Volltext Seite (XML)
sation der Wasserdämpfe über dem Land reichlich Regen empfängt. Zum Fuß der Kordilleren hin wird aber auch in der Südhälfte Ecuadors das Klima unter dem Einfluß der nahen Gebirge wieder feuchter und die Pflanzenwelt tropisch üppig. Endlich am 8. Juni dampfte die „Quito“ den herrlichen wald gesäumten, 2—3km breiten Guayasstrom hinauf und ging vor der stolzen Wasserfront der Stadt Guayaquil vor Anker. Ich hatte in Colon berechnet, daß wir mit dem direkten Dampfer von Panama in vier Tagen Guayaquil erreichen und mit Beginn der trockenen Jahreszeit im Hoch land von Ecuador an unsere alpine Arbeit gehen könnten. Statt dessen waren wir von Panama 19 Tage bis Guayaquil unterwegs, hatten ein gut Stück Kraft zugesetzt und die Hälfte des für das Hochland besten Reise monats verloren. Um so mehr hieß es nun haushalten mit der übrigen kurz bemessenen Zeit. Und das ist geschehen. Guayaquil ist von seinem ersten Erbauer, Pizarros General Benal- cazar, 1535—37 an der für den Verkehr günstigsten Stelle angelegt worden. (Siehe Abbildung 8.) Da, wo der mächtige Guayasfluß bei einer Breite von ca. 2 km noch so viel Wassertiefe hat, daß die Ozeandampfer leicht ein- und ausfahren können, wo ferner aus der Alluvialebne des Stromes die dem Meere nächste Hügelkette aufragt, an die sich eine Stadt anlehnen kann, und wo die Nachbarschaft mehrerer in den Guayas mündender schiffbarer Flüsse den Verkehr mit dem Inland erleichtert, liegt die Stadt am Ufer des Stromes hingestreckt, eine stattliche, über 4 km lange Front, die vom Fluß aus namentlich abends, wenn überall das elektrische Licht strahlt, ein wirklich großstädtisches Bild bietet. Am Nordende der Stadt zieht sich die „Ciudad vieja“ (Altstadt) am Hang des Hügelrückens von Santa Ana hinauf, eines aus kretazeischen Gesteinen bestehenden Kordilleren stückes, das sich auch jenseits des Flusses, Guayaquil gegenüber, in den Cerros de Cabra bei Durän, dem Ausgangspunkt der Kordillerenbahn, fortsetzt. Vom Ozean her dringt im Rücken der Stadt ein Meeresarm, der Estero salado, bis nahe an die Hügel von Santa Ana herein. Die Alluvialebne, auf welcher der größte, neuere Teil der Stadt steht, liegt nur sehr wenig über dem Meeresniveau. Daher machen sich Ebbe und Flut im Guayasfluß bei Guayaquil und noch ein gutes Stück oberhalb der Stadt stark bemerklich. Die Differenz der Wasserstände bei Flut und Ebbe beträgt fast 4 m im Fluß wie im Meeresarm Estero salado bei