VORWORT Doctor Ulrich Rülein von Calw, meist genannt Kalbe, war eine be deutende Persönlichkeit im Gemeinwesen der Stadt Freiberg, des säch sischen Erzgebirges, der Leipziger Gelehrtenwelt sowie der gesamten Bergmannschaft deutscher Zunge an der Schwelle und im ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts, ein über die damaligen Verhältnisse weit hinausstrebender Neuerer. Infolge der Anonymität seiner Schriften blieb sein Wirken und Leben fast vier Jahrhunderte lang unbeachtet. Seit sieben Jahrzehnten erst befaßt man sich wieder mit ihm, und mit zu nehmender Erkundung ergeben sich dauernd neue Einzelheiten, erscheint sein Lebensbild immer reicher und bemerkenswerter. Aber viele Rätsel bestehen noch und viele treten mit den Nachforschungen neu auf. Meine Arbeit gibt einen Überblick des über Rülein Bekannten, zeigt die Lücken, Unklarheiten und Widersprüche in diesen Kenntnissen auf, kennzeichnet die Rätsel seines Lebenslaufes, die durch weitere Nach forschungen zu klären sind oder die weitere Anknüpfungspunkte dar stellen können. Neu ist die Erkenntnis, daß nicht einer der magdeburgi- schen Orte namens Kalbe, sondern das schwäbische Calw als Herkunfts ort Rüleins anzusehen ist. Neu sind ferner die Hinweise auf starke Be ziehungen zur Universität Leipzig von Anbeginn seines Studiums, auf seine Identität mit einem Leipziger Mathematikprofessor Kalb sowie auf seine wahrscheinliche Lehrtätigkeit als Medizinprofessor in den letzten Lebensjahren. Zum erstenmal werden sein „Bergbüchlein“, die erste deutschsprachige Druckschrift über Dinge des Bergbaues, nach dem ein mal nur noch in Paris vollständig erhaltenen Urtext der Erstausgabe und seine überhaupt nur einmal noch in Zwickau vorhandene kleine Pest schrift bekanntgegeben. Die Faksimile-Wiedergabe dieser seltenen deut schen Schriften wurde durch das Entgegenkommen der National-Biblio- thek in Paris und der Ratsschul-Bibliothek in Zwickau sowie des Rektors der Bergakademie Freiberg und der Redaktion der „Freiberger For schungshefte“ ermöglicht. Wertvolle Hilfe durch mündliche und briefliche Auskünfte, durch Hergabe und Besorgung von literarischen Hilfsmitteln und archivalischen Unterlagen und durch Überlassung von Photokopien danke ich vielen Einzelpersonen sowie Instituten und ihren Leitern und Mitarbeitern. Besonders nenne ich: