gouverneure der Provinzen «erden für die ersten fünf Jahre von der Pforte ernannt mit vor hergehender Zustimmung der Mächte. — Die Pro vinzen werden eingetheilt in SandjakS mit MuteffarifS an der Spitze, welche die Pforte auf Vorschlag de« Valis für einen bestimmten Zeitraum ernennt, und in Canton (Nahm», Mudirliks) von 5000 bi» 10,000 Eiltwohner mit caotonalen Behörden, welche von der Bevölkerung in jeder Gemeinde frei gewählt werden und die in allen die Interessen des Canton« berührenden Fragen competent sind. — Die Pro- vinzial-Bersammlungen werden auf vier Jahre von den Cantonalräthen gewählt. Dieselben haben da« Budget der Provinz nach dem angegebenen Ghstdm aüfzustellen und Provinzialverwaltung-räthe zü er«